Potential verschenkt - Kein Drehbuch, keine Geschichte, keine Spannung!
"Ich bin kein Rassist. Ich hasse alle Menschen gleich." Dies könnte der Haltungssatz des zutiefst verrohten Polizisten Dave Brown (Woody Harrelson) sein. Er säuft im Dienst, wirft Pillen ein als ob es Pfefferminzbonbons
wären, und hat sich von seiner Frau und seinen beiden Töchtern unter anderem wegen seines befremdlichen…mehrPotential verschenkt - Kein Drehbuch, keine Geschichte, keine Spannung!
"Ich bin kein Rassist. Ich hasse alle Menschen gleich." Dies könnte der Haltungssatz des zutiefst verrohten Polizisten Dave Brown (Woody Harrelson) sein. Er säuft im Dienst, wirft Pillen ein als ob es Pfefferminzbonbons wären, und hat sich von seiner Frau und seinen beiden Töchtern unter anderem wegen seines befremdlichen Macho-Gehabes bereits irreversibel entfremdet. Er selbst hält sich für einen der letzten raubeinigen Cops, die überhaupt noch für Recht und Ordnung sorgen. Selbstgefällig bis selbstgerecht prügelt er Verdächtige nach Gutdünken halb tot und kann dies, zumindest vor sich selbst, sogar auch noch rechtfertigen. Am liebsten wäre er Cop, Staatsanwalt und Henker in Personalunion. Sein Leben ändert sich jedoch schlagartig, als er eines Tages bei einem seiner Lynchjustiz-Exzesse gefilmt wird und die Aufnahmen noch am selben Abend über alle Nachrichtensender flimmern....
Der Filmstoff wurde vom "Rampart-Skandal", der in den 90er Jahren tatsächlich in Los Angeles stattgefunden hatte, inspiriert, bei dem massive Korruptionsfälle in den Reihen des Los Angeles Police Department (LAPD) aufgedeckt und über 70 Polizisten des Amtsmissbrauchs überführt wurden.
Wer nun jedoch einen actionreichen Cop-Kracher erwartet, wird von RAMPART - COP AUSSER KONTROLLE enttäuscht werden. Es ist ein eher leiser Film, der den Zuschauer in die krude Seele eines zutiefst gestörten Menschen blicken lässt. Doch auch diese Einblicke sind für mein Dafürhalten eher uninteressant. Verglichen mit Martin Scorseses sehr wirkungsvollen TAXI DRIVER, in dem die psychische Entwicklung eines vereinsamten Taxifahrers einen geradezu psychoanalytischen Spannungsbogen im Zuschauer erzeugt, bleiben derartige nachhaltige Wirkungen bei RAMPART - COP AUSSER KONTROLLE weitestgehend aus.
Nach dem ersten Drittel war mir als durchaus wohlwollendem Zuschauer klar, dass mir der Film nicht zusagt. Trotzdem habe ich mir den Film ganz angesehen, immer noch in der (leider vergeblichen) Erwartung, dass die Story irgendwann doch noch in die Gänge kommt.
Mein Fazit: Der Film ist langweilig und funktioniert nicht, und dies aus zweierlei Gründen.
1.) Es fällt mir schwer, einer Geschichte eine innere Spannung abzugewinnen, in der KEIN einziger Charakter auftaucht, mit dem ich mich zumindest halbwegs identifizieren kann. Deshalb drücke ich aber auch niemandem in diesem Film die Daumen, dass er oder sie obsiegen möge. Die Charaktere bleiben mir als Zuschauer alle gleichermaßen egal, um nicht zu sagen „wurscht“ - Sollen sie doch alle miteinander zusehen wo sie bleiben. Aus diesem Grund belässt mich der Film als Zuschauer in einem merkwürdig unbeteiligten, ja geradezu gleichgültigen Zustand, der ständig an der Grenze zur Langeweile herum mäandert. War dies die Absicht des Regisseurs? Ich bezweifle es.
2.) Den einzigen intrinsischen Spannungsbogen in dieser Geschichte hätte ich noch darin sehen können, wenigstens Zeuge einer Charakterwandlung oder Veränderung der Hauptfigur zu werden. Die Geschichte vom geläuterten Cop, oder wenigstens seine Einsicht in seine Ausweglosigkeit, oder aber seine Abkehr von seinem gestörten Verhalten und Wertesystem, doch nichts von alle dem. Der Film endet im Prinzip genau dort, wo er begonnen hat, und dies ist in meinen Augen dramaturgisch betrachtet zutiefst unbefriedigend.
Woody Harrelson ist bestimmt eine Idealbesetzung für diesen Cop, die düstere Atmosphäre in einem CRIME-verseuchten L.A. ist bestimmt gut eingefangen, aber was nutzt all dies, wenn das Drehbuch keine tragfähige Story bereit hält?