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Die Ehen der beiden Handwerker Ib und Edward haben schon bessere Zeiten gesehen. Ihre Frauen Ingrid und Gritt halten ihre Männer nur für Witzfiguren, flirten ständig mit dem Tanzlehrer und schlafen lieber auf dem Sofa als mit dem Gatten. Ein Neuanfang muss her, doch die Männer sitzen auf so viel Schwarzgeld, dass eine Scheidung sie bettelarm machen könnte. Ein Auftragskiller soll die ungeliebten Ehefrauen loswerden. Doch die Damen haben längst Wind von dem Plan der Männer bekommen und sich eine eigene britische Profikillerin besorgt. Mit der Idylle im dänischen Hinterland ist es vorbei...
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Produktbeschreibung
Die Ehen der beiden Handwerker Ib und Edward haben schon bessere Zeiten gesehen. Ihre Frauen Ingrid und Gritt halten ihre Männer nur für Witzfiguren, flirten ständig mit dem Tanzlehrer und schlafen lieber auf dem Sofa als mit dem Gatten. Ein Neuanfang muss her, doch die Männer sitzen auf so viel Schwarzgeld, dass eine Scheidung sie bettelarm machen könnte. Ein Auftragskiller soll die ungeliebten Ehefrauen loswerden. Doch die Damen haben längst Wind von dem Plan der Männer bekommen und sich eine eigene britische Profikillerin besorgt.
Mit der Idylle im dänischen Hinterland ist es vorbei...

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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.07.2017

Make-up ist erschwinglicher als Blut

Was tut eine Lobbyistin in Washington? Warum bestellen dänische Handwerker einen russischen Killer? Wie hielt es der russische Adel im 19. Jahrhundert mit der Ehre? Drei Filme, drei Antworten

Wenn Frauen Karriere machen, kommt meistens etwas zu kurz. So will es zumindest die populäre Mythologie, die gern einmal eine Buchhaltung aufmacht. Auf der Habenseite stehen dann Status und teures Make-up, auf der anderen eine leere Doppelbetthälfte. Für die Power-Lobbyistin Elizabeth Sloane in John Maddens Polit-Thriller "Die Erfindung der Wahrheit" ist das kein relevantes Motiv. Sie kann sowieso nicht schlafen, und wenn sie schon einmal ins Bett geht, dann am liebsten in einem Hotel und in Gesellschaft eines wohlproportionierten Gespielen, den sie auch dafür bezahlt, dass er sich nicht in ihr Leben drängt. Elizabeth trifft sich mit einem Callboy. Klare Sache, dass das in einem Film, in dem alles einen doppelten Boden hat, noch einmal auf sie zurückfallen wird.

Im Original ist der Titel kürzer und pointierter, und er verrät auch, dass es vielleicht mehr um andere Aspekte geht als jene, die der deutsche Verleih vielleicht allzu sehr unter dem Eindruck von Fake-News-Debatten betont: "Miss Sloane" ist zuerst einmal nicht viel mehr als ein Name und eine Anrede. Die Anrede, zumal vor einem Ausschuss mit Abgeordneten, hat es aber eben potentiell in sich. Einer "Miss" fehlt es an allem Möglichen, im Spiel der politischen Machenschaften muss sie immer aufpassen, nicht als einsame Streberin dazustehen. Wobei ein gewisser Grad von professioneller Deformation natürlich dazugehört, anders wäre dieses Kartenhaus namens Washington ja auch langweilig.

"Miss Sloane" beginnt mit einem Exodus. Elizabeth Sloane (eine Paraderolle für Jessica Chastain) wechselt die Firma und das politische Anliegen. Sie arbeitet nun für einen Boutique-Betrieb mit einem feschen Chef, der auch Öko-Outdoor-Zeug verkaufen könnte. Mit seiner neuen Topmitarbeiterin verkauft er eine Mehrheit für ein Gesetz zur besseren Regulierung von Waffenverkäufen. Dieses Produkt muss aber erst zusammengebastelt werden, und das Hin und Her zwischen (über-)mächtigen Interessensgruppen und einer kleinen Gruppe von Außenseitern ist Gegenstand des Films.

Elizabeth Sloane macht dabei klar, dass auch die "Guten" keineswegs naive Idealisten sind, sondern mit allen Wassern gewaschen. "Die Erfindung der Wahrheit" trägt deutlich die Spuren des amerikanischen Wahljahres 2016, für das er wohl in erster Linie gedacht war. Allerdings haben Geschichten dieser Art, nicht zuletzt inspiriert durch Fernsehserien wie "The West Wing" oder Filme wie "Michael Clayton", wohl über aktuelle Anlässe hinaus Konjunktur. Und man kann hinter dem Drehbuch von Jonathan Perera schon die Blaupause für künftige Dramen erkennen, in denen es dann vielleicht nicht gegen die Waffenlobby, sondern gegen die Herren der Algorithmen geht.

Auch dann werden die Rechnungen wohl weiterhin mit den klassischen Bedürfnissen und Sehnsüchten gemacht werden. Im Fall von "Miss Sloane" hat das Drehbuch jedenfalls eine doppelt gemoppelte Pointe anzubieten, die ausgerechnet den Callboy zu einer Schlüsselfigur werden lässt. Aber auch das erweist sich nur als ein Zwischenspiel, denn letztlich spielt der Film recht gekonnt mit dem Beschützerinstinkt: Hat diese blasse Frau die Sache im Griff, oder wird sie jeden Augenblick kollabieren? Möglicherweise enthält sogar diese Alternative noch eine Pointe.

* * *

Wenn Männer Karriere machen, dann wird es für ihre Frauen manchmal Zeit, sich ein Hobby zuzulegen. Im Falle der beiden Däninnen Gritt und Ingrid zum Beispiel Salsa oder, wie es ihre Ehemänner bewusst respektlos bezeichnen: "Arschwackeln". Noch dazu in der Dorfkirche und unter Anleitung eines schwulen Schweden. Die Komödie "Small Town Killers" von Ole Bornedal hält es bewusst mit einer Welt, in der schon das Wort "Karriere" eine ganz andere Anmutung hat. Ib und Edward, die beiden männlichen Hauptfiguren, haben eigentlich gar keine Karriere, es ist nur so, dass ihr Handwerksbetrieb gut läuft und sie eine Menge Schwarzgeld gehortet haben. Jetzt würden sie gern den nächsten Schritt machen, oder jedenfalls einen Schritt, und dazu wollen sie ihre Ehefrauen loswerden. Ganz genau wird nicht ersichtlich, wie sie sich das Leben jenseits der Scheidung vorstellen, aber das gehört ja eben zu einer guten Komödie, dass die Figuren immer ein wenig kurzsichtig sind. Sie denken gerade einmal so weit voraus wie Harry und Lloyd, die beiden Einfaltspinsel aus der kanonischen amerikanischen Komödie "Dumm und dümmer". Die fällt dem Dorfpolizisten immer ein, wenn er Ib und Edward sieht.

Über der Frage, ob das Schwarzgeld Teil der Verhandlungsmaterie in einer Scheidung wird, zerschlägt sich das Trennungsprojekt auch schon wieder. Und es kommen andere, unüberlegte Optionen ins Spiel. Der mit einem Mausklick bestellte Profikiller aus Osteuropa taucht tatsächlich auf, er heißt Igor und säuft alles leer, was ihm in die Hände kommt. Igor ist eiskalt und zugleich ein unglaublicher Romantiker. Auch das wieder so ein Widerspruch, über den man milde lächeln mag, wenn man sich von dem Humor in "Small Town Killers" nicht doch zu herzhafteren Gelächtern verführt sieht. Das wird wohl in erster Linie eine Frage des Geschmacks sein.

Ole Bornedal, der mit seinem Thriller "Nachtwache" weltberühmt wurde, probiert es hier mit einer Ironie, die sehr markant von den Verhältnissen im Weltkino erzählt: Kann man mit zwei unansehnlichen Männern, die aussehen wie "zwei Frührentner aus Bulgarien", eine Art "Pulp Fiction" auf dem dänischen Dorf veranstalten? Man kann, zweifellos, denn in all ihrer Jämmerlichkeit haben Ib und Edward (mit Nicolas Bro und Ulrich Thomsen prominent und exzellent besetzt) durchaus so etwas wie eine traurige Grandezza, und wenn sie schließlich in höchster Not auch noch das Geschlecht zu wechseln versuchen, ist man von Dick und Doof im Fummel nicht mehr weit entfernt.

Und wenn ein dänischer Handwerker einem russischen Killer mit verstellter Stimme und falschem Haar erklärt, er (also sie, nämlich seine Frau) wäre nicht frigide, dann ist da zumindest dramaturgisch einiges ganz gut gelaufen. Ob man zu alldem milde grinst oder doch gelegentlich aus sich herausprusten muss, ist vielleicht gar nicht so sehr die Frage bei einem Film, der niemals so tut, als ginge es bei Witzen darum, sie neu zu erfinden. Es reicht manchmal auch schon, sie ein wenig umzuräumen, und schon ist auch ein Dorf wie Nibe nicht mehr Niemandsland, sondern voll von sympathischen Arschwackelkandidaten.

* * *

In Adelsgesellschaften waren Karrieren immer eine familiäre Angelegenheit. Man tat in der Regel, wofür man vorgesehen war, nur in Ausnahmefällen durfte das Herz sprechen. Die daraus entstehenden Konflikte sind im weitesten Sinne romantisch und bilden bis heute den Grundstock einschlägiger Genres, vom Bollywood-Musical bis zur amerikanischen RomCom. Und natürlich das Genre des Kostümfilms, an dem wir besonders die unzeitgemäßen Figuren lieben, die ihrer Zeit voraus sind oder sonst irgendwie nicht ganz in ihre Epoche passen.

Wobei es bei dem Helden des russischen Kostümfilms "Der Duellist" nicht ganz klar ist, ob sein Edelmut besonders primitiv oder besonders avanciert ist. Jedenfalls bringt er ihn mit einer Karriere zum Ausdruck, die so richtig in die Mitte der Probleme seiner Epoche führt. "Der Duellist" verdingt sich nämlich in Ehrenhändeln, in denen er selbst nicht Partei sein könnte, weil er nicht über einen satisfaktionsfähigen Stand verfügt. Er ist vorgeblich nicht adeligen Bluts. Mit seiner Tätigkeit entwertet er aber latent ebendieses Standesprivileg.

"Blut ist erschwinglicher als Geld", heißt es an einer Stelle. Das ist ein passendes Leitmotiv für einen Film, der sich nicht so recht entscheiden mag, ob er das Russland des 19. Jahrhunderts todernst nehmen soll oder eher als eine Ressource, in der man prächtiges Ausstattungskino veranstalten kann, und damit einen Versuch, das russische Kino auf die Höhe westlicher Blockbuster zu bringen. Die Regenmaschinen, die man über den pittoresk verdreckten Gassen eines ausgemalten St. Petersburg angebracht hat, müssen einfach gelegentlich angeworfen werden, das fordert schon die Investitionslogik - alles andere wäre Verschwendung. Yakovlevs außergewöhnliche Ruhe im entscheidenden Moment hat mit einer Weissagung eines Schamanen vom anderen Ende des Landes zu tun, was Gelegenheit zu Rückblenden in tolle, entlegene Landschaften gibt. Vor allem aber hat sie mit einer tödlichen Kränkung zu tun, die ihn überhaupt zu der verhärteten Figur werden ließ, als die er sich präsentiert. Ausgerechnet mit seinem größten Gegner, Graf Beklemishev, muss er schließlich den Kampf um die Ehre, das Leben und das Herz einer Frau ausfechten.

"Der Duellist" ist halb übersteigertes Männerkino, halb große romantische Intrige und zeigt mit seinem leeren Pathos vor allem, dass die Formeln, mit denen man aus Blut Geld machen kann, in etwa so berechenbar sind wie russisches Roulette. Von dem gestählten Körper des Helden führt ein verschlungener Weg zu dem Professionalismus von Miss Sloane, denn irgendwo muss dieses Bedürfnis ja hin, dass man einen zählbaren Unterschied macht. Den besseren Showdown hat aber auf jeden Fall Jessica Chastain, denn sie weiß eben schon, was "Der Duellist" noch zu verbergen versucht: Make-up ist erschwinglicher als Blut.

BERT REBHANDL

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