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Der Frieden von Versailles war das wohl folgenreichste Vertragswerk des 20. Jahrhunderts. Er entschied über das Schicksal der Verlierer des Ersten Weltkriegs, bestimmte die territoriale Neuordnung Europas und wichtiger außereuropäischer Regionen wie der Nahe Osten, und er schuf die Grundlagen für die Errichtung des Völkerbundes. Eberhard Kolb schildert in seiner konzisen Darstellung die Ausgangssituation am Ende des Krieges, den Verlauf der Verhandlungen und die wichtigsten Ergebnisse des Friedens.

Produktbeschreibung
Der Frieden von Versailles war das wohl folgenreichste Vertragswerk des 20. Jahrhunderts. Er entschied über das Schicksal der Verlierer des Ersten Weltkriegs, bestimmte die territoriale Neuordnung Europas und wichtiger außereuropäischer Regionen wie der Nahe Osten, und er schuf die Grundlagen für die Errichtung des Völkerbundes. Eberhard Kolb schildert in seiner konzisen Darstellung die Ausgangssituation am Ende des Krieges, den Verlauf der Verhandlungen und die wichtigsten Ergebnisse des Friedens.
Autorenporträt
Eberhard Kolb ist o. Professor em. für Geschichte an der Universität zu Köln. Zahlreiche Veröffentlichungen geschichtlicher Standardwerke z. B. den Band 'Die Weimarer Republik' (2002) im Grundriß der Geschichte.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.02.2006

Besser als sein Ruf
Der Versailler Vertrag von 1919

Eine "nüchterne, kritische Bestandsaufnahme" will Eberhard Kolb vorlegen, und das ist ihm vollauf gelungen: Eingebettet in eine ebenso knappe wie präzise "Erzählung" des Kriegsendes 1918 und der Pariser Friedenskonferenz, werden Entstehung, Inhalt und Folgen des Versailler Vertrages für Deutschland, Europa und die Welt analysiert. Dabei wird deutlich, wie "schmachvoll" und "unerträglich" den deutschen Zeitgenossen das Vertragswerk erschien und wie abgeklärt wir heute vor dem Hintergrund der "Versailles" folgenden Katastrophen mit diesem sicherlich nicht völlig "mißglückten" Frieden umgehen. Ohne Schwachpunkte und Ungereimtheiten zu beschönigen, kommt Kolb zu dem Ergebnis, daß der Vertrag besser war als sein Ruf; vor allem, weil er dem erklärten Wunsch Frankreichs, das Deutsche Reich zu zerschlagen, mindestens aber die Rheingrenze zu gewinnen, nicht entsprach. Das "potentiel du guerre" des besiegten Kaiserreiches wurde weitgehend zerstört; das "potentiel de paix", auf das es langfristig ankam, aber nicht. So gelang dem 1918 vollkommen militärisch besiegten Deutschland in wenigen Jahren der Wiederaufstieg zu der potentiell stärksten Macht in Europa. Das war keineswegs das Verdienst Hitlers und der NSDAP, sondern bereits der Weimarer Republik, die den Versailler Vertrag bis 1932 in wesentlichen Punkten zu deutschen Gunsten revidieren konnte, was vor allem für das Ende der Reparationen und die militärische Gleichberechtigung galt.

Es gehört weniger zur Tragik als vielmehr zum Versagen und zur historischen Schuld der deutschen Gesellschaft, das "Weimarer Revisionssyndrom" nicht nur gepflegt, sondern aufs schamloseste mißbraucht und damit die erste deutsche Demokratie böswillig zerstört zu haben. Nicht der Friede von Versailles, sondern die rechtsradikalen Kräfte mit Hitler an der Spitze und ein allzu großer Teil der Bevölkerung, der im Chauvinismus erstarrte und in Selbstmitleid ob des vermeintlich "kathargischen" Friedens zerfloß, waren dafür verantwortlich, daß dem Ersten ein Zweiter Weltkrieg folgte. Kolb weist ein wenig resignierend, aber doch auch erleichtert darauf hin, daß die bundesrepublikanische Bevölkerung heute vom Versailler Vertrag wenig bis nichts weiß. "Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß": wieder ein Beweis für die provozierende These, daß es besser ist, von der Geschichte nichts als das Falsche zu wissen.

MICHAEL SALEWSKI

Eberhard Kolb: Der Friede von Versailles. Verlag C.H. Beck, München 2005. 120 S., 7,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.02.2006

Die Ausuferung
Eberhard Kolbs kleines Meisterwerk über den Versailler Frieden
Dieses Buch ist ein kleines Meisterwerk: Auf 120 Seiten informiert es wirklich umfassend über alle relevanten Details, nicht nur des Vertrages von Versailles, sondern auch aller anderen so genannten „Vorort-Verträge” der Pariser Friedenskonferenz von 1919. Nicht genug damit: Kolb geht ausführlich auf die Ausuferung der Kriegsführung im immer totaleren Krieg ein, woraus er dann stichhaltig die Schwierigkeit, überhaupt zu einem Frieden zu gelangen, entwickelt. Er zeigt zudem treffsicher in kurzer Skizze, welch ungeheurer administrative Aufwand hinter dem Vertragswerk von Versailles stand. Über 10 000 Personen waren in Paris damit befasst. Die Probleme der Konferenzdiplomatie werden anschaulich gezeigt, weil der Verfasser stets den Blick auf das Kriegserleben und die Kriegszerstörungen richtet, aus denen sich Abtretungs- und Reparationsforderungen ergaben. Dankenswerterweise ist auch die erhitzte Diskussion in Deutschland über „Annehmen oder ablehnen” des Vertragswerkes recht detailliert dargestellt. Es gelingt, die Dramatik dieser Entscheidung in notwendig kurzer Skizze voll zu erfassen.
Nur was den „Kriegsschuld”-Paragrafen 231 angeht, scheint die Schärfe dieser Brandmarkung der deutschen „Aggression” etwas heruntergespielt worden zu sein. Wenn man sieht, mit welchem Zorn die französischen Staatsmänner Deutschland seit Beginn der Versailler Verhandlungen beschuldigten, „das größte Verbrechen der Menschheitsgeschichte” (so der Staatspräsident Poincaré) begangen zu haben, so mag man das dezidierte Urteil des Verfassers, dass die deutsche Seite in der Schuldfrage zu unbeweglich gewesen sei und sich die Unerbittlichkeit der alliierten Staatsmänner selber zuzuschreiben habe, doch mit einem Fragezeichen versehen. Es gibt also Gründe genug, sich mit dieser exzellenten Einführung auseinander zu setzen.
GERD KRUMEICH
EBERHARD KOLB: Der Frieden von Versailles. Verlag C. H. Beck, München 2005. 120 Seiten, 7,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Für überfällig scheint Rezensent Michael Salewski Eberhard Kolbs Buch über den Frieden von Versailles zu halten, das seiner Darstellung zufolge mit einem falschen Bild des Vertrages aufräumt. "Nüchtern, kritisch" und "präzise" stelle Kolb klar, dass der Vertrag besser als sein Ruf gewesen sei. Denn er habe zwar durchaus den Deutschen Reich die Fähigkeit zum Krieg genommen, aber nicht die Fähigkeit zum Frieden, wie auch Rezensent Salewski betont, der deshalb glaubt, dass es zum größten Versagen der Deutschen hielt, dieses "Weimaer Revisionssyndrom" aufs "Schamloseste" missbraucht zu haben. Nicht der Friede von Versailles, unterstreicht Salewski, habe die Weimarer Demokratie unterlaufen, sondern rechtsradikale Kräfte und eine Bevölkerung, die zum großen Teil im "Chauvisnismus erstarrte" und im "Selbstmitleid" über Versailles zerfloss.

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