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»Mein Laden im Schlachthofviertel ist gerade mal fünf Minuten von der Theresienwiese entfernt. Normalerweise spielt das keine Rolle, denn die Theresienwiese ist ein ziemlich reizloses steiniges Gelände, topfeben, ohne Baum und Strauch. Aber einmal im Jahr findet dort mindestens vierzehn Tage lang das Oktoberfest statt, das der Münchner dieses steinigen Geländes wegen Wiesn nennt.« Wilhelm Gossec ist Antiquitätenhändler, besser gesagt Trödler, und das Oktoberfest ist auch für ihn ein gutes Geschäft, schon im September stellt er sein Geschäft für die ausländischen Gäste auf Bavarica um. Eines…mehr

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Produktbeschreibung
»Mein Laden im Schlachthofviertel ist gerade mal fünf Minuten von der Theresienwiese entfernt. Normalerweise spielt das keine Rolle, denn die Theresienwiese ist ein ziemlich reizloses steiniges Gelände, topfeben, ohne Baum und Strauch. Aber einmal im Jahr findet dort mindestens vierzehn Tage lang das Oktoberfest statt, das der Münchner dieses steinigen Geländes wegen Wiesn nennt.« Wilhelm Gossec ist Antiquitätenhändler, besser gesagt Trödler, und das Oktoberfest ist auch für ihn ein gutes Geschäft, schon im September stellt er sein Geschäft für die ausländischen Gäste auf Bavarica um. Eines Abends, als Gossec es sich gerade in der Wohnung hinter dem Laden gemütlich machen will, hört er ein Klatschen auf dem Pflaster und sieht einen Mann da liegen, ausgeraubt, eine Bierleiche. Gossec findet in seinen Taschen nur noch eine Einladung von der Firma Global Real Estate für das Käferzelt und eine Visitenkarte. Nach der handelt es sich um den Abgeordneten Ernst Hirschböck aus Niederottling. Ein Landtagsabgeordneter, eine global agierende, börsennotierte Immobilienfirma, ein Münchner Scherbenviertel, in dem die Leute aus ihren billigen Wohnungen hinaussaniert werden sollen mehr braucht Max Bronski nicht, um einen Krimi zu erzählen, in dem die Korruption das Selbstverständlichste auf der Welt ist, würde nicht manchmal einer aus lauter Gier über das Ziel hinausschießen und wäre da nicht Gossec mit seinem völlig überholten Gerechtigkeitssinn
Autorenporträt
Max Bronski (Franz-Maria Sonner) wurde 1953 in Tutzing geboren und ist Autor von Kriminalromanen. Seine legendäre Reihe um den Münchner Antiquitätenhändler Gossec ist schon lange Kult. Zuletzt erschien von Bronski "Der Tod bin ich" (2013). Sein neuer Roman "Mad Dog Boogie" wird im Januar 2016 veröffentlicht. Der Autor lebt in München.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.03.2008

DIE STADT IM ROMAN

München: Wer Romane sucht, in denen München eine tragende Rolle spielt, der kommt an Georg M. Oswald nicht vorbei. In seinem Roman "Im Himmel" schildert Oswald, der als Anwalt in der bayerischen Landeshauptstadt lebt, die besserverdienenden Kreise. Deren Himmel liegt über dem Starnberger See. Oswald zeigt die Welt der Schönen und Neureichen in all ihrer inneren Leere mit ironischer Distanz, aber ohne jede Abscheu.

Georg M. Oswald, Im Himmel, Rowohlt-Verlag, Reinbek, 8,90 Euro.

München: Einen ganz anderen Blick auf die Stadt, die schnell mit Schicki-Micki in Verbindung gebracht wird, hat Max Bronski. In seinem Krimi "München Blues" zeigt er, wie korrupt und rabiat es in München auch zugehen kann. Wilhelm Gossec, Trödelhändler im Schlachthofviertel nahe der Theresienwiese, legt sich mit der Immobilienmafia an. Viel Lokalkolorit und Einblicke in die Denkungsart der Bayern.

Max Bronski, München Blues, Kunstmann, München, 16,90 Euro.

Stuttgart: Schwäbisch-großindustrielle Interessenverflechtungen wuchern nur so durch den Roman "Das Rattenprinzip" von Uta Maria Heim. Heim schildert das Stuttgart der frühen 90er Jahre, in der die Globalisierung auch das Leben in Schwaben ungemütlicher machte. Sie beschreibt die denkbare Wirklichkeit pointiert und überspitzt - und doch wächst beim Leser der Eindruck, hinter der Fassade der Stadt könnte sich doch noch eine ganz andere Welt verbergen.

Uta Maria Heim, Das Rattenprinzip, Meßkirch, Gmeiner, 9,90 Euro.

Frankfurt: Auf einen erzählerischen Marathon über 820 Seiten begibt sich, wer Martin Mosebachs Roman "Westend" liest. Durch zwei Jahrzehnte verfolgt er dabei die Lebenswege seiner Figuren im gleichnamigen Stadtteil von Frankfurt. Die bewegen sich fast ausschließlich auf dem Pflaster der Schubert- oder der Mendelssohnstraße im Westend. Wer den bisweilen recht sperrigen Entwicklungsroman bis zum Ende liest, erfährt viel über diesen Teil Frankfurts und das Leben dort.

Martin Mosebach, Westend, dtv, München,

15 Euro.

Hamburg: Die Literaturkritik hat den Roman "Karlmann" von Michael Kleeberg im vergangenen Jahr geradezu hymnisch gelobt. Ort der Handlung ist Hamburg. Kleeberg schildert fünf Tage im Leben seines Helden Charly Renn, fünf Tage im Hamburg der Jahre 1985 bis 1989, fünf Tage, in denen er alle Betriebsgeheimnisse der Männer in ihrem Umgang mit den Frauen erbarmungslos verrät.

Michael Kleeberg, Karlmann, Deutsche Verlagsanstalt, München, 22,95 Euro.

Hamburg: Doris Gehrcke lenkt in ihrem Krimi "Schlaf, Kindchen, schlaf" den Blick auf die Hafenstadt Hamburg, die wie keine zweite Stadt in Deutschland von der Globalisierung profitiert. Während einer internationalen Konferenz über Kinderarmut tauchen immer mehr verwahrloste Kinder aus aller Welt in Hamburg auf. Dann entdeckt Ermittlerin Bella Block, die mit Hannelore Hoger in der Hauptrolle erfolgreich für das Fernsehen verfilmt wurde, zwei Kinderleichen . . .

Doris Gercke, Schlaf, Kindchen, schlaf, Ullstein, Berlin, 7,95 Euro.

Düsseldorf: Der Krimi-Autor Horst Eckert fährt vor jedem neuen Roman die Straßen und Viertel Düsseldorfs wieder ab - damit die Details stimmen. In seinem jüngsten Krimi verrät schon der Titel "Königsallee", vor welcher Kulisse er seine Geschichte über Raub, Mord und einen allzu investorenfreundlichen Oberbürgermeister angesiedelt hat.

Horst Eckert, Königsallee, Grafit, Dortmund, 18,90 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.05.2008

Unter den Altaren der Muff von 850 Jahren
Max Bronski: „München Blues”
Beim Thema München sind sich Literatur und öffentliche Meinung seit jeher uneins: Hier der katholische Muff, da der barocke Glanz. Aber gerade weil der Münchenjubel zum Stadtjubiläum gar so schaumig durch die Weltpresse spült, ist der „München Blues” von Max Bronski so gut zu lesen. Denn Bronski fällt nicht in einer Zeile auf die modische Lebensqualitätshysterie herein. Im Gegenteil.
Seine Hauptfigur ist der Händler Wilhelm Gossec. Die Antiquitäten in seinem Geschäft sind nur Trödel, und weil der Laden nicht weit von der Theresienwiese liegt, stellt er sein Sortiment auf Bavarica um. Während des Oktoberfests knallen dann die Bierleichen vor seiner Türe aufs Trottoir. So eine Bierleiche gibt dem Krimidrama auch seinen Verlauf. Ein Landtagsabgeordneter liegt vor Gossecs Laden. Der Mann ist in einen Immobiliencoup verwickelt. Und dann ist man auch schon mittendrin in diesem Oktoberfestmünchen, in dem sich die Baulöwen und die zutiefst korrupte bessere Gesellschaft die Millionengeschäfte zuschustern und der normalmünchner Mietbürger als Kollateralschaden in die Peripherie entsorgt wird.
Was hier so launig als Krimi daherkommt, ist letztlich eine beißende Gesellschaftssatire. Vor allem aber bringt Bronski die Stimmung der Stadt München brillant auf den Punkt. Die beklemmend leeren Straßen, die Enge, die ganze Last einer zutiefst provinziellen Stadtgeschichte und diese allgegenwärtige lähmende Antriebslosigkeit hat selten einer so präzise in einen Roman gepackt. Dabei bleibt Bronskis Icherzähler Gossec immer lässig und lakonisch. Den bayerischen Grant, wie ihn Herbert Achternbusch so meisterhaft beherrscht, kann man da nur erahnen. Aber deswegen ist „München Blues” auch eher im Genre des Noir zu Hause, als ein moderner Heimatroman, als den man ihn oft anpreist.
Bleibt nur die Frage, warum sich Max Bronski bis heute hinter seinem Pseudonym versteckt. Es gibt viele Gerüchte, wer der wahre Autor ist. Die reichen vom Großschriftsteller mit Hang zur Klassik bis zum einstigen „Tatort”-Kommissar Michael Fitz, der Bronski bei Lesungen vertritt. Denn Boshaftigkeit hat die Stadt ihren Autoren eigentlich immer schon verziehen. Selbst wenn sie fortgezogen sind. ANDRIAN KREYE
Max Bronski Foto: oh
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