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Es war der Fall seines Lebens: Unter Einsatz einer bis zu 70 Mann starken Sonderkommission gelang es Kriminalhauptkommissar Ingo Thiel, den wohl spektakulärsten Fall der jüngeren deutschen Kriminalgeschichte zu lösen - den kaltblütigen Mord an dem zehnjährigen Jungen Mirco. Spannend und authentisch schildert der Kommissar in seinem Buch diesen Fall von der ersten Spur bis zum Geständnis. Anhand von weiteren Mordfällen beschreibt Thiel den Aufbau und die präzise Arbeit einer SOKO.

Produktbeschreibung
Es war der Fall seines Lebens: Unter Einsatz einer bis zu 70 Mann starken Sonderkommission gelang es Kriminalhauptkommissar Ingo Thiel, den wohl spektakulärsten Fall der jüngeren deutschen Kriminalgeschichte zu lösen - den kaltblütigen Mord an dem zehnjährigen Jungen Mirco. Spannend und authentisch schildert der Kommissar in seinem Buch diesen Fall von der ersten Spur bis zum Geständnis. Anhand von weiteren Mordfällen beschreibt Thiel den Aufbau und die präzise Arbeit einer SOKO.

Autorenporträt
Ingo Thiel, 48, ist seit über zwei Jahrzehnten als Kriminalhauptkommissar in der Abteilung 11 für Tötungsdelikte in Mönchengladbach tätig und kann eine Aufklärungsquote von 100% bei Fällen vorweisen, an deren Ermittlung er von Anfang an beteiligt war. Er hat zwei Kinder, ist verheiratet und lebt in der Nähe von Mönchengladbach.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 14.11.2012

„Hab dich“
Ingo Thiel war Leiter der Sonderkommission Mirco, die 2011 den Mord an dem zehn Jahre alten Jungen aufgeklärt hat.
In einem Buch verrät der Polizist nun: Er isst gerne Frikadellen, und seine Ermittlung in dem Fall war rechtlich wohl nicht einwandfrei
VON BERND DÖRRIES
Düsseldorf – „Was wir leisten müssen, ist so konkret wenig bekannt. Die allgemeine Vorstellung wird von Fernsehkrimis geprägt.“ Das schreibt Ingo Thiel im Vorwort seines Buches. Oder lässt es schreiben. Man muss sich Ingo Thiel dazu vorstellen. Einen robusten Mann in grünem Parka, mit Kippe in der Hand. Da dauerte es natürlich nicht lange, bis die Vergleiche mit Schimanski kamen. „Das hat noch zugenommen, seit ich Anfang 2011 mit meinem schwierigsten und populärsten Fall in über zwanzig Jahren als Todesermittler unfreiwillig bekannt geworden bin.“ Unfreiwillig bekannt geworden.
  Auf das Cover des Buches hat der Verlag noch einen Aufkleber gepappt: „Deutschlands erfolgreichster Ermittler.“
  Es ist heutzutage nichts Ungewöhnliches mehr, dass Menschen ein Buch schreiben, wenn sie irgendetwas erlebt haben. Aber dass ein aktiver Polizeibeamter wie Ingo Thiel über seine Fälle schreibt, das ist doch eher selten. „Reine Privatsache“, sagt der Sprecher der Polizei Mönchengladbach. Von den Vorgesetzten genehmigt, heißt es im Innenministerium.
  Der große Fall des Ingo Thiel ist die Ermordung des zehn Jahre alten Mirco aus Grefrath. Die „wohl bisher aufwendigste Personensuche in der deutschen Kriminalgeschichte“, schreibt Thiel in seinem Buch „Soko im Einsatz“, das am Montag herausgekommen ist. Tornados mit Wärmekameras fliegen über das Land, Hundertschaften, die man „Schneckentreter“ nennt, durchforsten Wälder, Tausende Autos werden auf Faserspuren überprüft. Es ist ein so hoher Einsatz, dass selbst die Mutter von Mirco an einer Stelle im Buch fast erschrickt: „Wenn man überlegt, was das alles kostet, das muss ja in die Millionen gehen . . .“.
  Einhundert Prozent Aufklärungsquote könne der Ermittler Thiel vorweisen, fügt der Verlag im Klappentext hinzu. „Also fragen mich Journalisten, was für ein Geheimnis dahintersteckt?“ Der Ermittler Thiel scheint über diese Frage nicht unglücklich zu sein.
  Der Fall Mirco beginnt für den Ermittler Thiel auf dem Sofa, er wollte eigentlich Wein trinken mit seiner Frau, es gab Spaghetti mit Pinienkernen und Rucola-Pesto. „Wir haben ’nen Jungen weg“, sagt der Kollege am Telefon. Und es wird fast 150 Tage dauern, bis der Ermittler Thiel den Jungen findet, den toten Mirco. Als Thiel den Täter Olaf H. das erste Mal sieht, passiert Folgendes:
  „Bevor ich an ihm vorbei bin, hebe ich nur kurz den Zeigefinger, wie zum Gruß, und sage halblaut: ,Hab dich.‘“
  Man kann sich vorstellen, dass das Buch nicht alle bei der Polizei unbedingt für eine gute Idee hielten.
  Wirkliche Geheimnisse erfährt man nicht in diesem Buch. Man erfährt von fleißigen Polizeibeamten, die ihr Leben der Suche nach Mirco unterordnen. Von Thiel weiß man nun, dass er nach getaner Ermittlungsarbeit abends ein Bier am Fenster trinkt und nach draußen schaut. Dass er gerne Frikadellen und Pommes isst. Und sehr viel raucht. „Ich habe den Motor abgestellt und fingere die nächste John Player aus der Schachtel.“ Man kann durchaus sagen, dass Thiel das Schimanski-Klischee an manchen Stellen noch übererfüllt.
  Einmal trifft er sich mit einem Reporter einer großen Boulevardzeitung, wie zum Showdown, vor dem Eisstadion. Thiel war nicht glücklich über das, was die Zeitung in den Tagen zuvor geschrieben hatte. Und das sagt er dann auch gleich dem Reporter: „Sollen wir uns gleich kloppen, oder führen wir erst das Interview?“ Später sitzt man dann zusammen im Auto und trinkt Kaffee aus dem Becher. Harte Männer, versöhnt für die gute Sache.
  Die Eingangsthese, dass er recht unfreiwillig zu einem Medienereignis wurde, gibt Thiel im Verlauf des Buches auf und behauptet nun das Gegenteil. Mehr mediale Aufmerksamkeit führe zu mehr Hinweisen, was wiederum die Chancen erhöhe, den Täter doch zu fassen, ja vielleicht Mirco noch lebendig zu retten. Das war das Kalkül. „So wird der Fall ein Krimi in Echtzeit, der ab sofort als Reality-Serie läuft“, schreibt Thiel. „Also lassen wir von nun an Reporter, Fotografen und auch Fernsehteams über unsere Schulter sehen.“
  Fast 10 000 Hinweise erhält die Kripo, die meisten sind unbrauchbar. „Die Hinweise stammen von beflissenen Bürgern, die helfen wollen. Von überspannten Neurotikern, Witzbolden, Selbstdarstellern, Schamanen und Wünschelrutengängern.“ Ein Hausarzt verpfeift seine Patienten, eine Frau ihren Nachbarn. Einer schreibt: „Guten Tag, ich habe gerade eine Durchsage aus der Geistigen Welt erhalten. Die Zahl: 79. Ohne weitere Zusammenhänge.“
  Ein entscheidender Hinweis kam ganz am Anfang, ein Zeuge hatte einen Passat Kombi an dem Ort gesehen, an dem Mirco verschwand. Von Volkswagen bekommen die Ermittler die Daten von 100 000 Fahrzeugen, die nun Runde um Runde eingegrenzt werden. Eine Herkulesaufgabe, Tausende Passats werden abgeklebt, also nach Faserspuren untersucht, die an Mircos Kleidung gefunden wurden. Firmen bringen ihre Dienstwagenflotten freiwillig vorbei, nur vier Lehrer weigern sich, ihre Autos untersuchen zu lassen.
  Die entscheidende Spur zu Olaf H. sind dann aber die Handy-Daten, die es vielleicht gar nicht geben dürfte. Vorratsdatenspeicherung ist in Deutschland verboten, die Ermittler bekamen aber von den Mobilfunkanbietern „Ramschdaten“, wie Thiel sie nennt, Protokolle von Mobilfunkmasten und den Geräten, die sich dort eingewählt haben. Aus den Hunderttausenden Daten im Bereich von Grefrath filtern die Ermittler dann in mühevoller Kleinarbeit die Nummer von Olaf H. heraus, dessen Handy an den Stellen geortet wurde, an denen Mircos Kleidung lag. Möglicherweise habe dies gegen das Verbot der Vorratsdatenspeicherung verstoßen, hatte ein Polizist im Verfahren gegen Olaf H. gesagt. Ermittler Thiel hat auf diese Tatsache nun noch einmal aufmerksam gemacht. Auch darüber werden sich nicht alle freuen.
Die entscheidende Spur zu Olaf H.:
Handy-Daten, die es vielleicht
gar nicht geben dürfte
Ingo Thiel, 48, ist Kriminalhauptkommissar in der Abteilung 11 für Tötungsdelikte in Mönchengladbach. Die Fälle, an deren Ermittlung er von Anfang an beteiligt war, hat er allesamt aufgeklärt. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Auf der Suche nach Mirco fliegen im Herbst 2010 Tornados mit Wärmekameras über das Land. Hundertschaften, die Thiel in seinem Buch „Schneckentreter“ nennt, durchforsten Wälder und Wiesen.
FOTOS: FEDERICO GAMBARINI/DPA, DAPD
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