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Im letzten Jahr vor der Reifeprüfung sieht sich der begabte und aufgeschlossene Schüler Kurt Gerber dem tyrannischen Professor Kupfer gegenüber. Die schwere Erkrankung seines Vaters und die unglückliche Liebe zu Lisa bedrängen ihn darüber hinaus, er begeht noch vor Bekanntgabe der Prüfungsergebnisse Selbstmord.Fast achtzig Jahre sind vergangen, seit "Der Schüler Gerber" des damals 21-jährigen Friedrich Torberg erstmals im Paul Zsolnay Verlag erschienen ist, ein Roman, der, wie Jean Améry später schrieb, "einschlug wie eine Bombe" und der bis heute nichts von seiner zwingenden Aktualität verloren hat.…mehr

Produktbeschreibung
Im letzten Jahr vor der Reifeprüfung sieht sich der begabte und aufgeschlossene Schüler Kurt Gerber dem tyrannischen Professor Kupfer gegenüber. Die schwere Erkrankung seines Vaters und die unglückliche Liebe zu Lisa bedrängen ihn darüber hinaus, er begeht noch vor Bekanntgabe der Prüfungsergebnisse Selbstmord.Fast achtzig Jahre sind vergangen, seit "Der Schüler Gerber" des damals 21-jährigen Friedrich Torberg erstmals im Paul Zsolnay Verlag erschienen ist, ein Roman, der, wie Jean Améry später schrieb, "einschlug wie eine Bombe" und der bis heute nichts von seiner zwingenden Aktualität verloren hat.
Autorenporträt
Torberg, FriedrichFriedrich Torberg, geboren 1908 in Wien, war Kritiker, Erzähler, Übersetzer und Essayist in Wien und Prag. Er emigrierte 1940 in die USA, wo er als Drehbuchautor in New York und Hollywood lebte. 1945 kehrte er nach Wien zurück, war Mitbegründer und bis 1965 Herausgeber der Monatsschrift Forum; vor allem durch den Erfolg seines Romans Der Schüler Gerber bekannt. 1930 erstmals im Zsolnay Verlag unter dem Titel Der Schüler Gerber hat absolviert erschienen. Anlässlich seines 20. Todestages ist Der Schüler Gerber 1999 in einer gebundenen Sonderausgabe bei Zsolnay erschienen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.05.2002

Der blinde Lauf ins Verderben

Die Geschichte des Schülers Gerber trägt das Gepräge des Scheiterns von Anfang an. Kurt Gerber, der intelligente, aber, wie alle intelligenten Schüler, keineswegs übertrieben fleißige Realgymnasiast, bekommt es in seinem in jeder Hinsicht letzten Jahr mit einem Gegner zu tun, dem göttliche Macht verliehen ist - sofern man das Mitbestimmen über das Schicksal anderer als etwas Göttliches bezeichnen will.

Daß sich dies so wenig segensreich auswirkt, tut dem Attribut keinen Abbruch: "Gott Kupfer", wie der Mathematik- und Klassenlehrer Artur Kupfer von den Schülern nicht etwa wegen seiner Güte genannt wird, "sieht alles, merkt alles, weiß alles". Zu seiner enormen Wachsam- und Scharfsinnigkeit aber kommt etwas hinzu, das den Kampf Gerbers gegen diese Lehrkraft aussichtslos macht: die von Mitleid oder sonstigen nachsichtigen Regungen vollständig freie Freude am Schikanieren, ja am Quälen von jungen Menschen.

So etwas gibt es und ist eigentlich auch menschlich, sofern auch das Grausame zum Menschen gehört. Unzählig viele Schüler werden das schon erlebt und dabei wohl auch die Tatsache verflucht haben, daß sie einem Menschenschinder ausgeliefert sind. In Gerbers Fall aber kommt hinzu, daß er das Verhängnis, in das er rennt, nicht sieht. Der Vater, dem Kupfer eine Kostprobe seiner Veranlagung gegeben hat - "Solche Früchtchen kriege ich noch klein!", als ginge es gar nicht um Erziehung und Bildung -, rät dem Sohn schon im voraus, aber vergebens dazu, die Schule zu wechseln.

So nimmt das Schicksal seinen ungerechten Lauf; Gerber will sich einem Zweikampf stellen, über dessen Ernst der Leser frühzeitig unterrichtet wird: "Dieser Gerber! Kupfer freute sich auf ihn wie ein Kind auf ein neues Spielzeug: er wollte ihn ruinieren." Daß der Ruin kommt, liegt aber auch am jungmännerhaften Trotz dessen, der der möglicherweise irrigen Meinung ist, man müsse auch einen so empörend ungleichen Kampf wie diesen aufnehmen. Kupfer schikaniert ihn nach Belieben - durch willkürliches Erteilen ungenügender Noten oder, was auch nicht angenehmer ist, Ignorieren seines guten Willens. Dieser muß denn auch genauso bald erlahmen wie die Gegenwehr, die Gerber zumindest anfangs noch zu leisten versucht.

Er hat es aber nicht nur mit Kupfer, sondern auch mit einem Klassensystem zu tun, das Solidarität und Anteilnahme als Schwäche auslegt. Und die Energie, die nötig gewesen wäre, sich denen dauerhaft anzuschließen, die ihm noch hätten helfen können, verschwendet er an eine aussichtslose Liebelei, über die seine Mitschüler sich nur lustig machen. Sehr erschwerend kommt schließlich hinzu, daß sein eigener Vater ihn unter Druck setzt und, unterstützt von einer ängstlichen Mutter, buchstäblich droht, an einem Herzanfall zu sterben für den Fall, daß Kurt durchs Abitur fällt.

Daß dies ausbleibt und Gerber bestanden hätte, macht die Tragik von Friedrich Torbergs 1930 erstmals und 1954 in einer Neufassung erschienenem Roman "Der Schüler Gerber" aus, dessen Größe aber noch in etwas anderem liegt: Es bleibt dem Leser überlassen, die Schuld an diesem subtil ausgeleuchteten Schülerdrama nicht nur Gott Kupfer in die Schuhe zu schieben, sondern auch Gerbers Ungeschicklichkeit.

Und es bleibt offen, ob Schule und Leben mehr miteinander gemein haben, als redensartlich zum Ausdruck kommt. Gerber ist der Auffassung, das eine habe mit dem anderen nichts zu tun, und sieht in der Schule nur ein leeres Exzerzitium: "Ich glaube, man täte ihr zuviel Ehre an, wenn man ihretwegen auf ein Leben verzichten wollte, das Gott sei Dank nichts mit ihr gemein hat." Aber - auch das läßt Torberg grandios in der Schwebe - ob der Fenstersturz, zu dem sich Gerber nach, wie er wähnt: nicht bestandener Abiturprüfung wie in einer Halluzination entschließt, nicht doch eine Widerlegung dieser allzu selbstgewissen Auffassung ist, das ist eine Frage, die jeder Schüler nur für sich beantworten kann.

EDO REENTS

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"Am Schluss gibt es eine furiose Abrechnung mit dieser Welt und dem 'wirklichen Leben'. (...) Die schöne Neuauflage dieses erschütternden, mitreißenden Romans lässt manches der hochgelobten Debüts von heute blass aussehen." Peter Urban-Halle, Der Tagesspiegel, 23.01.2000