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«An diesem kleinen Buch stimmt alles.» (NZZ)Ein grauer Winterabend Ende Dezember. Zum letzten Mal öffnet Manny, der Leiter eines kleinen Restaurants, die Tür, kontrolliert die Fritteuse, den Grill und die Eismaschine. Zum letzten Mal kommen die Angestellten zur Arbeit und binden sich ihre Schürzen um. Zum letzten Mal geht das Leben der Menschen im «Red Lobster» seinen gewohnten Gang, bevor es sich für immer verändern wird.

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Produktbeschreibung
«An diesem kleinen Buch stimmt alles.» (NZZ)Ein grauer Winterabend Ende Dezember. Zum letzten Mal öffnet Manny, der Leiter eines kleinen Restaurants, die Tür, kontrolliert die Fritteuse, den Grill und die Eismaschine. Zum letzten Mal kommen die Angestellten zur Arbeit und binden sich ihre Schürzen um. Zum letzten Mal geht das Leben der Menschen im «Red Lobster» seinen gewohnten Gang, bevor es sich für immer verändern wird.
Autorenporträt
Stewart O¿Nan wurde 1961 in Pittsburgh/Pennsylvania geboren und wuchs in Boston auf. Bevor er Schriftsteller wurde, arbeitete er als Flugzeugingenieur und studierte an der Cornell University Literaturwissenschaft. Für seinen Erstlingsroman «Engel im Schnee» erhielt er 1993 den William-Faulkner-Preis. Er veröffentlichte zahlreiche von der Kritik gefeierte Romane, darunter «Emily, allein» und «Die Chance», und eroberte sich eine große Leserschaft. Stewart O¿Nan lebt in Pittsburgh.  Thomas Gunkel, 1956 in Treysa geboren, arbeitete mehrere Jahre als Erzieher. Nach seinem Studium der Germanistik und Geografie in Marburg begann er, englischsprachige literarische Werke ins Deutsche zu übertragen. Zu den von ihm übersetzten Autoren gehören u.a. Larry Brown, John Cheever, Stewart O¿Nan, William Trevor und Richard Yates. Thomas Gunkel lebt und arbeitet in Schwalmstadt (Hessen).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.06.2008

Die Illusion der Ewigkeit
Stewart O'Nans Allegorie auf die verpasste Liebe

Stephen King mag schon recht haben, wenn er diesen Roman von Stewart O'Nan - es ist der zehnte in knapp fünfzehn Jahren - "ein Buch über das Gute im Menschen" nennt, aber es lässt sich doch noch genauer sagen. Denn was es von dieser "Letzten Nacht" des Restaurants "Red Lobster" in einem mittelstädtischen Einkaufszentrum des Staates Connecticut zu erzählen gibt, ist vor allen Dingen, von der zweiten oder dritten Seite bis zum Schluss, eine herzbewegende, traurige Liebesgeschichte. Alles Weitere an dieser Winternacht vom 19. auf den 20. Dezember - der Schnee, die nörgeligen oder dankbaren Gäste, das Personal, kooperativ oder wütend - bildet im Grunde nur die Szenerie für die alte, immer wieder neue Geschichte von zwei Menschen, die einander lieben und dennoch aneinander vorübergehen. Allerdings ist die Kulisse so passend gewählt und so präzise gezeichnet, dass man sie vielfach schon für das Ganze des Buches genommen hat.

Das unrentable "Red Lobster", Filiale einer Restaurant-Kette, wird von der Geschäftsleitung geschlossen. Manny DeLeon, der Manager, und vier andere werden von einer anderen Filiale übernommen, der Rest - in den besten Zeiten waren es mehr als vierzig Angestellte - wird arbeitslos. Nun gilt es, vor den Gästen die Fassade von Qualität, Freundlichkeit und Tüchtigkeit einen letzten Tag lang aufrechtzuerhalten. Aber der Elan ist so verschlissen wie das Dekor: es ist eben die letzte Nacht.

Mr. Kashynski, der Stammgast, wird seine Mahlzeit erhalten, als sei man auch morgen noch da. Die Mutter mit dem quengeligen Sohn wird ebenso höflich ertragen, wie auch die Launen anderer Gäste hinzunehmen sind. Draußen fällt der Schnee, aber drinnen wird Ty, der "Fels in der Küche", seinem Chef als letztes Abendessen Scampi servieren, und zwar so perfekt, als sei es "für einen Restaurantkritiker, die kopflosen Hälse der Shrimps in die Mitte des Tellers zeigend, die Körper spiralförmig angeordnet, die Schwänze am Rand nach links gebogen, mit Petersilienröschen verziert". O'Nan ist ein Meister detailversessenen Erzählens, bei dem nichts überflüssig ist - ein Stillleben, von dem kein Stück fehlen darf, soll das Ganze nicht unvollkommen wirken.

Aber alle diese Details bereiten letztlich nur die Bühne für jene letzte Nacht zweier Liebender: Es geht um Manny, den Manager, und Jacquie, beide braunhäutig und Amerikaner aus Puerto Rico. Im Frühjahr noch waren sie ein Paar; jetzt hat Jacquie Rodney, den großen, starken Schwarzen, und Manny hat Deena, die von ihm ein Kind erwartet. Und beide wissen eigentlich nicht, warum es so ist, wie es ist. "Du hast mich glücklich gemacht", sagt er am Schluss, und sie antwortet ihm: "Ach, du mich auch. Wenn's mit uns anders wäre . . ." Die endgültige Trennung ist vorprogrammiert. Jacquie gehört nicht zu den vieren, die Manny in die neue Filiale mitnimmt, wo er auch nur stellvertretender Geschäftsleiter sein wird. Einen vollen letzten Tag und einen vollen letzten Abend aber sind die beiden sich noch einmal nahe, im Gastraum, in der Küche oder im Lager, dort, wo ihre Liebe einst begonnen hat, wie wir erfahren. O'Nans sparsame Erzählkunst spürt den letzten Berührungen der beiden Personen vorsichtig und feinfühlig nach. Freilich stellt sich die Frage, warum es denn so gekommen ist, wie es gekommen ist. War es die Bindungsangst des Mannes? Manny ist inzwischen fünfunddreißig. Aber als er Jacquie bat, ihn zu heiraten, hat sie nur gelacht. Eine Woche später, als sie miteinander schliefen, hat sie dann plötzlich geweint. Ist er tatsächlich so hilflos und dumm, wie es ihm vorkommt? Es mag nun aber auch sein, dass Jacquie einfach zu stolz oder zu zaghaft ist, ihn darum zu bitten, sie mitzunehmen in die neue Filiale, in das neue Leben. O'Nans Allegorie handelt so von der alltäglichen Tragödie der verpassten Chancen, der ungewollten Abschiede. Mit teilnehmender Genauigkeit beschreibt der Autor nicht nur das Gute im Menschen, sondern auch das Wankelmütige, Unsichere, Schwache.

GERHARD SCHULZ

Stewart O'Nan: "Letzte Nacht". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Thomas Gunkel. Marebuchverlag, Hamburg 2007. 160 S., geb., 18,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.10.2007

Dieser Hummer ist redlich
Stewart O’Nan erweist mit seinem Roman „Letzte Nacht” dem Pflichtbewusstsein einfacher Leute Respekt
Kurz bevor Manny kapitulieren will, fährt ein luxuriöser Reisebus, begleitet von einem rot blinkenden Polizeiauto, auf den Parkplatz. Zahlreiche ältere Chinesen steigen aus. Sie müssen alle dringend eine Toilette aufsuchen. In einem anderen Fischrestaurant haben sie sich den Magen verdorben. Manny zeigt ihnen den Weg, hält frische Papiertücher bereit und bietet Eiswasser in Gläsern an. Zum Dank bekommt er ein freundliches Lächeln, dann ist die Gruppe wieder im dichten Schneefall verschwunden. Die Zahl der Gäste hat sich durch sie verdoppelt; dennoch ist in der Kasse kein Cent mehr als zuvor.
Mehrere Jahre stand Manny einer Filiale der „Red Lobster”-Kette in der amerikanischen Provinz vor: „Er hat Graffiti übertüncht, die cholesterinfreundliche Speisekarte empfohlen und seinen Leuten beigebracht, dass jede Kleinigkeit zählt, wenn man seinen Gästen ein tolles Esserlebnis bereiten will. Er hat alles getan, was man verlangt hat, und doch muss da noch etwas anderes gewesen sein, etwas, das ihm entgangen ist.” Denn jetzt hat die Konzernspitze ohne Vorwarnung beschlossen, das Restaurant zu schließen – nicht um es zu renovieren, sondern für immer. Ein letztes Mal versammelt Manny die wenigen Angestellten, die ihm noch geblieben sind, darunter Ty, den zuverlässigen Koch, Eddie, die behinderte Küchenhilfe, und die attraktive Kellnerin Jaqui, mit der er einige Monate eine leidenschaftliche Affäre hatte.
Manny träumt von einem Abschied in Würde, von einem großen finalen Auftritt. Aber wenn die Reise des kurzen Wintertages in die Nacht, die Stewart O’Nan schildert, sich vollendet hat, sind alle Hoffnungen der Hauptfigur zerschlagen. Der völligen Flaute am Abend geht ein Ansturm schwieriger Gäste am Mittag voraus: Büroangestellte finden sich zu einer Abschiedsfeier ein; ein verzogenes Kind kotzt in hohem Boden auf den Teppich; zwei alte Damen feilschen um die Höhe ihrer Rechnung. Und Jaqui will von Manny, obwohl er darauf hofft, nichts mehr wissen. So wird ihm nur Deena bleiben. Er liebt sie nicht, aber sie ist schwanger und seine zukünftige Frau.
Der Roman konzentriert sich auf die berufliche Existenz Mannys, auf die genaue Schilderung seiner Tätigkeit als Geschäftsführer. Von dem Zerrissensein zwischen zwei Frauen abgesehen, wird alles andere nur angedeutet: seine Korpulenz, unter der er leidet; die große Zuneigung, die er für seine vor einiger Zeit verstorbene Großmutter empfand. Zudem gibt es einige sprechende Gesten. Wenn Manny vor dem Arbeitsbeginn im Auto schnell noch ein wenig kifft, schaut er ängstlich in den Rückspiegel. Nach dem Aussteigen ordnet er seinen Schlüsselbund und hält dabei „die Zigarette im Mundwinkel wie ein Klugscheißer in einem Film”. Später streift er sich ein Gummiband als Talisman über das Handgelenk – es erinnert ihn an die Zeit, als er mit seinem Vater die Zeitung ausgetragen hat. So wird die Spur des Inneren im Äußeren erkennbar.
In seinen früheren Romanen hat Stewart O’Nan sich für zwei Einflüsse empfänglich gezeigt: einerseits für die Genreliteratur, andererseits für die Reportage. In „Letzte Nacht” gibt es kein Blut, keinen Horror; statt dessen wird deutlich, dass der Autor sich in dem Stück Welt, das er beschreibt, genau umgeschaut hat. Nicht umsonst dankt er zum Schluss einigen Leuten, die ihr „Insiderwissen” mit ihm geteilt haben. Das primäre Ziel dieser präzisen Milieustudie ist allerdings nicht Sozialkritik. Eher geht es O’Nan darum, all jenen Respekt zu erweisen, die unter widrigen Umständen ihren Job so gut wie möglich erledigen. Das ist eine sehr amerikanische Einstellung. Man kann sie zu affirmativ finden. Aber sie hat auch etwas Sympathisches, weil sie dem Verhaltenskodex einfacher Leute ohne intellektuellen Hochmut begegnet. Und in einem Restaurant, das Manny DeLeon leitet, würde man sich zweifellos gerne niederlassen. CHRISTOPH HAAS
Stewart O’Nan
Letzte Nacht
Roman. Aus dem Amerikanischen von Thomas Gunkel. Marebuchverlag, Hamburg 2007. 161 Seiten, 18,50 Euro.
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Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Begeistert ist Ulrich Rüdenauer von Stewart O'Nans neuem Roman "Letzte Nacht", einer typisch amerikanischen Chronik der Schwermut, wie Rüdenauer findet. Es geht um die Schließung des Restaurants "Red-Lobster" und dessen Inhaber Manny, der am letzten Abend über vergangene Momente und unerfüllte Träume nachdenkt und sich trotz allem weigert, die Sehnsucht nach "einer den Moment überdauernden Liebe" aufzugeben. Die langsam erzählte Darstellung sei charakteristisch für eine, wie er meint, einzigartige US-amerikanische Tradition: "Bilder zu produzieren, die etwas Allgemeingültiges haben" und die Wahrhaftigkeit menschlicher Sehnsucht vermitteln. Dies sei ferner auch noch die "größte Kunst Amerikas selbst". Deutsche Autoren kämen ganz schwer an die "melancholischsten, traurigsten, lebensdüstersten" Schriftsteller der USA heran, was er auf einen unaufdringlichen US-amerikanischen Schreibstil zurückführt.

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