Marktplatzangebote
3 Angebote ab € 14,50 €
  • Buch mit Leinen-Einband

Geschichte ist nicht nur eine Angelegenheit der großen politischen Veränderungen und der damit verbundenen Jahreszahlen - Geschichte ist in allem, was wir erleben, auch im Sport. Der Deutsche Tennis Bund, der 2002 hundert Jahre alt wird, ist ein Beispiel dafür, wie Geschichte sich auf einem relativ kleinen Gebiet des täglichen Lebens zu entwickeln vermag. Dabei stellt sich plötzlich heraus, dass die Kriege, die Not und die politischen Wirrnisse des Jahrhunderts für ein simples Spiel eine genau so große Rolle spielten wie Kunst, Literatur oder der damit verbundene Spaß. Es zeigt sich, dass die…mehr

Produktbeschreibung
Geschichte ist nicht nur eine Angelegenheit der großen politischen Veränderungen und der damit verbundenen Jahreszahlen - Geschichte ist in allem, was wir erleben, auch im Sport. Der Deutsche Tennis Bund, der 2002 hundert Jahre alt wird, ist ein Beispiel dafür, wie Geschichte sich auf einem relativ kleinen Gebiet des täglichen Lebens zu entwickeln vermag. Dabei stellt sich plötzlich heraus, dass die Kriege, die Not und die politischen Wirrnisse des Jahrhunderts für ein simples Spiel eine genau so große Rolle spielten wie Kunst, Literatur oder der damit verbundene Spaß. Es zeigt sich, dass die sportlichen Triumphe in einem solchen Zeitraum eher von zweitrangiger Bedeutung sind, weil sie nur einen winzigen Teil darstellen. Wichtiger erscheinen die Rolle in der Sozialpolitik, der Kulturpolitik, schließlich auch der Wirtschaftspolitik.

Die Autoren, die der Deutsche Tennis Bund für die Aufzeichnung seiner Geschichte gewonnen hat, haben in dem vorliegenden Band alle Facetten zu erfassen versucht, die ein Sportverband in Deutschland im zwanzigsten Jahrhundert erleben konnte: Dazu gehören die Deutungen des politischen Weges vom Kaiserreich bis in die heutige Bundesrepublik mit allen Schrecklichkeiten genauso wie die Spieler, die ihre Epochen bestimmten, die Literatur zu diesem Thema, die vielseitigen Entwicklungen, die Menschen, die zum Tennis-Leben beitrugen.

Der Deutsche Tennis Bund hat sein erstes Jahrhundert mit all jenen Höhen und Tiefen erlebt, wie sie die große Weltgeschichte bereithielt - nur alles wohl ein paar Nummern kleiner. Das Spiel ist sicherlich lauter geworden, die Vorbilder haben sich verändert und aus dem harmlosen Zeitvertreib, der hinter den grünen Hecken der mehr oder minder feudalen Klubs stattfand, ist ein telegener Volkssport geworden mit allen Vor- und Nachteilen, die solche Bewegungen mit sich bringen.

Wer in den kommenden hundert Jahren in Deutschland über Tennis redet, wird kaum am Studium dieses Bandes vorbeikommen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.05.2002

Schatzkästchen zum Schmökern

Jubiläumsschriften sind äußerlich oft imposante Werke: Ein repräsentativer Umschlag weist mit feierlichen Farben und einem getragenen Titel auf die Größe des Anlasses hin. Der Deutsche Tennis Bund hingegen pflegt bei seinem Buch zum hundertjährigen Bestehen das Understatement. Der Einband ist zwar in feierlichem Bordeauxrot mit goldenen Lettern gehalten, der Schutzumschlag aber auffällig unauffällig: Der Schatten eines aufschlagenden Spielers liegt über dem Rot-Orange eines Sandplatzes, der Titel lautet "Tennis in Deutschland". Das sieht schlicht aus und klingt wenig ergreifend. Doch das Schmökern wird schnell zum Leseabenteuer - in den unauffälligsten Truhen lagern eben meistens die größten Schätze.

Öffnet man das Schatzkästlein, wimmelt es darinnen geradezu von schillernden Pretiosen. In sechs historischen Abteilungen wird die Entwicklung vom "Verlobungstennis", als die Courts noch Schauplätze für Heiratswillige waren, zum Volkssport und seinen wirtschaftlichen Folgen dargestellt; die historischen Einleitungen, die Einzelporträts von herausragenden Spielerpersönlichkeiten und andere Teilaspekte wie Trainer, Turniere und Bundesliga sind von Fachleuten, darunter auch Redakteure und Mitarbeiter dieser Zeitung, immer informativ, oft unterhaltsam, stets kritisch verfaßt. Selbst die Schattenseiten des "weißen Sports", vor allem zur Zeit des Nationalsozialismus, werden ausführlich und kenntnisreich analysiert; so das Spielverbot für Daniel Prenn und der Selbstmord Nelly Neppachs, beide jüdischen Glaubens.

Natürlich kann man über Einzelheiten des Jubiläumsbandes, der zu den Standardwerken über das Tennis zu zählen ist, streiten: ob nicht auch Spielerinnen wie Magdalena Rieck-Galvao oder Anke Huber Einzelporträts verdient hätten, ob das Kapitel zu Michael Stich, das fünf Buchseiten umfaßt, länger sein mußte als jene über Boris Becker und Steffi Graf (jeweils drei Seiten). Doch nach der Lektüre, die länger dauert als Beckers Davis-Cup-Match gegen John McEnroe im Sommer 1987 (6:39 Stunden) und nicht minder spannend ist, hat man über das große Werk kleinliche Kritik vergessen.

kle.

Besprochenes Buch: Tennis in Deutschland. Von den Anfängen bis 2002; zum hundertjährigen Bestehen des Deutschen Tennis Bundes; hrsg. v. Deutschen Tennis Bund, Duncker und Humblot, Berlin, 320 Seiten, 36 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr