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Dominik ist ein Strichjunge. Er ist erst fünfzehn und verkauft sich an Männer und Frauen. Eines Tages bricht er mit einem seiner Kunden, einem Justizbeamten, dem Mädchen Isabella und einem Koffer voller Drogen in die Türkei auf, um die geheimnisvolle Karettschildkröte zu suchen.

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Produktbeschreibung
Dominik ist ein Strichjunge. Er ist erst fünfzehn und verkauft sich an Männer und Frauen. Eines Tages bricht er mit einem seiner Kunden, einem Justizbeamten, dem Mädchen Isabella und einem Koffer voller Drogen in die Türkei auf, um die geheimnisvolle Karettschildkröte zu suchen.
Autorenporträt
Paulus Hochgatterer 1961 im niederösterreichischen Amstetten geboren, lebt als Kinderpsychiater in Wien. Für sein literarisches Schaffen, unter anderem Romane und Erzählungen, erhielt er bereits zahlreiche Preise und Auszeichnungen. Für "Wildwasser" wurde er mit dem Jugendbuchpreis 1998 der Jury DER JUNGEN LESER des Literaturhauses Wien ausgezeichnet.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.01.2000

Gott ist rund
Roll on Barthez! Paulus Hochgatterer hat einen Strichjungen- und Fußballroman geschrieben
„Genau genommen beginnt die Geschichte damit, dass Frankreich gegen Brasilien mit 2:0 in Führung geht. Sie beginnt mit jener Sekunde am Ende der ersten Hälfte, in der Zinedine Zidane aufsteigt, hoch über den brasilianischen Abwehrspielern den Flankenball nimmt und durch die Beine von Roberto Carlos ins Tor köpft. Barthez reißt jubelnd die Arme in die Höhe, die Augen Thurams schweben zwei Fingerbreit vor seinem Gesicht, Deschamps heult beinahe, und in mir entsteht das Gefühl, dass wieder etwas in Erfüllung zu gehen beginnt. ”
Der „Großstadtroman”, der „Berlin-Roman”, immer mal wieder fiel uns Feuilleton-Studienräten im letzten Jahrtausend ein, was der deutschsprachigen Literatur frommen könnte. Und wenn wir das Ersehnte zu sehen glaubten, jubelten wir über das bestellte, makellos gelungene Spiegelei: „Endlich mal wieder ein Buch, das man kochen kann!” Vor kurzem erst hat sich im Rahmen gewichtigen Forderns etwas Neues ereignet: Entschlossen wurde der Wunsch nach dem deutschsprachigen Fussballroman formuliert; sinngemäß: da dieser Sport in deutscher Kultur seit Jahrzehnten eine Position besetze, die ihn, über Volkes- und Kapitalismus-Grenzen hinaus, zum Repräsentations-Thema tauglich mache.
Selbst Fußball-Opponenten (Biolek) erkennen dies nüchtern an. Doch erst jetzt wird klar, wie tief die Forderung nach dem Ball-Roman berechtigt war: „Caretta Caretta”, der vierte Text des 1961 geborenen, bisher zu wenig beachteten Niederösterreichers Paulus Hochgatterer, ist dort am besten, wo er den Hauptfigur-Strichjungen Dominik, einen Frankreich-Fan, von Drogen und dem runden Leder reden lässt: Als Insasse einer lockeren Wiener therapeutischen Wohngemeinschaft, mit ausgezeichnetem Verdienst im erwähnten Beruf, hat er seinen sozialen Ort gefunden. Das Buch ist richtig spannend (so schlau wie der Bengel im Text), man kann es lange feiern (auch als ersehnte Vermählung von Krimi und deutschsprachiger „Literatur”), und dass es ab Seite 139 leider fade wird, weil die Klarheit des Stils sich mit der Banalität einer ausführlichst beschriebenen Reise in den türkischen Süden trifft, soll uns nicht weiter stören.
Hochgatterer, von Beruf Kinderpsychiater in Wien (das Nicht-Didaktische des Romans ist ihm besonders hoch anzurechnen), kennt das Milieu und kann schreiben: „Vor dem Espresso am Zugang zum Resselpark hockte Buddy, der fette Streetworker, und kippte ein Budweiser auf seine gegenwärtige Beschäftigungslosigkeit. Keiner war da, mit dem er eines seiner pädagogischen Bekehrungsgespräche führen hätte können. ,Buddy, der fleischgewordene Lebensüberdruss‘, sagte ich. ,Dominik, das Hurenkind‘, antwortete er, ,setz dich her, ich lade dich ein‘”. Die beiden „philosophieren” ein wenig („Zinedine Zidane ist Gott”) und schauen ins Grün der Sträucher.
HANS-PETER KUNISCH
PAULUS HOCHGATTERER: Caretta Caretta. Roman. Deuticke-Verlag. Wien 1999. 220 Seiten, 34 Mark.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.01.2000

Sagenhafte Flugschildkröten
Wechselbad: Paulus Hochgatterers Roman "Caretta Caretta"

Der Autor des Romans "Caretta Caretta" lebt als Kinderpsychiater und Schriftsteller in Wien, Begriffe wie "Psychopathen" oder "Sexualneurotiker" gehören zum selbstverständlichen Vokabular dieses vierten Buches von Paulus Hochgatterer. Ich fürchte, ihm ist entgangen, dass der Leser den ersten Teil wie die Erzählung eines Psychopathen selbst empfinden muss. Denn "Caretta Caretta" zerfällt eigentlich in zwei Romane, zumindest in zwei erzählerisch sehr unterschiedliche Hälften, die zueinander stehen wie wild und zahm. Und zu Anfang stürzt uns der Ich-Erzähler, der fünfzehnjährige Dominik, in ein mächtiges Tohuwabohu.

Wir werden zwischen Revieren eines Gauners, eines jugendlichen Prostituierten und eines Dealers hin- und hergerissen, bekommen Anschauungsunterricht über die rauen Sitten in einer Wohngemeinschaft "verhaltensauffälliger" Jugendlicher, die von Sozialarbeitern nicht zu bändigen sind. Die Wohnung erweist sich als Höhle, in der Gassenjargon, Gewalt, Drogengenuss und das Vorzeigen von Emblemen der Neonazis die Normalität sind. Nichts gegen die Darstellung eines Wirklichkeitssektors, den wir aus unserer gegenwärtigen Welt nicht wegleugnen können. Aber der Autor des Romans, der Kinderpsychiater, ist ein schlechter Leserpsychologe. Er vergisst, dass es im Kopf des Lesers nicht zugehen muss wie im Kopf der Rabauken, denen jegliche vernünftige Orientierung abhanden gekommen ist. Es dauert lange, bis der Leser im Labyrinth des Erzählchaos den Faden der Ariadne gefunden hat.

Und in dem Augenblick, da er einigermaßen klar sieht, ereignet sich eine wundersame Verwandlung des Romans. Aus dem wirren Knäuel löst sich ein Erzählfaden, der den Leser sicher ans Ende geleitet. Das Romanpersonal wechselt, von der Horde zum kleinen Figurenensemble. Einem Krebskranken, Kossitzky, bleibt nur eine Galgenfrist von wenigen Wochen. Er will sie nutzen. Nur auf illegale Weise kann ihm Dominik die nötigen Medikamente besorgen. Beide fliegen mit der jungen Isabella, die von einer sagenhaften Flugschildkröte weiß, an die türkisch-kleinasiatische Küste, mieten sich ein Motorsegelschiff und machen sich auf die Suche nach Caretta, dem urzeitlichen Tier, das sich in der Luft wie im Wasser und auf Land bewegen kann. Isabella und Dominik finden es am Ende, und inwiefern am Strand auch der Wunsch des - inzwischen gestorbenen - Kossitzky erfüllt wird, sei hier verschwiegen. Ohnehin ist der Leser längst am Ufer des Märchens angelangt.

Der erste Romanteil führt in eine Gesellschaftsgruppe, für die wir Psychotherapeuten, Entziehungskuren und - leider - auch Gefängnisse brauchen, der zweite in eine Welt, die nur Träume und Drogen wahr werden lassen können. Das Drogenmotiv verbindet denn auch beide Romanhälften. Es mag leichter sein, Märchen und Träume zu erzählen als die harten Geschichten derer, die jenseits gesellschaftlicher Übereinkünfte stehen. Deshalb muss man aber dem Autor für seinen ersten Teilroman nicht unbedingt "mildernde Umstände" zubilligen.

WALTER HINCK

Paulus Hochgatterer: "Caretta Caretta". Roman. Deuticke Verlag, Wien und München 1999. 219 S., geb., 34,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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