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Jung, frisch verheiratet und ehrgeizig, versucht Michael Davenport, als Schriftsteller sein Auskommen zu finden. Das große Privatvermögen seiner Ehefrau Lucy will er nicht angreifen, aus Angst, es würde ihn als Künstler korrumpieren. Lucy, unsicher, was von ihr erwartet wird, stürzt sich in die Schauspielerei, die Malerei, um ihrem Leben so einen Sinn zu geben. Doch die Jahre vergehen, die Misserfolge häufen sich, und hinter den hochtrabenden Erwartungen lauert ein Leben in Durchschnittlichkeit. Und dann setzen die Zweifel aneinander ein ...

Produktbeschreibung
Jung, frisch verheiratet und ehrgeizig, versucht Michael Davenport, als Schriftsteller sein Auskommen zu finden. Das große Privatvermögen seiner Ehefrau Lucy will er nicht angreifen, aus Angst, es würde ihn als Künstler korrumpieren. Lucy, unsicher, was von ihr erwartet wird, stürzt sich in die Schauspielerei, die Malerei, um ihrem Leben so einen Sinn zu geben. Doch die Jahre vergehen, die Misserfolge häufen sich, und hinter den hochtrabenden Erwartungen lauert ein Leben in Durchschnittlichkeit. Und dann setzen die Zweifel aneinander ein ...
Autorenporträt
Richard Yates wurde 1926 in Yonkers, New York, geboren und lebte bis zu seinem Tod 1992 in Alabama. Obwohl seine Werke zu Lebzeiten kaum Beachtung fanden, gehören sie heute zum Wichtigsten, was die amerikanische Literatur des 20. Jahrhunderts zu bieten hat. Wie Ernest Hemingway prägte Richard Yates eine Generation von Schriftstellern. Die DVA publiziert Yates¿ Gesamtwerk auf Deutsch, zuletzt erschien der Roman "Eine strahlende Zukunft". Das Debüt "Zeiten des Aufruhrs" wurde 2009 mit Leonardo DiCaprio und Kate Winslet in den Hauptrollen von Regisseur Sam Mendes verfilmt. ¿Cold Spring Harbor¿, zuerst veröffentlicht 1986, ist Yates` letzter vollendeter Roman.
Rezensionen
"Richard Yates ist einer der großen Existentialisten und Fatalisten der Moderne." Die Zeit

"Richard Yates seziert Lebenslügen - kühl, schnörkellos, herzergreifend." Welt am Sonntag

"Ein Meister der Sprache. Klar und messerscharf: Kein Wort ist zuviel und trotzdem ist alles gesagt." Bayrischer Rundfunk

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.03.2014

Die Kunst, als Künstler zu überleben

Wenn alle Sicherheit dem eigenen Willen zum Schönen geopfert wird: Richard Yates schreibt mit "Eine strahlende Zukunft" einen großen Kollektivroman.

Von Paul Ingendaay

Der Roman "Eine strahlende Zukunft" von Richard Yates erschien 1984, spielt jedoch zwischen den fünfziger und siebziger Jahren. Das müsste uns gerade recht sein. Spätestens seit der Fernsehserie "Mad Men" bewegen wir uns in den Sinnkrisen von damals mit einer gewissen Geschmeidigkeit und kennen den Suff, den Betrug, den Schrecken und die Zusammenbrüche von Suburbia, als hätten wir sie selbst erlebt. Kaum begreiflich, dass niemand den Roman mit dem schönen Originaltitel "Young Hearts Crying" je ins Deutsche übersetzen ließ.

Richard Yates (1926 bis 1992) wurde erst spät, dafür aber mit besonderem Enthusiasmus kanonisiert. Seine harten, völlig schlackenfrei geschriebenen Romane und Geschichten erinnern ein wenig an den großen Erzähler und Tagebuchschreiber John Cheever, dessen Kritik an der Fassadenhaftigkeit des amerikanischen Lebensstils wie ein feiner silberner Faden durch das literarische Gewebe der letzten Jahrhunderthälfte läuft.

Ein junger New Yorker Dichter, Michael Davenport, heiratet ein schönes Mädchen, Lucy Blaine, und erfährt erst in den Flitterwochen, dass seine Angetraute über ein Privatvermögen von ein paar Millionen Dollar verfügt. Er wolle nichts von dem Geld wissen, sagt er seiner jungen Frau hochfahrend. Die Worte fallen in der edlen New Yorker Hotelsuite, die Lucys Papa spendiert hat. Michael will es schaffen wie alle Schriftsteller, die etwas auf sich halten: mit einem Brotberuf auf der einen und dem Beistand seiner Muse auf der anderen Seite. Es geht ihm um die Verwirklichung einer Vision. Nie zuvor hat der Schriftsteller Yates die Karten so früh und mit so grandioser Geste auf den Tisch gelegt. Auf den nächsten fünfhundert Seiten wird es darum gehen, ob die Zermürbung, die der tägliche Lebenskampf mit sich bringt, von der hochtönenden Kunstidee noch etwas übrig lässt.

Wie sich dann herausstellt, ist es weniger die Kunst, die unter den materiellen Einschränkungen leidet, als Michaels und Lucys Ehe. Irgendwann schlägt Liebe in Überdruss und Abneigung um. Das wiederum ist vertrautes Terrain aus Yates' fulminantem Debütroman "Zeiten des Aufruhrs" (1961), der nach langen Jahren des Vergessens erst von amerikanischen Schriftstellerkollegen wie Richard Ford und Stewart O'Nan, dann durch die Verfilmung mit Kate Winslet und Leonardo DiCaprio wieder ins Scheinwerferlicht gerückt wurde. Ganz so schlimm wie "Zeiten des Aufruhrs" endet der spätere Roman freilich nicht. Man könnte sagen, Yates sei desillusionierter, aber auch verständnisvoller geworden. Statt des katastrophalen Auseinanderbrechens einer Ehe, gefolgt von Wahnsinn und Selbstmord, erleben wir in "Eine strahlende Zukunft" das Porträt einer Generation, für die "Selbstfindung" noch keinen ironischen Beigeschmack hatte und deren säkulare Religion die Kunst in allen Spielarten war.

Das Buch ist eine Art kollektiver Künstlerroman, bevölkert von Malern, Dichtern, Dramatikern und Schauspielern, die ernsthaft auf der Suche sind und unentwegt über Ästhetik reden. Natürlich sehen sie den Erfolg oder Misserfolg ihrer Kollegen oft mit Neid beziehungsweise Erleichterung, schließlich geht es bei allen um dieselben Fragen: wie man sich als Künstler durchschlägt, wenn man auch noch eine Familie zu ernähren hat, welche Kompromisse man schließen (oder ablehnen) sollte und welche Ideale dabei auf der Strecke bleiben.

Yates erzählt seine Geschichte in drei Teilen: erst die Zeit des Paares, dann Lucys Weg als geschiedene Frau, am Ende der Werdegang des geschiedenen Michael. In den frühen Jahren weckt ein kompromissloser Maler wie Paul Maitland, der in einem ungeheizten Loft seine abstrakt-expressionistischen Leinwände hervorschleudert und sich seinen Lebensunterhalt als Zimmermann fürs Grobe verdient, die ungeteilte Bewunderung der Adepten. Doch schleichend verändert sich die Perspektive. Die Ansprüche nutzen sich ab, das Alter macht die Figuren angreifbarer, und am Ende erscheint ein Aquarellist wie Tom Nelson, der früh eine Nische für seine marktgängigen Blätter gefunden hat, als nachahmenswertes Beispiel.

Yates folgt seinen Hauptfiguren mit Empathie, registriert die Niederlagen, aber gibt niemals vor, es besser zu wissen als sie. Das macht diesen Roman Seite für Seite lesenswert, auch wenn er nicht die Dichte von "Zeiten des Aufruhrs" erreicht. Thomas Gunkels Übertragung ist oft auf der Höhe dieses großartigen Schriftstellers, doch gelegentlich lässt sie die Unschärfe von Fernsehsynchronisationen in die Dialoge sickern - vielleicht der Preis, den wir für den pausenlosen Kulturimport aus Amerika zahlen müssen.

"Eine strahlende Zukunft" ist der siebte und vorletzte Band innerhalb der wunderbaren Werkausgabe, die die DVA dem lange Zeit verkannten Richard Yates ausrichtet, und es ist kaum möglich, den Roman ohne autobiographischen Bezug zu lesen. Nicht nur, weil die Geschichte seiner triumphalen (leider erst postumen) Wiederentdeckung sich fast so süffig erzählen lässt wie die Karriere eines F. Scott Fitzgerald, des attraktivsten aller gestürzten Engel am Himmel der Literatur. Sondern, weil Michael Davenport ein gebrochenes Alter Ego seines Autors ist.

Auch für Yates hat es nie zum kommerziellen Durchbruch gereicht, auch Yates hat zwei Ehen in den Sand gesetzt, unfassbare Mengen Alkohol getrunken, vier Schachteln Zigaretten am Tag geraucht und war (wie sein minutiöser Biograph Blake Bailey berichtet) völlig niedergeschlagen, als er unter Potenzstörungen zu leiden begann. Die Jagd nach schönen Frauen beherrscht diesen Roman kaum weniger als die Suche nach dem gelungenen Kunstwerk. Auf der anderen Seite - ganz wie im Leben des Autors - lauert die Klapsmühle, Insel der Ausgestoßenen, über die Yates seinen Roman "Ruhestörung" geschrieben hat. Was die amerikanischen Kritiker betrifft, die 1984 die Originalausgabe von "Eine strahlende Zukunft" in Händen hielten, so fiel ihr Urteil eher gemischt aus. Einer aber schrieb den klugen Satz, Michael Davenport habe versucht, der Schriftsteller zu werden, der Richard Yates tatsächlich war.

Richard Yates: "Eine strahlende Zukunft". Roman.

Aus dem Amerikanischen von Thomas Gunkel. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2014. 496 S., geb., 22,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur WELT-Rezension

Ein ganz kleines bisschen tut der Held von Richard Yates' Roman dem Rezensenten am Ende doch leid, obwohl Klaus Nüchtern uns versichert, wie unsympathisch und peinlich dieser suburbane Mittelständler Michael Davenport doch ist, dessen scheiternde Lebensentwürfe der Autor durch die 50er und 60er Jahre hindurch verfolgt. Wenn dabei aber ein aufschlussreiches Gesellschaftsbild der frühen Bobos mit all ihren Ängsten und Sehnsüchten sowie eine Erörterung der Krisen und Transformationen traditioneller Männlichkeit entsteht, findet Nüchtern das aufschlussreich und lesenswert. Zumal Yates mit diesem Buch eine Verdichtung seiner Themen präsentiert, wie der Rezensent erklärt.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 28.03.2014

Der Geschmack
des Versagens
Richard Yates’ „Eine strahlende Zukunft“
ist ein großer, vergessener Künstlerroman
VON CHRISTOPHER SCHMIDT
Übrigens löst sich der Unterschied zwischen starken und schwachen Menschen bei näherer Betrachtung sowieso immer in Luft auf, das weiß jeder, und deshalb sollte ein guter Autor einem so sentimentalen Gedanken nicht trauen“, sagt ein gewisser George Kelly, nachdem Lucy eine ihrer Erzählungen vorgelesen hat. Beide sind Teilnehmer eines Schreibseminars an der New School for Social Research in New York, einem Institut für Erwachsenenbildung. Im Gegensatz zu Lucy hätte Richard Yates (1926-1992) sich das nicht zweimal sagen lassen. Ja, die handfeste Manöverkritik des Fahrstuhlmechanikers, der in seiner Freizeit an einem großen Werk arbeitet, ist geradezu das poetologische Credo seines vorletzten Romans „Young Hearts Crying“. Im Original 1984 erschienen, liegt er nun, mit einer Verzögerung von dreißig Jahren, unter dem Titel „Eine strahlende Zukunft“ erstmals auf Deutsch vor.
  Nachsichtiger, um nicht zu sagen, gnädiger behandelt der große Fatalist der US-Nachkriegsliteratur hier das Scheitern des Künstlers und dessen schleichende Verbürgerlichung. In seinem literarischen Debüt
„Revolutionary Road“ aus dem Jahr 1961, einer bitteren Abrechnung mit dem amerikanischen Konformismus, hatte Yates sein Lebensthema noch tragisch grundiert. Der Grund für den Wechsel der Tonart dürfte in der Lebenserfahrung aus den zwei Jahrzehnten zu suchen sein, die zwischen beiden Büchern liegen, Jahrzehnten, in denen Yates sich selbst durchschlagen musste mit Jobs als Dozent, Drehbuch- und Redenschreiber.
  „Eine strahlende Zukunft“ ist ein multipler Künstlerroman, der im Milieu von Schriftstellern, Malern und Theaterleuten in den Fünfziger- und Sechzigerjahren spielt. Im Mittelpunkt stehen Lucy und Michael Davenport, die mit heißem Neid auf die Bohème nicht nur im Greenwich Village blicken. Wie Eindringlinge von der Madison Avenue fühlen sie sich in dem Fabrikloft, in dem der Bildhauer Paul Maitland sich als junger Wilder geriert. Und selbst der unscheinbare Tom Nelson, der seine Aquarelle auf einem Stück Zinkblech in der heimischen Küche malt, kommt Michael bei allem Understatement mehr wie ein Künstler vor als er sich selbst mit seinen Gedichten und Theaterstücken.
  Dabei wäre man finanziell unabhängig. Erst auf der Hochzeitsreise hat Lucy ihm freilich eröffnet, dass sie drei bis vier Millionen Dollar schwer ist. Doch Michael will das Geld für seine kleine Familie selbst verdienen – tagsüber Lohnschreiber, abends Dichter, lautet der Kompromiss. Am Widerspruch von Anspruch und Wirklichkeit zerbricht die Ehe, woraufhin der Roman sich in zwei Erzählstränge teilt.
  Zunächst berichtet Yates, wie es mit Lucy weitergeht. Sie hat eine Reihe von Beziehungen: mit einem jungen Regisseur, einem Börsenmakler und schließlich mit ihrem Dozenten an der New School, einem verkrachten Romancier, dessen Selbstmitleid nur die Kehrseite seines Größenwahns ist. Und sie versucht sich auch selbst als Schauspielerin, Autorin und Malerin, um vorerst als einsame VorstadtAlkoholikerin zu enden.
  Michaels Absturz verläuft ungebremster. Nach einem ersten psychotischen Schub landet er in der geschlossenen Abteilung des Bellevue, der New Yorker Psychiatrie. Auch er hat mehrere heftige Affären, „Muschis zum Frühstück, Muschis zum Mittagessen, Muschis zum. . .“ und findet sich irgendwann wieder in der „Mittelmäßigkeit des Mittleren Westens“. Gemeinsam mit seiner zweiten Frau, der fast dreißig Jahre jüngeren Studienberaterin seiner Tochter, geht Michael mit Ende vierzig als Dozent nach Billings, Kansas. Ein ebenso modernes wie steriles „Ranch House“ ist die Endstation Sehnsucht.
  Yates hat seinem Michael viel von sich selbst mitgegeben. Da ist die literarische Erfolglosigkeit, das quälende Image als One-Hit-Wonder – wie Yates für „Revolutionary Road“, so wird Michael immer nur für ein einziges Gedicht aus seinem ersten Lyrik-Band gelobt. Hinzu kommen das Alkoholproblem, die Psychiatrieaufenthalte, die sich einstellenden Potenzstörungen. Und doch ist dieser Michael mit seinen flauen Witzen und seinem zur Schau getragenen Intellektualismus ein Zerrbild des Autors – Yates, aber ohne dessen Talent. Vollzieht sich in „Revolutionary Road“ die Katastrophe so zielstrebig wie im antiken Drama, so nimmt sich Yates hier viel Raum für die retardierenden Momente des Lebens. Das geht auf Kosten der erzählerischen Stringenz, macht aber „Eine strahlende Zukunft“ zum großartig ernüchternden Porträt einer ganzen Generation, die sich selbst als „die zweite Lost Generation“ empfand.
  Minutiös wie in Zeitlupe zeichnet Yates nach, wie sein Michael allmählich aus der Zeit fällt – sein Weg nach unten erinnert an den Vorspann der Serie „Mad Men“, wenn Don Draper in die Straßenschluchten von Manhattan stürzt, vorbei an schönen Models auf Billboards und einem Whisky-Tumbler, um am Ende weich in einem Sessel zu landen, was vielleicht die Höchststrafe ist. „In Amerika sagten inzwischen alle ,Schwarzer‘ statt ,Neger‘; und vielleicht war es nur noch eine Frage der Zeit, bis alle ,Frau‘ statt ,Mädchen“ sagen würden“, konstatiert der verwunderte Michael. Er reklamiert noch den Helden-Bonus für sich, ist er doch im Zweiten Weltkrieg als Rumpfschütze einer B-17 erwachsen geworden. Zu diesem Selbstbewusstsein gehört Großspurigkeit: Schwule sind hier noch „andersrum“, sensible Männer gelten als „tuntig“ oder als „Schwanzlutscher“, und „Mädchen“ erkennt man daran, dass sie „gebumst“ werden wollen.
  Die Zeit allerdings geht über Michael hinweg. Verständnislos muss er registrieren, dass der harte Alkohol aus den Hausbars verschwindet, während die Jugend wie seine Hippie-Tochter Laura andere Drogen vorzieht. Die alleinerziehende Frau steigt auf zu einem neuen „romantischen Ideal“, und überall wird gegen Vietnam demonstriert. Als Michael auf einer Party sagt, die Soldaten seien doch keine Täter, sie „sind die Opfer des Krieges“, gefriert die Stimmung. In seiner Blindheit für die sozialen Umwälzungen und die neue counter culture , wirkt Michael wie ein Fossil. Mit dem „Geschmack des Versagens im Mund“ stellt er fest, dass aus seinen Künstlerfreunden „brave Leute“ geworden sind, „die bereit waren, sich bei afrikanischer Kunst und selbst gebackenem Brot mit wesentlich weniger zufriedenzugeben als dem Stoff, aus dem ihre Träume waren.“ 
  Thomas Gunkels deutsche Übersetzung bringt diese Abendröte der Männlichkeit voll zur Geltung, die im Sprachgestus des Romans aufflackert. Er trifft den Ton der Zeit bis hin zu Michaels klischeehafter Schwärmerei für Frauen, deren Haut „einer makellosen Aprikose“ gleicht. Weit eher als an die Suburbia-Klassiker, wie sie etwa der faunische Brunnenvergifter John Cheever geschrieben hat, erinnert Richard Yates’ Sittenbild in seiner schroffen Illusionslosigkeit an James Salters im vergangenen Jahr erschienenes großes Alterswerk „Alles, was ist“. Auch „Eine strahlende Zukunft“ zieht eine herbe Lebensbilanz, die nicht dem Irrtum verfällt, zu meinen, „dass Unglück einen Nutzen hat“, wie der Fahrstuhlmonteur Kelly einmal im Roman erklärt. Richard Yates ist ein Feinmechaniker, was den Schrecken der Normalität betrifft. Denn in seinen Fahrstühlen geht es immer nur abwärts.
        
Richard Yates: Eine strahlende Zukunft. Roman. Aus dem Englischen von Thomas Gunkel. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2014. 496 Seiten, 22,99 Euro, E-Book 18,99 Euro.
Wie Don Draper aus der Serie
„Mad Men“ stürzt Yates’ Michael
in Zeitlupe durch die Zeit
Dieser Generationsroman
ist ein ernüchterndes Sittenbild
der Fünfziger und Sechziger
„Das Haus, das sie nach ihrer Hochzeit in Billings, Kansas, mieteten, war das erste in Michaels Leben, in dem alles modern und zweckmäßig war.“ Hier eine Musterküche im Geschmack der Siebziger.
Foto: P Hulton Archive/Getty Images
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»Ein großartig ernüchterndes Porträt einer ganzen Generation, die sich selbst als "die zweite Lost Generation" empfindet.« Süddeutsche Zeitung, Christopher Schmidt