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Leise rieselt der Schnee auf die Winterstadt, die nach einem Krieg in Trümmern liegt. Und während ihre letzten Bewohner auf das Kriegsende warten, sucht ein Ghostwriter namens Schadhorst seine Liebste, sucht Commander Coeursledge seine Barbie, suchen die zwei Reporter Peter und Paul nach Interviewpartnern, sucht Dr. Walter Krock einen Rucksack, und Meta Jobst, Ex-Ikone des Infotainments, sucht mit ihrem Mann eine Herberge, in der sie ihr Kind zur Welt bringen kann. Die Wege all dieser Gestalten kreuzen sich in Nacht und Schnee oder im 'Terrain Taboo', der letzten Bar der Stadt. Henning Ahrens…mehr

Produktbeschreibung
Leise rieselt der Schnee auf die Winterstadt, die nach einem Krieg in Trümmern liegt. Und während ihre letzten Bewohner auf das Kriegsende warten, sucht ein Ghostwriter namens Schadhorst seine Liebste, sucht Commander Coeursledge seine Barbie, suchen die zwei Reporter Peter und Paul nach Interviewpartnern, sucht Dr. Walter Krock einen Rucksack, und Meta Jobst, Ex-Ikone des Infotainments, sucht mit ihrem Mann eine Herberge, in der sie ihr Kind zur Welt bringen kann. Die Wege all dieser Gestalten kreuzen sich in Nacht und Schnee oder im 'Terrain Taboo', der letzten Bar der Stadt. Henning Ahrens findet für den Leser einen Weg durch die verschneite Stadt, durch ein Labyrinth aus Tanz und Rausch, aus Verrat und Überlebenskampf, aus Gelüsten und Begierden. Galant führt er den Blick in die Mündungsfeuer menschlicher Leidenschaften, auf die Ruinen
Autorenporträt
Ahrens, HenningHenning Ahrens lebt als Schriftsteller und Übersetzer in Frankfurt am Main. Er veröffentlichte diverse Lyrikbände sowie die Romane »Lauf Jäger lauf«, »Langsamer Walzer«, »Tiertage« und »Glantz und Gloria«. Für S. Fischer übersetzte er Romane von Richard Powers, Kevin Powers, Khaled Hosseini. Zuletzt erschien sein Roman »Mitgift«.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.11.2004

Weltenende im Modellbaukasten
Software für Snobs: Der zweite Roman von Henning Ahrens

Die EuroForce hat die Reste der U.S. Army eingekesselt, ein paar tausend Mann noch, der Sturm auf Mitte steht unmittelbar bevor. Noch eine Woche bis Heiligabend. Durch die Ruinenstadt irrt eine Schwangere auf der Suche nach einer Herberge, es ist Meta Jobst, gewesene Ikone des Infotainments - als sie noch Anchorwoman bei Vox Populi war und "Dayflash" moderiert hat. Irgendwann läßt Henning Ahrens sogar einen Stern über der Schrebergartenhütte von Schadhorst erscheinen. Schadhorst ist Lohnschreiber, und für eine Weile ist er auch unser Erzähler. Eines Tages bekommt er Besuch von Lord Ox und dessen Gefährten Peterle Licht - und den Auftrag, die laufenden Ereignisse mitzuschreiben. "Und während sich das All um mich herum immer weiter ausdehnte, ließ ich die Kurbel in den Herman Mechanic einrasten. Das Summen des Computers wurde zum Brummen, und als das Brummen satt genug war, löste ich die Kurbel und machte mich an die Arbeit."

Textverarbeitung mit Kurbelantrieb: Henning Ahrens' zweiter Roman spielt in einer Zeit nach dem Ende aller Fortschrittsphantasien. Wenn uns die Zukunftsforscher von heute raten, das Improvisieren zu lernen - bei Ahrens kann man nachlesen, wie es sein wird nach dem großen Stromausfall, dem Zusammenbruch von Produktion, Distribution und Kommunikation, wie wir sie kennen. Es wird wieder "Muckefuck" geben, Kaltblüter ziehen Fuhrwerke durchs Bild, beladen mit Eierkohlen und Briketts, gekocht wird nach dem "Praktischen Kochbuch" der Henriette Davidis. Manchmal gibt es Wild, denn die Natur kehrt in die zerstörten Städte zurück. Trotzdem herrscht Fleischmangel, weshalb gern auch "Barbiesteak" verarbeitet wird. Um solche leckeren Braten kümmert sich Commander Coeursledge. Er lebt sogar mit einer Barbie namens Lotte, mit Traumfigur: nicht zum Essen, sondern zum Liebhaben. Grimmig aber sind die Männchen, die Kens. Schnell schwillt ihnen der Rückenkamm, blutrot springt ihnen das Gemächt hervor. Außer "Horribo" oder "Orra!" oder "Urra!" haben sie nicht viel zu sagen. Barbies und Kens sind Sexobjekte und Schlachtvieh, doch der Propagandagruß der Menschen in der Winterstadt geht so: "Sie fressen unsere Frauen und Kinder!"

Einfallsreich und mit der Akribie eines Modellbahnbastlers hat Ahrens seine Winterwelt ausgestattet. In der evakuierten Zone rund um den zum Stumpf zerbombten Fernsehturm baut er seine Figuren auf, und nicht selten blättert man zurück zur langen "Liste der Protagonisten", um sich zurechtzufinden zwischen den Versprengten dieses Niemandslands, den Warlords und -queens, den sieben Greisen, die sich einst in besseren Tagen in der Hoffnung auf noch bessere hatten einfrieren lassen, dem gewesenen Starkoch und der gewesenen Literaturagentin, oder Peter und Paul, den Reportern des Magazins "My Human Ex". Dazwischen Alma, die verlorene Geliebte des Ghostwriters Schadhorst. Kaum hat er seine Arbeit begonnen, versucht er, sie sich wieder "herbeizutippen". Die moralische Mehrwertschöpfung seines Auftraggebers Ox ist ihm schnuppe. So sind sie, die Autoren.

Autor Ahrens läßt ganz gern durchblicken, mit welchen Wassern der Literaturtheorie und -geschichte er gewaschen ist, er schreibt Actionsequenzen wie aus Marvel Comics, dann wieder große Tableaus. Lustvoll wechselt er zwischen den immer wieder neu aufgestellten Figurengruppen hin und her, und heftig augenzwinkernd treibt er sein Spiel mit möglicher Lesererwartung, etwa wenn es momentweise zwei zusammentreibt zum Sex in Ruinen: "An dieser Stelle wollen wir die beiden allein lassen, denn alles andere wäre unschicklich."

Die Welt nach dem Ende der Welt sieht unserer dann doch recht ähnlich, und was hier kriecht und rennt, sind die Verlorenen, Übriggebliebenen, Kleinganoven - und große Liebende. Commander Coeursledge, einst Familienvater und eine bürgerliche Existenz, jetzt "Räuberhauptmann", bleibt am Ende allein zurück; Lotte im Herzen, gerüstet mit Nacktheit, nur eine Maske vor dem Gesicht, läuft er durch das Gefechtsgebiet, dem die andern mit einem großen schwarzen Zeppelin entschweben, wohin auch immer, denn Ziel und Auftrag des Schwarzen Schiffs bleiben zunächst unklar: "Bisher soll das Ganze nur die Spannung steigern."

So treibt Ahrens sein Spiel mit dem Leser, ein absichtsvoll unzuverlässiger Lieferant von "Handlung", erst recht "moralischem Mehrwert". "Was sind Bücher?" fragt jemand. "Die Software der Snobs." Tatsächlich etwas snobby kommt "Langsamer Walzer" daher, ein bißchen allzu unbekümmert um das Interesse seiner Leser, das er so raffiniert zu wecken versteht. Von den kunstvoll arrangierten "Protagonisten" würde man womöglich Näheres erfahren wollen, als die ständig wechselnden Szenen hergeben. Auch an manchen bisweilen etwas lausbubenhaft herbeizitierten Erzählerattitüden mag man sich stören. Doch ist dem kalten Sog vor allem der Beschreibungen der kaputten Winterstadt schwer zu entgehen.

Ahrens' Lieblingsperspektive scheint die der Krähen zu sein, die unablässig über allem kreisen. Mit dem Rauch, der aus dem Barbie-Schlachthaus aufsteigt, läßt er sich nach oben treiben "in einen Himmel, der zusehends dunkler wurde. Gemeinsam mit den Flocken wehte er über die Chiffren dessen, was man einst als Stadt gelesen hatte, über Hieroglyphen aus Trümmern und Trichtern, über eine Keilschrift, in der kaum ein Zeichen zu entziffern war."

Schön ist der Himmel des Exegeten, der sich allwissend über die schwer entzifferbaren Zeichenformationen beugt, die er selbst angelegt hat. Schön, aber nicht ohne Absturzgefahr. Ohne Frage aber wird man den bereits als Lyriker und Übersetzer hervorgetretenen Henning Ahrens, Jahrgang 1964, auch als Erzähler unter die Hochbegabten zählen.

HOLGER NOLTZE.

Henning Ahrens: "Langsamer Walzer". Roman. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2004. 318 S., geb., 18,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 25.10.2004

Rotwild in der Winterstadt
„Langsamer Walzer” - der neue Roman von Henning Ahrens
Halb erinnert einen die „Winterstadt” noch an Berlin, halb schon an Kabul; diese Ödnis mit „Gebäuden, die der städteverwüstende Ares in Trümmern gelegt hatte und deren Baustoffreste die Straße grundierten”, diese „Ansammlung von Fassaden, die eine von Feuer und Druckwellen erzeugte Leere umschlossen”. Da sind zwar Straßen wie die „Kulmbacher”, die trügerisch nach vertrauten Gegenden klingt. Aber gleich um die Ecke liegt die „Morgenthau”, und nicht allzu weit die „Putinallee”, Namen, die, als Reminiszenz oder Vorzeichen, die Stadt ins Licht der Zerstörung tauchen.
Selten hat man einen Roman gelesen, der so reich an sprechenden Namen ist: Welchen Wink will uns Henning Ahrens mit der „Hamann-” oder der „Malewitschstraße” geben, welchen mit dem „Wimmerby-Park”, der „Van-Melkebeek-Straße”, mit „Finsterforst” und „Moorburg” und der „Plattenbau-Peripherie”? Wie tief der historische und literarische Resonanzraum seines neuen Romans „Langsamer Walzer” ist, deuten die beiden Motti an. Das eine stammt von Elisabeth Langgässer, das andere von den „Talking Heads”. Das eine kennen wohl nur die Spezialisten, das andere so ziemlich alle, weil David Byrne es in „Life during wartime” sang: „This ain’t no party, this ain’t no disco, this ain’t no fooling around”.
Zwischen Langgässer hier und den „Talking Heads” dort, zwischen Nachkriegsbesinnung und Popkultur (und über diese beiden Pole hinaus) schillert die grelle und gelehrte Imagination dieses Romans. Aus dem Geiste eines neu montierten Phantastischen Realismus hat Ahrens einen Roman geschrieben, zu dem einen in der Gegenwart kaum Parallelen einfallen; einen Zukunftsroman aus einem zerstörten, geplünderten, anarchischen Deutschland und namentlich aus einer Winterstadt, auf die unablässig, im Rhythmus jenes „Langsamen Walzers”, der dem Buch den Titel gibt, der Schnee rieselt.
Vegetarierin liebt scharfe Drops
Dieser ebenso martialische wie verträumte Roman beginnt mit einem Überfall, mit einer „Liste der Protagonisten” nämlich, die das Fassungsvermögen auch des geübten Lesers überfordern soll. Um etwa vierzig solcher Protagonisten handelt es sich, angefangen mit Schadhorst, einem Ghostwriter, der seines Amtes aber nur an den ersten Tagen der auf insgesamt sieben Tage verteilten Handlung waltet, bis hin zu Alfonso Velur, „Präsident von Europa”, der den „Dreckskrieg” angezettelt hat, weil er plante, den Spiegel des Mittelmeeres um 200 Meter abzusenken „und einen europäisch-afrikanischen Großraum samt blühender Sahara” zu schaffen, Pläne, die den Amerikanern missfielen. Zwischen diesen beiden Figuren findet man andere, die mit schwebenden Formulierungen eingeführt werden wie „Lord Ox - eine ebenso massige wie undurchsichtige Gestalt” oder „Miss Swift - eine Vegetarierin mit Vorliebe für scharfe Drops”. Dass es daneben noch sieben Greise, ein Labrador und „Lotte, eine zahme Barbie” ins Personenverzeichnis geschafft haben, verrät etwas von der Rätselfreude und willentlichen Üppigkeit, ja Überinstrumentiertheit des ganzen Vorhabens.
Man geht durch diesen Roman wie durch einen blühenden allegorischen Garten, der zuweilen an die literarischen Landschaften bei Ahrens‘ niedersächsischem Landsmann Ernst Jünger erinnert. Wie Jünger kann man auch Ahrens seinen Manierismus vorwerfen. Aber was heißt hier Vorwurf? In Henning Ahrens haben wir einen bedeutenden Gegenwartsautor, dessen Schreiben sich aus manieristischen Traditionen speist. In einer auf den Kammerton des mittleren Realismus gestimmten literarischen Umgebung fällt so etwas positiv auf.
Nicht vom Krieg und schon gar nicht von Militärs erzählt Ahrens‘ Roman in der Hauptsache; aber erzählt er überhaupt von etwas in der Hauptsache, ja, ist Erzählen überhaupt sein Geschäft? Als Lyriker hat Ahrens angefangen und in seiner ersten Prosaarbeit „Lauf Jäger lauf” sein lyrisches Naturell nicht unterdrückt. „Langsamer Walzer”, der Titel deutet es an, ist lyrische Prosa, eine musikalische Schreibweise - „Rhythmus und Takt”, ist eine der vielen wiederkehrenden Wendungen des Romans. Auch der Schnee wird in einer Fülle sprachlicher und bildlicher Variationen ein ums andere Mal, in seiner Struktur wie in seinem Duft, beschworen, und immer wieder findet sich auch den enigmatischen Hinweis auf den Flug der Krähen, der in einer Welt der außer Kraft gesetzten Gründe allein noch dem Gesetz der Kausalität folgt. Die apokalyptischen Verhältnisse, von denen der Roman erzählt, haben, wie es scheint, auch den landläufigen Realismus außer Kraft gesetzt.
Natürlich, es wird in diesem Roman auch erzählt. So viel, so verschachtelt und versponnen, so dicht und dunkel, dass kein Inhalt von diesem Geflecht abzulösen ist. Die Fülle an Protagonisten macht es schwer (und soll es schwer machen), sich auf eine Figur zu konzentrieren. Am deutlichsten tritt Commander Cœursledge hervor, ein „Räuberhauptmann” oder Warlord, der mit seinem marodierenden Gefolge in der verwüsteten Stadt mehr Schrecken als Sicherheit verbreitet. Und dann wären wohl die „Barbies” und die „Kens” zu nennen, auch „Schlammfresser” genannte Wesen zwischen Mensch und Tier, von denen es heißt, sie fräßen „unsere Menschen und Kinder” und die deshalb gejagt, geschlachtet und an die hungrige Bevölkerung verfüttert werden; während Lotte, die zahme Barbie, zur Geliebten des Commanders avanciert ist.
Freilich laufen simultan alle möglichen anderen Figuren durchs Bild, die sieben Greise etwa, von denen das Gerücht kursiert, dass sie sich „einst hätten einfrieren lassen, um geklont oder verjüngt zu werden, sobald der Stand der Wissenschaft dies erlaubte”; nun hat der Krieg sie vor der Zeit geweckt. Oder man folgt für eine kurze Weile Peter und Paul, den beiden „Reportern der Zeitschrift Human Ex” auf ihrer Suche nach einem Interviewpartner, oder der hochschwangeren Meta Jobst, „im Frieden Anchorwoman, Talkshowprinzessin und Quotenkönigin”, die ein Dach über dem Kopf braucht, um ihr Kind zur Welt zu bringen. Und während sich all dies zur gleichen Zeit in der Winterstadt zuträgt, und während der Schnee fällt und „mit jeder Flocke ... ein Kristall Stille zur Erde” fällt, tun am Himmel die hochtechnologischen Werkzeuge des modernen Krieges ihren Dienst, „Hermes X”, „der letzte Spionagesatellit der EuroForce” und sein amerikanisches Gegenstück.
Das Hochtechnologische neben dem Archaischen, die Verfeinerung der Technik neben der Verwilderung des Menschen und seiner Welt, dieser Gegensatz macht ein Stück der Faszination von Ahrens‘ Roman aus. Die Tiere, so heißt es einmal bei ihm, hätten inzwischen Einzug in die Winterstadt gehalten, „meist Schwarzwild und Rotwild, aber auch Marder und Dachs”. Hier nun werden die Kadaver weiter verarbeitet. „In Nischen lagerten Gerberrinde und frische, in Kochsalz getränkte Häute, deren Aasseiten die Schergen der Queen mit Schabemessern von Schmutz, Blut und Salz befreiten. Andere Häute lagen in Plastikbottichen, und der Gestank der Lohbrühe war so beißend, daß Blankhuis mit angehaltenem Atem zur Treppe eilte, die zu den Gleisen führte.” So stank es nicht in der Gegenwart, so stank es vorzeiten, und so wird es vielleicht wieder in einer Welt von morgen wieder stinken. Vor dem Krieg, sagt Cœursledge, sei er an der Uni „Dozent für Wirtschaftsgeschichte” gewesen. „Aber was vor dem Krieg war, zählt nicht.” CHRISTOPH BARTMANN
HENNING AHRENS: Langsamer Walzer. Roman. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2004. 318 Seiten, 18, 90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Mit "Langsamer Walzer" wolle sich der 40-jährige Autor bewusst gegen seine schreibenden Altersgenossen abgrenzen, erklärt Rainer Moritz, zeigt zeigt sich aber von Ahrens' Wiederbelebung des magischen Realismus in Romanform nicht überzeugt. Zuletzt hätten nach der Katastrophe von 1945 einige Autoren versucht, in Kubinscher Manier die Unwirtlichkeit der Städte und ihr Gefühl von Heimatlosigkeit zu beschreiben. Ahrens' Roman spielt ebenfalls in einer unbestimmten Zukunft, in einer vom Krieg heimgesuchten Stadt, in der sich eine Gruppe von Eingeschlossenen in Sex, Gewalt und Kannibalismus ergeht. Science-Fiction-Elemente und Bildungszitate werden eingestreut, beklagt Moritz, bedeutungsschwangere Sätze so lange wiederholt, bis auch dem schwerfälligsten Leser aufgefallen sein müsste, dass es sich um Leitmotive handeln soll. Ein solches tut Moritz gleich mit spitzer Feder kund: "Der Rucksack enthält alles. Wer alles will, will auch den Rucksack", zitiert er Ahrens verrätselte Schreibweise, die Moritz bloß selbstverliebt erscheint. Die Figuren dienen als Staffage, kritisiert er, um die düstere Botschaft zu transportieren, dass es keine Botschaft mehr gebe.

© Perlentaucher Medien GmbH