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Friedrich Ebert hat die Politik seiner Zeit entscheidend geprägt. Weit mehr als bislang bekannt, beeinflusste der Sozialdemokrat, Republikgründer und erste Reichspräsident die Geschicke der Weimarer Demokratie in ihren ersten Jahren. Walter Mühlhausen liefert die erste umfassende Biographie des ersten demokratischen Staatsoberhauptes in Deutschland. Als Reichspräsident (1919-1925) besaß Friedrich Ebert eine überaus starke Position und nutzte die Gestaltungsmöglichkeiten seines Amtes intensiv. Obwohl er in seiner Zeit eine bedeutende Rolle spielte, blieb sein Bild in den historischen…mehr

Produktbeschreibung
Friedrich Ebert hat die Politik seiner Zeit entscheidend geprägt. Weit mehr als bislang bekannt, beeinflusste der Sozialdemokrat, Republikgründer und erste Reichspräsident die Geschicke der Weimarer Demokratie in ihren ersten Jahren. Walter Mühlhausen liefert die erste umfassende Biographie des ersten demokratischen Staatsoberhauptes in Deutschland. Als Reichspräsident (1919-1925) besaß Friedrich Ebert eine überaus starke Position und nutzte die Gestaltungsmöglichkeiten seines Amtes intensiv. Obwohl er in seiner Zeit eine bedeutende Rolle spielte, blieb sein Bild in den historischen Darstellungen zur Weimarer Republik bislang auffallend blass. Der Autor beschreibt erstmals detailliert, wie Ebert auf den zentralen Politikfeldern seiner Zeit agierte. Politik und Persönlichkeit werden dabei in den Rahmen der krisenhaften Anfangsjahre der Republik eingebettet und scharf konturiert. Unter sorgfältiger Auswertung weit verstreuter und bislang nicht genutzter Quellenbestände wird eine Fülle neuer Einsichten in Amtsverständnis und Amtsführung Friedrich Eberts vermittelt.
Autorenporträt
Walter Mühlhausen geb. 1956, Dr. phil., studierte an der Universität Kassel. Er ist stellvertretender Geschäftsführer der Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert- Gedenkstätte in Heidelberg und Lehrbeauftragter an der Universität Mannheim.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.12.2006

Zwischen den Fronten der Unversöhnlichen
Der Weg und das Wirken des ersten Reichspräsidenten Friedrich Ebert - minutiös rekonstruiert

"Es bedarf gewiß weiterer Forschung zu Persönlichkeit und Wirken Friedrich Eberts", schreibt der Historiker Eberhard Kolb in einem Beitrag aus dem Jahr 1997, "bis eine ausreichende Zahl von Bausteinen bereitgestellt ist, die sich zu einem fundierten, kritisch reflektierten Ebert-Bild zusammenfügen lassen, einem Ebert-Bild, das gleich weit entfernt ist von emphatischer Apologie wie von ungerechter oder gar gehässiger Herabsetzung." In der Tat, wie manch anderer Politiker der unglücklichen Weimarer Republik hatte auch ihr erster Reichspräsident durchgehend ein heute nur noch schwer vorstellbares Übermaß an Anfeindungen, Verletzungen und Verhöhnungen zu ertragen. Denn für die national-konservativen Kreise beispielsweise blieb er von Anfang an der "Mann der verhaßten Revolution". Schließlich wurde gegen ihn von dieser Seite des politischen Spektrums sogar der auch noch gerichtlich sanktionierte Vorwurf des Landesverräters erhoben, weil er in der zentralen Leitung des Ausstandes der Munitionsarbeiter im Januar 1918 mitgewirkt hatte, ohne daß seinem auf rasche Beendigung des Streiks eintretenden Handeln die erforderliche Beachtung geschenkt worden wäre. Auf der anderen Seite stigmatisierte ihn die radikal-revolutionäre Linke, weil er in den Unübersichtlichkeiten des Kriegsendes und der Revolution für Ruhe und Ordnung eingetreten war, sich in ihren Augen also schlicht als "Arbeiterverräter" geriert hatte. Kurt Tucholsky etwa verschmähte ihn als einen typischen "Bonzen" und blutleeren "Papiermenschen": Daß damit nicht nur Friedrich Ebert und die SPD, sondern letztlich auch die parlamentarische Demokratie von Weimar in Mitleidenschaft geriet, wurde dabei ganz offensichtlich in Kauf genommen.

Nunmehr hat Walter Mühlhausen eine gewichtige Monographie über den Reichspräsidenten vorgelegt, die sich mit dessen von Haß und Gunst der Parteien verzerrtem Charakterbild so gründlich auseinandersetzt, wie das bislang noch nicht geschehen ist: Der Autor hat eine biographische Darstellung über den sozialdemokratischen und deutschen Staatsmann vorgelegt, die Bestand haben wird. Leider werden die Jahre und Jahrzehnte des 1871 Geborenen bis zu seiner Wahl zum vorläufigen Reichspräsidenten im Jahr 1919 eher kursorisch abgehandelt. Das ist nicht zuletzt deshalb bedauerlich, weil der Verfasser so intensiv wie kaum ein anderer mit dem Untersuchungsgegenstand vertraut ist, daß er geradezu prädestiniert gewesen wäre, die definitive Biographie über Ebert zu schreiben. Früh schon schlug das spätere Staatsoberhaupt, ein gelernter Sattler aus Heidelberg, der seit 1889 dem gemäßigten Flügel der Sozialdemokratie angehörte, eine Funktionärslaufbahn ein. Nach dem Tod des "Arbeiterkaisers" August Bebel stieg er neben Hugo Haase zum Parteivorsitzenden auf - zu keiner Zeit ein Theoretiker und Charismatiker, sondern durchgehend ein Pragmatiker und Organisator, dem die Einheit der Partei über alles ging. Vom Jahr 1919 bis zu seinem frühen Tod Anfang 1925 wird Eberts Weg und Wirken als Reichspräsident sodann minutiös rekonstruiert, Tag für Tag teilweise - da wäre weniger oftmals mehr gewesen.

In den stürmischen Zeiten der jungen Republik von der Revolution 1918/19 über den Kapp-Lüttwitz-Putsch vom darauffolgenden Jahr bis in das Krisenjahr 1923 hinein hielt Ebert unbeirrt an einem staatserhaltenden Kurs fest. Daß der patriotische Sozialdemokrat, der die bolschewistische Gefahr verständlicherweise und zu Recht ernst nahm, die Ideen der Rätebewegung verwarf, ist ihm in diesem Zusammenhang immer wieder als eine "verpaßte Chance" umfassender Demokratisierung vorgehalten worden. Daß er möglicherweise, ja sogar wahrscheinlicherweise für eine auf diesem Weg "verhinderte Katastrophe" gebührende Würdigung verdient hätte, ist darüber aber nicht selten vergessen worden. "Man mag die Politik Eberts als richtig oder falsch bezeichnen", urteilt Mühlhausen in dieser Perspektive, "undemokratisch oder gar ein Verrat an den Grundsätzen der Partei war sie nicht."

Ebendies gilt für seine vergleichsweise enge Verbindung mit den traditionellen Repräsentanten des Militärs, auf das er sich als einen stabilisierenden Ordnungsfaktor angewiesen fühlte; und ebendies gilt auch für sein Einverständnis mit dem resoluten Vorgehen im Jahre 1923 gegen die Linksregierungen in Thüringen und Sachsen, in deren Reihen mit "Diktatur-Ideen" geliebäugelt wurde. Was die in dieser Hinsicht von Ebert mitgetragene Reichsexekution gegen die beiden mitteldeutschen Staaten angeht, erscheint die dabei oftmals beschworene Gleichsetzung mit Franz von Papens Schlag gegen Preußen im Jahr 1932 nach Walter Mühlhausens sorgfältiger Untersuchung ganz und gar unzutreffend: "Bei aller formalen verfassungsrechtlichen Gleichartigkeit von 1923 und 1932", so lautet sein Befund vielmehr, habe zwischen den beiden Vorgängen "über die differierenden politischen Intentionen der Reichspräsidenten hinaus ein gewaltiger Unterschied" gelegen: "1923 ging es der Regierung um das Überleben der Republik, 1932 um deren Zertrümmerung."

In diesem Sinne hat Ebert sich auch des vielumstrittenen und berüchtigten "Diktatur"-Artikels 48 der Weimarer Reichsverfassung als eines "kraftvollen Instruments gegen Verfassungsfeinde" bedient. Angewandt wurde diese Möglichkeit zur Erhaltung der Demokratie und ohne antiparlamentarische Spitze. "Gleichwohl", räumt der Verfasser ein, "war damit die Gefahr latent geworden, Artikel 48 als beliebig einsetzbares, wider den Sinn der Verfassung nutzbar zu machendes Notfallinstrument anzuwenden, wie es dann sein Nachfolger Hindenburg tun sollte."

Alles in allem: Eberts Bereitschaft, mit den Kräften der Tradition zu einem politischen Kompromiß zu finden, die ihn ohne Zweifel im Jahr 1923 zu "übergroßer Toleranz und Nachgiebigkeit" gegen das aufrührerische Bayern veranlaßte; sein gescheiterter Versuch, über Schichten und Klassen hinweg integrierend zu wirken; sein vom Primat der Außenpolitik geprägtes Eintreten für die Einheit des Reiches; sein Kampf für die parlamentarische Demokratie als der maßgeblichen Voraussetzung für soziale Reformen fand zu keiner Zeit die erwünschte und erforderliche Resonanz - weil die hergebrachten Milieus auf der Rechten und der Linken dies einfach nicht zuließen. Vielmehr wurde der redliche, pflichtbewußte und unprätentiöse Repräsentant des Weimarer Staates zwischen den Fronten der Unversöhnlichen gleichsam aufgerieben, und die Diffamierungen seiner Feinde trugen nicht zum geringsten zum frühen Tod des gesundheitlich längst angeschlagenen Mannes bei.

Immerhin, die junge Republik hatte, als Ebert 1925 starb, durchaus die Chance, "sich in den wesentlich unter seiner Führung 1918/19 geschaffenen Bahnen zu einer dauerhaften Demokratie fortzuentwickeln". Daß es anders kam, hatte nicht zuletzt auch damit zu tun, daß demjenigen an der Spitze des Staates, "dem die Demokratie am Herzen lag", mit Paul von Hindenburg derjenige als Reichspräsident folgte, "dem die Republik ein abnormes Gebilde war".

KLAUS HILDEBRAND

Walter Mühlhausen: Friedrich Ebert 1871-1925.Reichspräsident der Weimarer Republik. Verlag J.H.W. Dietz, Bonn 2006. 1064 S., 48,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

An dieser "akribischen" Biografie des sozialdemokratischen ersten Reichspräsidenten der Weimarer Republik wird dem Urteil von Rezensent Michael Epkenhans zufolge in Zukunft niemand mehr vorbei kommen, der sich mit dieser Epoche befassen wird. Nach seinem Eindruck hat Horst Mühlhausen für sein über tausendseitiges Werk kein Archiv ausgelassen, kein Dokument, was Ebert betrifft, übersehen, kein noch so entlegenes Buch nicht gelesen und ein entsprechend komplexes Bild dieses Staatsmanns gezeichnet. Zwar findet der Rezensent einige Interpretationen strittig, besonders was die Novemberrevolution von 1918 betrifft. Doch insgesamt spricht das für ihn eher für das hohe Reflexionsniveau dieses Buches. Auch hat der Rezensent ein paar kritische Anmerkungen zur Gewichtung einzelner Lebensphasen Friedrich Eberts. Dem überaus positiven Gesamteindruck tut das aber keinen Abbruch.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.11.2019

Der erste Zivilist im Staate
Ein Fotoband über Friedrich Ebert zeigt Freud und Leid des demokratischen Reichspräsidenten
„Ebert ist Süddeutscher; er ist am 4. Februar 1871 in Heidelberg geboren. Als siebzehnjähriger Sattlergeselle zog er in die Fremde und wurde nach dreijähriger Wanderschaft in Bremen ansässig. Wie die meisten sozialistischen Arbeiter kam er über den Weg der Gewerkschaftsbewegung zum Sozialismus.“ So beschreibt sich das erste demokratisch gewählte Staatsoberhaupt nach seiner Wahl im Jahr 1919 in einer autobiografischen Skizze selbst. Da ist nichts von Selbstinszenierung, Pomp und Polit-PR. Und so waren auch seine Auftritte als SPD-Politiker, Revolutionär im Jahr 1918 und später als Reichspräsident von 1919 bis zu seinem Tod im Jahr 1925. Ein üppiger, großformatiger Bildband über Friedrich Ebert zeigt nun, 100 Jahre nach seiner historischen Wahl, die neue Art der politischen Repräsentation und gleichzeitig auch deren Tragik.
Walter Mühlhausen, Vorstand der Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte in Heidelberg, hat diesen Band in langjähriger Arbeit zusammengetragen, sozusagen als Abrundung seiner diversen Ebert-Biografien und -Studien. Mehr als 400 Fotos sind hier versammelt, biografisch und thematisch geordnet. Man sieht einen ernsthaften Mann, der erkennbar um Würde und Haltung bemüht ist, einen kleinen, kaum 1,65 Meter großen Politiker, der Bescheidenheit und Korrektheit auszustrahlen versucht. Einen ersten Mann im Staate, der 1922 seiner Nichte schreibt: „Aber eine Reise als Reichspräsident ist mir nichts weniger als Freude.“ Ein Zivilist und Proletariersohn auf großer Bühne, die ihm nicht immer behagt. Selten sieht man ihn fröhlich. Eine der wenigen Ausnahmen ist oben abgebildet: Ebert mit seiner Frau Louise auf dem Weg zur Stimmabgabe bei der Reichstagswahl im Juni 1920 – offenbar ohne Sicherheitsbeamte.
Was man in dem Band nicht sieht und sich dazu vorstellen muss, ist der Paradigmenwechsel in der Bildsprache, die mit dem Untergang der Monarchie und der Errichtung der Demokratie einherging. Kaiser Wilhelm II. war, so schreibt Mühlhausen in der Einleitung, im Gegensatz zu Ebert ein Medienstar und die wohl am häufigsten fotografierte und gefilmte Person seiner Zeit, vor allem als Hohenzollern-Kriegsherr.
Ebert und seine Leute hatten für PR und Pomp kein Gespür und zunächst auch keine Lust darauf. Das hing sicher mit den zahllosen Verleumdungen und persönlichen Angriffen auf Ebert vonseiten der Republikfeinde, Monarchisten und Völkischen zusammen. Und auch mit Eberts Person und Amtsverständnis, was ihm zur Ehre gereicht, aber der Popularisierung der neuen Staatsform keinen Auftrieb verschaffte. Zudem waren die Zeiten angespannt, innen- und außenpolitisch gab es wenig zu feiern – im Gegenteil: bis 1923 schrammte die junge Republik immer wieder am Bürgerkrieg vorbei.
Die Betrachter erfahren auch viel über die damalige Fototechnik und die Quellenlage – und darüber, wie die damalige Presse – und da nicht nur die rechtsgerichtete – Fotos benutzte, um den Präsidenten und damit die Demokratie lächerlich zu machen: Ebert in Badehose, Ebert auf einem Podest, damit er über eine Brüstung schauen konnte, und vom Wahltag 1920 erschien nicht das Foto vom gut gelaunten Ebert, sondern eines mit einem griesgrämig dreinblickenden Präsidenten.
Ein Buch für Ebert-Kenner, Foto-Experten und auch für Menschen, die sich für Macht und Machtmissbrauch der Presse in der Weimarer Republik interessieren.
ROBERT PROBST
Walter Mühl-
hausen: Friedrich Ebert. Sein Leben in Bildern. Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2019. 272 Seiten,
38 Euro.
Foto: AdsD / Friedrich-Ebert-Stiftung
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