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Zur Karnevalszeit im Jahr 2012 ist das slowenische Maribor Kulturhauptstadt Europas. Lokalpolitiker und Selbstdarsteller versuchen Profit daraus zu schlagen, jede erdenkliche Kunstform wird vermarktet. In den Medienrummel mischen sich der aus Maribor stammende Dramaturg Adam Bely und die kubanisch-österreichische Journalistin Rosa Portero. Das seltsame Paar verfolgt jedoch eine geheime Mission. Die beiden sind einer bösartigen Verschwörung auf der Spur und wollen deren dreizehn Anhänger entmachten. Dabei begegnen sie einer Vielzahl von Maribors wichtigsten Bürgern, allesamt verstrickt in ein…mehr

Produktbeschreibung
Zur Karnevalszeit im Jahr 2012 ist das slowenische Maribor Kulturhauptstadt Europas. Lokalpolitiker und Selbstdarsteller versuchen Profit daraus zu schlagen, jede erdenkliche Kunstform wird vermarktet. In den Medienrummel mischen sich der aus Maribor stammende Dramaturg Adam Bely und die kubanisch-österreichische Journalistin Rosa Portero. Das seltsame Paar verfolgt jedoch eine geheime Mission. Die beiden sind einer bösartigen Verschwörung auf der Spur und wollen deren dreizehn Anhänger entmachten. Dabei begegnen sie einer Vielzahl von Maribors wichtigsten Bürgern, allesamt verstrickt in ein Netz aus Korruption und Lügen. In der Tradition von Bulgakow, Gogol und Kafka lässt Ales Steger die Kräfte des Guten und des Bösen aufeinander prallen, seziert in seinem grandiosen literarischen Thriller die verrottete Gesellschaft des schönen Scheins. Sein Debütroman voller schräger Gestalten und mit einem sich grotesk steigernden Plot entpuppt sich als Reise in das Herz der Finsternis Europas.
Autorenporträt
Ales Steger, geboren 1973, ist der meistübersetzte slowenische Autor seiner Generation. Steger schreibt Lyrik und Prosa, die unsere Erfahrung verwandelt und erweitert, dabei betritt er mit Vorliebe literarisches Neuland. Neben vielen anderen Auszeichnungen erhielt in den USA er den Best Translated Book of the Year Award. Matthias Göritz,1969 geboren, ist Autor und Übersetzer. Zuletzt erschienen die Erzählung SHANGHAI BLUES (2015), der Roman TRÄUMER UND SÜNDER (2013) und der Gedichtband TOOLS (2012). 2011 erhielt er den Robert-Gernhardt-Preis, 2014 den William Gass Award.
Rezensionen
"Eine tolle Unterhaltung"

Zu Weihnachten ein Buch schenken, das geht immer. Und welches? Das haben wir Buchhändler in der Region gefragt. Sie empfehlen Romane und Sachbücher und sagen, was sie selbst gerade lesen und zu lesen planen.

Von Carl Dohmann

Geschichten vom Tambora.

In der "Wendeltreppe" in Frankfurt-Sachsenhausem fühlt man sich zu Hause: Zwei ältere Frauen sitzen an der Theke und beraten einen. Sie erzählen lustige Anekdoten aus dem Weihnachtsverkauf. Jutta Wilkesmann empfiehlt zwei Sachbücher: Einerseits "Tambora und das Jahr ohne Sommer" von Wolfgang Behringer (C. H. Beck, 24,95 Euro). Der Klimahistoriker erzählt vom Ausbruch des Vulkans Tambora in Indonesien im Jahr 1816, der damals die Weltpolitik in eine Krise stürzte.

Besonders begeistert berichtet Wilkesmann von ihrem Lieblingsroman: "Eine überflüssige Frau" von Rabih Alameddine (Louisoder, 24,90 Euro). Die Handlung spielt in Beirut, der Hauptstadt des Libanons, während des Bürgerkrieges. "Es ist sensationell, dass es ein Mann geschrieben hat", sagt Wilkesmann. Denn die Hauptfigur ist eine Frau, eine Buchhändlerin, die beginnt, Bücher aus Europa ins Arabische zu übersetzen. Das sei trotz des Bürgerkriegsthemas kein Drama, sondern erzähle vom ganz normalen Leben. Natürlich kramt Wilkesmann auch noch einen Krimi hervor, schließlich arbeitet sie in einem Buchladen für Kriminalromane: "Miss Terry" von Liza Cody (Argument-Verlag, 17 Euro). Der spiele in London, es gehe um eine Babyleiche und eine dunkelhäutige Grundschullehrerin und ein Klima erst versteckten, dann zunehmenden Rassismus.

Buchhandlung "Die Wendeltreppe", Brückenstraße 34 in Frankfurt.

Familienbande.

Ein "großartiges" Buch, das Jutta Leimbert, die Inhaberin der Buchhandlung Vaternahm in Wiesbaden, gerne liest, ist eigentlich sehr alt: Die jüdische Buchhändlerin Françoise Frenkel schrieb ihre Erlebnisse zu der Zeit auf, als sie von den Nationalsozialisten verfolgt wurde. Die Polin lebte in Berlin und Paris, floh zunächst nach Nizza und dann in die Schweiz. Sie überlebte den Nationalsozialismus und starb 1975 in Nizza. Ihr Buch "Nichts, um sein Haupt zu betten" erschien schon 1945, wurde aber erst vor kurzem neu entdeckt: Auf dem Flohmarkt wurde es gefunden, erzählt Leimbert. Dieses Jahr ist es bei Hanser neu erschienen, es kostet 22 Euro.

Welchen Roman sollte man jetzt lesen? Die Buchhändlerin meint: "Das Nest" von Cynthia D'Asprix Sweeney (Klett-Cotta, 19,95 Euro). Er handelt von erwachsenen Geschwistern in ihren vierziger Jahren, die sich im Zusammenhang mit einer Erbschaft zerstreiten. Warum das lesen? "Sehr scharfzüngig" sei das Buch, sagt Leimbert. Als bestes Sachbuch, das in jüngerer Vergangenheit erschienen sei, nennt sie "Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur" von Andrea Wulf (Bertelsmann, 24,99 Euro). Die Autorin stellt darin Humboldts Prägung des modernen Naturverständnisses in den Mittelpunkt und zeigt Bezüge zu unserem heutigen Wissen um die Verwundbarkeit der Erde auf.

Buchhandlung Vaternahm, An den Quellen 12 in Wiesbaden.

Jedermanns Neurosen.

Die Lage dieses traditionsreichen Buchladens war nicht immer schön. Doch der Markt in Offenbach habe sich in den vergangenen Jahren prächtig entwickelt, freut sich Andrea Tuscher. Sie legt Wert darauf, dass sie Inhaberin des Buchladens am Markt ist, den Begriff Buchhandlung mag sie nicht. Als Weihnachtsgeschenk empfiehlt sie den Gesellschaftsroman aus dem Großbürgertum "Wir & Ich" von Saskia de Coster (Tropen-Verlag, 22,95 Euro), einer in Belgien sehr bekannten Autorin. Es kämen Figuren darin vor, die einem jederzeit begegnen können, "mit allen Eigenwilligkeiten und Neurosen". Als bestes Sachbuch nennt Tuscher "Das Café der Existenzialisten" von Sarah Bakewell (C. H. Beck, 24,95 Euro). Es sei das erste Buch, das die philosophische Strömung des Existentialismus insgesamt beleuchte, erklärt sie. Ihr selbst, sagt sie dann, werde seit zwei Jahren "Das achte Leben" von Nino Haratischwili empfohlen, ein Buch, das sie zwar seit langem lesen wolle, das aber mehr als 1000 Seiten lang ist: Da denke sie eher ökonomisch und lese stattdessen drei Bücher mit jeweils 300 Seiten.

Buchladen am Markt, Wilhelmsplatz 12 in Offenbach.

Weltgeschichte.

Als besten Roman nennt Frank Rüb etwas "Originelles": Der Mainzer Buchhändler aus der Buchhandlung am Dom empfiehlt "Drach" von Szczepan Twardoch (Rowohlt, 22,95 Euro). Es ist ein historischer Roman, der die Entwicklung einer schlesischen Familie im Verlauf des 20. Jahrhunderts erzählt. Sachbücher gebe es "etliche, die sehr gut laufen". Rüb empfiehlt "Die Unterwerfung der Welt" des Frühe-Neuzeit-Historikers Wolfgang Reinhard (C. H. Beck, 58 Euro). Es behandelt die Geschichte des europäischen Imperialismus und Kolonialismus vom 15. Jahrhundert bis in die Gegenwart - dem Untertitel zufolge von 1415 bis 2015. Es ist sehr ausführlich, hat es doch mehr als 1600 Seiten. Ein wenig erinnere es an Jürgen Osterhammels "Die Verwandlung der Welt" über das 19. Jahrhundert aus dem Jahr 2010, sagt Rüb. Was ist auf seiner Leseliste? Die Biographie über Siegfried Kracauer von Jörg Später, die bei Suhrkamp für 39,95 Euro erschienen ist, sagt Rüb. Der 1889 in Frankfurt geborene Kracauer war ein philosophischer und soziologischer Autor und unter anderem auch Journalist bei der "Frankfurter Zeitung". Es sei erfreulich, sagt der Buchhändler dann noch, dass er hinter vielen Büchern, die dieses Jahr gut verkauft würden, auch stehen könne.

Dom-Buchhandlung, Markt 24 in Mainz.

Häuser-Storys.

Ursula Maria Ott empfiehlt für unter den Weihnachtsbaum den Roman "Cox - oder der Lauf der Zeit" von Christoph Ransmayr, der für 22 Euro im Fischer-Verlag erschienen ist: Ein englischer Uhrmacher erhält darin vom chinesischen Kaiser den Auftrag, eine Uhr zur Messung der Ewigkeit zu bauen. Das Buch sei sehr phantasievoll und episch geschrieben. Als Sachbuch empfiehlt Ott den "Atlas der seltsamen Häuser und ihrer Bewohner" des F.A.Z.-Redakteurs Niklas Maak (Hanser, 20 Euro). Maak schreibt unter anderem über ein Haus auf Sardinien, das ein Filmemacher auf einer Steilküste gebaut hat, laut Ott eine "tolle Unterhaltung".

Sie selbst wolle das Sachbuch "Rückkehr nach Reims" von Didier Eribon lesen (Suhrkamp, 18 Euro). Eribon ist ein französischer Philosoph und Soziologe, der über die Elitengesellschaft in Frankreich schreibt, aber auch darüber, wie er seine eigene Herkunft aus der Arbeiterklasse verleugnet. Der Roman "Wiesengrund" von Gisela von Wysocki (Suhrkamp, 22 Euro) gehört ebenfalls zu den Titeln, die Ott persönlich bevorzugt. Er handelt von einer Philosophie-Studentin, die nach Frankfurt reist, um den Philosophen Wiesengrund zu erleben, er steht sinnbildlich für Theodor Adorno, bei dem Wysocki studiert hat.

Georg-Büchner-Buchladen, Lauteschlägerstraße 18 in Darmstadt.

Die Welt von Andreas Maier.

Fragt man Friederike Herrmann nach Tipps für Buchgeschenke, bietet sie eine große Auswahl an. Mehrere Romane haben auch einen Bezug zu Friedberg. Die Buchhändlerin empfiehlt den Roman von Andreas Maier "Der Kreis" (Suhrkamp, 20 Euro). Meier beschreibt, wie er zwischen vier und 13 Jahren die Welt auf seine Weise entdeckt, in Friedberg. Herrmann nennt auch "Archiv der toten Seelen" von Ales Steger: Es spielt im slowenischen Maribor, im Jahr 2012 Kulturhauptstadt Europas, und thematisiert absurde Erfahrungen mit Künstlern - so absurd, dass eben ein Roman daraus geworden ist. Er ist bei Schöffling erschienen (22,95 Euro). Die Bücher "Raumpatrouille" von Matthias Brandt (Kiepenheuer & Witsch) und "Frohburg" von Guntram Vesper (Schöffling) hätten schon genug Presse bekommen, Herrmann könne aber beide empfehlen.

Das empfehlenswerteste Sachbuch? Nach längerer Überlegung entscheidet sich Herrmann für Alwin Meyers "Vergiss deinen Namen nicht - Die Kinder von Auschwitz" (Steidl, 38,80 Euro), auch lesenswert sei "Geniale Störung" von Steve Silberman (Dumont, 28 Euro), in dem es um Autismus geht.

Buchhandlung Bindernagel, Kaiserstraße 72 in Friedberg

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Jörg Magenau hat eine zähe Lektüre hinter sich. Aleš Šteger Roman kommt nicht vom Fleck, meint er. Dass der Autor auf diese Weise den Stillstand in seiner Heimat Slowenien abbilden möchte, scheint Magenau nicht zu befriedigen. Auch die am osteuropäischen magischen Realismus sich orientierenden Fantastik mit Cyborgs, Raumschiffen und Geheimbünden besänftigt Magenau nicht. Wenn der Autor mit der Darstellung von Magie Bewusstseinsvorgänge schildert und die Unfähigkeit zur Erinnerung in seinem Land kritisiert, vermisst Magenau eine lebendige Geschichte. Stattdessen bekommt er viel Geheimnis, einen mechanischen, repetitiven Ablauf und flinke Szenen und Dialoge, die sich aber zu keiner Handlung summieren, nörgelt der Rezensent.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.12.2016

"Eine tolle Unterhaltung"

Zu Weihnachten ein Buch schenken, das geht immer. Und welches? Das haben wir Buchhändler in der Region gefragt. Sie empfehlen Romane und Sachbücher und sagen, was sie selbst gerade lesen und zu lesen planen.

Von Carl Dohmann

Geschichten vom Tambora.

In der "Wendeltreppe" in Frankfurt-Sachsenhausem fühlt man sich zu Hause: Zwei ältere Frauen sitzen an der Theke und beraten einen. Sie erzählen lustige Anekdoten aus dem Weihnachtsverkauf. Jutta Wilkesmann empfiehlt zwei Sachbücher: Einerseits "Tambora und das Jahr ohne Sommer" von Wolfgang Behringer (C. H. Beck, 24,95 Euro). Der Klimahistoriker erzählt vom Ausbruch des Vulkans Tambora in Indonesien im Jahr 1816, der damals die Weltpolitik in eine Krise stürzte.

Besonders begeistert berichtet Wilkesmann von ihrem Lieblingsroman: "Eine überflüssige Frau" von Rabih Alameddine (Louisoder, 24,90 Euro). Die Handlung spielt in Beirut, der Hauptstadt des Libanons, während des Bürgerkrieges. "Es ist sensationell, dass es ein Mann geschrieben hat", sagt Wilkesmann. Denn die Hauptfigur ist eine Frau, eine Buchhändlerin, die beginnt, Bücher aus Europa ins Arabische zu übersetzen. Das sei trotz des Bürgerkriegsthemas kein Drama, sondern erzähle vom ganz normalen Leben. Natürlich kramt Wilkesmann auch noch einen Krimi hervor, schließlich arbeitet sie in einem Buchladen für Kriminalromane: "Miss Terry" von Liza Cody (Argument-Verlag, 17 Euro). Der spiele in London, es gehe um eine Babyleiche und eine dunkelhäutige Grundschullehrerin und ein Klima erst versteckten, dann zunehmenden Rassismus.

Buchhandlung "Die Wendeltreppe", Brückenstraße 34 in Frankfurt.

Familienbande.

Ein "großartiges" Buch, das Jutta Leimbert, die Inhaberin der Buchhandlung Vaternahm in Wiesbaden, gerne liest, ist eigentlich sehr alt: Die jüdische Buchhändlerin Françoise Frenkel schrieb ihre Erlebnisse zu der Zeit auf, als sie von den Nationalsozialisten verfolgt wurde. Die Polin lebte in Berlin und Paris, floh zunächst nach Nizza und dann in die Schweiz. Sie überlebte den Nationalsozialismus und starb 1975 in Nizza. Ihr Buch "Nichts, um sein Haupt zu betten" erschien schon 1945, wurde aber erst vor kurzem neu entdeckt: Auf dem Flohmarkt wurde es gefunden, erzählt Leimbert. Dieses Jahr ist es bei Hanser neu erschienen, es kostet 22 Euro.

Welchen Roman sollte man jetzt lesen? Die Buchhändlerin meint: "Das Nest" von Cynthia D'Asprix Sweeney (Klett-Cotta, 19,95 Euro). Er handelt von erwachsenen Geschwistern in ihren vierziger Jahren, die sich im Zusammenhang mit einer Erbschaft zerstreiten. Warum das lesen? "Sehr scharfzüngig" sei das Buch, sagt Leimbert. Als bestes Sachbuch, das in jüngerer Vergangenheit erschienen sei, nennt sie "Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur" von Andrea Wulf (Bertelsmann, 24,99 Euro). Die Autorin stellt darin Humboldts Prägung des modernen Naturverständnisses in den Mittelpunkt und zeigt Bezüge zu unserem heutigen Wissen um die Verwundbarkeit der Erde auf.

Buchhandlung Vaternahm, An den Quellen 12 in Wiesbaden.

Jedermanns Neurosen.

Die Lage dieses traditionsreichen Buchladens war nicht immer schön. Doch der Markt in Offenbach habe sich in den vergangenen Jahren prächtig entwickelt, freut sich Andrea Tuscher. Sie legt Wert darauf, dass sie Inhaberin des Buchladens am Markt ist, den Begriff Buchhandlung mag sie nicht. Als Weihnachtsgeschenk empfiehlt sie den Gesellschaftsroman aus dem Großbürgertum "Wir & Ich" von Saskia de Coster (Tropen-Verlag, 22,95 Euro), einer in Belgien sehr bekannten Autorin. Es kämen Figuren darin vor, die einem jederzeit begegnen können, "mit allen Eigenwilligkeiten und Neurosen". Als bestes Sachbuch nennt Tuscher "Das Café der Existenzialisten" von Sarah Bakewell (C. H. Beck, 24,95 Euro). Es sei das erste Buch, das die philosophische Strömung des Existentialismus insgesamt beleuchte, erklärt sie. Ihr selbst, sagt sie dann, werde seit zwei Jahren "Das achte Leben" von Nino Haratischwili empfohlen, ein Buch, das sie zwar seit langem lesen wolle, das aber mehr als 1000 Seiten lang ist: Da denke sie eher ökonomisch und lese stattdessen drei Bücher mit jeweils 300 Seiten.

Buchladen am Markt, Wilhelmsplatz 12 in Offenbach.

Weltgeschichte.

Als besten Roman nennt Frank Rüb etwas "Originelles": Der Mainzer Buchhändler aus der Buchhandlung am Dom empfiehlt "Drach" von Szczepan Twardoch (Rowohlt, 22,95 Euro). Es ist ein historischer Roman, der die Entwicklung einer schlesischen Familie im Verlauf des 20. Jahrhunderts erzählt. Sachbücher gebe es "etliche, die sehr gut laufen". Rüb empfiehlt "Die Unterwerfung der Welt" des Frühe-Neuzeit-Historikers Wolfgang Reinhard (C. H. Beck, 58 Euro). Es behandelt die Geschichte des europäischen Imperialismus und Kolonialismus vom 15. Jahrhundert bis in die Gegenwart - dem Untertitel zufolge von 1415 bis 2015. Es ist sehr ausführlich, hat es doch mehr als 1600 Seiten. Ein wenig erinnere es an Jürgen Osterhammels "Die Verwandlung der Welt" über das 19. Jahrhundert aus dem Jahr 2010, sagt Rüb. Was ist auf seiner Leseliste? Die Biographie über Siegfried Kracauer von Jörg Später, die bei Suhrkamp für 39,95 Euro erschienen ist, sagt Rüb. Der 1889 in Frankfurt geborene Kracauer war ein philosophischer und soziologischer Autor und unter anderem auch Journalist bei der "Frankfurter Zeitung". Es sei erfreulich, sagt der Buchhändler dann noch, dass er hinter vielen Büchern, die dieses Jahr gut verkauft würden, auch stehen könne.

Dom-Buchhandlung, Markt 24 in Mainz.

Häuser-Storys.

Ursula Maria Ott empfiehlt für unter den Weihnachtsbaum den Roman "Cox - oder der Lauf der Zeit" von Christoph Ransmayr, der für 22 Euro im Fischer-Verlag erschienen ist: Ein englischer Uhrmacher erhält darin vom chinesischen Kaiser den Auftrag, eine Uhr zur Messung der Ewigkeit zu bauen. Das Buch sei sehr phantasievoll und episch geschrieben. Als Sachbuch empfiehlt Ott den "Atlas der seltsamen Häuser und ihrer Bewohner" des F.A.Z.-Redakteurs Niklas Maak (Hanser, 20 Euro). Maak schreibt unter anderem über ein Haus auf Sardinien, das ein Filmemacher auf einer Steilküste gebaut hat, laut Ott eine "tolle Unterhaltung".

Sie selbst wolle das Sachbuch "Rückkehr nach Reims" von Didier Eribon lesen (Suhrkamp, 18 Euro). Eribon ist ein französischer Philosoph und Soziologe, der über die Elitengesellschaft in Frankreich schreibt, aber auch darüber, wie er seine eigene Herkunft aus der Arbeiterklasse verleugnet. Der Roman "Wiesengrund" von Gisela von Wysocki (Suhrkamp, 22 Euro) gehört ebenfalls zu den Titeln, die Ott persönlich bevorzugt. Er handelt von einer Philosophie-Studentin, die nach Frankfurt reist, um den Philosophen Wiesengrund zu erleben, er steht sinnbildlich für Theodor Adorno, bei dem Wysocki studiert hat.

Georg-Büchner-Buchladen, Lauteschlägerstraße 18 in Darmstadt.

Die Welt von Andreas Maier.

Fragt man Friederike Herrmann nach Tipps für Buchgeschenke, bietet sie eine große Auswahl an. Mehrere Romane haben auch einen Bezug zu Friedberg. Die Buchhändlerin empfiehlt den Roman von Andreas Maier "Der Kreis" (Suhrkamp, 20 Euro). Meier beschreibt, wie er zwischen vier und 13 Jahren die Welt auf seine Weise entdeckt, in Friedberg. Herrmann nennt auch "Archiv der toten Seelen" von Ales Steger: Es spielt im slowenischen Maribor, im Jahr 2012 Kulturhauptstadt Europas, und thematisiert absurde Erfahrungen mit Künstlern - so absurd, dass eben ein Roman daraus geworden ist. Er ist bei Schöffling erschienen (22,95 Euro). Die Bücher "Raumpatrouille" von Matthias Brandt (Kiepenheuer & Witsch) und "Frohburg" von Guntram Vesper (Schöffling) hätten schon genug Presse bekommen, Herrmann könne aber beide empfehlen.

Das empfehlenswerteste Sachbuch? Nach längerer Überlegung entscheidet sich Herrmann für Alwin Meyers "Vergiss deinen Namen nicht - Die Kinder von Auschwitz" (Steidl, 38,80 Euro), auch lesenswert sei "Geniale Störung" von Steve Silberman (Dumont, 28 Euro), in dem es um Autismus geht.

Buchhandlung Bindernagel, Kaiserstraße 72 in Friedberg

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.07.2016

Maskierte Machenschaften
Aleš Šteger lässt in seinem Roman „Das Archiv der toten Seelen“ die ehemalige Kulturhauptstadt
Maribor hypnotisieren – und bereitet dem bunten Karnevalstreiben einen makaberen Kehraus
VON JÖRG MAGENAU
Der Teufel zeigt sich gleich zu Beginn. Es ist Karnevalszeit im slowenischen Maribor, da verirren sich immer wieder ein paar Maskierte im dichten Nebel. Bröckelnde Jugendstilfassaden, Schneematsch in den Straßen, auf der Drau treiben Eisschollen: Das ist die Kulisse, in der der Lyriker und Essayist Aleš
Šteger seinen ersten Roman ansiedelt, eine wirre, düstere Geschichte voll schwarzer Magie und Verzweiflung. „All die Jahre hat sich nichts verändert“, sagt Adam Bely, einst Dramaturg des städtischen Theaters, der nach sechzehnjähriger Abwesenheit zusammen mit der österreichisch-kubanischen Journalistin Rosa Portero in seine Heimatstadt zurückkehrt. Es ist, als ob hier immer Februar und Narrenzeit wäre und sich ansonsten gar nichts ereignete. Dabei ist Maribor im Jahr 2012, in dem der Roman spielt, Europäische Kulturhauptstadt und, wie es offiziell dann immer so schön heißt, dazu aufgerufen, sich „neu zu erfinden“.
  Aleš Šteger, der wohl bekannteste slowenische Autor der Generation der Fortysomethings, war 2012 einer der Programmleiter der Kulturhauptstadt, kennt sie also aus eigener Anschauung, weiß um die Schwerfälligkeit der Institutionen, um Intrigen, Korruption und Machtspiele. Nichts ändert sich – das war seine prägende Erfahrung, weil sich in einem Land, das seine Vergangenheit verleugnet, nichts ändern kann. Slowenische Leser konnten „Das Archiv der toten Seelen“, das im Original „Odpusti“ („Vergebung“) heißt, als Schlüsselroman lesen und im korrupten Bürgermeister den eigenen erkennen, sie kannten den Skandal um eine Kläranlage, die im Roman mitten in der Stadt beziehungsweise unter dem „Kalvarienberg“ gebaut wird und wussten auch um jenen Pater, der die Erzdiözese Maribor mit Börsenspekulationen in den Ruin trieb.
  All diese realen Hintergründe und direkten politischen Bezüge spielen für die deutschen Leser jedoch keine Rolle. Das Buch wechselt mit der Übersetzung und dem Abstand zum Kulturhauptstadtjahr das Genre und wird vom wütenden, parodistischen Politthriller zum abgründigen Kriminalroman, dessen dokumentarischen, gut recherchierten Elemente sich im Fantastischen auflösen. Das ist nicht unbedingt von Vorteil, weil alles so mysteriös und geheimnisvoll ist, dass man auch am Ende noch im Dunkeln tappt.
  Adam Bely und Rosa Portero sind einer Verschwörung auf der Spur, dem „Großen Ork“, der aus dreizehn Personen besteht, den Mächtigen der Stadt, die, auch ohne voneinander zu wissen, ein Netzwerk der Eingeweihten bilden. Nach und nach suchen die beiden diese Personen auf, setzen sie unter Hypnose, um sie zu befragen, und geben ihnen Kügelchen aus Backpulver zu essen, die sie in einen Zustand geistiger Verwirrung stürzen oder aber auch gleich ins Jenseits befördern.
  Bely und Portero sind alles andere als positive Helden. Er war bei den Scientologen, von denen er die Lehre übernommen hat, dass der Mensch nicht nur eine, sondern viele Seelen in sich trägt. Es sind die Seelen von Toten, Opfern eines Massenmordes in frühestes Vorzeit, als der außerirdische Diktator Xenu das Übervölkerungsproblem auf seinem fernen Planeten dadurch löste, dass er die Invasion der Erde befahl und seine Leute dort ermorden ließ. Seither suchen die unsterblichen Seelen der Ermordeten in den Menschen eine neue Heimstatt. Belys Pillen können sie freisetzen und lassen die Körper seiner Opfer als leere Hüllen zurück.
  Alles ist möglich in diesem irrsinnigen Spiel. Dass die beiden Helden auf ihrem Rachefeldzug, den sie als Versöhnungs- und Weltrettungstat begreifen, selbst einem Wahn erliegen, liegt auf der Hand. Rosa Portero, die ein Initiationsritual der Scientologen nur knapp überlebt hat, ist eine Art Cyborg mit Metallhand, Halsnarbe und übernatürlichen Kräften; Bely wird mal von fellartiger Behaarung, mal von Tintenfischtentakelabdrücken gezeichnet. Ob sie selbst Teil der Verschwörung sind, die sie bekämpfen, bleibt offen, wie auch, was die Verschwörer eigentlich wollen – falls sie überhaupt etwas wollen.
  Das Theater aber – Zentrum der Stadt und des Geschehens, weil das ganze Leben nichts anderes ist als ein großes Theater – schwebt im Finale nach einer erdbebenartigen Explosion als Raumschiff davon, denn so verlangt es das Genre: Das Böse ist irgendwo da draußen, und es wird wiederkehren, irgendwann.
  Die Vorbilder für Štegers dämonischen Roman sind offensichtlich: der magische Realismus osteuropäischer Prägung, allen voran Bulgakows „Meister und Margarita“. Ein „Maister“ geistert auch durchs „Archiv der toten Seelen“: Es ist ein bekannter Mariborer Anwalt, der sein schwarzes Schwein an einer Leine spazieren führt, was durchaus angemessen ist, wenn im Untergrund der Schmutz in der Kanalisation brodelt und überall, wo man zu wühlen beginnt, Menschenknochen zum Vorschein kommen. Sie sind das Pendant zu den vagabundierenden Seelen der Ermordeten. Die Toten sind überall, in uns und um uns herum.
  Magie muss auf menschliche Begriffe zurückgeführt werden, sagte der mexikanische Nobelpreisträger Octavio Paz. Man müsse die Magie als eine Tatsache ansehen, die sich „im Bewusstsein des Menschen ereignet“. So gesehen führt Šteger Bewusstseinsvorgänge vor. Er zeigt, was geschieht, wenn das Vergangene verdrängt oder beschwiegen wird. Ein Massenmord ereignete sich ja nicht bloß in grauer Vorzeit, sondern im Zweiten Weltkrieg und in der Zeit danach. Allerdings bleibt in diesem Buch alles Geschehene unkonkret und unpräzise. Šteger will nicht erzählen, was war, sondern zeigen, was ist, aber das funktioniert nicht, wenn der Inhalt der Geschichte und des zu Erinnernden ausgeblendet bleiben.
  Faschismus, Kommunismus und das Trauma des Zerfalls Jugoslawiens sind unverarbeitet und spalten die Gesellschaft. Der Status quo, so Štegers nicht von der Hand zu weisende Botschaft, dient immer denen, die gerade an der Macht sind. Wenn alles so bleibt wie es ist, dann bleiben auch sie. Der „Große Ork“ dient ihm als Metapher für dieses Netzwerk derer, die an nichts Historisches rühren wollen, sondern lieber ein Klärwerk bauen, um den Dreck der Gegenwart loszuwerden.
  Die Pervertierung des Erinnerns ist das zentrale Thema des Romans. Eine schöne Persiflage gelingt Šteger im Kapitel über die Friedhofsdirektorin, die nebenbei ein Unternehmen aufgezogen hat, das die Asche der Leichen zu Grafit komprimiert, sodass die Mariborer ihre toten Familienangehörigen als Schmuckstücke um den Hals tragen können. Erinnerung, so ihre Lehre, ist nur, was auch greifbar ist. Alles andere „sind nur Wünsche und Frustrationen“. Unter Hypnose kommen dann aber auch in dieser Dame Erinnerungen hoch, die bis in die Vorzeit zurückreichen. Denn jeder Mensch, so lässt sich dieser Vorgang lesen, enthält die ganze Weltgeschichte, und wenn er sie in sich begräbt und verbirgt, dann wendet sie sich gegen ihn.
  So sympathisch dieser Ansatz ist, so radikal Šteger seine beiden Helden das ganze städtische Bürgertum vernichten – oder erlösen – lässt, so unbefriedigend bleibt die Geschichte. „Das Archiv der toten Seelen“ krankt an einem Überschuss an Geheimnis- und Bedeutungsproduktion. Der Irrsinn mag sich frei entfalten, die Sichtweisen, die sich daraus ergeben, stehen trotzdem immer schon fest. Der Ablauf ist ziemlich mechanisch und repetitiv, eine Person nach der anderen wird aufgesucht und ausgelöscht. Atemloses Präsens, staccatohafte Beobachtungen, bruchstückhafte Szenen mit vielen raschen Dialogen sollen Tempo erzeugen und schaffen doch nur Stillstand. Das entspricht zwar genau dem Zustand der Gesellschaft mit all ihren Schein-Aktivismen. Der Roman, der einen Zustand der Stagnation beklagt, kommt dabei aber selbst nicht recht vom Fleck. Das macht aus der Lektüre eine eher zähe Angelegenheit. Der Teufel steckt auch in diesem Fall im Detail.
Aleš Šteger: Das Archiv der toten Seelen. Roman. Aus dem Slowenischen von Matthias Göritz. Verlag Schöffling & Co, Frankfurt/Main 2016, 336 Seiten, 22,95 Euro. E-Book 17,99 Euro.
Wie eine Kläranlage
wälzt das Buch die schmutzige
Vergangenheit um
Der Teufel zeigt sich schon gleich zu Beginn in diesem parodistischen Politthriller, aber er steckt leider auch im literarischen Detail.
Foto: DAMIR SAGOLJ / REUTERS
Aleš Šteger, geboren 1973, ist der wohl bekannteste slowenische Autor seiner Generation. Neben seiner Prosa und Lyrik übersetzt er aus dem Deutschen, Englischen und Spanischen. Foto: Verlag
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