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A deeply engaging new history of how European settlements in the post-Colombian Americas shaped the world, from the bestselling author of 1491 .
Presenting the latest research by biologists, anthropologists, archaeologists, and historians, Mann shows how the post-Columbian network of ecological and economic exchange fostered the rise of Europe, devastated imperial China, convulsed Africa, and for two centuries made Mexico City where Asia, Europe, and the new frontier of the Americas dynamically interacted the center of the world. In this history, Mann uncovers the germ of today's fiercest…mehr

Produktbeschreibung
A deeply engaging new history of how European settlements in the post-Colombian Americas shaped the world, from the bestselling author of 1491.

Presenting the latest research by biologists, anthropologists, archaeologists, and historians, Mann shows how the post-Columbian network of ecological and economic exchange fostered the rise of Europe, devastated imperial China, convulsed Africa, and for two centuries made Mexico City where Asia, Europe, and the new frontier of the Americas dynamically interacted the center of the world. In this history, Mann uncovers the germ of today's fiercest political disputes, from immigration to trade policy to culture wars. In 1493, Mann has again given readers an eye-opening scientific interpretation of our past, unequaled in its authority and fascination.

Autorenporträt
Charles C. Mann
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.10.2013

Faul war nur der blinde Passagier
Ein Blick in die Laderäume und ins Gepäck von Kolumbus und anderen Entdeckern: Charles C. Mann belegt in seiner
Tiefenrecherche „Kolumbus’ Erbe“, wie die heutige Welt auch von Tieren, Pflanzen und Mikroorganismen geschaffen wurde
VON HARALD EGGEBRECHT
Wenn man in diesem Buch liest, verändert sich der Blick auf die Welt. Aus der alles in allem doch heroischen Atlantiküberquerung des Christobal Colón wird nicht nur ein fragwürdiges Abenteuer, der amerikanische Sachbuchautor Charles C. Mann, Jahrgang 1955, berichtet auch, was die Entdecker ahnungslos mitbrachten unter ihren Stiefeln und an ihren Gewändern, in ihrem Atem und ihren Gewohnheiten, das die neue Welt sofort und viel gründlicher veränderte und globalisierte als irgendwelche bewusste Politik. Mann erzählt in vier großen Kapiteln – Atlantikreisen, Pazifikreisen, Europa in der Welt, Afrika in der Welt– vom explodierenden Tabakanbau in Virgina und wie europäische Malaria-Erregern die fatale Entwicklung der Sklaverei in Virginia und den anderen amerikanischen Südstaaten beförderten, von der ruinösen Wirkung des unter grauenvollen Bedingungen geschürften bolivianischen Silbers nicht nur für das spanische Reich auf der Atlantikseite, sondern auf der Pazifikseite auch für die chinesische Ming-Dynastie – beide erledigten sich im verführerischen Glanz des Metalls durch kriegerische Abenteuer selbst. Mann entwirft ein Panorama der unentwegten universalen ökologischen Veränderung und Vereinheitlichung durch den mehr oder weniger unwillkürlichen Austausch von Fauna und Flora, wie sie mit der Entdeckung Amerikas begann und sich noch immer weiter fortsetzt. Seit 1493 wird so, überspitzt gesagt, das ökologisch wieder zusammengeführt, was vor etwa 150 Millionen Jahren kontinental getrennt worden war: die eine große Erdmasse Pangäa.
  Der Kernbegriff ist für Mann der des „kolumbischen Austauschs“ („Columbian Exchange“), den der bedeutende amerikanischen Historiker und Geograf Alfred W. Crosby geprägt hat. Mann skizziert Crosbys These, warum es nicht nur in Europa, sondern in Amerika, Australien und Südafrika so viele Europäer gibt: „Zwar räumt er ein, dass Europa häufig besser ausgebildete Soldaten und modernere Waffen aufzubieten hatte als seine Gegner, doch langfristig war sein Vorteil biologischer, nicht technischer Natur.“ Es war eben jener Austausch auch von Tieren und Pflanzen, der mit Kolumbus einsetzte und so „Mais nach Afrika, die Süßkartoffel nach Ostasien, Pferd und Apfel nach Amerika und Rhabarber und Eukalyptus nach Europa“ brachte; „und in ihrem Gefolge fanden auch weniger vertraute Organismen wie Insekten, Gräser, Bakterien und Viren neue Verbreitungsgebiete“. 
  Mann erzählt nicht eine Geschichte, sondern eine gewaltige Menge ungeheuerlicher Geschichten. Alle sind wahr, belegt, ob nun von der Entstehung des Kautschukbooms und den Kämpfen um den GummiUrstoff die Rede ist oder vom Versuch, die berühmten philippinischen Reisterrassen von Ifugao zu retten, die von einheimischen Würmern, importierten Schnecken und Landflucht bedroht sind. Das Ungeheuerliche sind die Paradoxa und Widersprüche, die diesen Geschichten von, harmlos gesagt, Handel und Wandel innewohnen, die sie treiben und strukturieren und ihnen neben ihren erfolgreichen Teilen und Erzählsträngen immer auch einen unabdingbaren Anteil von manchmal fürchterlicher Vergeblichkeit mitgeben.
  Zum Beispiel die Aufstiegssaga der Kartoffel zum neben Mais, Reis, Weizen und Zuckerrohr fünftwichtigsten Nahrungsmittel der Welt: Sie stammt ursprünglich aus Peru, wo heute das internationale Kartoffelinstitut seinen Sitz hat, gelangt nach Spanien und England, wird bald für ganz Europa jene Wunderwaffe, mit der die immer neuen Hungersnöte, die dort alle Länder bis weit ins 18. Jahrhundert quälten und deren Bevölkerungen stets aufs Neue katastrophal dezimierten, endlich gelindert, ja sogar besiegt werden konnten.
  Dass der Pirat Francis Drake die Wunderknolle aus Amerika mitgebracht habe, verweist Mann ins Reich der Legende. Aber auch diese berichtet er als zumindest pittoreskes Detail im großen Kartoffelepos. Er schildert, wie der Erdapfelsegen sich auf die Äcker auswirkt, indem deren Böden durch Auslaugung immer ärmer werden, und wie deshalb ein neues Fieber des „kolumbischen Austauschs“ alle befällt.
  Wieder findet man – Alexander von Humboldt ist der erste, der eine Probe nach Paris schickt – die Lösung in Peru, den ersten systematisch eingesetzten Dünger der Welt: Guano, den schon jahrhundertelang die Bauern in den Anden benutzten. Mitte des 19. Jahrhunderts fahren Flotten aus Europa um die Wette nach Südamerika, um den getrockneten Kot von Tölpeln, Kormoranen und Chilepelikanen, der seit Jahrtausenden auf den vorgelagerten Chincha-Inseln sich angesammelt hat, abzutransportieren. Der Abbau des Düngers geschieht unter grausigen Konditionen, die man Verbrechern, Deserteuren und schließlich unter Täuschung angelockten Sklavenheeren aus China zumutet ohne Rücksicht auf Verluste. Später ersetzt künstlicher Dünger den fast bis zu kriegerischen Auseinandersetzungen umkämpften Guano.
  Doch gleichsam als Fluch solch böser Taten fährt eines Tages ein blinder Passagier über den Atlantik mit, die Kartoffelfäule, die binnen Kurzem die europäischen Ernten vernichtet und besonders in Irland zur „Großen Hungersnot“ führt, die gut eine Million Tote forderte und Millionen Überlebende zur Auswanderung trieb: „Heute würde eine vergleichbare Katastrophe in den Vereinigten Staaten fast 40 Millionen Menschen das Leben kosten.“
  Der Kartoffelfäule folgt die chemische Keule, mit der dem feindlichen Pilz zugesetzt wird, der aber mit Mutation immer neue Resistenz erwirbt, ähnlich dem zweiten weltweiten Übel, dem Kartoffelkäfer. So entsteht jener „agroindustrielle Komplex“, den alle kennen, fürchten und der trotz aller ökologischen Warnungen unentwegt fortbesteht. Er beruht „auf drei Grundpfeilern: verbesserten Pflanzen, Hochleistungsdünger und industriell hergestellten Pestiziden“.
  Dieser aufregende „Tatsachenroman“ (in bester angelsächsischer Sachbuchmanier geschrieben und von Hainer Kober dementsprechend übersetzt) ist kein anklagendes besserwisserisches Untergangsszenario, sondern eine genaue, sorgfältige Schilderung jener Dynamik der unweigerlichen Vernetzung und Angleichung von Landschaften, Kulturen und Erdteilen im Zeitalter des „Homogenozäns“. Charles C. Mann zeigt, dass die Menschen trotz aller Missstände und Fehlentwicklungen in einer „fragmentierten Bewusstseinstätigkeit“ leben, sonst würden sie nicht, wie er selbst auch, Gärten anlegen. „Gärten sind zwar Orte ständiger Veränderung, aber die Veränderungen betreffen nur die Gärtner – deshalb vermitteln sie Heimatgefühle.“ Am Ende muss man dennoch an Georg Christoph Lichtenberg denken, der in seinen „Sudelbüchern“ notiert hat: „Der Amerikaner, der den Kolumbus zuerst entdeckte, machte eine böse Entdeckung.“
Charles C. Mann: Kolumbus’ Erbe. Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen. Aus dem Englischen von Hainer Kober. Rowohlt Verlag, Reinbek 2013. 808 Seiten, 34,95 Euro. E-Book 29,99 Euro.
Dass der Pirat Francis Drake die
Kartoffel aus Amerika
brachte, ist wohl eine Legende
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