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Eigentlich wollte Vesa Levola nichts mit den Drogengeschäften seines Vaters zu tun haben. Doch als dieser seine Geschäftspartner von der russischen Mafia hintergeht, landen beide in einer Falle. Die Erpresser zwingen Vesa, mit dem Revolver auf den Kopf des Vaters zu zielen. Nach dessen Tod haben sie mit dem Sohn leichtes Spiel. Marko Leinos schwarzer Kriminalroman erzählt vom Milieu der Kleinkriminellen in Finnland und von der Jagd nach dem großen Geld. Doch wie schlau es Leinos fragwürdige Helden auch anstellen, es gibt immer einen, der noch skrupelloser ist. Wer in diesem Roman nicht in der…mehr

Produktbeschreibung
Eigentlich wollte Vesa Levola nichts mit den Drogengeschäften seines Vaters zu tun haben. Doch als dieser seine Geschäftspartner von der russischen Mafia hintergeht, landen beide in einer Falle. Die Erpresser zwingen Vesa, mit dem Revolver auf den Kopf des Vaters zu zielen. Nach dessen Tod haben sie mit dem Sohn leichtes Spiel. Marko Leinos schwarzer Kriminalroman erzählt vom Milieu der Kleinkriminellen in Finnland und von der Jagd nach dem großen Geld. Doch wie schlau es Leinos fragwürdige Helden auch anstellen, es gibt immer einen, der noch skrupelloser ist. Wer in diesem Roman nicht in der Falle sitzt, hat es bloß noch nicht gemerkt. Spannend, blutig, böse und dabei oft unglaublich komisch!
Autorenporträt
Leino, Marko
Marko Leino, 1967 in Helsinki geboren, ist Schriftsteller und Drehbuchautor. In der Falle wurde mit dem bedeutendsten finnischen Krimipreis Clue of the Year (2010) ausgezeichnet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.09.2014

Das Eis kann jederzeit brechen

Schwedische Krimiautoren sind eine Weltmacht, finnische noch nicht einmal eine Regionalmacht. Nun bringen die Finnen zur Buchmesse einen Stapel Krimis mit. Was für einem Land begegnen wir da?

Es muss kein Nachteil sein, dass Finnland von der Außenwelt noch zweihundertfünf Jahre nach der Abtrennung von Schweden in einem Atemzug mit dem Land des Drei-Kronen-Wappens genannt wird. Dem Buchhandel gilt der Norden als eine weite, von Island bis an die russische Grenze durch das Genre des Schwedenkrimis geeinte Nation. Für den Krimi-Export ist das gut. Doch Finnland zählt nicht mal zu den skandinavischen Ländern. Es ist anders, gebrochener, verwundbarer - und uns so wenig vertraut, dass man bei der Erstbegegnung mit einem finnischen Krimi kaum einen Ortshinweis kennt und keinen Namen behält. "Tiina" und "Liina" hält der Leser für orthographische Patzer.

Die gute Nachricht: Krimis wie Marko Leinos Thriller "In der Falle", der solide vom Drogengeschäft im Nordosten Europas erzählt und, wie es nun Brauch ist, mit einem "Präludium" anläuft, erklären gern die finnische Welt. Zu ihr gehören straffällig gewordene Eishockeyspieler wie der Mann, der zu Beginn des Romans in einen Lieferwagen und von dort auf einen Folterstuhl gepackt wird. Finstere Russen, depressive Mütter, Säufer, entgleiste Schweden, schuftende Balten. Und Ermittler, die "autistisch den Löffel im Milchkaffee drehen".

In deren Büro ist es auffällig kalt. Drogencop Juha Viitasalo meint sogar zu spüren, "wie das Eis unter seinen Füßen bedrohlich knackte". Er fröstelt auch, als er abends das Schattenspiel im Zimmer verfolgt und "einen hungrigen Eisbären in der Zimmerecke" entdeckt. Ja, selbst das Arbeitsklima in Finnland ist kalt, seit es von den Unternehmensberatern auf Opferbereitschaft, Teamspirit und Zieloptimierung getrimmt wird. Kurz und ungut: "Die geistige Atmosphäre war bedrückend, und die natürlichen Begebenheiten taten das ihre, um die genetisch verwurzelte Neigung der Finnen zu Niedergeschlagenheit und selbstzerstörerischem Verhalten zu verstärken." Ohne Johanniskraut im Gepäck fährt man da besser nicht hin.

Vor dem Hintergrund der Euro-Krise, die Finnlands Wirtschaft abschmieren ließ, musste "In der Falle" allerdings zu einem Thriller geraten, bei dem alle, bis zum Kommissar, in der Kreide eines anderen stehen. Zehn Lux heller ist das Land der Kitas, Bibliothekarinnen und Forstwirtschaftsstudenten, von dem Seppo Jokinens "Gefallene Engel" berichtet. Die im Original bereits 2001 veröffentlichte Polizeigeschichte zählt zu einer erfolgreichen Reihe um Kommissar Sakari Koskinen, die sogar noch früher, kurz nach den ersten Maria-Kallio-Bänden Leena Lehtolainens, begann. Im Finnland der "Gefallenen Engel" geht es so alltäglich zu, dass man die Raserei mit dem Moped und den übermütigen (hier komisch misslingenden, weil die Wassertiefe überschätzenden) Kopfsprung in den See als einzige Möglichkeit zur Abwechslung versteht.

Das erklärt die gesellschaftliche Relevanz des Falls von Tampere: Koskinen bekommt es mit toten und lebendigen Rollstuhlfahrern zu tun. Einer von ihnen, ein IT-Consultant, traf seine Frau im Rehakurs, nachdem sie auf dem Radweg von einem Betrunkenen überfahren wurde.

Die Hoffnung, ein Reisejournalist könne uns ausgemaltere Bilder vom heutigen Finnland servieren, zerschlägt sich leider bei Pekka Hiltunens "Das schwarze Rauschen". Die Zentrale der beiden Mädchen, die einen Mörder mit Hackertalent verfolgen, ist im Bankenviertel von London verborgen wie weiland die Zentrale von Justus Jonas unter den kalifornischen Schrottbergen des Onkels.

Immerhin landen wir bei Taavi Soininvaaras Politthriller "Das andere Tier" für einige Seiten in Finnlands mückenumschwirrter Natur: Ein amerikanischer Scharfschütze mit CIA-Vergangenheit, den wir uns vorstellen wie das kantige Mannsbild, dessen Kanone im Kult-Video "Rare Export" den Weihnachtsmann zur Räson bringt, versteckt sich im Nationalpark Patvinsuo nahe der russischen Grenze. Er trauert um seine Frau, die von Fanatikern im Irak hingerichtet wurde, erlegt einen fünfhundert Kilo schweren Elchbullen, auch einen polnischen Kernphysiker, der an einer Konferenz zur Renaissance der Kernkraft teilnimmt.

Und dann ermittelt Arto Ratamo. Das ist der snus-stopfende Nachrichtendienstler mit Titanhüfte, dessen Karriere ("Finnisches Blut") als Ebola-Experte begann. Wenn der Hinweis mit den Gipsbüsten in der Wohnung nicht täuscht, eine Mischung aus Lenin, Elvis und Urha Kekkonen - ein Durchschnittsfinne eben. Er scheint am Übel der Gegenwart zu leiden wie die meisten Krimihelden des Nordens. Ein rasanter, wenn auch großkalibriger Krimi für Kerle.

Über eine Romanfigur, die Journalistin mit dem klangvollen Namen Essi Kokko, kommt das Schicksal der Einwanderer in Finnland zur Sprache. Aus deren Leben erzählt derzeit allerdings niemand authentischer als Johanna Holmström, eine Autorin, die arabische Literaturwissenschaft studierte und laut Klappentext "lange mit einem Araber verheiratet" war. Ihr Thriller "Asphaltengel" braucht keinen Ermittler. Oder anders: Die Polizisten, die sich für die Hintergründe einer Gewalttat interessieren, sind nur Statisten an Samiras Krankenhausbett. Stattdessen versucht die kaum fünfzehnjährige Leila zu enthüllen, wie ihre große Schwester im Koma landen konnte. Der Titel verweist auf die Mädchen, die sich über das Balkongeländer der Siedlungstürme schwingen und "schon tot" sind, "bevor sie auf dem Boden aufschlagen".

Ein absolut aufregendes Buch. Es handelt von der Parallelwelt muslimischer Einwanderer wie vom Rassismus der Finnen, auch vom Hormonlevel auf dem Schulhof, den kein Pisa-Test erfasst. Holmströms Finnland gehört den Teenagern, die sich Modeschmuck kaufen, in den Einkaufszentren abhängen und beim Parcoursklettern die Stadt mit den Füßen "bombardieren". Im Slang Leilas erzählt Holmström von Immigrantenkindern auf der Suche nach einer modernen Identität. Sie müssen sich daheim gegen ängstlich-strenge Eltern, unterwegs gegen Kahlrasierte und im Alltag gegen das Dumpfbackengelaber von Gutmenschen zur Wehr setzen. Nicht zuletzt erzählt sie anhand von Lailas kopftuchtragender Mutter von der Psyche der radikalen Konvertiten im Land. Eine Geschichte, die nachhallt.

Um wie viel leiser, elaborierter geht es hingegen in der "Septembernovelle" von Johan Bargum zu, dem feinsten Finnenkrimi des Herbstes. Und dem raffiniertesten - erklärt Bargum doch auf hundert Seiten das Leben, die Liebe und den Krebs zu potentiellen Mördern. Trotzdem sitzt Olof, der Banker im Ruhestand, nach dem Segeltörn vor Helsinki einem Kommissar gegenüber. Den sehen wir nicht, vermutlich sind wir es selbst. Aber wir erfahren, dass Olof mit Harald hinausfuhr, einem Unternehmer, der bis zur Krise der neunziger Jahre mit Elin liiert war. Dann hat sie Boot und Mann gewechselt. Was passierte auf See, dass Olof allein von der letzten Fahrt vor dem Winter zurückkam? Das ist der Plot dieses eleganten, durch die Geschichte dreier alternder Menschen ruhig wie eine Yacht durch die Schärenlandschaft gleitenden Romans. Wind, Wellen, Felsen im wechselnden Licht und dazwischen die ehrlichste Darmspiegelung der Literaturgeschichte.

Und so rückt auch Skandinavien wieder näher. Denn die beiden letztgenannten Autoren, Holmström und Bargum, schreiben - als Angehörige der wichtigsten Minderheit Finnlands - auf Schwedisch.

MATTHIAS HANNEMANN.

Marko Leino: "In der Falle". Roman. Aus dem Finnischen von Anu Pyykönen-Stohner. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 2014. 544 S., br. 9,99 [Euro].

Seppo Jokinen: "Gefallene Engel". Kriminalroman.

Aus dem Finnischen von Gabriele-Schrey-Vasara. Ars Vivendi Verlag, Cadolzburg 2014. 398 S., geb., 19,95 [Euro].

Taavi Soininvaara "Das andere Tier". Politthriller.

Aus dem Finnischen von Peter Uhlmann. Aufbau Verlag, Berlin 2014. 392 S., br., 14,99 [Euro].

Johanna Holmström: "Asphaltengel". Thriller.

Aus dem Schwedischen von Wibke Kuhn. Ullstein Verlag, Berlin 2014. 400 S., br., 14,99.

Johan Bargum: "Septembernovelle".

Aus dem Schwedischen von Karl-Ludwig Wetzig. Mare Verlag, Hamburg 2014. 108 S., geb., 18 ,- [Euro].

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"Es gibt unverzichtbare Elemente in einem finnischen Krimi: Alkoholiker, böse, russische Mafiosi, einheimische Tölpel. Marko Leino verwendet alle diese Motive aber virtuos und mit schwarzem Humor." -- Der Standard

"Einer der coolsten Krimis, die ich kenne, phantastisch gedacht und geschrieben. Marko Leino muss man sich merken." -- BuchMarkt