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Das Ministerium für Staatssicherheit hat nicht nur die Bürger belauscht, sondern auch den eigenen Telefonverkehr dokumentiert. Das Feature von Elke Kimmel und Marcus Heumann präsentiert eine Auswahl aus diesem hochspannenden und einzigartigen Material vom September 1989 bis Januar 1990 und liefert damit eine fesselnde Innenansicht des MfS in der Zeit seiner Auflösung. Die beiden Autoren haben die O-Töne behutsam mit Einspielungen, Kommentaren und Nachrichten des Tages ergänzt. Das Feature wurde erstmals 2009 im Deutschlandfunk unter dem Titel »Wo sind wir bloß hingekommen?« ausgestrahlt und fand bei Hörern und Medien äußerst positive Resonanz. …mehr

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Produktbeschreibung
Das Ministerium für Staatssicherheit hat nicht nur die Bürger belauscht, sondern auch den eigenen Telefonverkehr dokumentiert. Das Feature von Elke Kimmel und Marcus Heumann präsentiert eine Auswahl aus diesem hochspannenden und einzigartigen Material vom September 1989 bis Januar 1990 und liefert damit eine fesselnde Innenansicht des MfS in der Zeit seiner Auflösung.
Die beiden Autoren haben die O-Töne behutsam mit Einspielungen, Kommentaren und Nachrichten des Tages ergänzt. Das Feature wurde erstmals 2009 im Deutschlandfunk unter dem Titel »Wo sind wir bloß hingekommen?« ausgestrahlt und fand bei Hörern und Medien äußerst positive Resonanz.
Autorenporträt
Jahrgang 1966, studierte Neuere Geschichte und Filmwissenschaften in Berlin und beendete 1999 ihre Promotion. Sie ist Assoziierte Wissenschaftlerin am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF). Von 2018 bis 2020 war sie Leiterin des Barnim Panoramas Wandlitz. Zuvor arbeitete sie ab 2001 als freie Kuratorin und Autorin u.a. für die Stiftung Berliner Mauer, das ZZF, für die Behörde des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen, das Deutsche Historische Museum, das Stadtmuseum Berlin. Zahlreiche Veröffentlichungen, u.a.: "Stasi in Niedersachsen", Band 3, Findbuch der Enquetekommission, Göttingen 2017, "Charlottenburg im Wandel der Geschichte. Vom Dorf zum eleganten Westen" (mit Ronald Oesterreich), Berlin 2005.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Alexander Cammann ist ziemlich beeindruckt von den Ton-Mitschnitten aus der Telefonzentrale des Ministeriums für Staatssicherheit aus den Monaten kurz vor und nach dem Mauerfall. Man bekommt einen Einblick in die Mentalität der Genossen, in die wachsende behördliche Verwirrung ob der sich häufenden Informationen über Transparente und Demonstrationen, bis schließlich und endlich im Januar 1990 einem Anrufer nur noch geantwortet wird: "Wir sind nicht mehr da", zitiert der Rezensent.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.03.2015

„Die treiben uns, wa?“
Die letzten O-Töne der Stasi – ein Abgesang
Mitte Oktober 1989 wurde in Dresden drei „Randalierern“ der Prozess gemacht. Sie hatten am 3. Oktober versucht, den Dresdner Hauptbahnhof zu stürmen, um auf einen der Züge mit Prager Botschaftsflüchtlingen aufzuspringen. Die Stasi schnitt den Prozess mit, wir hören einen unerschrockenen Menschen: „Ich steh zu meiner Tat, voll und ganz ein . . . wollte den Zug erreichen, jebe ich unumwunden zu. Ich habe die Tür zerstört, jut. Dafür steh ich ein. Ich habe die Losung gerufen, dafür steh ich auch ein.“
  Viele Tondokumente dieser Art gibt es nicht. In der Stasi-Unterlagenbehörde fanden sich Bänder von etwa 15 Stunden, Mitschnitte aus der Telefonzentrale des Ministeriums für Staatssicherheit, von Gesprächen der Stasisten untereinander, mit IMs und Bürgern. Aus diesen 15 Stunden haben Elke Kimmel und Marcus Heumann für das Deutschlandradio ein Feature zusammengestellt: „Abgesang auf die Stasi“.
  Die Überlieferung ist nicht so dicht, dass man sie repräsentativ nennen könnte. Aber man fasst in den Stimmen viel von den Wochen zwischen dem 40. Jahrestag der DDR und dem 15. Januar, als Demonstranten die Zentrale des MfS in der Normannenstraße besetzten. Zunächst noch gibt es kämpferische Töne: Ein Schulungsoffizier in Cottbus hat Verständnis, wenn einem Genossen „die Nerven durchgehen“ und er zuschlägt, „obwohl es nun nicht in den Dienstvorschriften so drinsteht“.
  Aber mit dem 9. November hat die Bevölkerung das Heft in der Hand: „Die treiben uns, wa? Der Mob auf der Straße hat das Recht, und wir haben das Maul zu halten.“ Dann die Resignation. Zur Rede Mielkes vor der Volkskammer („Wir haben einen außerordentlich hohen Kontakt zu allen werktätigen Menschen“) : „War nicht so richtig, wa? – Haste gehört? – Na ja, muss jeder selbst einschätzen, nicht wahr? (lacht kurz) Tschüss.“ Man hört die CD mit Freude, nicht allein wegen der komischen Momente. Im Oktober berichtet ein IM aus Thale, es sei die „Auflösung der Betriebskampfgruften“ gefordert worden. Ende November, das MfS ist in „Amt für nationale Sicherheit“ umbenannt, sein Ende absehbar, fragt eine junge Frau: „Wir brauchen Arbeitskräfte mit Gabelstaplerpass. Ist bei Ihnen so was möglich?“ Schön, wie in der Bevölkerung das Selbstgefühl wächst. Ein Anrufer hätte gern einen Termin „mit dem Herrn Schwanitz“, dem Nachfolger Mielkes, um über „kriminelle Dinge“ zu reden, „nicht dass zu Lasten der Geschädigten die Verscheißerei weitergeht.“ Der Telefonpartner routiniert: „Ich geb’s weiter“. Da ist er bei dem Anrufer am richtigen: „Na ja; sagen Sie mal, ist nicht besser, wenn man sich da eine bessere Arbeit sucht als weiterzugeben? (in behaglicher Korrektheit:) Ich hab nichts gegen Sie persönlich.“ – „Na ja.“ – (noch behaglicher:) „Aber letztendlich geb ich euch nicht mehr lange Zeit.“
  Und man ahnt auch, auf welchen psychischen Dispositionen ein solcher Apparat aufbaut: Ein Ehemaliger des MfS meldet sich. Er kommt mit dem aktiven MfS-Mann am Telefon ins Gespräch und resümiert: „Wir haben die ganze Scheiße ja nun mitaufgebaut. Dass es so gekommen ist, dafür kann ja nun keiner, auch wir nicht.“
STEPHAN SPEICHER
Elke Kimmel, Marcus Heumann: Abgesang der Stasi. Die letzten Monate der Staatssicherheit im Originalton. Deutschlandradio/Ch. Links Verlag, Berlin 2015. 1 CD, 55 min., 12,90 Euro.
Dieses Feature verwendet
Mitschnitte aus der
Telefonzentrale des MfS
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