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Ehrfurcht ist die Mutter aller Schreibblockaden. Das bekommt auch Geoff Dyer zu spüren, als er sein nächstes Buch angeht: eine Studie über sein Vorbild D. H. Lawrence, den Schöpfer der 'Lady Chatterley'. Schon das Notizenmachen will nicht gelingen. Also versucht er es mit einem Roman. Den wollte er ohnehin schreiben. Aber wie soll er das schaffen, wenn er nicht einmal weiß, wo er wohnen will? Vielleicht könnte er mit seiner Freundin in Rom sesshaft werden. Oder aber ein wenig herumreisen. Aber auf der griechischen Insel Alonissos ist es einfach zu ruhig zum Arbeiten. Und auf Sizilien will erst…mehr

Produktbeschreibung
Ehrfurcht ist die Mutter aller Schreibblockaden. Das bekommt auch Geoff Dyer zu spüren, als er sein nächstes Buch angeht: eine Studie über sein Vorbild D. H. Lawrence, den Schöpfer der 'Lady Chatterley'. Schon das Notizenmachen will nicht gelingen. Also versucht er es mit einem Roman. Den wollte er ohnehin schreiben. Aber wie soll er das schaffen, wenn er nicht einmal weiß, wo er wohnen will? Vielleicht könnte er mit seiner Freundin in Rom sesshaft werden. Oder aber ein wenig herumreisen. Aber auf der griechischen Insel Alonissos ist es einfach zu ruhig zum Arbeiten. Und auf Sizilien will erst mal seine Abneigung gegen Meeresfrüchte verarbeitet werden ... 'Aus schierer Wut' ist das Porträt eines Autors in einer Schaffenskrise - klug, sprachmächtig und so komisch, dass es einem vor Lachen die Tränen in die Augen treibt. Gequält, gleichermaßen beschwingt und übellaunig reist Geoff Dyer durch die Welt, erzählt von seiner Unfähigkeit, ein Projekt zu Ende zu führen, geschweige denn eines zu beginnen, und lässt doch wie durch ein Wunder dieses Buch vor unseren Augen entstehen. Über alles und nichts hat noch niemand so scharfsinnig, treffsicher und vergnüglich geschrieben.
Autorenporträt
Geoff Dyer ist der Autor mehrerer preisgekrönter Romane und Sachbücher, darunter die viel gerühmte Jazz-Studie 'But Beautiful'. Zuletzt erschienen 'Zona', eine Verneigung vor Andrej Tarkowskij, und 'Another Great Day at Sea' über seinen Aufenthalt auf dem Flugzeugträger USS George H.W. Bush. Der u. a. mit dem Lannan Literary Award, dem E. M. Forster Award und dem Windham-Campbell Prize for Nonfiction ausgezeichnete Schriftsteller lebt zurzeit in Los Angeles. Bei DuMont erschienen 'Sex in Venedig
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.02.2017

Das definitive Buch über Prokrastination

So viele miese Künstler wie in New Mexico gibt es nirgendwo sonst: Der britische Schriftsteller Geoff Dyer sucht die Lebensstationen von D. H. Lawrence auf und findet Trost bei Rainer Maria Rilke.

Die Lebensorte eines Dichters aufzusuchen und, wenn man dann dort ist, nicht das zu finden, was man hoffte: Diese Erfahrung hat wohl mancher schon gemacht. Aber kaum je wurde sie so witzig und zugleich melancholisch beschrieben wie in Geoff Dyers Buch über D. H. Lawrence, das nun mit beinahe zwanzig Jahren Verspätung auf Deutsch erscheint.

Das wirft die Frage auf: Warum eigentlich so spät?, und bei einigen vielleicht auch: Wer ist eigentlich Geoff Dyer? Dass der 1958 in Cheltenham im englischen Gloucestershire Geborene hierzulande immer noch eine Art Geheimtipp zu sein scheint, ist verwunderlich, da er fraglos zu den besten zeitgenössischen englischen Schriftstellern gehört.

Vielleicht liegt es auch daran, dass sein Werk ziemlich heterogen ist: Er hat mehr essayistische Bücher als Romane geschrieben, darunter vor allem Reisebücher, ein in der englischsprachigen Welt vielbeachtetes Buch über Jazz, eine Studie über den kürzlich verstorbenen Dichter und Maler John Berger und ein Buch über Andrej Tarkowskijs Film "Stalker". Dyer ist auch Journalist: Aus einem Aufenthalt auf dem amerikanischen Flugzeugträger USS George Bush etwa machte er ein hintergründig-literarisches Reportagebuch mit dem ironischen Titel "Another Great Day at Sea". Viele seiner Werke verraten bereits im Titel einen Witz, der nicht leicht zu übersetzen ist: "Yoga for People Who Can't Be Bothered To Do It" zum Beispiel. Und nicht zuletzt ist er ein anerkannter Kritiker - alles in allem nur vielleicht nicht so der Typ, über den hierzulande Homestorys erscheinen.

Umso schöner ist es also, Dyer bei der schwierigen Entstehung einer von ihm selbst verfassten literarischen Homestory zu begleiten. Oder besser: gleich mehreren, denn im vorliegenden Buch besucht er die Lebensstationen des D. H. Lawrence von Nottinghamshire über Sizilien bis nach Amerika.

Dass dies vor allem ein Buch über Lawrence ist, zählt freilich zu den kalkulierten witzigen Missverständnissen, mit denen man bei Dyer rechnen muss, denn es ist vor allem ein Buch über Dyer. Und in erster Linie ist es ein Buch über die Prokrastination, also das zwanghafte Aufschieben von Dingen. Vielleicht darf man sogar sagen: Dies ist das definitive, jedenfalls definitiv lustigste Buch über Prokrastination, das es gibt.

Wir sehen am Anfang seinen Verfasser unentschieden zwischen Frankreich und Italien herumreisen, wo er seine Studie über Lawrence beginnen möchte, aber irgendetwas kommt einfach immer dazwischen. In Rom ist es zu heiß, also flüchtet er mit seiner Lebensgefährtin auf eine griechische Insel, nimmt aber die entscheidenden Bücher letztlich nicht mit, da das Gepäck zu schwer würde. Dann will er doch schreiben, wird aber durch einen Mofa-Unfall gehindert und so fort. Immerhin bleibt er unterwegs: in Italien, in England, auch viel in der Erinnerung.

Das Buch, das ihm dann unter der Hand doch entsteht, ist ein unterhaltsames, böses Reisebuch, das auch heute noch aktuell wirkt, mit ausufernden Exkursen etwa über Meeresfrüchte oder die Grippe, freilich ein zutiefst literarisch inspirierter Text (vielleicht auch postmodern-autobiographischer Roman?), in dem Lawrence nicht zuletzt als Gewährsmann für Dyers zynische Bemerkungen zum Nationalcharakter, nicht nur den der Italiener, herhält. Dyers vertrackte, lange Sätze sind nicht selten Hasstiraden, die sich unter anderem gegen die akademische Welt richten, bei weitem nicht nur die sich mit Lawrence beschäftigende. Oxford heißt bei ihm "Ödford", und es hängt "eine Wolke aus Dummheit" darüber.

Endlich in Taos, New Mexico, angekommen, wo Lawrence im Alter lebte, muss Dyer feststellen, dass dessen angebliche Ranch eher eine bescheidene Hütte war, in der es nicht viel zu sehen gibt. Taos scheint ihm dafür "über eine konkurrenzlose Dichte an richtig miesen Künstlern" zu verfügen.

So verwitzelt das alles scheinen mag, hält Dyers Buch aber auch ernsthaften philosophischen Trost für all jene bereit, die Schaffenskrisen kennen oder gerade das Gefühl haben, nicht voranzukommen im Leben. Gewährsmann dafür ist Rainer Maria Rilke, der eine beinahe ebenso große Rolle wie Lawrence in diesem Buch spielt, und Dyer findet in einem von Rilkes Briefen die Vermutung, dass gerade die scheinbar müßig verbrachten Tage sich oft im Nachhinein als jene herausstellen, "die wir in tiefster Tätigkeit verbringen". Mit Rilke fragt sich Dyer, "ob nicht unser Handeln selbst, wenn es später kommt, nur der letzte Nachklang einer großen Bewegung ist, die in untätigen Tagen in uns geschieht?". Das ist, auch wenn es eine Rechtfertigung für weitere Prokrastination darstellt, eine schöne Hoffnung.

JAN WIELE

Geoff Dyer: "Aus schierer Wut". In D. H. Lawrence' Schatten.

Aus dem Englischen von Stephan Kleiner. DuMont Buchverlag, Köln 2016.

304 S., geb., 24,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»[Geoff Dyer gehört] fraglos zu den besten zeitgenössischen englischen Schriftstellern.« Jan Wiele, FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG »Ein neurotisches, aber sehr, sehr witziges Werk - vor allem für Leser, die aus eigener Erfahrung wissen, was Prokrastination, Hypochondrie und Selbstmitleid bedeuten.« Judith Liere, STERN »Für Geoff Dyer ist es ein Drama, für Leser ein Vergnügen. [...] Das schönste Lawrence-Porträt, das sich denken lässt.« Ferdinand Quante, WDR 5 BÜCHER »Im Stil einer Thomas Bernhardschen Suada abgefasst, über die der Leser herzlich laut lachen kann.« Christian Schachinger, DER STANDARD »Lustig und scharfsinnig.« GLAMOUR »[Geoff Dyer erweist sich als] würdiger Nachfolger der britischen Satireklassiker Laurence Sterne und Jonathan Swift, die auf höchstem literarischen Niveau quengelten, spotteten und schimpften.« Emmanuel van Stein, KStA BÜCHER MAGAZIN »Witzig und erhellend, geistreich und abschweifend. Ein kluges, hintergründiges Buch.« Jochen Kürten, DEUTSCHE WELLE »Alle Welt sollte Geoff Dyer lesen.« Werner Krause, KLEINE ZEITUNG »Ein hochvergnügliches, kluges Buch« Ulrich Rüdenauer, TAGESSPIEGEL »Am Ende möchte man dem guten Geoff Dyer um den Hals fallen vor Freude darüber, dass er das Buch über Lawrence nie geschrieben und uns stattdessen dieses Glanzstück geschenkt hat.« Andreas Wirthensohn, WIENER ZEITUNG »Wie ein Wolf seine Beute umkreist Geoff Dyer den Autor D. H. Lawrence.« Philipp Haibach, ROLLING STONE »Klug, komisch und sehr literarisch!« Friederike Albat, MADAME…mehr