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Raimunda (Penélope Cruz) dreht gleich durch: Während vorne in ihrem Restaurant ein äußerst lebhaftes Filmteam eine ziemlich lautstarke Party feiert, lagert hinten in der Kühltruhe des Vorratsraumes ein äußerst lebloser und ziemlich schweigsamer Männerkörper: Der muss dringend da weg! Aber wie? Große Not mobilisiert Frauensolidarität und allerhand kriminelle Energie: Und so formiert sich spontan ein weibliches Leichenräumkommando, bestehend aus Raimunda, ihrer 15-jährigen Tochter Paula (Yohana Cobo), einer hilfsbereiten Hure von nebenan und einiger weiterer freundlicher Nachbarinnen. Der…mehr

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Produktbeschreibung
Raimunda (Penélope Cruz) dreht gleich durch: Während vorne in ihrem Restaurant ein äußerst lebhaftes Filmteam eine ziemlich lautstarke Party feiert, lagert hinten in der Kühltruhe des Vorratsraumes ein äußerst lebloser und ziemlich schweigsamer Männerkörper: Der muss dringend da weg! Aber wie? Große Not mobilisiert Frauensolidarität und allerhand kriminelle Energie: Und so formiert sich spontan ein weibliches Leichenräumkommando, bestehend aus Raimunda, ihrer 15-jährigen Tochter Paula (Yohana Cobo), einer hilfsbereiten Hure von nebenan und einiger weiterer freundlicher Nachbarinnen. Der Kadaver ist bald fort, aber die Probleme - Santa Maria! - fangen jetzt erst an ...

Bonusmaterial

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Autorenporträt
Pedro Almodóvar wurde 1951 in einer kleinen Provinzstadt südöstlich von Madrid geboren. Mit 16 zog er mittellos in die Hauptstadt, wo er durch den Job bei einer Telefongesellschaft die hohe Kunst des Dialogschreibens erlernte, um die ihn Hollywood heute beneidet. Für seinen Film Alles über meine Mutter erhielt Pedro Almodóvar den Oscar.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.04.2006

Tränen im Wind
Pedro Almodóvar kehrt mit "Volver" in die Provinz zurück

MADRID, 5. April.

Die spanische Filmkritik ist oft blind, ungerecht und von politischen Interessen gelenkt. Als Fernando León de Aranoa, ein begabter Jung-Regisseur mit einem Hang zum Sozialdrama, im vergangenen Jahr seine Prostituiertengeschichte "Princesas" herausbrachte, entdeckten die Journalisten plötzlich edle Regungen auf dem Straßenstrich und flankierten die Filmpremiere mit zu Herzen gehenden Reportagen. Dabei handelt das eigentliche spanische Drama in 95 Prozent der Fälle von Menschenhandel, Nötigung und Erpressung. Ähnlich lief es bei Alejandro Amenábar, der mit "Mar adentro" die Sterbehilfe auf die sozialpolitische Tagesordnung setzte, als ließe sich aus seinem effektvollen Melodram eine Lehre fürs wirkliche Leben ableiten.

Pedro Almodóvar, noch immer Spaniens bekanntester Regisseur, muß bei alldem nicht mitmachen und tut es auch nicht. Seine Geschichten aus der Madrider "Movida", seine knallbunten Sets, sexuellen Ambivalenzen, seine harten Frauen und weinenden Männer gehören längst zum Repertoire der populären Kultur. Dennoch ist die Filmkritik auch bei ihm ungerecht. Nachdem "Alles über meine Mutter" bejubelt und als spanischer Kandidat zu den Oscars geschickt worden war, reagierte die heimische Presse auf seinen nächsten Film, "Sprich mit ihr", gelangweilt, fast mißmutig; kurz darauf erntete das Werk Preise und Beifallsstürme in ganz Europa. Soeben ist die Wippe wieder nach oben gegangen. Almodóvars jüngster, sein sechzehnter Film, "Volver" (Zurückkehren), erhält glänzende Besprechungen und die höchsten Punktwertungen aller spanischen Filme - und dennoch liegt die Kritik abermals daneben. "Volver" ist, anders als wir letztes Jahr hofften (F.A.Z. vom 7. Juli 2005), eine Enttäuschung.

Dabei ist es ein ungewöhnlicher Film, weil Almodóvar die Metropole verläßt und in die Mancha zurückkehrt, in die Dörfer seiner Kindheit. In der ersten Szene sieht man Frauen dreier Generationen beim Putzen der Gräber. Wind fegt über die Straßen, um die Häuser, und die Frauen sind allein. Das wird den ganzen Film hindurch so bleiben, wenn man von gut fünfzehn Minuten absieht. Dann ist der Mann im Haus aus guten und nachvollziehbaren Gründen beseitigt, und die schöne Raimunda (Penélope Cruz) muß sich mit ihrer Tochter darum kümmern, seine Leiche verschwinden zu lassen. Doch nicht die Gegenwart, die Vergangenheit interessiert den Regisseur, ein Hausbrand Jahrzehnte zuvor, bei dem zwei Menschen starben und ein anderer spurlos verschwand. Almodóvar zeigt, wie fünf Frauen sich diesem Geheimnis stellen. Auch Tränen fließen reichlich. Aber ach, der Zuschauer bleibt kalt. Und das bei dem Regisseur, der uns zum Weinen bringen kann wie niemand sonst.

Warum ein Film einen ergreift, ist manchmal schwer zu sagen. Er tut es eben. Wenn er es tut. Die alternde Schauspielerin in "Alles über meine Mutter", die Frau, die ihren Sohn verliert, sie füllten ihr Drama vollständig aus. Auch die beiden Männer, die sich in "Sprich mit ihr" über zwei im Koma liegende Frauen beugen, treffen den Zuschauer ins Herz. Und ausgerechnet jetzt, bei Almodóvars persönlichstem Film, glaubt man die ganze Story nicht. Je schrecklicher die Wahrheiten, die da ans Licht drängen, desto stärker die Empfindung: Ihr sagt das nur, weil es im Drehbuch steht.

Es gibt ein Symbol für diesen Mangel, und es heißt Penélope Cruz. Daß sie nur noch sporadisch in Spanien und um so lieber in Hollywood arbeitet, ist nicht das Problem; mit wem die Klatschpresse sie in Verbindung bringt, auch nicht. Doch wer Penélope Cruz jahrelang als Ralph-Lauren-Girl gesehen und ihr Make-up bewundert hat, wird sich schwertun zu glauben, sie hätte es in diesem Dorf, bei diesem Wind, auch nur eine halbe Stunde ausgehalten.

PAUL INGENDAAY

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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