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Die Geschichte der jahrzehntelangen Freundschaft der Ehepaare Lang und Morgan, die ein letztes Mal am Sterbebett von Charity Lang zusammentreffen, ist eine Liebesgeschichte besonderer Art.
»In gewisser Weise ist es schön, jung und knapp dran zu sein. Mit der richtigen Frau, und die hatte ich, wurde die Armut zum Abenteuer.«
Als Larry Morgan und seine Frau Sally das Ehepaar Charity und Sid Lang in den dreißiger Jahren kennenlernen, kann der Unterschied zwischen ihnen nicht größer sein: Larry kommt aus dem Westen und hat keinerlei Beziehungen; doch die Liebe zu Sally gibt ihm das Gefühl,
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Produktbeschreibung
Die Geschichte der jahrzehntelangen Freundschaft der Ehepaare Lang und Morgan, die ein letztes Mal am Sterbebett von Charity Lang zusammentreffen, ist eine Liebesgeschichte besonderer Art.
»In gewisser Weise ist es schön, jung und knapp dran zu sein. Mit der richtigen Frau, und die hatte ich, wurde die Armut zum Abenteuer.«

Als Larry Morgan und seine Frau Sally das Ehepaar Charity und Sid Lang in den dreißiger Jahren kennenlernen, kann der Unterschied zwischen ihnen nicht größer sein: Larry kommt aus dem Westen und hat keinerlei Beziehungen; doch die Liebe zu Sally gibt ihm das Gefühl, reich zu sein. Sid besitzt alles: Ostküstenadel, Vermögen, Einfluss, Reputation. Trotz der Gegensätze fühlen sich die Paare zueinander hingezogen - im Laufe der Jahre wachsen tiefste Zuneigung und Zusammengehörigkeit.

Wallace Stegner erzählt die berührende Geschichte dieser Freundschaft im Rückblick: Als die Paare an Charitys Sterbebett zusammentreffen, gibt dies Larry die Gelegenheit zu einem melancholischen Blick auf die gemeinsam durchlebten Jahre.

Eine Wiederentdeckung von Weltrang

»In der Dichtung sollten wir, denke ich, keinen Vorsatz außer dem haben, die Wahrheit zu erzählen.« Wallace Stegner

»Im amerikanischen Westen, wo seine Wurzeln lagen, war er nicht weniger als eine Ikone«, schreibt T. H. Watkins im Nachwort für 'Zeit der Geborgenheit' über Wallace Stegner. Tatsächlich wird mit dieser deutschen Erstausgabe ein Autor von Weltrang wiederentdeckt.

»Wenn ich an Wallace Stegner denke, dann denke ich an einen Mann, der seinen Hunger nach Gerechtigkeit und seine Liebe für das Mögliche mit uns teilt.« Terry Tempest Williams

Wallace Stegner wurde am 18. Februar 1909 in Iowa geboren und wuchs in den weiten Ebenen von Saskatchewan und Montana und in den Bergen von Utah auf. Aus armen und zerrütteten Verhältnissen stammend, darf er als die bedeutendste literarische Stimme des amerikanischen Westens im 20. Jahrhundert gelten. Stegner, der sich auch als Biograf, Kritiker, Essayist, und Historiker einen Namen machte, zählt zu den Wegbereitern des modernen Umweltschutzes. 1960 schrieb er den berühmten Wilderness Letter, der später den ersten Gesetzesentwurf des National Wilderness Preservation Systems einleitete.

»Wir brauchen einfach die Wildnis... Als Teil einer Geographie der Hoffnung hilft sie, uns unserer Kreatürlichkeit zu vergewissern.« Wallace Stegner, Wilderness Letter 1960

»Es gibt nur wenige Erzähler, deren Schaffen so tief in die Naturlandschaften eingebettet ist« schreibt T. H. Watkins, »das Verlangen danach, seinen Platz zu kennen, in der Natur wie in der Gesellschaft, schärfte seinen Blick.« In seiner Dichtung lotet Stegner die Tiefe menschlicher Beziehungen aus, seine Texte über Ehe, Freundschaft, Familie und die Suche nach der eigenen Identität brauchen den Vergleich mit Tschechovs Werk nicht zu scheuen. Stegner unterrichtete an verschiedenen Universitäten, unter anderem in Stanford. Zahlreiche Auszeichnungen, darunter der Pulitzer-Preis (1972) und der National Book Award (1977) belegen seinen Rang als Klassiker der amerikanischen Moderne.'Zeit der Geborgenheit' war sein letzter Roman und zählt zu den wichtigsten und beliebtesten amerikanischen Werken des 20. Jahrhunderts. Er ist, wie viele seiner Romane und Erzählungen, in der Gegend um Greensboro, Vermont angesiedelt, wo der Autor die Sommermonate mit seiner Frau verbrachte. Wallace Stegner starb am 13. April 1993.

»Seine Literatur - ganz zweifellos dieser elegante Roman - ist Teil seiner 'Geographie der Hoffnung', an die er glaubte und für die er sich einsetzte.« Terry Tempest Williams
Autorenporträt
Wallace Stegner, 1909 - 1993, aus armen und zerrütteten Verhältnissen stammend, darf als die bedeutendste literarische Stimme des amerikanischen Westens im 20. Jahrhundert gelten. "Crossing To Saftey" von 1983 (als deutsche Erstausgabe 2008 u.d.T. "Zeit der Geborgenheit" bei dtv) war sein letzter Roman unter insgesamt achtundzwanzig Veröffentlichungen. Stegner, der sich auch als Biograf, Kritiker, Essayist und Historiker einen Namen gemacht hatte, unterrichtete an verschiedenen Universitäten, unter anderem in Stanford. Zahlreiche Auszeichnungen wie der Pulitzer-Preis (1972) und der National Book Award (1977) neben namhaften anderen Ehrungen belegen seinen Rang als Klassiker der amerikanischen Moderne.
Rezensionen
"Dass sich Stegner als profunder Kenner der Kunst und der Wissenschaften - von der Kunststadt Florenz über alte Geschichte bis hin zur Botanik - erweist und dieses Wissen graziös einzuflechten versteht, fügt dem Bild dieses 1909 in Iowa geborenen und in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsenen Schriftstellers und Gelehrten eine weitere Facette hinzu. Darüber hinaus, so berichtet T.H. Watkins in seinem Nachwort, sei sein Freund auch der Wegbereiter der amerikanischen Naturschutzbewegung gewesen. Von der Abhängigkeit der Natur vom Menschen und der Menschen untereinander handelt sein Roman über die Freundschaft." -- Ulrike Baureithel in 'Der Tagesspiegel' In seinem letzten Roman, den Chris Hirte elegant und einfühlsam ins Deutsche übertragen hat, hinterlässt Stegner eine humane Botschaft: Wenn das Leben Chaos ist, dann bleibt flüchtigen Menschen eine Sicherheit - der Bund der Liebe, der in seiner freiesten Form den Namen Freundschaft trägt." -- Piero Salabé in 'Die Zeit'

"Gemeinsam hat man mehr von seinem Platz in der Welt, so die Botschaft des Romans, der gelassen daherzukommen scheint, weil der Ich-Erzähler weiß, dass die Geschichte einer ungeheueren Lebensfreundschaft im Wandel der Zeit ein Schatz ist. In Amerika gilt Wallace Stegner längst als ein Klassiker der Moderne, in Deutschland harrt er nun seiner Entdeckung." -- Arne Rautenberg in Kieler Nachrichten

"So bietet dtv mit dem Roman 'Zeit der Geborgenheit' einen idealen Einstieg in die Welt des Wallace Stegner, der hier die Geschichte von zwei Paaren erzählt: vier Schicksale unterschiedlicher sozialer Herkunft und emotionaler Entwicklung. Aber in dem komplexen Beziehungsgeflecht, das sich aus Erotik und Freundschaft knüpft und das angesichts des nahen Todes einer der beiden Frauen noch einmal in der Rückschau lebendig wird, entsteht das Porträt einer Gemeinschaft, die ihre Würde trotzig dem Tod abringt." -- Kölnische Rundschau Wallace Stegner, 1909 in Iowa geboren, gilt in Amerika zu Recht als Klassiker der Moderne. Umso unverständlicher, dass der Gewinner des Pulitzer-Preises 1972 erst jetzt in Deutschland wiederentdeckt wird. 15 Jahre nach seinem Tod ist nun die deutsche Ausgabe seines letzten, 1987 veröffentlichten Romans erschienen. Darin zeigt ein großer Autor, wie genau er sich mit Liebe, Freundschaft und dem Eheleben auskennt - und wie facettenreich er davon zu erzählen versteht." -- Der Spiegel

"Stegners letzter Roman ist eine große Eloge auf die Freundschaft. Die im Stil des amerikanischen Realismus verfasste Geschichte reflektiert Ciceros Werk 'De Amicicia' und sinniert über die Erinnerungsarbeit des Schriftstellers. Der Sog des Erzählflusses in der ausgezeichneten Übersetzung von Chris Hirte zieht hinein die Wechselfälle des Lebens und berührt den Leser mit seinen feinfühligen, sehr realistischen Charakteren, deren Stärken zugleich ihre Schwächen sind." -- Henriette Ärgerstein im 'Rheinischen Merkur'

"Der Roman 'Zeit der Geborgenheit' berichtet unspektakulär, aber fesselnd und ergreifend über eine seltene Freundschaft...Ruhig und intensiv entwickelt sich die Erzählung von Wallace Stegner. Es ist, als würde man als Leser bedächtig einen Berg ersteigen und dabei immer wieder einen neuen Blick auf eine zunächst undramatisch wirkende innere Landschaft erhaschen. Stetig entdeckt man neue Facetten der Protagonisten und lernt die Charaktere kennen, deren Schwächen in den ausgelebten Stärken sichtbar werden. Dabei entwickelt sich ein stilles Drama: am Ende von Charitys Leben sieht sich jeder der Freunde der Frage nach der eigenen Würde ausgesetzt." -- Angelika Fries in ERF Radio

"In seiner amerikanischen Heimat zählt Wallace Stegner zu den Klassikern der Moderne, bei uns ist er (noch) ein Unbekannter. Sein Roman ist eine Neuentdeckung zurzeit: Vor dem Hintergrund der Großen Depression erzählt er von der Freundschaft zwischen zwei Ehepaaren, die gegensätzlicher nicht sein könnten, deren Lebensgeschichten einander jedoch auf ungewöhnliche Weise widerspiegeln." -- Felicitas von Lovenberg in der 'Frankfurter Allgemeinen Zeitung' aus dem Börsenblatt

"Lebensfreudig, melancholisch, schön." -- Dresdner Morgenpost

"Rückblickend erzählt Larry Morgan von dieser Freundschaft. Der traurige Anlass ihres Zusammentreffens an Charitys Sterbebett gibt ihm Gelegenheit zu einem melancholischen Blick auf die gemeinsamen Jahre." -- Straubinger Tagblatt

"Mit 'Zeit der Geborgenheit' hat der Autor Wallace Stegner eine Ode an die Freundschaft geschrieben, die ihresgleichen sucht. Ein fesselndes, wehmütiges Buch, getragen von einem Gefühl der Zuneigung, der Geborgenheit und des gegenseitigen Respekts. Wallace Stegner beobachtet sehr genau, er begleitet seine Protagonisten behutsam und mit einer unglaublichen Vertrautheit und schafft so ein wahres Meisterwerk, lesenswert bis zum bitteren Ende." -- Zürcher Unterländer

"Die mit irdischen Glücksgütern gesegneten Langs und die aus bescheidenen Verhältnissen stammenden Morgans könnten eigentlich nicht unterschiedlicher sein; und da sie bereit sind, alles füreinander zu tun, erscheint dem an eher pessimistisch getrimmte Gesellschaftsromane gewöhnten Leser fast unwahrscheinlich. Aber Stegner verbreitet eine optimistische Vision - nicht dass es bei ihm keine Probleme gäbe, aber erfindet immer einen Weg, um sie nur als Perioden der Läuterung erscheinen zu lassen. Ungewöhnlich: keine Schönfärberei, sondern eine überzeugende Botschaft." -- Hellweger Anzeiger

"Pulitzerpreisträger Wallace Stegner hat mit seinem letzten Roman ein Zeitgemälde geschrieben, das einem ganz nah geht. Man lebt und leidet mit den Figuren, freut sich, bekommt glasige Augen, da man alles so hautnah fühlt. Der Leser spürt die Zeit der Geborgenheit." -- Alex Dengler in der 'Bild am Sonntag'

"Ein Roman, der zwar sprachlich traditionell daherkommt, aber sofort mit seiner Klarheit der Erzählung und mit seiner Glaubwürdigkeit der Empfindungen überzeugt. Ein Buch, nach dessen Lektüre man über das Wort Freundschaft neu nachdenkt." -- Vladimir Balzer in 'Die Welt'

"Es ist wahrlich eine Zeit der Geborgenheit, welche man mit diesem Buch verbringt." -- eselsohren.at

"Der Roman ist ehrlich und sensibel, ihn zu lesen macht ein wohliges Gefühl." -- Hamm live

"Das Buch ist geschrieben mit der Souveränität eines Autors, der seine handwerklichen Mittel bestens beherrscht. Und der seine Leser gern verwirrt, wenn der Ich-Erzähler sich zum Beispiel manchmal fragt, ob er seinen Erinnerungen trauen kann oder ob sie nicht nur seiner Phantasie entsprechen. Wallace Stegner lässt vieles ungesagt in diesem unaufgeregten Buch; die Ambivalenzen der Figuren, ihr Neid und ihre Schuldgefühle sind nur angedeutet. Doch dies so elegant, dass dem Leser die Komplexität der Beziehungen deutlich wird." -- Hannoversche Allgemeine Zeitung

"Wie unter einem Vergrößerungsglas beobachtet Wallace Stegner zwei Paare - die Protagonisten seines Romans 'Zeit der Geborgenheit'. Das Buch war die letzte Veröffentlichung des 1993 gestorbenen Schriftstellers und Pulitzer-Preisträgers, der als eine wichtige Stimme der klassischen amerikanischen Moderne gilt." -- Mannheimer Morgen

"Realistisch und einfühlsam beschreibt der amerikanische Autor Wallace Stegner in seinem Roman 'Zeit der Geborgenheit' eine Jahrzehnte währende Freundschaft zwischen zwei Paaren." -- Börsenblatt

"Eine überragend entwickelte Story (...) sprühend vor Klugheit." -- Howard Frank Mosher in 'The Washington Post Book World'
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.11.2008

Wir müssen über Geld reden

Diese Bücher bringen Zinsen: Margaret Atwood hilft aus der Schuldenfalle, und Wallace Stegner ist ein Währungshüter vom alten Schlag.

Von Felicitas von Lovenberg

Vor langer Zeit, es dürfte in den fünfziger Jahren gewesen sein, kam der Literatur ihre zuvor recht ausgeprägte Neigung abhanden, über Geld zu reden. Vielleicht lag es am wachsenden Wohlstand nach Kriegsende und daran, dass die gesellschaftlichen Unterschiede insgesamt kleiner wurden. Auf jeden Fall wurde Geld in ästhetischer Hinsicht zu einem Accessoire, das einen Charakter zwar vervollständigen, aber sein Verhalten längst nicht so grundlegend zu erklären vermochte wie Liebe, Sehnsucht, Schuld und andere komplexe Zustände. Geizhälse, Erbtanten und stille Wohltäter, Dauerpleitiers und Bankrotteure verschwanden ebenso aus den Romanen des westlichen Kanons wie Mädchen ohne Mitgift, Pfandhäuser und die Gosse. Nur im Kriminalroman, dem Sperrbezirk der niederen Instinkte, blieb die Gier eine Sünde wert. Sicher, auch im Roman mussten die Helden über die Runden kommen, Arbeit und ein Einkommen haben, aber insgesamt galt: Über Geld spricht man nicht - denn über ausreichende Mengen davon zu verfügen ist fast so peinlich, wie es nicht zu tun. Praktischerweise ließ sich das so entstandene Themenvakuum immer besser mit Sex füllen, und so waren alle zufrieden.

Jetzt, da im Labyrinth der Apokalypsen nach Orientierung gesucht wird, reden zwar plötzlich alle wieder übers Geld. Aber weil die Schallwellen großer Erschütterungen meist erst mit Verzögerung in der schönen Literatur ankommen, war mit aktuellen Beiträgen von dort nicht unbedingt zu rechnen. Dabei erscheint gerade jetzt ein Buch, das die Krise auf ganz neue Weise auslotet: indem es sich unseren metaphorischen Kontostand ansieht. Und der steckt tief in den roten Zahlen. Was Margaret Atwood in "Payback" als "Schattenseite des Wohlstands" schildert, sind nicht die Auswirkungen der Finanzkrise, sondern jene übergeordneten Schulden, die in ihrem Schatten leicht aus dem Blick geraten. Denn letztlich steht hinter jeder Handlung eine unausgesprochene Rechnung, ein Streben nach dem Ausgleich von Geben und Nehmen, "das sowohl das unersättliche menschliche Begehren als auch die unsägliche menschliche Angst spiegelt und vergrößert". Das Beunruhigendste ist, dass wir gar nicht mehr damit rechnen, unser Soll je ausgleichen zu müssen, weil jegliche Schulden, wie Atwood feststellt, ihren Schrecken verloren haben: "Wir ernten, was wir gesät haben, jedenfalls möchten wir das gern glauben, und nicht nur das, sondern auch, dass irgendjemand, irgendeine Macht die Verantwortung für den Ausgleich der Konten übernommen hat." Vorbei die Zeiten, da niemand auf Pump leben wollte, weil man um die gefährliche Nähe von Verschuldung und Versklavung wusste. Wie noch jede Totsünde, so Atwood, sei auch das Schuldenmachen irgendwann schick geworden. Aber nun ist die Phase angebrochen, "in der das Harmlose und Schicke am Schuldenmachen vorbei ist und es in den Sündenpfuhl zurückfällt". Die Zeit zur Tilgung ist verstrichen, jetzt ist Zahltag, payback time. Wer den Schuldschein nicht einlösen kann, muss Schlimmes befürchten, denn Payback heißt auch Rache.

Die kanadische Schriftstellerin spickt ihre im aufgekratzten Plauderton dargelegten, doch alles andere als harmlosen Befunde mit Belegen aus Literatur und Ideengeschichte von der Antike bis zur Gegenwart, und auch, wenn die Assoziationsketten bisweilen sehr bunt ausfallen (als Vorbild für ihre Zeitsprünge gilt ihr "Raumschiff Enterprise"), ist der Ertrag frappierend. Weil Atwood sich ihrem existentiellen Thema bei allem Wissen weniger als Lehrerin (das Buch entstand aus einer Serie von Vorlesungen) denn als Betroffene nähert, die die eigene Beunruhigung und Verwirrung offen eingesteht, sind ihre Beobachtungen und die Zusammenhänge, die sie herstellt, erhellend - gerade weil sie keinesfalls abschließend sein wollen. Und immer führen ihre Streifzüge sie zurück in die Gegenwart, etwa wenn sie unterschiedliche Versionen des Faustschen Paktes, von Marlowe über Goethe bis hin zu einer versprengten Lesart Washington Irvings, studiert und zum Schluss kommt, dass der Teufel von heute es nicht mehr auf die Seelen, sondern auf die Immobilien abgesehen hat.

Gewissermaßen im Vorübereilen fällt Atwood dann auch auf, dass die treibende Kraft in den Romanen des neunzehnten Jahrhunderts keineswegs die Liebe ist, sondern das Geld. Die Beweise klimpern wie Münzen im Samtbeutel, Brontës "Sturmhöhe" und Thackerays "Jahrmarkt der Eitelkeiten", Zolas "Gérminal" und "Onkel Toms Hütte" von Beecher-Stowe. Ihr Kronzeuge aber ist "A Christmas Carol" von Charles Dickens, in dem sich der Geizkragen und Menschenschinder Ebenezer Scrooge angesichts dessen, was ihn erwartet, wenn er so weitermacht, zu einem gütigen und wohltätigen alten Herrn wandelt. In Dickens' Geschichte, die es ihr so angetan hat, dass sie sie unter den Vorzeichen unserer ökologischen Schuld dem Planeten gegenüber sogar neu erzählt, findet Atwood allerdings auch ihren Meister.

Sie hätte ihn auch in Wallace Stegner finden können, dem leider viel zu wenig bekannten Autor des amerikanischen Westens, der vor einundzwanzig Jahren einen Roman geschrieben hat, der für diesen Winter wie gemacht ist. "Crossing to Safety" heißt das Buch im Original. Wallace Stegner war bereits Ende siebzig, als er es schrieb, es war das letzte große Werk vor seinem Tod 1993. Dass der Deutsche Taschenbuch Verlag es unter dem Titel "Zeit der Geborgenheit" jetzt erstmals in deutscher Übersetzung herausgebracht hat, ist ein Geschenk zur Zeit. Denn der Roman liest sich nicht nur wie ein Echo auf die Fragen, die Margaret Atwood in ihrem hyperklugen Essay aufwirft, sondern Stegner geht noch weiter: Sein Thema ist nicht finanzielle Abhängigkeit, sondern die des Herzens. Seine Antwort auf die Frage, wie man leben soll, wenn Schulden sich nicht vermeiden lassen, beruht auf der Radikalität von Erfahrungen, die man sich, anders als die Bücher, die man liest, nicht aussuchen kann. Wo Atwood plakativ ist, ist er weise, wo sie mit Fakten wedelt, lädt er ein zur stillen Beobachtung.

"Zeit der Geborgenheit" handelt, neben vielem anderen, von der Zeit, als es noch keine Schande war, über Geld zu reden. "In gewisser Weise ist es schön, jung und knapp dran zu sein", findet Larry Morgan sogar, als er 1937 mit seiner Frau Sally nach Madison, Wisconsin kommt, um sich als Dozent an der Universität Sporen zu verdienen. Unumwunden erzählt der Roman davon, wie es ist, jeden Penny zweimal umdrehen zu müssen - und ebenso unkeusch auch davon, um wie viel härter es ist, klamm zu sein, wenn die besten Freunde so reich und großzügig sind wie Langs. Sid und Charity Lang, ein anderes junges Paar im Universitätsbetrieb, ausgestattet mit Geld, gutem Namen und der Unbeschwertheit finanzieller Sicherheit, entdecken die Morgans mit einer Begeisterung, die an Verliebtheit grenzt, und umwerben sie, als seien in Wahrheit diese der gesellschaftliche Fang. Eine Dinnerparty bei den Langs wird für die Morgans zur Offenbarung - und zum Auftakt einer lebenslangen Freundschaft der beiden Ehepaare: "Gewöhnt an Entbehrung und heruntergeschraubte Erwartungen, waren wir Erfrierende, die endlich ins Warme und Trockene gelangten. Wir waren versöhnt mit uns, versöhnt mit der Welt."

Während Margaret Atwood uns daran erinnert, dass immer noch eine Rechnung offen ist, erzählt Wallace Stegner von Anstand, Loyalität und der stillen Aufopferung, die bisweilen zur Freundschaft und zur Ehe gehören. Denn die Ehen der Langs und der Morgans sind, jede auf ihre Art, auf Hingabe und Abhängigkeit gegründet. Charity Lang, die den Viererbund ebenso unerbittlich charmant dominiert wie ihren Mann, erkrankt an Krebs; Sally Morgan wird durch Kinderlähmung zum Krüppel. Larry, der im akademischen Betrieb nicht Fuß fassen kann, wird zum namhaften Schriftsteller, während Sid, dem in der Natur das Herz, aber nicht die Verse aufgehen, an der Universität und der Leine seiner Frau verharrt, anstatt sich als Dichter zu versuchen. Es ist offenbar, dass die zunächst ungleich anmutende Freundschaft der Paare mit den Jahren gestärkt wird durch den Trost, bei den jeweils anderen eine Konstellation zu erkennen, die der eigenen nicht unähnlich ist. Am Ende denkt Larry darüber nach, dass die Krankheit es seiner Frau ermöglicht hat, "mir mehr zu geben, als sie es in gesundem Zustand vermocht hätte, ihre Behinderung hat mich zumindest das Alphabet der Dankbarkeit gelehrt". Demut lässt sich nicht verordnen, sondern nur lernen - ob beim Blick auf den Kontoauszug oder in den Spiegel, muss jeder selbst herausfinden.

Margaret Atwood: "Payback". Schulden und die Schattenseite des Wohlstands. Aus dem Englischen übersetzt von Bettina Abarbanell, Grete Osterwald, Sigrid Ruschmeier, Gesine Strempel und Brigitte Walitzek. Berlin Verlag, Berlin 2008. 250 S., geb., 18,- [Euro].

Wallace Stegner: "Zeit der Geborgenheit". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Chris Hirte. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2008. 417 S., br., 14,90 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Lektüre zur Zeit, freut sich Felicitas von Lovenberg über die Übersetzung von Wallace Stegners vor 21 Jahren im Original erschienenen, offenbar angenehm kontemplativem Buch. Weihnachten und Rezession kündigen sich an, da gefälllt Lovenberg der Vorschlag des Autors, über Anstand und Loyalität nachzudenken. Dass es in dem Roman um Herzens-, nicht um Geldangelegenheiten geht, um Trost und Demut und die große Freundschaft zweier Ehepaare, dass Stegner aus radikaler Erfahrung erzählt und zwar "weise", macht das Buch für sie zum zeitgemäßen Erlebnis.

© Perlentaucher Medien GmbH