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Im November 1959 wird in Holcomb, Kansas, die vierköpfige Familie Clutter brutal ermordet. Wenige Wochen später werden die Täter Dick Hickock und Perry Smith auf der Flucht geschnappt. Truman Capote erfährt aus der New York Times von dem Verbrechen und beschließt, am Tatort zu recherchieren. Er spricht mit Bekannten und Freunden der Familie, mit der Polizei. Schließlich erhält er Gelegenheit, mit den beiden Mördern zu reden. Mit der Zeit gelingt es ihm, so viel Nähe zu ihnen herzustellen, dass sie ihm präzise Innenansichten ihrer Seele erlauben. Fast sechs Jahre nach ihrer Tat begleitet er sie…mehr

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Produktbeschreibung
Im November 1959 wird in Holcomb, Kansas, die vierköpfige Familie Clutter brutal ermordet. Wenige Wochen später werden die Täter Dick Hickock und Perry Smith auf der Flucht geschnappt. Truman Capote erfährt aus der New York Times von dem Verbrechen und beschließt, am Tatort zu recherchieren. Er spricht mit Bekannten und Freunden der Familie, mit der Polizei. Schließlich erhält er Gelegenheit, mit den beiden Mördern zu reden. Mit der Zeit gelingt es ihm, so viel Nähe zu ihnen herzustellen, dass sie ihm präzise Innenansichten ihrer Seele erlauben. Fast sechs Jahre nach ihrer Tat begleitet er sie bis an den Galgen. Capotes herausragende Rekonstruktion eines Mordes wurde eine Sensation und begründete ein neues literarisches Genre: die "non-fiction novel", den Tatsachenroman. In einer atemberaubenden Sprache erzählt er, wie aus Menschen Mörder werden. Mit Kaltblütig landete Capote einen internationalen Bestseller.
Autorenporträt
Truman Capote wurde 1924 in New Orleans geboren; er wuchs in den Südstaaten auf, bis ihn seine Mutter als Achtjährigen zu sich nach New York holte. Mit neunzehn Jahren erhielt er für seine Kurzgeschichte Miriam den »O.-Henry-Preis«. 1948 erschien sein Roman »Andere Stimmen, andere Räume«, der als das sensationelle Debüt eines literarischen Wunderkindes gefeiert wurde. 1949 folgte die Kurzgeschichtensammlung »Baum der Nacht«, 1950 die Reisebeschreibung »Lokalkolorit«, 1951 der Roman »Die Grasharfe«. Das 1958 veröffentlichte »Frühstück bei Tiffany« erlangte auch dank der Verfilmung mit Audrey Hepburn große Berühmtheit. 1965 erschien der mehrmals verfilmte Tatsachenroman »Kaltblütig«, 1973 »Die Hunde bellen« (Storys und Porträts), 1980 »Musik für Chamäleons« (Erzählungen und Reportagen). Postum wurden 1987 - unvollendet - der Roman »Erhörte Gebete« und 2005 das neu entdeckte Debüt »Sommerdiebe« veröffentlicht. Truman Capote starb 1984 in Los Angeles. Die Herausgeberin Anuschka Roshani studierte Verhaltensbiologie und Germanistik in Berlin und besuchte anschliessend die Henri-Nannen-Schule in Hamburg. Danach war sie sieben Jahre lang Redakteurin und Reporterin im Kultur- und Gesellschaftsressort des »Spiegel«. Seit 2002 lebt sie in Zürich, wo sie als Redakteurin für »Das Magazin« des »Tages-Anzeigers« arbeitet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.07.2007

Jungs mit wundem Herzen
Glanz und reichlich Elend der neuen Truman-Capote-Ausgabe

Irgendwann hat sich mal jemand um drei Jahre verrechnet. Seitdem steht in jedem Klappentext zu einem Buch von Truman Capote (1924 bis 1984), dass dieser mit neunzehn Jahren für "Miriam" den O. Henry Prize gewonnen hat. Gleich zwei Fehler stecken darin: Der Autor bekam für sein in "Mademoiselle" gedrucktes Erzähldebüt nicht den Hauptpreis, sondern einen Nebenpreis in der Kategorie Best First-Published Story. Und diesen bekam er 1946. Da war er also schon zweiundzwanzig. Eine Kleinigkeit, gewiss. Aber erstaunlich ist, wie hartnäckig sich dieser Fehler hält. Er fand sogar Eingang in die achtbändige Werkausgabe, die der Schweizer Verlag Kein & Aber mit dem Slogan "Truman Capote - sein Werk neu ediert, komplettiert und überarbeitet" anpreist. Kein gutes Zeichen.

Schon die im Frühjahr 2006 an den deutschen Filmstart von Bennett Millers "Truman Capote" gekoppelte Eröffnung des Projekts mit dem erst kürzlich aufgetauchten Roman "Sommerdiebe" ließ erkennen, dass Marketing bei dem Vorhaben eine wesentliche Schubkraft sein würde. Gleichwohl wurde der schmale, vom Verlag als "Capotes wahres Debüt" angepriesene Roman von der Kritik völlig zu Recht gut aufgenommen und dem Gesamtprojekt großzügig Vorschusslorbeeren gewährt - auch von dieser Zeitung (F.A.Z. vom 15. April 2006).

Doch nun, da mit dem Roman "Kaltblütig" und dem Erzählungsband "Baum der Nacht" der sprichwörtlichen Schweizer Gemächlichkeit zum Trotz der Editionsplan nach nur einem Jahr schon zu drei Vierteln realisiert ist, weicht die anfängliche Begeisterung einer Enttäuschung: Sieht man einmal von "Sommerdiebe" ab, hat die Werkausgabe nämlich einen schlichten Fehler: Wir brauchen sie nicht wirklich. Gewiss liegen die Einzelbände gut in der Hand und sind hübsch aufgemacht - eine Äußerlichkeit, welche die "Zeit" raunen ließ: "dieses edle Buch, hellgrünes Leinen". Offenbar ist man dort leicht zu beeindrucken, denn an gleicher Stelle wurde die "neue Biographie von Gerald Clarke" gelobt - ein immerhin fast zwanzig Jahre altes Buch über Capote, das 1990 bei Kindler und 1993 als Taschenbuch bei Knaur auf Deutsch erschienen war und nun von Kein & Aber, etwas aufpoliert, aber in der alten Übersetzung, der Werkausgabe zur Seite gestellt wurde.

Erfreulich ist sicher die Neuauflage der vergriffenen Romane "Andere Stimmen, andere Räume" und "Erhörte Gebete" (erscheint im Oktober) sowie jetzt der Erzählungen. Die andere Hälfte seines Werks aber gibt es anderswo günstiger: "Frühstück bei Tiffany", "Kaltblütig" und die Reportagen "Wenn die Hunde bellen" (erscheint ebenfalls im Oktober) als Rowohlt-Taschenbücher, "Die Grasharfe" bei Suhrkamp. Warum neue Hemden kaufen, wenn es die alten noch tun? Auch das Wort von der "Wiederentdeckung" ist bei diesem medialen Autor fehl am Platz. Wann war dieser geniale, süchtige Schwule denn je vergessen? John O'Hara, ja, den hatte man nicht mehr auf dem Zettel. Oder Richard Yates, den Stewart O'Nan und Richard Ford aus der Versenkung geholt haben. Das waren Entdeckungen!

Blieben als Argument für die Werkausgabe noch die neuen Übersetzungen. Doch die sind ja nicht per se besser, auch wenn schreiende Metallic-Banner uns dies weismachen wollen. Sie können notwendig sein wie bei Salingers Roman "The Catcher in the Rye", den Eike Schönfeld in seiner deutschen Neufassung erstmals auf der Basis des Originals (F.A.Z. vom 25. Februar 2003) von Kürzungen und Entstellungen befreit hat. Aber gegen die von Kurt Heinrich Hansen 1966 für den Limes Verlag angefertigte "Kaltblütig"-Fassung etwa war nie etwas einzuwenden. Möglicherweise ist Thomas Mohrs neue, wegen des kleineren Satzspiegels fast einhundertfünfzig Seiten längere Fassung eine Spur frischer, aber dies auch nur in Nuancen.

Wenn man aber als Verlag überzeugt ist, dass vierzig Jahre nach dem Erscheinen dieses Tatsachenromans, in dem Capote akribisch und bis heute erschütternd dem Vierfachmord an der Farmersfamilie Clutter in Holcomb, Kansas, nachforscht, eine Notwendigkeit zur Erneuerung besteht, warum erklärt man dann nicht, worin sie liegt? Kein Wort dazu, auch wieder kein Nachwort, in dem etwa an die außergewöhnliche Recherche erinnert würde - vor allem die Hilfe, die Harper Lee, Autorin von "To Kill a Mockingbird" (1960), ihrem Jugendfreund Capote bei der Recherche vor Ort gewährte, bevor "In Cold Blood" 1965 im Magazin "The New Yorker" in vier Ausgaben vorabgedruckt und ein Jahr später als Buch erscheinen konnte.

Nein, diese Capote-Werkausgabe ist ein Luxusprodukt, dem für wirkliche Klasse das nötige Extra fehlt. Abgesehen von der sechsseitigen "editorischen Notiz" der Herausgeberin Anuschka Roshani in Band eins, die sich ohnehin nur auf "Sommerdiebe" bezieht, hat kein Band eine Einführung oder ein Nachwort, es gibt keine Zeittafel und kein Register, und die Quellenhinweise sind arg knapp gehalten.

Besonders störend fällt dies bei dem Erzählungsband "Baum der Nacht" auf, der neben "Miriam" auch die Geschichte "Die Tür fällt zu" enthält, für die Capote 1948, also mit vierundzwanzig, seinen ersten richtigen O. Henry Prize gewann. Immerhin werden sechs der zwanzig Geschichten - die meisten entstanden zwischen 1943 und 1951 und sind in den Südstaaten angesiedelt, der Heimat des Autors - hier erstmals auf Deutsch präsentiert. Leider erfahren wir nicht, wo die Frühwerke so lange geschlummert haben.

Und warum hat Capote für die Geschichte "The Bargain", hier als "Das Schnäppchen" erstmals auf Deutsch vorgelegt, zeitlebens keinen Abnehmer gefunden? Warum deckt sie sich thematisch so auffallend mit "Ein eigener Nerz"? Irgendein schlauer Kopf dürfte das in den dreiundzwanzig Jahren nach dem Tod des Autors doch wohl rausgefunden haben. Nun gut. "Die Wände sind kalt" (1943), "Ein eigener Nerz" (1944) und "Der Stand der Dinge" (1944), die jeweils kaum acht Seiten umfassen, sind ohnehin eher Skizzen als ausgereifte Storys. Darin kommen etwa junge Männer, die als Soldaten in Europa waren, mit Verwundungen am Herzen zurück. Und die Frauen kommen mit diesen Matrosen oder höheren Dienstgraden nicht klar. Capotes so grundverschiedener Kollege J. D. Salinger, mit dem ihn aber die Verehrung für den legendären William Shawn vom "New Yorker" verband, wünschte sich später für ähnliche Jugendprodukte, die als Zeitschriftenbeitrag gutes Geld eingebracht hatten, dass sie "eines natürlichen Todes" sterben mögen, weshalb der inzwischen achtundachtzigjährige Einsiedler den Nachdruck in Büchern untersagte.

Chaplinesken Charme hat immerhin die Geschichte "Preachers Begegnung" (1945), in der ein alter, verwitweter schwarzer Landbesitzer bereit ist, "Mistah Jesus" zu folgen, sich aber in letzter Minute gegen einen endgültigen Abgang entscheidet. Hier zeigt der vielgerühmte Stilist Capote erstaunliche botanische Kenntnisse.

Wer in Zürich die Tram Nummer 9 nimmt, kann in kurzer Zeit von der Bäckerstraße, wo Kein & Aber sitzt, zur Sprecherstraße gelangen. Dort ist der Diogenes Verlag beheimatet, der vorbildliche Gesamtausgaben zu gestalten weiß. Daniel Keel und seine Leute haben schon aus Groschenromanen Literatur gemacht, wie die Neuausgaben zu Raymond Chandler und Dashiell Hammett gezeigt haben.

Ein Vorschlag zur Güte: Kein & Aber sollte als Ergänzung bald die Briefe übersetzen lassen, die Capote-Biograph Clarke unter dem Titel "Too Brief a Treat: The Letters of Truman Capote" vor drei Jahren bei Random House vorgelegt hat. Die enthalten feinsten Klatsch und Tratsch aus dem Treppenhaus der New Yorker Literatenszene - süchtig machend wie Kartoffelchips. Oder Deborah Davis' Buch "Party of the Century" über Capotes Inaugurationsfeier am 28. November 1966 mit fünfhundertvierzig Freunden im Plaza Hotel. Oder George Plimptons einhundert Interviews mit Leuten, die den kleinen Mann mit der großen Wirkung kannten, auf denen Douglas McGrath' Film "Infamous" basiert. Das wären echte Knaller, so neu und aufregend für deutsche Leser wie "Sommerdiebe".

REINHARD HELLING

Truman Capote: "Kaltblütig". Wahrheitsgemäßer Bericht über einen mehrfachen Mord und seine Folgen. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Thomas Mohr. Kein & Aber, Zürich 2007. 535 S., geb., 22,80 [Euro].

Truman Capote: "Baum der Nacht". Aus dem Amerikanischen übersetzt von Ursula-Maria Mössner. Kein & Aber, Zürich 2007. 445 S., geb., 22,80 [Euro].

Gerald Clarke: "Truman Capote". Eine Biografie. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Brigitte Stein. Kein & Aber, Zürich 2007. 768 S., geb., 28,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.10.2004

Das Hörbuch
Wucht-Verlust
Empfindlich gegen Kürzungen: Truman Capotes „Kaltblütig”
Als Truman Capote in dem spanischen Fischerdorf Palamós im Auftrag des „New Yorker” an seiner Reportage „In Cold Blood" ( „Kaltblütig”) arbeitete - er hatte von seinen Untersuchungen in Kansas über viertausend Seiten Notizen mitgebracht -, schrieb er seinem Freund Donald Windham: „Hätte nie gedacht, daß von allen Schriftstellern ausgerechnet ich je ein Längenproblem haben würde, aber es ist nun mal sehr dicht geschrieben und kann wirklich nicht gekürzt werden (ich habe es versucht).”
Nach sechs Jahren Arbeit und der Hinrichtung der Mörder beendete Capote 1966 eine mehr als 300 Seiten starke romanartige Reportage, eine große, wahre amerikanische Tragödie. Der Autor und seine Figuren - die ermordete Farmerfamilie Clutter und die erhängten Mörder Dick Hickock und Perry Smith - erlangten sofort Weltruhm. Das Buch erfasst auf einmalige Weise die an einem Verbrechen beteiligten Charaktere und deren Milieus. Es stellt die seelische Verfassung von Opfern, Tätern, Polizisten, Angehörigen, Nachbarn dar, erklärt die juristische Seite des Verbrechens und der Strafe. Und weil es ein großer Stilist geschrieben hat - der Autor von „Andere Stimmen, andere Räume”, „Frühstück bei Tiffany”, „Die Grasharfe” - und ein Künstler, der die Menschen ohne Vorbehalte ansah, ist es zu einem Kunstwerk geworden, das die Wirklichkeit genauer und echter darstellt als ein üblicher journalistischer Report der Tatsachen.
Es könne nicht gekürzt werden, hatte Capote geschrieben. Wie aber kann man ein Buch dieses Umfangs in ein anderes Medium übersetzen? Ein Hörspiel ließe sich zwar auch als mehrstündiges Stück inszenieren, doch der Bayerische Rundfunk hat sich für eine 146 Minuten lange Version entschieden. Unter diesen Umständen stellt sich die Frage, ob man kürzt oder ein neues Stück aus dem Material erarbeitet.
Eine Singstimme für Perry
Irene Schuck hat den bequemen Weg gewählt: die Kürzung. Der Text wurde über Strecken wörtlich übernommen, ein enormer Teil des Stoffes gestrichen. Eine Alternative wäre gewesen, das uns wenig bekannte Material zu verarbeiten, etwa die mehreren hundert Briefe, die Dick und Perry aus dem Todestrakt der Strafanstalt in Kansas an Capote geschrieben haben, wo sie jahrelang unter unwürdigen Bedingungen zwischen Hoffnung und Todesahnung lebten. In solch ein Hörspiel hätte auch die Geschichte dieses Buches gepasst, das Perry und Dick nicht zu lesen bekamen, von dem sie aber wussten. Sie beklagten sich bei Capote über den Titel des Buches, weil dieser ihren Hoffnungen auf ein neues Gerichtsverfahren zuwider lief. Sie wollten darstellen, dass sie den Mord nicht geplant hätten und es sich um eine Art Unfall auf einem Raubzug gehandelt hätte. Capote aber erzählte die Wahrheit. Man hätte in einem Hörspiel auch den einzigen nicht dokumentarischen Teil, nämlich die pathetische Schlussszene, ein Gespräch zwischen dem Polizisten und einer Freundin der Clutter-Tochter auf dem Friedhof am Grab der Familie Clutter, korrigieren können.
Der Eindruck, den das Hörspiel hinterlässt, entspricht nicht annähernd der Wucht des Buches. Ein Erzähler hält die Fäden der Handlung zusammen, die musikalische Untermalung ist konservativ und recht dürftig. Geräusche, beispielsweise der Abzug des Gewehrs, wurden vordergründig aufgesetzt. Dramaturgisch gelungen ist allein die Fiktion eines Zeitgefühls. Gerhard Garbers, geboren 1942, der in Hamburg mit Gustaf Gründgens gearbeitet hat, spricht den Text der 1966 erschienen deutschen Buchfassung von Kurt Heinrich Hansen so, wie die Sprecher es zu jener Zeit taten, also sehr ruhig, sehr genau und gepflegt. Das Hörspiel entstand 2002.
In seine schwierige Rolle hineingefunden hat Jens Wawrczeck, der Perry Smith seine Stimme leiht. Perry sehnte sich nach einem anderen Leben. Als er Truman Capote kennenlernte, sah er in dem berühmten Schriftsteller sein versäumtes Leben, während Capote in dem verhangenen jungen Mann, der nur wenig größer war als er selbst, die eigenen dunklen Seiten entdeckte. Perry verwendete gern Fremdwörter, oft falsch, und gern korrigierte er die Rede seines Freundes Dick Hickock. Perry ärgerte sich im Todestrakt des Gefängnisses über einen belesenen Mithäftling, der seinen Ausdruck verbesserte. Er litt seit einem Unfall unter ständigen Schmerzen in den Beinen und war aspirinsüchtig. Diesen stark gestörten Charakter - ein Arzt diagnostizierte Schizophrenie - hat Wawrczeck großartig erfasst, er legt für Perry etwas Singendes, Verrücktes in eine merkwürdig hohe Stimmlage, während Jens-Holger Kretschmer sich Dick Hickock nicht annähern kann. Capote hat kaum Slang in der wörtlichen Rede verwendet, aber Kretschmer als Hickock ist eine so brave Sprache einfach nicht abzunehmen. Hickock will kein Intellektueller sein, und seine psychischen Verletzungen liegen nicht auf der Oberfläche.
Doch das Hauptproblem ist die Kürzung, weil sie die Tiefenschärfe des Textes fast gänzlich tilgt. Man muss nur wenige Seiten des Buches lesen, um diesen Verlust unentschuldbar und das Hörspiel missraten zu finden.
MARTIN Z. SCHRÖDER
TRUMAN CAPOTE: Kaltblütig. Hörspiel von Irene Schuck. Mit Gerhard Garbers, Jens Wawrczeck, Jens-Holger Kretschmer u.v.a., 146 min. Hörverlag, München, 2004. 2 CD, 19,95 Euro.
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