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Attilio ist Schriftsteller und Dozent für Dichtkunst und Poetik an der internationalen Universität von Rom, mit der Veröffentlichung seines neuesten Gedichtbandes "Der Tiger und der Schnee" konnte er sogar einen kleinen Erfolg feiern. Abgesehen davon ist er genau das, was man sich typischerweise unter einem Professor und Poeten vorstellt: Er lebt in seiner eigenen Welt.
Aktuelle Ereignisse berühren Attilio kaum. Nachts träumt er von Vittoria, die er begehrt und heiraten will, im wirklichen Leben will sie nichts mit ihm zu tun haben. Tatsächlich fühlt sie sich eher belästigt durch diesen
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Produktbeschreibung
Attilio ist Schriftsteller und Dozent für Dichtkunst und Poetik an der internationalen Universität von Rom, mit der Veröffentlichung seines neuesten Gedichtbandes "Der Tiger und der Schnee" konnte er sogar einen kleinen Erfolg feiern. Abgesehen davon ist er genau das, was man sich typischerweise unter einem Professor und Poeten vorstellt: Er lebt in seiner eigenen Welt.

Aktuelle Ereignisse berühren Attilio kaum. Nachts träumt er von Vittoria, die er begehrt und heiraten will, im wirklichen Leben will sie nichts mit ihm zu tun haben. Tatsächlich fühlt sie sich eher belästigt durch diesen unheilbaren Romantiker, der nicht ablassen will, ihr seine unsterbliche Liebe zu Füßen zu legen. Attilio folgt ihr auf Schritt und Tritt, verspricht ihr den Himmel auf Erden - ewiges Glück inbegriffen. Doch je mehr er ihr seine Zuneigung zeigt, desto stärker ist Vittoria auf Abstand bedacht. Sie schreibt gerade an einer Biografie über den bedeutenden irakischen Dichter Fuad, der lange Jahre in Paris gelebt hat und sich nun auf die Rückkehr in seine Heimatstadt Bagdad vorbereitet. Wenn ein Krieg ausbricht, will er unter seinen Landsleuten sein. Vittoria und Attilio treffen ihn kurz in Rom.

Eines Tages erhält Attilio einen Anruf von Fuad, der inzwischen nach Bagdad zurückgekehrt ist. Dieser eröffnet ihm eine furchtbare Nachricht: Vittoria, die ihn für die Arbeit an ihrem Buch nach Bagdad begleitet hatte, wurde bei einem Bombenanschlag schwer verletzt, ihr Gesundheitszustand ist sehr ernst. Attilio zögert keine Sekunde. Er setzt Himmel und Hölle in Bewegung, um noch am selben Tag in den Irak zu kommen, indem er sich bei einer Delegation des Roten Kreuzes einschmuggelt.

Durch eine Mischung aus Glück und Starrsinn, inspiriert von seiner leidenschaftlichen Liebe zu Vittoria, kann er Kontakt mit dem irakischen Dichter aufnehmen und findet das Krankenhaus, in das man Vittoria gebracht hatte. Bewusstlos liegt die Frau seiner Träume in einer dunklen Ecke des Hospitals, es fehlt an Medikamenten und Versorgung jeglicher Art.

Um die Überlebenschancen zu erhöhen, braucht Vittoria ein Medikament, das den lebensbedrohlichen Druckanstieg des Ödems in ihrem Kopf verringert. Da dieses Mittel nicht verfügbar ist, macht sich Attilio auf die Suche - findet aber nur verlassene Apotheken und Ruinen. Doch der rettungslos optimistische Mensch weigert sich, die Hoffnung aufzugeben: Wenn das Medikament nicht aufgetrieben werden kann, dann muss es eben hergestellt werden. Es gelingt ihm mit Fuads Hilfe, einen alten Heilpraktiker ausfindig zu machen, der ihnen helfen kann.

Nach vielen Irrwegen, knapp vorbei an einstürzenden Mauern sowie explodierenden Granaten und permanent konfrontiert mit den Schrecken des Krieges, Straßenkontrollen und Plünderern, gelingt es Attilio schließlich, das Medikament ins Krankenhaus und Vittoria außer Lebensgefahr zu bringen. Wenn er nicht gerade auf der Suche nach Verpflegung oder medizinischen Hilfsmitteln ist, verbringt er jede Minute damit, sich liebevoll um seine Angebetete zu kümmern, die allerdings von allem, was er für sie tut, nichts weiß, da sie noch nicht wieder das Bewusstsein erlangt hat. Attilios ständiger Begleiter in seinem Unglück ist der irakische Dichter Fuad, dem bewusst wird, dass für seinen Freund und Kollegen ein einzelnes Menschenleben genauso wichtig ist wie das Leben einer ganzen Nation. Als Vittoria zuletzt die Augen wieder öffnet, kann Attilio allerdings nicht bei ihr sein. US-Soldaten haben ihn als vermeintlichen Kriegsgegner verhaftet.

Wieder genesen, kehrt Vittoria nach Italien zurück, während Attilio nur auf komplizierten Umwegen in die Heimat zurück gelangt. Dort trifft er Vittoria wieder, die immer noch keine Ahnung davon hat, dass ihr hartnäckiger Verehrer ihr das Leben gerettet hat. Und wenn auch nur eines auf dieser Welt sicher ist: Attilio wird es ihr niemals verraten ...

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten - Featurette - Deleted Scenes - Deutscher und italienischer Kinotrailer - Produktionsnotizen - Fotogalerie - Informationen zu Cast & Crew - Trailer zu weiteren Kinofilmen auf DVD
Autorenporträt
Roberto Benigni ist einer der bekanntesten Schauspieler Italiens. Seine Auftritte in den Jim Jarmusch-Filmen "Down by Law" und "Night on Earth" sind längst Kult, als Regisseur und Hauptdarsteller von "Das Leben ist schön" gewann er zwei Oscars. Wie es sich für einen toskanischen Improvisationsdichter gehört, kann er weite Teile der "Göttlichen Komödie" auswendig. Mit seiner dazugehörigen Tour "Tutto Dante" hat Benigni ganz Italien begeistert.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.03.2006

Nur in zweiter Linie Schürzenjäger
Roberto Benigni inszeniert wieder eine Scharade mit Ehefrau Nicoletta Braschi: "Der Tiger und der Schnee"

Attilio de Giovanni ist ein Dichter in der Midlife-Krise. Die Studenten starren ihn ein wenig ratlos an, wenn er seine Poetik direkt aus den Verrenkungen zu entwickeln scheint, die seinen Vortrag begleiten. Eine attraktive Kollegin fühlt sich deutlich zu ihm hingezogen, aber Attilio ist nur in zweiter Linie ein Schürzenjäger. In erster Linie ist er Minnediener. Die Frau, der er nachläuft, heißt Vittoria. Sie entzieht sich mit der hartnäckigen Reserve einer Realistin. Auf einen Mann, der ständig das Unmögliche beschwört, der einen Gedichtband über einen Tiger im Schnee schreibt, will sie sich nicht einlassen. Die vielen Überraschungen allerdings, die sie eines Abends in der Wohnung von Attilio erwarten, waren nicht für sie geplant, sondern für den umschwärmten Dichter von einer Verehrerin. Als der Korken knallt, ist Vittoria einen Moment beeindruckt. Attilio aber ist kompromittiert, seine Verführung scheitert daran, daß sie zu perfekt eingefädelt war - für ein Verhältnis nämlich und nicht für eine Romanze. Im letzten Moment sucht Vittoria das Weite.

Am nächsten Tag ist sie schon im Irak, wohin sie einen einheimischen Dichter begleitet, über den sie eine Biographie schreiben möchte. Attilio bleibt in Rom zurück, ein Clown in einem konfusen Leben, ein ziellos Liebender, der auf seine Lebensaufgabe noch wartet. Attilio und Vittoria sind die Königskinder in Roberto Benignis neuem Film "Der Tiger und der Schnee" ("La tigre e la neve"). Das Unmögliche an dieser Verbindung steht von Beginn an im Licht der Tatsache, daß Benigni und die weibliche Hauptdarstellerin Nicoletta Braschi im richtigen Leben ein Ehepaar sind. Man muß das nicht wissen, es ist ohnehin unübersehbar und zugleich das Geheimnis des Films. Denn neuerlich inszeniert der italienische Komiker eine Scharade, nur geht es dieses Mal nicht, wie in "La vita è bella", darum, einem Kind die brutale Wirklichkeit eines Konzentrationslagers poetisch zu verschlüsseln. Es geht darum, einen Krieg (von dem die Fernsehbilder nur den ungefähren Eindruck von unzusammenhängenden Fetzen eines schlechten Traums geben) poetisch zu entschlüsseln.

Der Irak als eigentlich unzugängliches Land ist der einzige Ort, an dem sich die Ernsthaftigkeit des Träumers Attilio bewähren kann. Als Vittoria bei einem Anschlag schwer verletzt wird, macht er sich ohne Umschweife mitten in der Nacht auf den Weg nach Bagdad und schafft es mit den Hilfskräften des italienischen Roten Kreuzes tatsächlich bis in das Krankenhaus, in dem Vittoria im Koma liegt. Die Ärzte verfügen weder über die notwendige Medizin noch über ausreichend Nahrung für die Patienten. Für Attilio beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Er findet Unterstützung bei Fuad (Jean Reno), der in den Gassen und Innenhöfen von Bagdad viele Menschen kennt. Aber schon bald ist Benigni ganz auf sich allein gestellt, ein Klinikclown vor einer bewußtlosen Frau.

Sie ist der einzige Anhaltspunkt in diesem Land. Italien, dessen Bürger sich zu großen Teilen unter der Parole "Pace" gegen die eigene Regierung gewandt hatte, steht bei Benigni nicht auf der Seite der Vereinigten Staaten, sondern mit einer kleinen Friedenstruppe im Irak. Schon Vittoria gerät durch ihre Verletzung vollständig auf die Seite des Volks. Sie ist von der medizinischen Versorgung der Amerikaner abgeschnitten. Attilio greift nun aber gerade auf das Wissen der Iraker zurück. Er befragt alte Weise nach arabischen Rezepten und muß die Zutaten für eine wichtige Medizin direkt durch die amerikanischen Linien schmuggeln.

Wie in "Sullivan's Travels", der klassischen amerikanischen Komödie von Preston Sturges, gibt es auch hier einen Moment, in dem keine Rückversicherung mehr greift. Attilio/Benigni ist als Italiener nicht mehr erkennbar. Er ist, auf dem Umweg seiner Liebe, mitten in die Geopolitik geraten. Er durchquert den gesamten unbefriedeten Irak, ohne auch nur eine Sekunde das eigene Genre zu verlassen. In einem bezeichnenden Dialog in "Der Tiger und der Schnee" unterhält sich Attilio mit einem befreundeten Psychologen. Den Analytiker stört, daß die Träume von Attilio nicht symbolisch sind. Er träumt unverschlüsselt, in eindeutigen Bildern, ohne Ansatzpunkt für das intellektuelle Raffinement einer guten Traumdeutung.

In dem Gespräch steckt eine künstlerische Selbstaussage von Benigni. Er ist tatsächlich kein Komiker der "sophistication". Er ist kein unbewegter Beweger wie Buster Keaton oder Jacques Tati, er weckt aber auch nicht den Beschützerinstinkt, auf den viele Artisten der Hilflosigkeit zielen. Dazu ist er zu aggressiv. Benigni ist der einzige Gewährsmann seiner poetischen Vision, liegt aber selbst mit sich im Streit. Der eigentlich große Moment dieser Komödie über die Liebe im Krieg kommt ganz am Ende, wenn "Der Tiger und der Schnee" überraschend noch einmal das Genre (und die Form der Liebe) wechselt. Als "Rambo" hätte Attilio de Giovanni nicht aus seiner Midlife-Krise herausgefunden, und mit purem Slapstick hätte er den Irak nicht überlebt. Als Träumer aber muß er feststellen, daß er das Herz der Geliebten nicht in Bagdad gewinnen kann, sondern nur in Rom - wo er wach ist.

BERT REBHANDL

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