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Der erfolgreiche Staatsanwalt Roberto Doni wird durch seinen letzten Fall in ein Dilemma gestürzt: Ein Tunesier wird beschuldigt, an einer Schießerei beteiligt gewesen zu sein, die eine Unschuldige verletzte. Der Angeklagte hat kein Alibi und verweigert die Aussage. Eigentlich ein klarer Fall. Da meldet sich eine Journalistin, die einen Zeugen für die Unschuld des Verdächtigen hat: einen Ägypter, der jedoch schweigt, da er um sein Leben fürchtet. Doni ahnt, dass er dabei ist, einen Unschuldigen zu verurteilen, zögert aber, die Anklage zu revidieren. Als der Zeuge schließlich spricht, wird er…mehr

Produktbeschreibung
Der erfolgreiche Staatsanwalt Roberto Doni wird durch seinen letzten Fall in ein Dilemma gestürzt: Ein Tunesier wird beschuldigt, an einer Schießerei beteiligt gewesen zu sein, die eine Unschuldige verletzte. Der Angeklagte hat kein Alibi und verweigert die Aussage. Eigentlich ein klarer Fall. Da meldet sich eine Journalistin, die einen Zeugen für die Unschuld des Verdächtigen hat: einen Ägypter, der jedoch schweigt, da er um sein Leben fürchtet. Doni ahnt, dass er dabei ist, einen Unschuldigen zu verurteilen, zögert aber, die Anklage zu revidieren. Als der Zeuge schließlich spricht, wird er umgebracht. - Ein spannendes Justizdrama um Karriere und Gewissen, um Schuld und Gerechtigkeit, erzählt von einem der vielversprechendsten jungen Autoren aus Italien.
Autorenporträt
Giorgio Fontana, 1981 in Saronno in der Lombardei geboren, studierte Philosophie in Mailand und arbeitet als Journalist und Buchautor. Fontana hat bereits zahlreiche Essays, Reportagen sowie Romane veröffentlicht. "Im Namen der Gerechtigkeit" ist sein erster Roman, der auch auf Deutsch erscheint. Das Buch wurde in Italien für acht Preise nominiert und 2012 mit dem Premio Racalmare - Leonardo Sciascia und dem Premio lo Straniero ausgezeichnet. 2014 erhielt Fontana den hochdotierten Premio Campiello.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Schön unprovinziell erscheint Henning Klüver dieser kleine Bildungsroman von Giorgio Fontana. Fontana erzählt darin die Geschichte der langsam zerbröckelden bürgerlichen Selbstsicherheit eines Staatsanwalts, der einen Mord aufzuklären hat und dem die offizielle Version schließlich unwahr vorkommt. Wie der Protagonist über die Zweifel schließlich zu einem neuen Selbstverständnis gelangt, findet Klüver so nüchtern wie psychologisch gekonnt beschrieben. Und noch etwas anderes nimmt Klüver für das Buch ein: Mailand tritt hier überraschenderweise als moderne Stadt auf, als ethnisch bunter Flecken abseits der Piazza Duomo.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.12.2013

Die Stadt hinter der Stadt
Giorgio Fontanas Mailand-Roman „Im Namen der Gerechtigkeit“ erzählt von einem Staatsanwalt, dessen Selbstverständnis auf die Probe gestellt wird
In einem Vorort von Mailand kommt es zu einer Schießerei. Eine unbeteiligte Frau wird schwer verletzt. Beim Prozess weist der Hauptangeklagte, ein bislang unbescholtener Einwanderer aus Tunesien, alle Schuld von sich. Doch Indizien und Aussagen von Beobachtern sprechen gegen ihn. Der Mann wird unter dem Beifall der populistischen Presse verurteilt. Vor der Berufung recherchiert eine Journalistin die Hintergründe und entdeckt ein anderes Szenario. Sie versucht, den Staatsanwalt am Berufungsgericht von der Unschuld eines Angeklagten zu überzeugen, der inzwischen jede Aussage verweigert. Ein Zeuge aus dem Einwanderermilieu, der seine Unschuld bestätigen könnte, wird getötet.   
  Der Roman von Giorgio Fontana „Im Namen der Gerechtigkeit“, den Karin Krieger elegant übersetzt hat, benutzt viele Krimi-Elemente. Aber es ist mehr ein Spiel mit dem Genre. Denn im Mittelpunkt stehen nicht ein Fall und seine juristische Aufklärung, sondern die Person des Staatsanwalts. Für den 65-jährigen Roberto Doni geht es um einen letzten Karriereschritt vor seiner Pensionierung. Doch bricht er, angetrieben durch die Hartnäckigkeit der Journalistin Elena, aus der Routine eines Gerichtsverfahrens aus, dessen Urteil nach Aktenlage längst geschrieben zu sein scheint. Elena ist durch die eigenen prekären Arbeits- und Lebensverhältnisse sensibilisiert für die Probleme der Vorstadt mit ihrer Gewalt, aber auch ihren solidarischen Beziehungen. Doni kann seine langsam gewachsenen Zweifel an der Schuld des Angeklagten aber nicht nach Recht und Gesetz mit nachprüfbaren Fakten, Aussagen, Beweismitteln belegen. Plädiert er dennoch für unschuldig, stellt er sich gegen das System und riskiert seine Karriere – und das alles „für einen Tunesier, den ich noch nie im Leben gesehen habe?“, fragt er in einer hitzigen Diskussion mit einem alten Lehrer.
  Giorgio Fontana setzt sich mit der Persönlichkeit seines Protagonisten auseinander, in dem nicht nur Zweifel an der Schuld eines Angeklagten, sondern auch an seiner eigenen bürgerlichen Lebensart keimen. Nüchtern beschreibt er die beruflichen und gesellschaftlichen Rituale des oberen, wohlhabenden Mittelstands von Mailand, von denen sich der konservative (aber keineswegs reaktionäre) Doni langsam entfernt. Doch als er für sich eine Entscheidung fällt, zieht sich der Schriftsteller scheu zurück, so als wolle er seinem Helden einen letzten Rest von Intimität lassen.
  Der einerseits ganz realistische und zugleich psychologisch durchwirkte Roman hat noch einen zweiten Protagonisten: Mailand. Es ist ein überraschendes, frühlingshaftes Mailand, das dennoch ein Ort bleibt, an dem sich „jeder fremd fühlen“ kann. Auch Donis Frau Claudia will endlich wegziehen. Doni hat dagegen seinen Frieden mit den Verhältnissen gemacht. Es sei, sagt er im Gespräch mit einem Kollegen, eine geizige Stadt, man müsse sie bitten, um etwas zu bekommen. Elena führt den Staatsanwalt zudem in ihm bislang unbekannte Viertel – in die der Einwanderer aus aller Herren Länder. Nirgendwo sonst in Italien leben so viele ethnische Gruppen relativ dicht gedrängt miteinander wie in der Regionalhauptstadt der Lombardei. Die Via Padova mit ihren Nebenstraßen, in der das Verbrechen geschehen ist, ist eine der Lebensadern dieses anderen Mailands jenseits von Piazza Duomo und Via Montenapoleone. Eine Welt fremder Gerüche und Geräusche: „Fahrradklingeln, Fetzen auf Spanisch, Arabisch, Filipino“. Nur hier, spürt Doni am Ende des Buches, „war ihm der Gedanke möglich, dass es noch Wahrheit gab.“
  Es ist eine Art kleiner Bildungsroman, den der 32-jährige Giorgio Fontana über den Weg seines Protagonisten geschrieben hat, eines Mannes, der doppelt so alt ist wie er selbst. Es ist ein Weg von der Selbstsicherheit über den Zweifel zu einem vielleicht neuen Selbstverständnis. Man merkt dem Buch an, dass der Autor in der Nähe der Schauplätze wohnt, die seine Geschichte prägen. Mit ihm meldet sich ein junges, modernes Italien zu Wort, das bis in die klare Sprache hinein alles Provinzielle meidet.
HENNING KLÜVER
Giorgio Fontana: Im Namen der Gerechtigkeit. Roman. Aus dem Italienischen von Karin Krieger. Verlag Nagel & Kimche, Zürich 2013. 256 Seiten, 18,90 Euro.
Als ein tunesischer Einwanderer
des Mordes angeklagt wird,
kommen Roberto Doni Zweifel
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