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Sie waren mal beste Freunde. Aber das ist viele Jahre und unzählige Tote her. Der Drogenfahnder Art Keller tritt nun an, um Adán Barrera, dem mächtigen Drogenboss, für immer das Handwerk zu legen. Er begibt sich auf eine atemlose Jagd und in einen entfesselten Krieg, in dem die Grenzen zwischen Gut und Böse schon längst verschwunden sind: ein Krieg mit epischem Ausmaß, ein Krieg gegen die Gesetzlosen.Macht, Korruption, Rache und Gerechtigkeit: Inspiriert von den Schlagzeilen über die mexikanisch-amerikanischen Drogenkriege des letzten Jahrzehnts, folgt nun Das Kartell, die Fortsetzung des internationalen Bestsellers Tage der Toten.…mehr

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Produktbeschreibung
Sie waren mal beste Freunde. Aber das ist viele Jahre und unzählige Tote her. Der Drogenfahnder Art Keller tritt nun an, um Adán Barrera, dem mächtigen Drogenboss, für immer das Handwerk zu legen. Er begibt sich auf eine atemlose Jagd und in einen entfesselten Krieg, in dem die Grenzen zwischen Gut und Böse schon längst verschwunden sind: ein Krieg mit epischem Ausmaß, ein Krieg gegen die Gesetzlosen.Macht, Korruption, Rache und Gerechtigkeit: Inspiriert von den Schlagzeilen über die mexikanisch-amerikanischen Drogenkriege des letzten Jahrzehnts, folgt nun Das Kartell, die Fortsetzung des internationalen Bestsellers Tage der Toten.
Autorenporträt
Dietmar Wunder leiht nicht nur seit Jahren erfolgreich Hollywoodstars wie Adam Sandler, Jamie Foxx und Robert Downey Jr. seine Stimme, sondern seit neuestem auch dem neuen James Bond, Daniel Craig. Außerdem ist er als Synchronregisseur und Autor tätig

Don Winslow arbeitete als Privatdetektiv in New York, schmuggelte Geld in Südafrika, verkaufte Safaritouren in China und lebt heute als Autor und Surfer in Kalifornien.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 19.06.2015

Der andere Krieg
gegen den Terror
Der Drogenhandel in Mexiko wird immer brutaler, immer perverser.
Don Winslows Roman „Das Kartell“ will dem Leser da nichts ersparen
VON DAVID STEINITZ
Don Winslows monströses Romanbiest „Das Kartell“ beginnt mit einer sehr langen Liste von Toten. Das Buch ist jenen mexikanischen Journalisten gewidmet, die in den vergangenen anderthalb Jahrzehnten ermordet wurden, weil sie über den Drogenkrieg in ihrem Land berichtet hatten. Sie schrieben über korrupte Polizisten und Politiker, über die Totschläger der Drogenbosse, über Straßenbanden und ganze Söldnerarmeen, die mit Vergewaltigungen und Hinrichtungen Angst schüren, um die Vorherrschaft auf Mexikos milliardenschwerem Kokainmarkt zu erkämpfen.
  Winslow erzählt die Geschichte eines Landes, das sich in ein anarchistisches Schlachthaus verwandelt, auf imposanten 800 Seiten, in der Form eines harten Thrillers, den er selbst als „Dokuroman“ bezeichnet. Seine Protagonisten sind fiktive Charaktere, die aber allesamt reale Vorbilder haben. Genauso wie all die wahnsinnigen und grausigen Details des mexikanischen Drogenkriegs, die er beschreibt, auf Geschichten beruhen, die tatsächlich stattgefunden haben: die schmutzigen, tristen Karrieren der kleinen Dealer, die perversen, hedonistischen Partys der Kartellbosse, die Morde und Folterungen. Dafür hat er in jahrelanger Recherche unter anderem auf genau jene Artikel und Blogs zurückgegriffen, deren Autoren für ihre Berichterstattung getötet worden sind.
  „Das Kartell“ ist die Fortsetzung von Winslows erstem Mexiko-Roman „Tage der Toten“, mit dem er 2005 seinen großen internationalen Durchbruch hatte. Das Buch schilderte, ebenfalls im Gewand des Dokukrimis, die Entstehung der mächtigen mexikanischen Drogenkartelle sowie das brutale Scheitern des amerikanischen Anti-Drogenkriegs, von den Siebzigerjahren bis zur Jahrtausendwende – erzählt aus der Sicht einer ganzen Armada von Protagonisten: Mafiabosse, Dealer, Streifenpolizisten, Prostituierte, Grenzbeamte, Schmuggler, Plantagenbesitzer, Fixer – und allen voran der Amerikaner Art Keller, Agent der US-Drogenbekämpfungsbehörde DEA. Die Schauplätze: Mohnfelder und Kokaplantagen, billige Motelzimmer und schummrige Bars, illegale Flughafenhangars und Containerhäfen, protzige Villen und fensterlose Räume staatlicher Bürokratiezentralen.
  Don Winslow, erst Student der afrikanischen Geschichte, dann Privatdetektiv in New York und Safarileiter in Kenia und China, hatte vor „Tage der Toten“ schon ein paar ziemlich anständige Krimis geschrieben. Voll von einsamen Nachtgestalten in Raymond-Chandler-Tradition, voll von Whiskeyblues und Zigarettenrauch waren diese Bücher – in jener romantischen Gangstertradition also, die die Popkultur seit den verführerischen Films noirs mit Humphrey Bogart und Coppolas „Godfather“ so gerne zelebriert.
  Genau mit dieser Gangster-Romantik, der er selbst noch halb verfallen war, machte Winslow in „Tage der Toten“ gnadenlos Schluss, indem er das Zerrbild all der aufregenden Schattenweltfantasien mit der brutalen Realität seiner dramaturgisch verarbeiteten Mafia-Tatsachenprotokolle konfrontierte.
  Das Buch wurde zum Riesenerfolg, geriet ihm aber zu solch einem belastenden schriftstellerischen Kraftakt, dass Winslow sich schwor, niemals eine Fortsetzung zu schreiben. Stattdessen verwertete er sein angesammeltes Wissen über Hanfanbau, Crystal-Meth-Küchen und Koksplantagen wieder in ein paar wilden, ironischen Krimis, wie etwa „Savages/Zeit des Zorns“, der 2012 von Oliver Stone verfilmt wurde.
  Weil die grausigen Nachrichten aus Mexiko aber nicht abrissen, sondern im Gegenteil immer schlimmer wurden, weil in den Drogenkrieg nicht mehr nur – wie bis in die Neunzigerjahre – ein paar Dutzend Akteure involviert waren, sondern die großen Kartelle ganze Armeen zu rekrutieren begannen, wurde Winslow wütend.
  Obwohl die Dimension des Kampfes zwischen den verfeindeten Kartellen und den mexikanischen und amerikanischen Geheimdiensten immer absurder wurde, obwohl die Opferzahlen, die der Drogenkrieg jährlich forderte, die Zehntausendermarke sprengten, wurde immer spärlicher über das Thema berichtet – der Kartellwahnsinn war zur Gewohnheit geworden. Winslow machte sich wieder an die Arbeit.
Was dann nach mehreren Jahren neuer Recherche entstand, ist ein brutaler Desillusionierungsroman, der in seiner Härte den ersten Teil, den man für die Lektüre nicht unbedingt kennen muss, bei Weitem übertrifft. Zwar ist das Buch, einem Western gleich, dramaturgisch auf einen großen Showdown im guatemaltekischen Dschungel hin geschrieben, zwischen dem US-Agenten Art Keller und dem mexikanischen Kartell-Boss Adán Barrera, deren Feindschaft schon in Teil eins ausführlich beschrieben wurde. Dennoch ist Winslows wichtigstes Stilmittel diesmal nicht seine raffinierte Montage-Dramaturgie, durch die er seine zahlreichen Geschichten, Charaktere und Schauplätze miteinander verwebt, und der er durch seinen Stakkato-Schreibstil aus kurzen und kürzesten Sätzen ein irres Tempo verleiht. Diesmal zielt er auf die totale Zermürbung des Lesers.
  Es wachsen die Leichenberge, es wächst der Wahnsinn und die Hybris der Kartelle, es wächst die Machtlosigkeit der mexikanischen Regierung und der amerikanischen Undercover-Agenten. Die Nullerjahre werden für Mexiko zum blutigen Albtraum und für den Leser zum 800-Seiten-Marathon ins finstere Herz dieser Gewaltspirale.
  Winslow erzählt, wie die Kartellbosse, die das Kokain zu Milliardären gemacht hat, mit Chrystal Meth endlich ein preisgünstiges Rauschmittel gefunden haben, mit dem sie auch die amerikanische Unterschicht, den White Trash, zum Goldesel machen können. Wie nach dem Bankencrash von 2008 Drogengeld weltweit für Liquidität und Stabilität gesorgt hat, indem die Kartelle sich in bankrotte Unternehmen einkauften und Milliarden Dollars in Immobilen, Aktien und Firmengründungen pumpten. Wie die Schlacht der Amerikaner gegen al-Qaida die Grenzen des Denkbaren und Machbaren in der Verbrechensbekämpfung verschoben hat und – nach dem Vorbild der Terroristenjagd im Mittleren Osten – auch Mexiko mit Drohnen und gezielten Tötungen überzogen wurde. Der war on terror als Vorbild für den Kampf gegen die Drogen.
  Winslow erzählt weiter, wie die Kartelle deshalb mit der Rekrutierung von Elitesoldaten und Söldnern begonnen haben, um gegeneinander und gegen die Staatsmächte effektiver kämpfen zu können. Wie bereits Kinder angeworben und zu Schlächtern erzogen werden, die mit dreizehn lernen müssen, ihren Opfern den Kopf abzuschneiden. Wie mexikanische Zeitungen sich nicht mehr trauen, über das Drogengeschäft und die steigenden Opferzahlen zu berichten. Wie an ihre Stelle anonyme Blogs treten, die mit ihrer Berichterstattung die Gewalt weiter anheizen, weil die Drogenhändler sich begeistert in den sozialen Netzwerken inszenieren – je mehr Blut spritzt, umso besser die Klickzahlen und der Schockeffekt auf Konkurrenten und Polizei.
  Und Winslow erzählt, wie all das nur möglich ist, weil die Menschen in Amerika und Europa wie die Irren immer mehr kiffen, schnupfen und spritzen. Denn, und diese Feststellung wiederholt er wie ein Mantra: das sogenannte mexikanische Drogenproblem ist in Wahrheit natürlich ein amerikanisches und europäisches Drogenproblem.
  Winslows wichtigster Protagonist Art Keller, der gealterte, desillusionierte DEA-Agent, der schon im ersten Teil emotional und nervlich ziemlich bankrott war, gerät ihm in Teil zwei inmitten dieses ganzen Irrsinns endgültig zur Kapitän-Ahab-Figur: Kellers Rachefeldzug gegen den Kartellboss Adán Barrera, der Joaquín Guzmán nachempfunden ist, dem echten Ex-Chef des mächtigen Sinaloa-Kartells, zeigt den Sumpf, in den die Amerikaner sich mit ihrer Anti-Drogenpolitik hineinmanövriert haben. Die Jagd wird zum Selbstzweck, zur persönlichen Obsession.
  Wirklich irre an diesem Buch ist, wie Winslow seinen didaktischen Ansatz und seine grausige Faktenkunde mit der Finesse des großen Krimischreibers so zu verarbeiten weiß, dass am Ende ein pervers beeindruckendes Thriller-Lexikon über den mexikanischen Drogenkrieg herausgekommen ist, ein heftiger, harter Rausch. Nur jener Showdown zwischen Jäger und Gejagtem, zwischen Agent und Kartellboss, den er als dramaturgischen Schlusspunkt gesetzt hat, um dem Leser überhaupt so etwas wie ein Ende bieten zu können, entspricht natürlich nicht der tristen unendlichen Geschichte, zu der sich sein Thema längst entwickelt hat.
Mit dreizehn schon müssen
die Kinder lernen, ihren
Opfern den Kopf abzuschneiden
Das Buch hat einen Showdown,
der Drogenkrieg in
Mexiko natürlich nicht
    
      
    
    
Don Winslow: Das Kartell. Aus dem Englischen von Chris Hirte. Droemer Verlag, München 2015. 832 Seiten, 16,99 Euro. E-Book 14,99 Euro.
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"Winslows Thriller ist ein Meisterwerk des Genres, hart, kalt und skrupellos in der Erzählung. Als Sprecher nimmt Dietmar Wunder den Zuhörer mit in eine brutale Welt von Macht und Gier, die so fern scheint und doch real ist." Fränkische Nachrichten, 29.12.2016