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Die Ehe als Hölle, Amerikas unwürdige McCarthy-Ära, der alltägliche Rassismus - Philip Roth lässt nicht locker.Dies ist die Geschichte des Aufstiegs und Untergangs von Ira Ringold. Er ist ein Mann, der seinen Weg geht. In den dreißiger Jahren, als Teenager, zieht er in Newark Gräben, in den vierziger Jahren steigt er zum großen Radiostar auf, und in den fünfziger Jahren wird er im Zuge von Joseph McCarthys Hexenjagd als Mann wie als Künstler vernichtet.

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Produktbeschreibung
Die Ehe als Hölle, Amerikas unwürdige McCarthy-Ära, der alltägliche Rassismus - Philip Roth lässt nicht locker.Dies ist die Geschichte des Aufstiegs und Untergangs von Ira Ringold. Er ist ein Mann, der seinen Weg geht. In den dreißiger Jahren, als Teenager, zieht er in Newark Gräben, in den vierziger Jahren steigt er zum großen Radiostar auf, und in den fünfziger Jahren wird er im Zuge von Joseph McCarthys Hexenjagd als Mann wie als Künstler vernichtet.
Autorenporträt
Philip Roth war Träger der wichtigsten US-amerikanischen Literaturpreise und hoch geehrt von der internationalen Schriftstellervereinigung P.E.N. 1998 erhielt Philip Roth für ¿Amerikanisches Idyll¿ den Pulitzerpreis. Im gleichen Jahr wurde ihm im Weißen Haus die National Medal of Arts verliehen, und 2001 erhielt er die höchste Auszeichnung der American Academy of Arts and Letters, die Gold Medal, mit der unter anderem John Dos Passos, William Faulkner und Saul Bellow ausgezeichnet worden sind. Er hat zweimal den National Book Award und den National Book Critics Circle Award erhalten und dreimal den PEN/Faulkner Award und außerdem den PEN/Nabokov Award und den PEN/Saul Bellow Award. 2011 wurde ihm der Man Booker International Prize verliehen. Der 1933 in Newark, New Jersey, geborene Autor mit europäisch-jüdischem Hintergrund schrieb unermüdlich, schonungslos und in drastischer Sprache über seine Landsleute. Das erste Buch mit Short Storys erschien 1959. Die folgenden Romane und Erzählungen über die jüdische Mittelklasse der Nachkriegszeit, über ihre Beziehungen, Zwänge und Neurosen, lösten oft Skandale aus. Bis 1992 unterrichtete Roth an verschiedenen Universitäten. Liebe, Sexualität und Tod waren bis zuletzt die Themen seines Werks. Philip Roth ist 2018 gestorben.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.10.1999

Der Eiserne und sein Eigentum
Philip Roth und der Zorn der alten Männer / Von Ulrich Raulff

Seit etlichen Jahren und ebenso vielen Büchern hat Philip Roth seinen alten Neigungen zur Nabelschau entsagt. Er gibt sich nicht mehr mit den kleinen dreckigen Geheimnissen von Männern und Frauen ab, er kümmert sich jetzt um den unheimlich großen Dreck der amerikanischen Moral. Philip Roth, der ironische Seelenzerleger und Selbstverdoppler, der ewige Sohn, der dem Überich der obstinaten Väter die Groteske seiner obszönen Schelmenromane entgegensetzte, Philip Roth ist zum seriösen Autor politischer Romane geworden. Aus dem mal schrillen, mal melancholischen Gespött über jüdisch-amerikanische Identität ist ein tiefernstes Nachdenken über Amerika geworden. Die Klarinette der Klezmermusik ist dem Cello einer Meditation in Moll gewichen.

Im selben Zug haben sich auch seine Figuren verändert. In Philip Roths jüngstem Roman, "Mein Mann, der Kommunist", ist Ahasver, der wandernde Jude, kein literarisch-libidinöser Betthase mehr, er ist jetzt ein kommunistischer Rhetor in der Wüste der McCarthy-Zeit. Von der Humoralpathologie des frühen Roth ist nicht viel übrig geblieben, in diesem Roman fließt nichts mehr, es sei denn Blut. Gelegentlich noch etwas Galle: Gewiss ist der schnelle, giftige Witz noch da, der den frühen Roth so unwiderstehlich machte, aber auch der ist älter, zynischer, politischer geworden. Er macht sich allzu rar und entfaltet sich jetzt vorzugsweise in der Beschreibung von Begräbnissen. Ein Höhepunkt des Buches ist die Szene von Nixons Beerdigung, begleitet von abgründig verlogenen Reden auf diesen Abschaum der politischen Klasse Amerikas, unter denen die des "Hofjuden ,Doktor' Kissinger" wiederum die verlogenste ist. Statt Hamlet über seinen Vater hätte der nämlich Hamlet über Claudius zitieren müssen. Das ist so bitterböse und gallenkomisch, dass es des Hinweises auf Daumier nicht mehr bedurft hätte.

Aber Philip Roth garniert immer gern Lesefrüchte oder legt eine Spur in die Literatur, diesmal bevorzugt zu Shakespeare und Dostojewski. Doch das sind Spuren, die sich hinter den sieben Assoziationshügeln verlieren und nicht in den Kern der Erzählung führen. Die ist wie immer vielschichtig und mindestens doppelbödig. Viele der Leser von "Mein Mann, der Kommunist" wollten darin nichts als einen großen politischen Roman aus der Zeit des Kalten Krieges und der Kommunistenjagd unter Joseph McCarthy sehen. Die Geschichte zweier Brüder, Ira und Murray Ringold, oder richtiger die tragische Geschichte des aufrechten und zornigen Kommunisten Ira Ringold, gesehen durch die Augen seines vernünftigeren Bruders Murray Ringold, der sie wiederum seinem früheren Schüler erzählt, Nathan Zuckerman - seit Jahrzehnten das literarische Alter ego Philip Roths, sein großzügig mit autobiographischem Material ausgestatteter Schatten, ein sprunghaft-launisches Relais zwischen dem Leben und der Literatur.

Die erste Geschichte handelt vom Aufstieg und Fall des wütenden Ira Ringold. Als Iron Rinn ist er nach dem Zweiten Weltkrieg vom Grubenarbeiter zum Star der Radioserie "The Free an the Brave" avanciert, ein "Eisenmann" des aufrechten, hart arbeitenden Amerika. In den frühen Fünfzigern wird er als Kommunist zur Strecke gebracht - von der Hand seiner eigenen Frau. Im Innern des Romans steckt die fatale Liebes- und Ehegeschichte von Ira und Eve, einer Diva aus den "Radio Days" der späten Vierziger. So verschieden die beiden Parteien des Rosenkrieges sein mögen, der wahre Grund für das Scheitern ihrer Ehe ist die Tochter Eves aus einer ihrer drei früheren Ehen, Sylphide, eine bösartige und verfressene Harfenistin, die zur wahren Gegenspielerin Iras wird. Ihretwegen kommt es zur Trennung des Paares, ihretwegen wird Ira von Eve verraten. Sie liefert ihn, seine politischen Freunde, seine Überzeugungen und ihre gemeinsame Geschichte einem intriganten Kolumnistenpaar vom rechten Flügel der Republikaner aus. Das von ihnen verfasste Buch "Mein Mann, der Kommunist" besiegelt das Schicksal von Ira Ringold, der noch froh sein muß, "nur" als Demagoge und nicht als Landesverräter enttarnt worden zu sein. Hier zeigt sich das große Thema dieses Romans, der politische Verrat, hinter dem ein Liebesverrat steht.

Les petites misères de la vie conjugale: Es hat nicht an Hinweisen darauf gefehlt, dass Philip Roth hier abgerechnet hat. Mein ist die Rache, sprach der Herr Autor, nachdem ihn vor zwei Jahren seine Ex-Frau Claire Bloom als Chauvinisten und skrupellosen Machtmenschen der Öffentlichkeit vorgeführt hatte. Auch für die Sylphide des Romans findet sich in Anna, der musikalischen Tochter von Claire Bloom, ein direktes Vorbild im wirklichen Leben. Bei der notorischen Leichtfüßigkeit, mit der Roth seit Jahrzehnten auf der Grenze von Fiktion und Autobiographie tanzt, liegen solche Vermutungen auf der Hand. Dass Philip Roth eine tragische, von verhaltenem Pathos bebende und mit beeindruckender Einfühlung geschriebene Geschichte aus den schwärzesten Tagen Amerikas dazu "benutzt", um eine schäbige Rechnung mit seiner Verflossenen zu begleichen, haben ihm manche Kritiker sehr übel genommen. Dabei spricht diese Vermischung des Hehren mit dem Gemeinen nur für die mimetische Qualität des Romans, der - wie es an einer Stelle etwas geschwollen heißt - von der Entropie eines moralischen Systems handelt: Philip Roth hat keinen sauberen Roman über eine unsaubere Zeit geschrieben.

Das hat ihn nicht daran gehindert, seinen Roman philosophisch aufzuplustern und in Richtung Parabel zu spreizen. Kein Zweifel, Roth wollte ein exemplarisches Buch über den amerikanischen Sündenfall schreiben. Immerhin gilt ihm die McCarthy-Ära als "erste Nachkriegsblüte der amerikanischen Gedankenlosigkeit, die jetzt allenthalben um sich gegriffen hat" - mit McCarthy beginnt die moderne Kunst, moralische Schande als öffentliche Unterhaltung zu inszenieren, die heute an die Stelle der Politik getreten ist. Deshalb die unübersehbaren Hinweise auf eine tiefere Bedeutung, die mit den Namen der Figuren beginnen. Ira, der immer zornige Kämpfer für die vermeintlich gute Sache, Ringold wie Rheingold, eine Art jüdischer Siegfried, der nicht durch Hagens Speer, sondern durch ein Buch gefällt wird, und Eve, die am Ende ein Opfer ihrer eigenen Falschheit wird - all das sind lauter Handreichungen für den Hermeneuten, Fingerzeige auf das Paradies ebenso wie auf die Nibelungen. Es sind Wegweiser zu mythischen Urszenen des Verrats, die Roths Roman wie ein freudscher Traum "unsauber" vermischt, weil es ihm letztlich nur auf eine einzige ankommt - die Szene des jüdischen Zorns und des Antisemitismus, Ira und die Arier. Zwei Seiten einer Medaille.

Das Amerika der Nachkriegszeit war ein Land, in dem ein Amerikaner, der zufällig auch Jude war, sich nicht mehr mit allem abzufinden brauchte. "Das ist eins der besten Dinge", sagt Murray Ringold zu Nathan Zuckerman, "die Amerika den Juden gegeben hat - es hat ihnen ihren Zorn gegeben. Das Amerika, in das wir zurückkehrten, war ein Land, von dem wir wirklich angekotzt sein konnten, auch ohne dass man sein Judentum bremste. Zornige Juden in Hollywood. Zornige Juden in der Bekleidungsbranche. Die Anwälte, die zornigen Juden in den Gerichten. Amerika war ein Paradies für zornige Juden . . . So sollte Ihr nächstes Buch heißen: Zornige Juden seit dem Zweiten Weltkrieg." Es wäre auch kein schlechter Titel für "Mein Mann, der Kommunist" gewesen. Denn am Boden der MyCarthy-Ära mit ihren großen und kleinen moralischen Schweinereien, ihrem Klima des Verrats und ihrer Atmosphäre der Heuchelei, im Abgrund des Abgrundes entdeckt Nathan Zuckerman den amerikanischen Antisemitismus. Ira Ringold mußte fallen, nicht bloß weil er Kommunist, sondern weil er Jude war.

"Mein Mann, der Kommunist" ist ein Roman, der nur aus Reden besteht. Lange Zeit, über fast zwei Drittel des Buchs hinweg drehen sich die Räder seines eloquenten Getriebes wie die Mühlen Gottes, unerbittlich langsam. Und genauso lange bleibt verborgen, was den jungen Ira Ringold einst aus der Bahn geworfen und zu Ira dem Wütenden und schließlich zu Iron Rinn dem working class hero gemacht hat. Dann kommt es heraus: Es war ein Mord. Der Mord an einem Antisemiten, der Ira, den einfachen Arbeiter, angegriffen und den dieser, zunächst in Notwehr, dann in Mordlust, niedergeschlagen und brutal umgebracht hatte. Es war ein Akt der Gewalt, der diesen anderen Moses, diesen Medienführer des Volkes, zu dem gemacht hatte, was er war. Und als er dann am Ende ist, von McCarthys Leuten moralisch und sozial vernichtet, holt er noch einmal aus und trifft Eve, die Frau, die ihn verraten hat, an ihrem empfindlichsten Punkt: Er verrät ihr verleugnetes und verdrängtes Judentum. Er verrät ihren Verrat. Das ist der dies irae, der Tag des Zorns. Von ihm geht ein reinigendes Feuer aus, aber es ist kein befreiendes mehr. Für eine Befreiung ist es zu spät.

Nicht so für den Autor, er heiße Zuckerman oder Roth. Der haust, zurückgezogen von den Städten, in denen er lebte, solange noch etwas stark genug war, ihn von dem abzuziehen, was einzig würdiger Gegenstand seines Zorns und tiefste Quelle seiner Hoffnung auf Befreiung ist, er haust mitsamt seinem immensen und stetig wachsenden Zorn, der Leidenschaft der alten Männer, in einer Hütte in den Berkshires - wie Ira Ringold, der sich eine Hütte als Gegenmittel zum Leben in Manhattan ausgesucht hatte, "ein Ort der Zuflucht, an dem man die verderblichen Dünste der West Eleventh Street ausschwitzen konnte". An diesem Ort der Läuterung erlebt er, ein wüster Heiliger eher als ein Wüstenheiliger, wie all die Väter, deren er in seinem Leben bedurft hat, die adoptierten Eltern, "die einer nach dem andern samt ihrem Vermächtnis abgeschüttelt werden mußten", verschwinden und Platz machen für jenes "totale Waisentum, das man Erwachsensein nennt. Wenn man ganz allein da draußen in der Welt ist".

Am Ende seiner Reise durch die Weltliteratur und die amerikanische Geschichte ist Philip Roth wieder bei sich angekommen und bei den beiden Quellen der jüdischen Metaphysik, dem Buch und dem Zorn. Nur ein Bild kann diesen Zustand einer wesentlichen Einsamkeit besser beschreiben als das der einsamen Hütte im Wald. Es ist die Szene, mit der dieser Roman schließt, das Bild eines einsamen Mannes unter der Unendlichkeit des nächtlichen Himmels, Zuckerman, der den moralischen Zorn in sich mit gleicher Kraft fühlt wie den bestirnten Himmel über sich.

Der einsame Mann in der Nacht sieht nichts mehr, er lauscht nur noch. Nathan Zuckerman alias Philip Roth ist heimgekehrt in die Höhle der Kindheit, die Höhle der Stimmen. "Mein Mann, der Kommunist" ist ein Roman über das Zuhören. "Wenn ich heute zurückblicke, empfinde ich mein Leben manchmal als eine einzige lange Rede, deren Zuhörer ich war . . . Das Buch meines Lebens ist ein Buch von Stimmen." Darin liegt die Größe, darin liegt aber auch die Grenze dieses Buchs. Philip Roth hat das Instrument gewechselt, er wollte ganz ins ernste Fach. Aber darin ist er noch nicht richtig zu Hause. Zwar sind die Quengeltöne der Klarinette fast verschwunden, aber dem neuen Cello fehlt die Resonanz. An diesem neuen Klangkörper wird er noch arbeiten müssen. Aber unter den zornigen Alten ist er ja noch ein junger Mann.

Philip Roth: "Mein Mann, der Kommunist". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Werner Schmitz. Rowohlt Verlag, Reinbek 1999. 376 S., geb., 45,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Roth ist scharfzüngig, wütend, lustig und gefährlich. The New York Review of Books

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Philip Roth rechnet in diesem Roman mit seiner Exfrau Claire Bloom ab, die ihn vor zwei Jahren in einem Buch als "Chauvinisten und skrupellosen Machtmenschen" vorgeführt hat. Daß er seine Geschichte gleichzeitig mit der hysterischen Kommunistenjagd McCarthys in den 50er Jahren verquickt, als wolle er eine private Abrechnung mittels eines politisch brisanten Themas sozusagen adeln, haben einige amerikanische Rezensenten dem Autor schwer verübelt. Ulrich Raulff von der FAZ gehört nicht dazu. Diese Verquickung hält er bei dem Thema für folgerichtig: "Philip Roth hat keinen sauberen Roman über eine unsaubere Zeit geschrieben". Auch sei der Autor immerhin seit Jahrzehnten dafür bekannt, daß er mit "notorischer Leichtfüßigkeit" auf der "Grenze von Fiktion und Autobiographie" tanze. Raulff interpretiert den Roman vor allem als Dokument eines "zornigen Juden" - eine Spezies, die erstmals in Amerika auftauchte. Roth versprühe nicht mehr so oft den schnellen, giftigen Witz, der ihn früher so unwiderstehlich gemacht habe. Böser sei er geworden, älter und zynischer. Das macht ihn vielleicht manchmal etwas zu moralisch, aber "unter den zornigen Alten ist er ja noch ein junger Mann".

© Perlentaucher Medien GmbH"
"Für Werke dieses Kalibers ist der Nobelpreis gedacht. ... Auf der Höhe seines Könnens: Philip Roths neuer Roman ... der Woody Allen der amerikanischen Literatur ... Roth entwirft ein Tableau fabelhafter und meisterlich gezeichneter Figuren ... ein geschichtsträchtiger, äußerst spannend zu lesender politischer Roman .. ein ganz großer Autor, der unvorhersehbare Schönheiten für uns bereithält. ... Philip Roth: ein eminent politischer Kopf und Meister psychologischer Literatur mit großer Begabung für das menschlich anrührende." Tilman Krause, Welt, 07.08.1999