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Eine Schuldirektorin muss sich nicht nur um ein magersüchtiges Mädchen kümmern, sondern auch die Affäre mit deren Vater geheimhalten. Da sie schwanger ist, wird es nur eine Frage der Zeit sein, bis man der alleinstehenden Frau Fragen stellt, doch am Ende fügt sich alles auf eine etwas unkonventionelle, aber für alle Seiten irgendwie gute Art. Ein Au-pair-Mädchen bei einer New Yorker Akademikerfamilie findet eine Reihe verstörender Zeichnungen von entstellten Kindern, die einem überraschenden Zweck dienen. Zwei Cousinen unternehmen eine Kreuzfahrt und machen seltsame Beobachtungen, deren…mehr

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Produktbeschreibung
Eine Schuldirektorin muss sich nicht nur um ein magersüchtiges Mädchen kümmern, sondern auch die Affäre mit deren Vater geheimhalten. Da sie schwanger ist, wird es nur eine Frage der Zeit sein, bis man der alleinstehenden Frau Fragen stellt, doch am Ende fügt sich alles auf eine etwas unkonventionelle, aber für alle Seiten irgendwie gute Art. Ein Au-pair-Mädchen bei einer New Yorker Akademikerfamilie findet eine Reihe verstörender Zeichnungen von entstellten Kindern, die einem überraschenden Zweck dienen. Zwei Cousinen unternehmen eine Kreuzfahrt und machen seltsame Beobachtungen, deren Höhepunkt die Entdeckung der Parallelgesellschaft des taubstummen Schiffspersonals ist.

Zwanzig Erzählungen von einer ungekrönten Königin des Genres. Edith Pearlman ist eine genaue Beobachterin menschlicher Beziehungen und eine Meisterin darin, komplexe Gefühle und uneindeutige Situationen zu schildern. Ihre Sprache ist von zurückhaltender Virtuosität, ihre Geschichten sind von jener schlichten Größe, wie sie Klassikern zu eigen ist. Eine literarische Entdeckung.
Autorenporträt
Pearlman, Edith
Edith Pearlman, Jahrgang 1936, hat bisher vier Sammlungen von Kurzgeschichten veröffentlicht, die jüngste davon, Binocular Vision (2011), hat den PEN/Malamud Award und den National Book Critics Award gewonnen und war auf der Shortlist für den National Book Award. Ihre Kurzgeschichten, Essays und Reisereportagen erschienen u.a. in Best American Short Stories, The O. Henry Prize Collection, The Pushcart Prize Collection, The Atlantic Monthly und der New York Times. Sie lebt in Brookline, Massachusetts.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.09.2015

Das Los entscheidet, wer geheiratet wird
Edith Pearlmans amerikanische Kurzgeschichten, die erstmals auf Deutsch vorliegen, schildern eine bizarre Welt

Wenn Romane ein Menü sind, dann sind Kurzgeschichten so etwas wie Amuse-Gueules: kleine Köstlichkeiten, die als Appetithäppchen gereicht werden und, da sie die Kunst der Küche demonstrieren, die Lust auf alles weitere steigern. Ihre Raffinesse liegt darin, dass sie aus wenigen Zutaten bestehen, diese aber gekonnt kombinieren oder überraschend verarbeiten. Auch die Kurzgeschichte lebt traditionell davon, dass sie ihre Elemente strikt begrenzt und, anstatt ganze Lebenspanoramen oder große Weltentwürfe aufzurollen, ihre eigentliche Kunst in der Fokussierung auf einen besonderen Moment, auf Flüchtiges oder auch Abseitiges, ansonsten Unauffälliges erweist. Bei wirklich großen Meistern oder Meisterinnen dieses Genres wie Alice Munro entsteht daraus eine Welt. Und statt Gruß aus der Küche wird so auch die kurze Prosaform zum umfassenden und eigentlichen Erlebnis. Jetzt sind wir eingeladen, die Erzählungen von Edith Pearlman erstmals auf Deutsch zu kosten.

Die amerikanische Autorin, Jahrgang 1936, hat sich wie Munro ganz der kurzen Form verschrieben und ist darin ungeheuer produktiv; mehr als zweihundert Geschichten hat sie bislang veröffentlicht. Dabei kam Pearlman spät zum Schreiben - ihre erste Sammlung erschien, als sie sechzig wurde - und zum Erfolg noch später. Vor vier Jahren erhielt ihr Band "Binocular Vision" in Amerika zahlreiche Auszeichnungen. Die aktuelle Sammlung "Honeydew", deren Titel auf das Manna anspielt, von dem die Kinder Israels sich in der Wüste nährten, ist bereits ihr fünftes Buch. In zwanzig Spielarten erkundet es, wie weit sich der Horizont der kurzen Erzählform dehnen lässt.

Was nämlich an diesen Geschichten am stärksten auffällt, ist ihre entschiedene Einlassung mit dem Absonderlichen, Schrägen, Schicksalshaften in einem Maße, dass sich daraus ohne weiteres der Stoff jeweils für einen Großroman gewinnen ließe. Dabei sind sie selten länger als zwölf bis fünfzehn Seiten und spielen zumeist im biederen Milieu einer weißen Mittelklasse-Ostküsten-College-Vorstadt-Gesellschaft, deren alternde Vertreter vom Leben nicht mehr viel erwarten. Und doch verstrickt die Autorin sie aufs Neue in Abenteuer oder konfrontiert sie derart unerwartet heftig mit neuen Glückserfahrungen und -hoffnungen, dass ihr suburbanes Leben auf eine ganz neue Bahn gerät und ihre festgefügte Ordnung aus den Fugen. Auch hält sie sich an keine Regel der Beschränkung. Viele der Erzählungen folgen mehr als einem Lebenslauf und arbeiten mit so vielen Einfällen oder bizarren Elementen, dass sie auf knappem Raum gleich mehrfache Wendungen nehmen.

Eine Vierergruppe pubertierender Mädchen, die nichts als Jungs im Kopf haben, lässt sich dazu überreden, die Wahl ihrer Zukünftigen per Los zu entscheiden; zwei von ihnen heiraten den so Erwählten und scheinen tatsächlich glücklich zu werden, während die beiden anderen ihr Glück auf andere Weise finden. Der Sohn einer Alleinerziehenden, der durch Samenspende gezeugt wurde, hat aufgrund genetischer Veranlagung die Fähigkeit, mehr als das übliche Farbspektrum zu sehen, entscheidet sich später aber für eine Brille, die seine Farbwahrnehmung auf das übliche Maß reduziert, derweil die Mutter mit seinem psychologischen Betreuer erst eine Affäre, dann eine Lebensgemeinschaft beginnt. Eine erfolgreiche Autorin historischer Romane erfindet nicht nur gern neue Fakten der Geschichte, sondern fälscht, wie der Erzähler beiläufig bemerkt, auch ihre eigene Familiengeschichte.

Die Leiterin einer privaten Mädchenschule muss sich um eine anorexische Elftklässlerin mit Hang zum Drogenkonsum kümmern, erwartet von deren Vater ein uneheliches Kind und heiratet dann doch den Hausmeister, der die Drogen beschafft. Die engagierte Aktivistin einer Anti-FGM-Kampagne verliebt sich heftig in eine ihrer somalischen Schützlinge, deren verstümmelte Genitalien ihr unerwartet Lust bereiten. Das sind so Dinge, wie sie den Figuren Pearlmans ständig widerfahren.

In den besten Beispielen gewinnen ihre Erzählungen daraus eine abgründige Spannung, dass sie uns erst in eine, dann in eine andere Richtung locken, um schließlich doch mit einer gänzlich unerwarteten Wendung zu schließen - oder auch schlicht abzubrechen, ohne dass sich alles Rätselvolle, das sie aufbauen, je löste. Eine der einprägsamsten und unheimlichsten Geschichten dieser Art spielt auf einem Luxuskreuzfahrtschiff mit zweifelhafter Besatzung, in dessen Inneren, wie eine Passagierin heimlich feststellt, eine ganze Parallelgesellschaft taubstummer Servicekräfte lebt. In etlichen anderen Fällen aber wirkt dieser Hang zum Extremen oder Ausgefallenen doch reichlich angestrengt und unplausibel und lässt die Geschichten in Kuriositätensammlungen zerfallen.

Tatsächlich spielen einige in einem Trödelladen, der den passenden Namen "Forget Me Not" trägt und wie eine Selbstbeschreibung des Bands wirkt: Wer sich darin genauer umsieht, wird viel Wunderliches und Erinnernswertes finden, aber auch Belangloses. Lesenswert ist die Sammlung allemal. Niemand isst den ganzen Tag nur Amuse-Gueules. Doch das ist noch kein Grund, auf exquisite Kleingenüsse zu verzichten.

TOBIAS DÖRING

Edith Pearlman: "Honeydew". Erzählungen.

Aus dem Amerikanischen von Susanne Höbel. Ullstein Verlag, Berlin 2015. 320 S., geb., 20,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Tobias Döring fordert die Leser auf, in die Kurzgeschichten der 1936 geborenen Autorin einzutauchen und einen Kosmos kennenzulernen, der mit Wunderlichem und Erinnernswertem aufwartet. Zwar stößt Döring in den Geschichten aus dem Milieu der weißen Ostküsten-Mittelklasse auch auf Belangloses, und Edith Honeydew überdreht ihre Storys mitunter ins Unplausible und Angestrengte. Insgesamt aber entdeckt der Rezensent in den Texten eine Menge Absonderliches und Schräges, und die vielen bizarren Wendungen in den Geschichten halten ihn bei der Stange. Dafür, dass die kurze Prosaform ein ganz eigenes Erlebnis sein kann, das dem des Romans in nichts nachsteht, sind Honeydews Texte ein gutes Beispiel, findet Döring.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Hoffentlich hat sie uns noch viel zu erzählen.", Deutschlandfunk "Büchermarkt", Brigitte Neumann, 11.06.2015 20151112