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Im Fadenkreuz von Fanatikern - ein beängstigend realistischer Politthriller. Ein Thriller über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Terrorismus. Eine Momentaufnahme einer Gesellschaft im Alarmzustand. Eine Spurensuche in mehr als nur einem Milieu, in dem Radikale auf dem Vormarsch sind.
Lutfi Latif ist die deutsche Antwort auf Barack Obama: Ein charismatischer Intellektueller mit ägyptischen Wurzeln, einer ebenso klugen wie hübschen Frau und dem Potenzial, die deutsche Islamdebatte komplett aufzurollen. Aber kaum in den Bundestag gewählt, gerät der Vorzeigemuslim ins Fadenkreuz von…mehr

Produktbeschreibung
Im Fadenkreuz von Fanatikern - ein beängstigend realistischer Politthriller. Ein Thriller über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Terrorismus. Eine Momentaufnahme einer Gesellschaft im Alarmzustand. Eine Spurensuche in mehr als nur einem Milieu, in dem Radikale auf dem Vormarsch sind.

Lutfi Latif ist die deutsche Antwort auf Barack Obama: Ein charismatischer Intellektueller mit ägyptischen Wurzeln, einer ebenso klugen wie hübschen Frau und dem Potenzial, die deutsche Islamdebatte komplett aufzurollen. Aber kaum in den Bundestag gewählt, gerät der Vorzeigemuslim ins Fadenkreuz von Radikalen. Mitten im Berliner Regierungsviertel kommt es zu einem Anschlag auf Latif. Das Terrornetzwerk al-Qaida bekennt sich zu der Bluttat, die deutsche Politik gerät in Aufruhr, die Stimmung im Land verschärft sich: Osama Bin Ladens Schergen haben in Deutschland zugeschlagen, mit Ansage. Doch Latifs Assistentin Sumaya al-Shami und der Terrorexperte Samuel Sonntag haben Zweifel. Sie ermitteln auf eigene Faust - und stellen bald fest, dass der Kreis der Verdächtigen größer ist. Ihre Ermittlungen führen sie in die Abgründe des Extremismus, in Kreuzberger Internetcafés und Zehlendorfer Villen, in Sozialwohnungen im Wedding und an Potsdamer Seegrundstücke. Vor allem aber bringen ihre Nachforschungen sie in Gefahr, denn für die Suche nach der Wahrheit müssen sie weit gehen, vielleicht zu weit. Und was ist das überhaupt: die Wahrheit?
Autorenporträt
Musharbash, YassinYassin Musharbash, geboren 1975, hat deutsche und jordanische Vorfahren. Während des Studiums der Arabistik und Politologie begann er als Journalist zu arbeiten, u.a. für die taz und Jordan Times. Seit etlichen Jahren beschäftigt er sich mit den Themen Terrorismus, Innere Sicherheit und Umwälzungen in der arabischen Welt, zunächst als Redakteur bei Spiegel Online, heute im Investigativressort der Wochenzeitung Die Zeit. Eine Zeitlang arbeitete Musharbash als Rechercheur für John le Carré. 2006 erschien sein Sachbuch »Die neue Al-Qaida. Innenansichten eines lernenden Terrornetzwerks«, 2011 sein Thriller »Radikal«, 2017 ein weiterer Thriller, »Jenseits«.
Rezensionen
"Als ich 'Marionetten' schrieb, war der Austausch mit Musharbash eine Inspiration für mich. Ich glaube, sein Debüt wird ein Triumph." -- John Le Carré

"Yassin Musharbash ist ein unwahrscheinliches Buch gelungen: ein dramatischer Politthriller, der einen atemlos zurücklässt, und zugleich eine intelligente Analyse der kleinen Lügen und großen Ressentiments, der faulen Gedankenlosigkeit und des ehrgeizigen Kalküls, die unsere Demokratie zerfressen. Seit den Anschlägen von Oslo muss dieses Buch leider auch noch als ein gespenstisch visionärer Wurf bezeichnet werden." -- Carolin Emcke

Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Omid Nouripour fühlt sich schon allein wegen der Gemeinsamkeiten, die ihn mit dem Mordopfer von Yassin Musharbashs Politthriller, einem muslimischen Grünenpolitiker, verbinden, dazu aufgerufen, sich zu dem Werk zu äußern. Er ist von dessen Radikalität, Aktualität und Schonungslosigkeit beeindruckt. Der Spiegel-Autor, selbst Sohn eines jordanischen Vaters und einer deutschen Mutter, schildert darin den Anschlag auf einen prominenten Politiker, der als Demokrat und Moslem sowohl im islamistischen Lager wie unter Nazis oder Islamfeinden gleichermaßen verhasst ist und einem Mordanschlag zum Opfer fällt, erklärt Nouripour. Die wichtigste Botschaft dieses Romans ist in seinen Augen, dass es "militante Radikale aller Couleur" sind, die die Demokratie gefährden. Wie scharf der Autor die bundesdeutsche Realität ins Auge fasst und soziale Brennpunkte oder die wachsende Gruppe organisierter Islamhasser in den Blick nimmt, haben den Kritiker nachhaltig beeindruckt, und er lobt diesen Roman insbesondere für die plausible Konsequenz, mit der Musharbash den scheinbaren Gegensatz zwischen Islamisten und Islamhassern auflöst.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.08.2011

Wie erkennt man Terroristen?
Nachdem sie sich bekannt haben: Yassin Musharbashs politischer Thriller "Radikal"

Er beginnt so hoffnungsvoll, der Tag des großen Vorstellungsgesprächs, und diese Hoffnung wird mit solcher Unschuld beschrieben, dass man sich an diesen Moment zu Beginn des Buches auch dann noch erinnert, als eine müde Sonne alle Helden ins Zwielicht getaucht hat.

Ein Morgen in Kreuzberg: Sumaya, die junge Politologin mit dem arabischen Vater, bewirbt sich bei dem schlauen und angesehenen Abgeordneten Lutfi Latif, dem deutschen Obama - ein Intellektueller ägyptischer Herkunft. Sie bekommt den Job, das von ihr an jenem Morgen gewählte Frühstück spielt eine Rolle, und dann verliebt sie sich, aber zwischendrin passieren diese zwei, drei entscheidenden Kleinigkeiten, wie sie jederzeit passieren können. Und danach sieht Deutschland ganz anders aus.

Viel braucht es dazu nicht, es ist ein auf jeder Seite um Plausibilität bemühter Thriller.

Der Autor erlaubt sich weniger Phantasie als der Bundesinnenminister. Hier gelangen die Terroristen nicht an Atomwaffen, worüber Wolfgang Schäuble mal sinnierte, sie morden auch nicht gleich Hunderte von Zivilisten wie einst in Bombay, eine Vorstellung, die Thomas de Maizière im letzten Advent ja dazu inspirierte, die deutschen Weihnachtsmärkte wie Erstschlagziele abzusichern. Eben aus diesem Verzicht auf Sensationen rührt die Relevanz des Buches, so generiert es den Schrecken, der zum Weiterlesen zwingt. Man sorgt sich um diese so unfertigen und verwundbaren Figuren, die, ganz in der Tradition John le Carrés, dessen Mitarbeiter Musharbash einst war, planlose bis komische Helden sind. Dabei können sie, wenn es drauf ankommt, eine erstaunliche kriminelle Energie entwickeln. Sumaya schafft es sogar, einen BKA-Chefermittler zu erpressen, um ihre Welt wieder vom Kopf auf die Füße zu stellen.

"Radikal" ist ein Buch über Wurzeln: Die Protagonisten erkunden das Berlin und die Welt von heute und wollen wissen, woher die Gefahr des Terrorismus erwächst. Zehn Jahre nach den Anschlägen von New York und Washington ist damit aber nicht mehr nur die des radikalen Islamismus gemeint - obwohl hier eindringlich beschrieben wird, wie unvorhersehbar diese Leute agieren -, es geht auch um seine Entsprechung im anderen Lager, die sich von Seiten wie "Politically Incorrect" inspirieren lässt. Dort fanden sich ja, in der Realität ihrer Virtualität, Kommentare, die den Mord an einer jungen Ägypterin in einem Dresdner Gerichtssaal mit der Feststellung begrüßten, nun gebe es einen Bauch weniger, Muslime auszutragen. Das antiislamische Ressentiment reicht weit bis in bürgerliche Kreise. Zahlreiche Anschläge gegen Moscheen und ihre Besucher wurden vereitelt. Weit hergeholt sind die im Buch überaus spannend beschriebenen Entwicklungen nicht.

Im Zentrum steht aber die Frage nach dem, worin der Terror im einzelnen Menschen wurzelt. Und da wissen nicht einmal die Profis weiter, zu denen auch der Autor zu zählen ist. Yassin Musharbash, Sohn eines aus Jordanien immigrierten Lehrers und einer Deutschen, ist bei "Spiegel online" für den islamistischen Terror zuständig. Zu Zeiten des Irakkrieges musste er, wie die Figur des Samuels im Roman, nächtelang die Videos der irakischen Aufständischen studieren, unter anderem ihre berüchtigten Enthauptungsvideos. Er kennt jene Al-Qaida-Seiten, auf denen die offiziellen Bekanntmachungen zu finden sind, und versteht es, den Chatter zu lesen, die diffusen Kommunikationsströme der Terrorbrüder und -schwestern.

Aber der Roman ist auch eine selbstreflexive Auseinandersetzung mit der Figur des Terrorexperten, mit den falschen Erwartungen in angebliches Expertenwissen: Kein Experte blickt durch. Mancher Islamist freut sich in seinem Sessel über jeden Stromausfall in den Vereinigten Staaten, würde aber selbst nie etwas unternehmen. Ein anderer wohnt bei seiner Mama, verbringt die Nächte vor dem Computer und ist binnen Wochen nach Waziristan entflohen. Eigentlich ist jeder verdächtig, dann wieder ist alles nur Panikmache. Wie kann man den Prozess verstehen, der aus einem Menschen mit deutlichen Ansichten einen Mörder macht? Ist es ein spontaner Entschluss, eine neurologisch feststellbare Veränderung im Hirn? Oder eine schleichende Entwicklung? Kann man sie aufhalten?

Durch die Seiten des Buches wandert ein Gespenst, der strebsame und zuverlässige Hamburger Student Mohammed Atta. Samuel ist ihm begegnet, hat ihn begleitet und beobachtet. Für ein wissenschaftliches Projekt. Fand ihn irgendwann sympathisch. Und hat nichts gemerkt. Terrorismus ist eine Form des Bürgerkriegs. Und da ist es wie zu Montaignes Zeiten, es bringt die davon betroffenen Gesellschaften an den Rand des Wahnsinns, weil, so der Autor der "Essais", jeder Feind auch ein verkleideter Freund sein kann - und eben umgekehrt. So drehen sich auch die Figuren dieser Geschichte mit dem Sonnenstand und um die eigene Achse, wirken mal als nostalgische Orientalen, mal als fröhliche Großstadtsingles, dann wieder tauchen sie in eine Schattenwelt ab.

Wie erkennt man einen Terroristen? Nachdem er sich bekannt hat. Aber vorher? Die Zeichen sind nie eindeutig. Einmal spielt eine Art runder Tisch, mit Vertretern eines demokratischen, europäischen Islam, eine Rolle, eine Art Fortsetzung der Islamkonferenz mit besseren Mitteln. Doch dem interneterfahrenen Samuel ist es ein Leichtes, als er das für eine seiner vielen Tarnungen braucht, all diese braven demokratischen Muslime zu unsicheren Kantonisten zu machen: Jener hatte ein Stipendium von den Saudis, dieser hat einem Extremisten die Hand gegeben, und es gibt ein Foto davon; ein Dritter hatte Facebookfreunde, die antiisraelische Kommentare veröffentlichten, und so weiter. In einem Nachmittag hat er sie alle. Und kommt selbst ins Zweifeln: "Er hatte eine lammfromme Versammlung in ein Kabinett des Grauens verwandelt. Aber hatte er sie wirklich verwandelt? Nichts, was er aufgeschrieben hatte, war gelogen oder erfunden. Mochte sein, dass er den Zusammenhang nicht immer fair dargestellt hatte. Aber was ist das überhaupt, ein Zusammenhang?" Die Medien, denen Samuel das Dossier schickt, haben keine Widerstandskräfte gegen diese manipulierten Informationen. Sie sind ohnehin ein großes Thema dieses Berlinromans. Es gibt ein großes Magazin, das wie ein Best- und Worst-of der deutschen Presse beschrieben wird, etwas "Zeit", etwas "Spiegel", etwas "Stern" und "Focus". Dort pflegt man tausendundeinen Kontakt, kann sich aber keinen Reim machen. Einen starken Trend gibt es: Gedruckt wird die Geschichte, mit der man besser dasteht, falls doch was passiert. So zieht man es vor, die Terrorwarnung auszusprechen, den Verdacht zu streuen, die islamistische Gefahr zu beschwören, auch wenn die Quellen dürftig sind. Niemand kritisiert eine Warnung zu viel. Die Medien verlassen sich auf die staatlichen Stellen, auf BKA und die berühmten Dienste. Als wüssten die mehr. Sie werden in "Radikal" deutlicher geschildert, als man verkraften kann. Mühen sich redlich, taumeln aber mehr oder weniger blind durch die neue Zeit. Die ewige Verstrickung der Dienste mit dem Terrorismus treibt immer absonderlichere Blüten. Man hat nach der Lektüre dieses Thrillers jedenfalls ein schärferes Bild von der Lage in Politik, Gesellschaft und Medien, also vom kümmerlichen Stand unserer Dinge, als in der Mehrzahl der diesjährigen Buchpreisfinalisten.

Nur in einer einzigen Episode hat sich Musharbash eine weitgehende künstlerische Freiheit erlaubt. Es geht darin um militante Islam-, Araber-,Türken-Gegner, die sich in ihrem Wahnsystem an den christlichen Rittern orientierten oder dem, was das historistische 19. Jahrhundert in ihnen sah, jedenfalls mit Gewändern, Reliquien und Ringen und so einem Kram. Also das war eine frei erfundene, recht überdrehte Episode. Bis, das Buch war längst fertig, ein Tempelritter namens Breivik in die Schlacht zog.

NILS MINKMAR.

Yassin Musharbash: "Radikal". Roman. Kiepenheuer & Witsch, 398 Seiten, 14,99 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Was sein Buch über die übliche Thriller-Massenware hinaushebt: Es ist nichr nur gut konstruiert und spannend, es hat auch differenzierte und glaubwürdige Charaktere.« Financial Times Deutschland 20111207