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Klar, anschaulich und mit Blick für das Wesentliche erzählt Gudrun Krämer die Geschichte des Islam von Muhammad bis zur Gegenwart. Sie verknüpft dabei auf meisterhafte Weise die Entwicklung der Religion mit der Geschichte von Politik, Recht, Gesellschaft und Kultur. Jenseits von romantischen Orientbildern oder Vorstellungen von finsteren Gotteskriegern bietet das Buch so einen neuen, unverbrauchten Blick auf den Islam. Neue Einblicke vermitteln auch die zahlreichen Abbildungen, die mehr sind als illustrierendes Beiwerk.
Der Islam war von Beginn an eine weltoffene Religion: Seit der Gründung
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Produktbeschreibung
Klar, anschaulich und mit Blick für das Wesentliche erzählt Gudrun Krämer die Geschichte des Islam von Muhammad bis zur Gegenwart. Sie verknüpft dabei auf meisterhafte Weise die Entwicklung der Religion mit der Geschichte von Politik, Recht, Gesellschaft und Kultur. Jenseits von romantischen Orientbildern oder Vorstellungen von finsteren Gotteskriegern bietet das Buch so einen neuen, unverbrauchten Blick auf den Islam. Neue Einblicke vermitteln auch die zahlreichen Abbildungen, die mehr sind als illustrierendes Beiwerk.

Der Islam war von Beginn an eine weltoffene Religion: Seit der Gründung der ersten Gemeinde durch Muhammad und den frühen Eroberungen stand er im Austausch mit anderen Religionen und Kulturen. In der arabischen Welt entstand so ein deutlich anderer Islam als in Iran, Indonesien oder auf dem Balkan. Das zeigen unterschiedliche islamische Kunststile ebenso wie unterschiedliche Vorstellungen von Recht und gesellschaftlicher Ordnung. Wenn sich der Islam heute in Auseinandersetzung mit dem Westen in einem tiefgreifenden Wandel befindet, so wird damit ein Prozeß fortgesetzt, der bereits vor Jahrhunderten begann.
Der erstaunlichen Vielfalt des Islam wird Gudrun Krämer auf eindrucksvolle Weise gerecht. Der Leser erfährt, welche Bedeutung die Kreuzzüge für die islamische Welt hatten, wie der Islam sich in Indonesien, dem größten muslimischen Land, verbreitete oder welche unterschiedlichen Wege der Modernisierung die Türkei und Ägypten gegangen sind. Die Autorin geht aber auch der Frage nach, warum sich ungeachtet der großen Unterschiede in den letzten Jahrzehnten überall in der islamischen Welt religiöse Protestbewegungen gebildet haben.
Autorenporträt
Krämer
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.10.2005

Kalifen, Ritter und Gelehrte
Gudrun Krämers kompakte "Geschichte des Islam"

Gudrun Krämer: Geschichte des Islam. Verlag C. H. Beck, München 2005. 334 Seiten, 24,90 [Euro].

Lange Zeit wurde der Islam in Europa einzig und allein im Zusammenhang mit der Bibel und der christlichen Religion studiert. Man erwartete sich - etwa von der Beschäftigung mit dem Arabischen oder dem Koran - Hinweise zu einem besseren Verständnis der eigenen religiösen Überlieferung. Der Islam blieb zu jener Zeit auch im Schatten einer "Weltgeschichte", die selbstverständlich europäische Geschichte war - und nichts außerdem. Die außereuropäischen Zivilisationen kannte man nur flüchtig, oder sie waren, wenn man sie besser kannte, gewissermaßen nur Anhängsel jenes Weltgeistes, der sich hegelianisch allein in Europa und seinem Umfeld inkarniert hatte.

Es war der geniale Begründer einer wissenschaftlichen Orientkunde und Byzantinistik in Deutschland, Johann Jakob Reiske (1716 bis 1774) aus Halle an der Saale, der - heutige Sichtweisen antizipierend - erstmals mit dem Gedanken hervortrat, man müsse den Islam als Religion wie Kultur um seiner selbst willen studieren. Dieser Gedanke leitete auch seine eigenen Forschungen in der Arabistik. Der Geschichte des Islams sprach er denselben tiefen Inhalt zu wie der abendländischen Geschichte. So wurde Reiske zum Stammvater all jener, die heute Abschied nehmen von eurozentrischer Geschichtsbetrachtung, die versuchen wollen, die anderen Kulturen aus deren eigenen Bedingungen heraus im Sinne Wilhelm Diltheys zu verstehen. Sozialwissenschaftliche Methoden sind heute noch hinzugekommen.

Im vorigen Jahrhundert sind teilweise monumentale, mehrbändige Werke über die Geschichte des Islams entstanden, besonders im angelsächsischen Raum, deren Lektüre nicht jedermanns Sache ist. Da bieten sich zusammenfassende Darstellungen an, die einen gediegenen, gründlichen und vollständigen Überblick über den Stoff geben, ohne sich in esoterischen Details zu verlieren, die den Blick auf eine Gesamtschau verstellen. Dazu leistet die bekannte, auch international renommierte deutsche Islamkundlerin Gudrun Krämer, die im gleichen Verlag schon durch eine umfassende Darstellung der "Geschichte Palästinas" hervorgetreten ist, mit ihrer jüngsten "Geschichte des Islam" einen hervorragenden Beitrag. Auf etwa dreihundert kompakt gefüllten Seiten gelingt es ihr, ausgehend von jener monotheistischen Universalvision des Propheten Muhammad (Mohammed), Entstehen, Werden und Vergehen der zahlreichen islamischen Reiche und Dynastien so darzustellen, daß ihre wichtigsten Herrscher sowie der Charakter der jeweiligen Herrschaft deutlich werden.

Die Ereignisgeschichte des Islams war nicht weniger blutig als die der Christenheit. Gudrun Krämer beschönigt da nichts, versucht jedoch in ihrem Werk die Mitte zu halten zwischen einer künstlichen Harmonisierung und Verklärung des Glanzes und der vormaligen Größe des Islams (wie sie heute häufiger vorkommt, wohl um "imperialistische Schuld" abzutragen) und ebenso simplifizierender Dämonisierung des Islams als einer Religion und Kultur bloßer Gewalt und gesetzesförmiger Fremdbestimmung. Letzteres gilt besonders für die Moderne, die diesen Blickwinkel nicht ohne Grund vielen nahelegt.

Die Autorin spannt den Bogen von der Entstehung des Glaubens in Mekka und der Gemeinde in Medina, ihrer Ordnung durch den Propheten, bis in die heutige Zeit, da der Islam angesichts der Globalisierung vor ungeheuren Prozessen der Modernisierung, Anpassung und Veränderung steht, die er nur teilweise bewältigt hat - wenn überhaupt - und die einen großen Teil seiner gegenwärtigen, eher unerfreulichen Erscheinungsformen (mit)erklären. Mit beeindruckenden Kenntnissen schildert sie zunächst die Ausdehnung des islamischen Herrschaftsgebietes durch die Heere des Islams, die Herrschaft der Omajjaden und die der Abbasiden - noch heute für die Geschichtsschreiber Höhepunkte der islamischen Kultur, vor allem an ihrem jeweiligen Beginn, bevor politische Auflösungserscheinungen und kulturelle Verfestigung einen Niedergang dieser klassischen Reiche einleiteten.

Dann greift sie aus auf jene Regionen, in denen - neben den Persern - auch andere Völker ihren Beitrag zur Geschichte des Islams leisteten. Schon um die Jahrtausendwende wurden türkische, aus Mittelasien in den Kernraum des Islams vorstoßende oder wandernde Stämme die wichtigsten Träger und Weiterträger der islamischen Religion und Kultur. Zunächst waren das die Seldschuken. Für sechs Jahrhunderte regierten dann die türkischen Osmanen, nachdem sie die Sunna gegen die schiitische Herausforderung durch die Fatimiden und Qarmaten, durch Ismailiten und Assassinen erfolgreich verteidigt hatten, ein islamisches Universalreich, das mit den schiitischen Safawiden wie überhaupt mit den Herrschern Irans konkurrierte und rivalisierte. Noch heute sind die türkische Republik und die Islamische Republik Iran Rivalen, antagonistische Konkurrenten gerade auch bei der Gestaltung der Moderne. Übrigens: Der Irak, der heute wieder im Zentrum der internationalen Aufmerksamkeit steht, war lange Zeit der Schauplatz ebenjener Rivalität zwischen der sunnitischen und der schiitischen Führungsmacht. In der heutigen Situation kehrt Geschichte bis zu einem gewissen Grad wieder.

Doch der Islam griff auch nach Mittelasien aus, bis nach China. Er eroberte Indien und gelangte - in diesem Fall auf eher friedlichen Wegen - mit Händlern und Sufis (Mystikern) bis zu den Philippinen und auf die Insulinde, in das heutige Indonesien, wo die Provinz Aceh (auch heute wieder im Gespräch) sozusagen den ersten Brückenkopf des Islams und das erste bedeutendere Sultanat bildete. Unter den ersten Mogulkaisern erblühte die muslimische Kultur auf dem Indischen Subkontinent, obschon auch dort immer wieder Thronwirren und kriegerische Auseinandersetzungen zu beobachten waren. Immer wieder setzte sich im Islam jene Fitna fort, jener Aufruhr und Bürgerkrieg, der die junge Gemeinde schon kurz nach dem Tode des Propheten erschüttert hatte. Ein Seitenblick gilt dem Islam im subsaharischen, "schwarzen" Afrika, ein Gebiet, das in der deutschen Orientkunde bisher seltener erforscht worden ist und das möglicherweise immer wichtiger wird.

Die Autorin widmet neben den Reichsgründungen gerade auch den Katastrophen, welche die islamische Welt erlebte, breiten Raum: dem Einbruch der Kreuzfahrerheere ebenso wie dem - noch weitaus desaströseren - Mongolensturm, dessen Verheerungen noch heute an manchen Plätzen der islamischen Welt zu sehen sind. Doch auch die ständigen innerislamischen Verwerfungen spielen da eine Rolle, ein keineswegs immer nur harmonischer Austausch zwischen den Muslimen selbst, der bis heute nachwirkt.

"Grenzziehungen und Grenzüberschreitungen" - so die Überschrift über einem Abschnitt - haben das Verhältnis zwischen Islam und Christentum über viele Jahrhunderte hinweg bestimmt, in einer komplexen Weise, die untrennbar mit der Kulturgeschichte des Mittelmeerraumes verbunden ist. Sie barg Trennendes wie Verbindendes zwischen der "Welt der beiden Ufer", um den großen Jacques Berque zu zitieren. Almoraviden- und Almohadensturm, Kreuzzüge und Reconquista gehören ebenso dazu wie die kurzzeitigen Synthesen in Spanien und auf Sizilien, die aber eigentlich erst so richtig fruchtbar wurden, als die Muslime sich aus jenen Gebieten zurückziehen mußten. Über Toledo, Palermo, Lucera, Foggia (Friedrich II.) und Salerno gelangte ihr Wissen in das Abendland. Und aus dem Heiligen Land mußten die Kreuzfahrer verschwinden, unter Mitnahme von Teilen der arabischen Kultur. Ereignisgeschichte verbindet dieser Band immer wieder mit den kulturellen und dogmatischen Konfrontationen und Entwicklungen. Entstehung und Fortentwicklung des Sufitums, der Mystik, wurden für die islamische Kultur ebenso wichtig wie zuvor die Herausbildung des islamischen Rechts, der heute so vielberedeten Scharia.

Seit Beginn der westlichen Vorherrschaft über große Teile der Welt unter Einbeziehung des Islams - ein Prozeß, der schon Jahrhunderte andauert - haben sich die Gegensätze eher noch verschärft, vor allem im Islam selbst. Stichworte sind Modernisierung und Traditionalismus, moderne Staatenbildung nach westlichem Muster (aber ohne westliche Voraussetzungen) im zwanzigsten Jahrhundert, Modernisierung von oben (Ägypten, Türkei) und islamistische Radikalisierung von unten (Iran, Ägypten, Algerien), Nacheifern des Westens und Nachahmung (taqlid) der Altvorderen (salaf), Säkularismus und Theokratie, traditionelle Scheich-Monarchie (am Golf) und orientalische Despotie (Irak, Zentralasien). Der heutige Kulturkampf im Islam mit seinen religiösen, politischen und kulturellen Implikationen erinnert an Zeiten, die den Europäern entrückt scheinen und die doch noch gar nicht so lange vergangen sind.

Im Vorwort schreibt die Autorin, sie fürchte, dem Vorwurf des Orientalismus zu verfallen, ein Argument, das seit Edward Saids berühmtem, im Jahre 1978 erschienenen Buch "Orientalism" häufig gegen alle vorgebracht wird, die so etwas wie ein unveränderliches, essentialistisches Bild des Islams zeichnen. Dies tut Gudrun Krämer gerade nicht, wenn auch gewisse Konstanten diese Religion und Kultur prägen wie alle anderen Weltkulturen und Religionen auch. Doch das hat mit Orientalismus und Essentialismus nichts zu tun.

WOLFGANG GÜNTER LERCH

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.01.2006

Sachbücher im Januar
Empfohlen werden nach einer monatlich erscheinenden Rangliste Bücher der Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften sowie angrenzender Gebiete.
1. GEORG FRANCK: Mentaler Kapitalismus. Eine politische Ökonomie des Geistes. Carl Hanser Verlag, 288 Seiten, 23,50 Euro.
2. DAN DINER: Versiegelte Zeit. Über den Stillstand in der islamischen Welt. Propyläen Verlag, 288 Seiten, 22 Euro.
3. HORST BREDEKAMP: Darwins Korallen. Frühe Evolutionsmodelle und die Tradition der Naturgeschichte. Verlag Klaus Wagenbach, 112 Seiten, 19,50 Euro.
4-6. ZYGMUND BAUMANN: Verworfenes Leben. Die Ausgegrenzten der Moderne. Aus dem Englischen von Werner Roller, Hamburger Edition, 196 Seiten, 20 Euro.
GUDRUN KRÄMER: Geschichte des Islam. C. H. Beck Verlag, 334 Seiten, 24,90 Euro.
UWE NAUMANN: Die Kinder der Manns. Ein Familienalbum, Rowohlt Verlag, 340 Seiten, 19,90 Euro.
7. CAROLA STERN: Auf den Wassern des Lebens. Gustaf Gründgens und Marianne Hoppe, Verlag Kiepenheuer & Witsch, 400 Seiten, 19,90 Euro.
8. GEERT MAK: In Europa. Eine Reise durch das 20. Jahrhundert. Aus dem Niederländischen von Gregor Seferens, Siedler Verlag, 944 Seiten, 49,90 Euro.
9. RENE GIRARD: Die verkannte Stimme des Realen. Eine Theorie archaischer und moderner Mythen. Aus dem Französischen von Petra Willim, Carl Hanser Literaturverlag, 240 Seiten , 23,50 Euro.
10. ADEL THEODOR KHOURY: Der Koran. Erschlossen und kommentiert, Patmos Verlag, 352 Seiten, 39,90 Euro.
Besondere Empfehlung des Monats Januar 2006 von Wolfgang Ritschl: Hans Heinrich Nolte, Weltgeschichte. Imperien, Religionen und Systeme. 15.-19. Jahrhundert, Boehlau Verlag, 392 Seiten, 29,90 Euro.
Mitglieder der Jury:
Rainer Blasius, Eike Gebhardt, Fritz Göttler, Wolfgang Hagen, Daniel Haufler, Otto Kallscheuer, Matthias Kamann, Petra Kammann, Guido Kalberer, Elisabeth Kiderlen, Jörg-Dieter Kogel, Hans Martin Lohmann, Ludger Lütkehaus, Herfried Münkler, Rolf Rietzler, Wolfgang Ritschl, Florian Rötzer, Albert von Schirnding, Norbert Seitz, Eberhard Sens, Hilal Sezgin, Volker Ullrich, Andreas Wang, Uwe Justus Wenzel.
Redaktion: Andreas Wang (NDR)
Die nächste SZ/NDR/BuchJournal-
Liste der Sachbücher des Monats erscheint am 31. Januar.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Mehr kann man von einer nur 330 Seiten starken Geschichte des Islam nicht verlangen, meint "vss" zufrieden. Gudrun Krämer beherrsche sowohl die Kunst der Anordnung als auch die der Lücke. Somit sei ein "übersichtliches" und zum größten Teil "anschauliches" Bild einer Weltreligion und ihrer Entwicklung entstanden, "wohlwollend-kritisch" in der Darstellung und differenziert in der Beschreibung. Als "kleine Schwächen" identifiziert der Rezensent die etwas "beliebig kursorische" Historie Südostasiens, die knappe Bibliografie sowie diverse ebenfalls "kleine" faktische Fehler. Insgesamt aber ist er mit dieser "homogen" wirkenden Geschichte sehr zufrieden. Nur eine Darstellung des "Islam in der Diaspora", also etwa in den USA oder in Europa", vermisst er schmerzlich.

© Perlentaucher Medien GmbH