24,99 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Sofort lieferbar
payback
0 °P sammeln
  • Gebundenes Buch

Sammler des verlorenen Schatzes.
Ein waghalsiger Forscher begibt sich auf eine der abenteuerlichsten Expeditionen, die es je gab: Alfred Russel Wallace und seine Forschungsreise ins Amazonasgebiet.
Auf eigene Faust bricht der Naturenthusiast Alfred Russel Wallace im Jahr 1848 von England nach Brasilien auf, um die Tier- und Pf lanzenwelt am Amazonas zu erforschen. Wallace schlägt sich von Pará (heute Belém) aus zu den Oberläufen des Rio Negro durch - und gelangt dabei in Gegenden, die noch kein Europäer vor ihm betreten hatte. Die Beobachtung der Affen- und Schmetterlingsarten an beiden…mehr

Produktbeschreibung
Sammler des verlorenen Schatzes.

Ein waghalsiger Forscher begibt sich auf eine der abenteuerlichsten Expeditionen, die es je gab: Alfred Russel Wallace und seine Forschungsreise ins Amazonasgebiet.

Auf eigene Faust bricht der Naturenthusiast Alfred Russel Wallace im Jahr 1848 von England nach Brasilien auf, um die Tier- und Pf lanzenwelt am Amazonas zu erforschen. Wallace schlägt sich von Pará (heute Belém) aus zu den Oberläufen des Rio Negro durch - und gelangt dabei in Gegenden, die noch kein Europäer vor ihm betreten hatte. Die Beobachtung der Affen- und Schmetterlingsarten an beiden Flussufern bringt ihn erstmals auf die Spur der Evolutionstheorie, die er später zeitgleich mit Charles Darwin entwickeln wird.

Die Erträge seiner Expedition sind großartig, das Unternehmen endet jedoch in einer Katastrophe: Von Krankheiten, Sandf löhen (die ihre Eier unter seine Zehennägel legen) und den ewigen Kriebelmücken geplagt, ist Wallace am Ende so ausgezehrt, dass er nur mit der Hilfe der Einheimischen überlebt. Die aber trinken den Alkohol, mit dem eigentlich die Fundstücke konserviert werden sollten; und Horden von Ameisen machen sich über die Sammlung her.

Auf dem Rückweg setzt Wallace alles auf eine Karte: Er selbst, seine Aufzeichnungen und Zigtausende Sammlungsstücke treten auf dem Zweimaster Helen die Heimreise an. Auf hoher See bricht an Bord ein Feuer aus. Die Besatzung kann sich auf Beiboote retten. Doch für Wallace' Sammlung, auch für die lebenden Affen und Vögel, die in England an Zoos und Sammler verkauft werden sollten, gibt es keine Rettung. Nur einen einzigen Papagei kann Wallace lebend aus dem Wasser fischen. Der gesamte Ertrag seiner Reise versinkt in den Fluten des Ozeans.

Zurück in England, rekonstruiert Wallace seine Erlebnisse anhand von wenigen Notizen und Erinnerungen. Seinen Reisebericht, sowohl Abenteuerroman, Forschungsgeschichte und frühes Zeugnis der Suche nach dem Ursprung der Arten, gab es auf Deutsch nur 1855 in einer stark verstümmelten Fassung - nun, nach über 150 Jahren, wird er endlich für die deutschsprachige Leserschaft erschlossen!
Autorenporträt
Alfred Russel Wallace (1823-1913) war einer der einflussreichsten Naturwissenschaftler seiner Zeit. Er entwickelte zeitgleich mit Darwin die Theorie von der Entstehung der Arten und begründete die Biogeografie. Nach ihm sind Mond- und Marskrater, Flugfrösche und ganze geografische Regionen benannt. Bei Galiani erschien 2013 die erste deutsche Biografie über Wallace, Am Ende des Archipels von Matthias Glaubrecht. Der Evolutionsbiologe, Biosystematiker und Wissenschaftshistoriker Matthias Glaubrecht, Jahrgang 1962, ist Professor für Biodiversität der Tiere an der Universität Hamburg und wissenschaftlicher Leiter des geplanten neuen Hamburger Naturkundemuseums (Evolutioneum) am Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels (LIB). Er war Gründungsdirektor des ehemaligen Centrums für Naturkunde der Universität Hamburg und Leiter der Abteilung Forschung am Museum für Naturkunde Berlin. Glaubrecht ist Autor mehrerer Bücher, darunter eine Biographie Charles Darwins und Am Ende des Archipels - Alfred Russel Wallace. Zuletzt erschienen von ihm der Spiegel-Bestseller Das Ende der Evolution - Der Mensch und die Vernichtung der Arten und Die Rache des Pangolin. Wild gewordene Pandemien und der Schutz der Artenvielfalt. Der Evolutionsbiologe, Biosystematiker und Wissenschaftshistoriker Matthias Glaubrecht, Jahrgang 1962, ist Professor für Biodiversität der Tiere an der Universität Hamburg und wissenschaftlicher Leiter des geplanten neuen Hamburger Naturkundemuseums (Evolutioneum) am Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels (LIB). Er war Gründungsdirektor des ehemaligen Centrums für Naturkunde der Universität Hamburg und Leiter der Abteilung Forschung am Museum für Naturkunde Berlin. Glaubrecht ist Autor mehrerer Bücher, darunter eine Biographie Charles Darwins und Am Ende des Archipels - Alfred Russel Wallace. Zuletzt erschienen von ihm der Spiegel-Bestseller Das Ende der Evolution - Der Mensch und die Vernichtung der Arten und Die Rache des Pangolin. Wild gewordene Pandemien und der Schutz der Artenvielfalt. Michael Schickenberg, geboren 1975, übersetzt Sachbücher und Romane aus dem Englischen und Norwegischen. Er studierte Anglistik/Amerikanistik, Germanistik und Skandinavistik in Greifswald, den USA, Norwegen und Spanien.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.11.2014

Dies gut Baum zu machen Reden mit weit weg

Auffallend schön und perfekt versteckt zugleich: Robert Voit hat bei seinen Expeditionen über den halben Globus Mobilfunkantennen fotografiert, die maskiert sind als Zypressen, Kiefern, Tannen und Kakteen.

Von Freddy Langer

Besseres als Isodora konnte Alfred Russel Wallace nicht passieren. Stets war der alte Mann zur Stelle, als Helfer, Koch und Führer, um dem englischen Forschungsreisenden jeden Wunsch zu erfüllen und nebenbei noch detailliert die Flora zu erklären. "Wir wünschten sehr einen Baum, Caripé genannt, kennenzulernen, aus dessen Rinde die Töpfe und Geschirre des Landes verfertigt werden", bittet Wallace während seiner Expedition zum Amazonas und weiter hinauf bis zum Oberlauf des Rio Negro, die er gegen Mitte des neunzehnten Jahrhunderts unternommen hat und deren Beschreibung dieser Tage zum ersten Mal vollständig auf Deutsch erschienen ist. Prompt weiß Isodora von einem Exemplar, allerdings "eine ganze Strecke entfernt im Walde", was ihm die Gelegenheit gibt, unterwegs zunächst auf reichlich andere Pflanzen hinzuweisen. "Dies ist Ocöóba, sehr gut Medizin, gut für schlimmen Hals", sagt Isodora in gebrochenem Portugiesisch. Oder: "Dies ist gut Holz für Häuser, gut zum Dielen, nennen es Quaröóba." Und: "Dies ist Holz gut zu machen Ruder." Auch: "Dies ist gut Holz zum Brennen, zu machen Holzkohlen, gut hart Holz für alles." Da spricht er von einem Baum, der in seiner Sprache Nowará heißt.

Und Wallace lässt nichts unnotiert, beschreibt die Stämme, die mal glatt sind und mal stachelig, hier gerade gewachsen, dort sanft gebogen. Die Kronen bezeichnet er in einem Fall als groß und dicht, im anderen als elegant - bestehend "nur aus einigen sonderbar geschnittenen Blättern". Einmal ist etwas gerippt oder "sonderbar gefurcht", ein anderes Mal knorrig, und einer der Bäume sieht aus, "als wenn ein Bündel langer Stöcke in eine Masse verwachsen wäre". Irgendwann beginnt man zu ahnen, dass Wallaces inflationärer Gebrauch von Adjektiven nicht allein dem Wunsch geschuldet ist, die Pflanzenwelt exakt zu beschreiben, sondern dass sich dahinter eine Gier verbirgt, der unbedingte Wille, immer noch mehr zu erfassen.

Wie aber hätte Isodora jene Bäume und ihren Nutzen erklärt, die der Münchner Fotograf Robert Voit gesammelt hat - auch er ein Forschungsreisender, jedoch unterwegs in unseren Tagen und auf der Suche in der ganzen Welt. Und auf welche Adjektive hätte sich Alfred Russel Wallace in seinen Beschreibungen gestützt? "Dies gut Baum zu machen Reden mit weit weg", wäre eine schöne Erklärung. Und Wallace hätte vielleicht gesagt: "Das Merkwürdigste dabei ist das metallene Scheppern, das ertönt, wenn man mit einer Eisenstange gegen die Stämme schlägt." Und womöglich hätte er, der sich zur selben Zeit wie Darwin intensiv Gedanken zur Evolutionsgeschichte gemacht hatte, den Begriff Mimikry hervorgeholt.

"New Trees" - neue Bäume - nennt Robert Voit seine Fotoserie, an der er seit mehr als zehn Jahren arbeitet und die er nun in einem Buch präsentiert, das aussieht wie ein Tafelwerk aus dem neunzehnten Jahrhundert. In Leinen gebunden, der Umschlag golden geprägt, dann Blatt für Blatt farbige Abbildungen von solcher Präzision und Klarheit, dass die Strenge zu ihrer eigenen Ästhetik wird. Und wie die Betrachter früher über die Darstellungen exotischer Pflanzen gebeugt saßen, kommen auch wir nun aus dem Staunen nicht heraus, wenn unser Blick, unterstützt von der Lupe, durch die geschwungenen Wipfel der Palmen und das dichte Geäst der Nadelbäume wandert, bis er an den Empfangs- und Sendeantennen zum Stehen kommt.

Keiner von Voits neuen Bäumen ist echt. Allesamt sind sie verkleidete Mobilfunkantennen. Voit hat sie in Kalifornien und Arizona gefunden, in Israel und Südafrika, sogar in Österreich und Deutschland. Und vielleicht haben wir nur deshalb noch nie einen solchen Baum in der Wirklichkeit wahrgenommen, weil sie so wirklich aussehen. Hier Palmen, dort Tannen und Kiefern, dann wiederum Kakteen, fügen sie sich so harmonisch in die Umgebung ein, dass bisweilen überhaupt erst ihnen die Landschaft ihre Schönheit verdankt. Dennoch dürften Kunstsinn und Formgefühl beim Gestalten der Masten zweitrangig gewesen sein. Vielmehr versprach ein englischer Hersteller, auf dessen Internetseite Voit zufällig gelandet war, "elegante Lösungen bei Standortproblemen", kurz: Es geht um Vertuschung.

Das führt zum einen zu dem Paradox, die Absicht, etwas verstecken zu wollen, mit dem Anspruch zu erfüllen, es auffallend schön zu gestalten, sozusagen idealtypisch. Es führte zum anderen dazu, dass sich das Unternehmen wenig kooperativ zeigte, als Voit seine Fotoidee vorstellte. Und so machte er sich mit schwerem fotografischen Gerät auf die Reise, geradeso, als handele es sich um eine Expedition. Unterwegs war er auf Hinweise von Einheimischen angewiesen. "Wir wünschten sehr einen Baum, Sendemast genannt, kennenzulernen", sagte Voit dann womöglich. Wie gut die Verständigung klappte, belegt sein wunderbares Buch.

"New Trees" von Robert Voit. Mit einem Nachwort von Christoph Schaden. Steidl Verlag, Göttingen 2014. 152 Seiten, 68 Tafeln. Gebunden, 58 Euro.

"Abenteuer am Amazonas und Rio Negro" von Alfred Russel Wallace. Herausgegeben von Matthias Glaubrecht. Galiani Berlin, Berlin 2014. 624 Seiten, einige Abbildungen. Gebunden, 24,99 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr