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Die Biografie eines zentralen Akteurs der deutschen Wirtschaft im 20. Jahrhundert.Hans-Günther Sohl war einer der einflussreichsten Unternehmer der Nachkriegszeit in der Bundesrepublik. 1906 in Danzig geboren, studierte er Bergbau und trat 1933 als Bergassessor in die Krupp'sche Rohstoffabteilung ein. Ab 1941 im Vorstand der Vereinigten Stahlwerke (VSt.) war er auch für deren Rüstungs- und Zwangsarbeiter-Politik mitverantwortlich. Nach 1945 aus der Internierung entlassen, war er an der von den Alliierten verordneten Entflechtung des Konzerns beteiligt. Aus ihr ging die August-Thyssen-Hütte…mehr

Produktbeschreibung
Die Biografie eines zentralen Akteurs der deutschen Wirtschaft im 20. Jahrhundert.Hans-Günther Sohl war einer der einflussreichsten Unternehmer der Nachkriegszeit in der Bundesrepublik. 1906 in Danzig geboren, studierte er Bergbau und trat 1933 als Bergassessor in die Krupp'sche Rohstoffabteilung ein. Ab 1941 im Vorstand der Vereinigten Stahlwerke (VSt.) war er auch für deren Rüstungs- und Zwangsarbeiter-Politik mitverantwortlich. Nach 1945 aus der Internierung entlassen, war er an der von den Alliierten verordneten Entflechtung des Konzerns beteiligt. Aus ihr ging die August-Thyssen-Hütte hervor, die Sohl als Vorstandsvorsitzender ab 1953 zum größten Stahlkonzern Europas ausbaute. In den siebziger Jahren war Sohl als Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie Kontrahent, aber auch Partner der Bundeskanzler Brandt und Schmidt bei der Lösung der damaligen wirtschaftspolitischen Fragen.Volker Berghahn untersucht erstmalig und auf der Grundlage des umfangreichen Nachlasses Leben und Tätigkeit von Hans-Günther Sohl. Berghahns Studie dreht sich insbesondere um die Frage der Kontinuitäten und Brüche deutscher Wirtschaftspolitik im 20. Jahrhundert. Welche Schlüsse zog Sohl aus seiner Erfahrung der NS-Herrschaft und wie setzte er diese in die Praxis um?
Autorenporträt
Volker Berghahn, geboren 1938 in Berlin, ist Seth Low Professor of History an der Columbia University in New York. Für seine Publikationen und seine Verdienste um die deutsch-amerikanischen Kulturbeziehungen wurde Berghahn mit dem Helmut-Schmidt-Preis der ZEIT-Stiftung und dem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse geehrt.Veröffentlichungen u. a.:Industriegesellschaft und Kulturtransfer (2010); Transatlantische Kulturkriege (2004); Otto A. Friedrich. Ein politischer Unternehmer (1993)
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.09.2021

Leben eines Industriellen
Biographie des BDI-Präsidenten Hans-Günther Sohl

Hans-Günther Sohl war einer der einflussreichsten deutschen Unternehmer der Nachkriegszeit. Seine Karriere begann mit dem Dritten Reich. 1933 trat er rein opportunistisch in die NSDAP ein und erhielt eine Stelle bei Krupp, wo er zum Vorstandsassistenten aufstieg. 1941 wechselte er in den Vorstand der Vereinigten Stahlwerke. Er trieb die Kriegsrüstung des NS-Regimes voran und hat den Einsatz von Zwangsarbeitern zumindest gebilligt.

1948 kehrte Sohl nach einer längeren Internierung zu den Stahlwerken zurück, deren Entflechtung er organisierte. 1953 wurde er für 20 Jahre Vorstandsvorsitzender der August-Thyssen-Hütte, die aus den Stahlwerken hervorging. Durch geschickte Zukäufe machte Sohl Thyssen zu einem diversifizierten Stahltrust nach amerikanischem Vorbild und zum größten Stahlkonzern Europas. Sohl saß in vielen Aufsichtsräten (Siemens, RWE, Dresdner Bank und Allianz). Von 1972 bis 1976 war er Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI).

Sohl galt lange Zeit als autoritärer Stahlboss. Dieses Buch zeichnet ein differenzierteres Bild. Der Untergang des NS-Regimes, die Haft und der gemeinsame Kampf mit den Gewerkschaften gegen die alliierten Demontagen veränderten Sohl. So akzeptierte er die paritätische Mitbestimmung in der Schwerindustrie, verhinderte aber ihre Ausdehnung auf andere Branchen. Sohl wurde ein Fürsprecher der Sozialen Marktwirtschaft, der die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Betriebsräten und Gewerkschaftern suchte und mit sozialdemokratischen Regierungen bei allen Kontroversen loyal kooperierte. Diese Einstellung war das Resultat tiefgreifender Lernprozesse. Vor 1933 hatten die Großindustriellen Demokratie und Mitbestimmung noch kategorisch abgelehnt. Sohls Vorgänger als BDI-Präsident, Fritz Berg, hatte die SPD diffamiert und die Erschießung wild Streikender gefordert. Sohl dagegen wollte Konfrontationen vermeiden. Er blieb zeitlebens Anhänger der Sozialen Marktwirtschaft, der im Ruhestand die neoliberale Wende ablehnte und sich auch mit ökologischen Themen beschäftigte.

Das flüssig geschriebene Buch benutzt die Biographie Sohls als Schlüssel zur Wirtschaftsgeschichte der frühen Bundesrepublik. Zwar gab es nach 1945 in der Wirtschaftselite eine hohe personelle Kontinuität. Jedoch erwiesen sich manche Unternehmer, zumal die jüngeren, als lernfähig. So entsprach auch Hans-Günther Sohl nicht dem Klischee des ultrakonservativen Ruhrindustriellen. HARTMUT BERGHOFF

Volker Berghahn: Hans-Günther Sohl als Stahlunternehmer und Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie 1906-1989. Wallstein, Göttingen 2020, 589 Seiten, 56 Euro.

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»Das Buch füllt zweifellos eine empfindliche Lücke in der Unternehmer- und Verbandsgeschichte der Bundesrepublik.« (Ralf Ahrens, sehepunkte, Ausgabe 21, Nr. 9/2021) »Eine insgesamt unbedingt lesenswerte Arbeit auf der Höhe der einschlägigen Forschung.« (Werner Bührer, Historische Zeitschrift 316/2023) »Berghahn ist es gelungen, ein höchst differenziertes und zugleich ausgewogenes Bild seines Protagonisten zu zeichnen.« (Werner Bührer, Historische Zeitschrift 316/2023) »interessante Einsichten in die Wiederaufbauzeit der westdeutschen Stahlindustrie der 1950er und 1960er Jahre aus der Perspektive eines führenden Managers« (Karl Lauschke, Der Anschnitt, 2023)