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"Handorakel" nannte der spanische Jesuit Balthasar Gracián 300 Regeln der Weltklugheit, die er 1647 zusammenstellte. Helmut Lethen zeigte in seinen Verhaltenslehren der Kälte (1994), dass das spanische Brevier durch alle politischen, philosophischen und künstlerischen Fraktionen der Weimarer Republik kursierte. In seinem Essay "Suche nach dem Handorakel" berichtet er jetzt davon, wohin der Wunsch nach einem radikalen Handbrevier, das Orientierung bietet und politische Handlungsräume öffnet, einen Angehörigen der 68er Generation treiben konnte. Die Erinnerungen, die sich auf den Zeitraum von…mehr

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Produktbeschreibung
"Handorakel" nannte der spanische Jesuit Balthasar Gracián 300 Regeln der Weltklugheit, die er 1647 zusammenstellte. Helmut Lethen zeigte in seinen Verhaltenslehren der Kälte (1994), dass das spanische Brevier durch alle politischen, philosophischen und künstlerischen Fraktionen der Weimarer Republik kursierte. In seinem Essay "Suche nach dem Handorakel" berichtet er jetzt davon, wohin der Wunsch nach einem radikalen Handbrevier, das Orientierung bietet und politische Handlungsräume öffnet, einen Angehörigen der 68er Generation treiben konnte. Die Erinnerungen, die sich auf den Zeitraum von 1964 bis 1980 konzentrieren, stehen dabei unter der paradoxen Parole: "Die historische Konstellation hat mehr aus uns herausgeholt, als drin war." Zur Reihe: Warum 'Historische Geisteswissenschaften'? Welche Fragen stellen sie sich und mit welchen Ansätzen arbeiten sie? Wie wandern Methoden zwischen den einzelnen Disziplinen, wie kommunizieren sie, und lassen sich üÌ¿berhaupt die unterschiedlich arbeitenden Disziplinen unter dem Dach des 'Historischen' vereinen? Die Reihe "Historische Geisteswissenschaften. Frankfurter Vorträge" stellt in pointierten Essays Ergebnisse geisteswissenschaftlicher Forschung vor. Sie dokumentiert damit die Arbeit des Frankfurter Forschungszentrums Historische Geisteswissenschaften, das sich die transdisziplinäre Vernetzung historisch perspektivierter geisteswissenschaftlicher Forschung zur Aufgabe gemacht hat.

Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, BG, CY, CZ, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, H, IRL, I, LT, L, LR, M, NL, PL, P, R, S, SLO, SK ausgeliefert werden.

Autorenporträt
Helmut Lethen, geb. 1939, ist Direktor des Internationalen Forschungszentrums Kulturwissenschaften (IFK) in Wien. Veröffentlichungen u. a.: Unheimliche Nachbarschaften: Essays zum Kälte-Kult und der Schlaflosigkeit der philosophischen Anthropologie im 20. Jahrhundert (2009); Der Sound der Väter. Gottfried Benn und seine Zeit (2006); Verhaltenslehren der Kälte. Lebensversuche zwischen den Kriegen (1994).
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Weggefährte Jochen Schimmang schreibt schön männerbündisch über Helmut Lethen und seine Erinnerungen an Lebensbücher, Freunde und die Komintern. Auf eine Gattungsbezeichnung will sich Schimmang bei Lethens Buch allerdings gar nicht festlegen. Vielleicht gehe es darin ja wirklich nur darum, wie es war, als junger Intellektueller die richtige Inspiration zu finden, Lektüre, Mitscherlich, Benjamin, Gracian, oder Film oder die Hitparade. Darüber geht es locker erzählend dahin und auch über kleine Lebenskatastrophen, Angst vor der Arbeiterklasse etc., souverän, auch amüsant, wie Schimmang versichert.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.10.2012

Wenn das Politische privat wird
Lesen in der K-Gruppen-Welt: Der Literaturwissenschaftler Helmuth Lethen erinnert sich an den ideologischen Cocktail, der einst berauschte
Der Germanist Helmut Lethen hat sich als temperatursensibler Thermiker einen Namen in der Literaturwissenschaft gemacht. Sein Kultbuch über die „Verhaltenslehren der Kälte“ (1994) beschrieb einen von Neuer Sachlichkeit und Distanzdenken geprägten eisigen Blick auf die Moderne, der rechten und linken Intellektuellen der Weimarer Republik gleichermaßen eigen war. Helmuth Plessners Schlüsselschrift über die „Grenzen der Gemeinschaft“ (1924) gab dem ehemaligen K-Gruppler und Maoisten die Anleitung, schließlich das Hohelied auf die Entfremdung zu singen und sich auf das Leben diesseits der Utopie zu konzentrieren. Zweifellos hat Lethen, Jahrgang 1939, zu dessen akademischem Freundeskreis andere helle Köpfe wie Rüdiger Safranski, Karl Schlögel oder Heinz-Dieter Kittsteiner zählten, selbst einige Phasen der ideologischen Abkühlung durchlaufen müssen, um die eigene intellektuelle Biografie als Abstandsdenker durchmustern zu können.
  Seine „Suche nach dem Handorakel“ (zurückgehend auf die Maximen des spanischen Jesuiten Gracián) präsentiert sich als in bester Manier stilisierte autobiographische Reflexion eines Denkers, der ironiefähig eigenen Irrungen und Wirrungen nachsinnt, ohne sich mit den Pflichten des Chronisten zu belasten. Kaum etwas erfährt man über die konkreten Aktivitäten, die damals von der Roten Zelle Germanistik ausgingen. Anders als bei Gerd Koenen oder Götz Aly handelt es sich hier nicht um die politische Beichte eines Renegaten, sondern um den spielerischen Versuch, den damals wirksamen ideologischen Cocktail noch einmal abzuschmecken. Folgen wir Lethen, so huldigte man einer Befreiung durch Lektüre, ja meinte sogar, dass man das eine Buch nur finden müsse, um alle Welträtsel und die Widersprüche der kapitalistischen Gesellschaft ohnehin auflösen zu können.
  Lethens Lesefrüchte scheinen, so man ihm Glauben schenken möchte, fast durchgängig unpolitisch gewesen zu sein. Wenn alles Private politisch ist, dann lässt sich das Ganze eben auch von der Peripherie her aufschließen. Benjamins „Kunstwerk im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit“, Adornos „Minima Moralia“, Mitscherlichs „Auf dem Weg zur vaterlosen Gesellschaft“, Riesmans „Einsame Masse“, sogar der Kinsey-Report sollten helfen, die Welt zu verstehen und zu befreien. Wovon, das bleibt im Dunkeln. Natürlich irgendwie vom faschistoiden Spätkapitalismus und von der Nazi-Muffigkeit, wenn Lethen auch an zwei Stellen bekennt, dass erst die Wehrmachtsausstellung (1995!) als nachgereichtes Ergebnis der Studentenbewegung bei ihm zu einer eingehenden Beschäftigung mit dem NS geführt habe.
  Lethens assoziative Schilderungen aus Kindheit, Jugend und Studentenzeit entwickeln ihren eigenen Reiz, auch weil er geschmeidig zu formulieren versteht. Seine Impressionen tragen aber wenig zu einer konturenscharfen geistigen Physiognomie des Erzählers bei. Der Weg in einen Maoismus, eingestandenermaßen von keinerlei China-Kenntnissen getrübt und ohne Bezug zum Genossen Pol Pot, wirkt als ein rein ästhetisch begründeter Schritt, von seltsamen Synapsenschaltungen begleitet. „Ich war eine Unterdruckkammer“, schreibt Lethen. Von „intellektuellen Drogen“ vernebelt und „unter Strom“ warf er sich in die Kaderarbeit. Erst Kollege Kittsteiner, als er auf die Geschichtsphilosophie Jacob Burckhardts stieß, vermittelte Lethen in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre die Notwendigkeit, die heroische Moderne der revolutionären Subjekte zu verabschieden. In den hermetischen K-Gruppen hatte man einen solchen bürgerlichen Skeptizismus nicht an sich herangelassen.
  Einiges liest sich im Rückblick natürlich komisch: die Konfrontation mit dem Proletariat im Weddinger Hinterhof, der Magendruck angesichts des Kontakts mit der Masse, die verbissene Abgrenzung von den anderen Grüpplein und Sekten. Es war eine humorlose, bleierne Zeit. Kein Wunder, dass das Auftauchen aus der Weltabschließung Erlebnishunger zeitigte und man gleich eine Zeitschrift mit dem Titel „Empirie und Erfahrung“ gründen wollte!
  Obwohl augenzwinkernd vorgetragen, bleibt Lethens einleitende These verwegen, den K-Gruppen „ihre objektive Funktion bei der Stabilisierung der Bundesrepublik“ zuzuerkennen, denn: „Die Leistung der marxistisch-maoistischen Apparate bestand darin, die frei flottierenden Umsturzenergien in ihr oberirdisches Bewegungssystem einzubinden.“ Donnerwetter! Hätte man sich nach dem Niedergang der Studentenbewegung nicht in Fraktiönchen zerstritten, dann hätten 60 000 Aktivisten die Republik bombenlegend revolutioniert, anstatt Privatseminare abzuhalten und sich fast bis zum Kältetod herunterzukühlen. Der Weltgeist war auch hier weise: „Der Apparat war ein selbstdestruktiver Trichter, der Bewegungsenergien im Selbstlauf von Wiederholungen im Innern verschlang, aber in der unübersichtlichen Situation der 70er Jahre stabilisierende Wirkung nach außen hatte.“ Doch damit nicht genug, Lethen wendete mit seinem selbstlosen Engagement nicht nur das Schlimmste ab, sondern förderte „eine fragile aber lebbare deutsche Welt“ und machte „die Straßen zu Räumen, die sich zur Republik öffneten“. Wie das genau lief, wird aus dieser poetischen Deutung nicht ganz klar, aber „die Transformationsphase der Liberalisierung“ durchlief eben „paradoxe Zustände“. Wohl wahr.
  Lethen kommt nun seit einigen Jahren ohne die Fixierung auf ein Handorakel aus, verzichtet auf eigene ideologische Überhitzung und zieht sich einfach wärmer an. Wäre das Leben ein anderes gewesen, wenn ihm jemand rechtzeitig die richtigen Bücher gereicht hätte? Und hat sich der Großteil einer ganzen intellektuellen Generation ständig im Buch vergriffen? Lethens Konsequenz ist lapidar – Brecht zitierend will er fortan „mit wenig Politik“ leben und „kein politisches Subjekt“ sein. Dieser Rückzug trägt die Züge der Resignation, besitzt aber den Vorzug, nicht durch eiferndes Renegatentum überzukompensieren.
JENS HACKE
      
Helmut Lethen: Suche nach dem Handorakel. Ein Bericht. Wallstein Verlag, Göttingen 2012. 128 Seiten, 9,90 Euro.
Helmut Lethen , geboren 1939 , lehrte in Berlin, Utrecht und von 1996 bis zu seiner Emeritierung in Rostock. Heute ist er Direktor des Internationalen Forschungszentrums Kulturwissenschaften in Wien.
FOTO: ROLF WALTER/XPRESS
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.12.2012

Dr. Hüllen hatte die Linke voll im Blick

Am Leitfaden von Büchern und Männerfreundschaften: Helmut Lethen schildert seinen Weg in die kommunistische Partei und zurück.

Von Lorenz Jäger

James Bond ist in dem neuen Film "Skyfall" älter geworden und ins autobiographische Alter eingetreten, er ist nicht mehr jener, der er war; die Titelmelodie und das nachgerüstete Bond-Auto tauchen erst spät auf und provozieren ein Lächeln. Was für Bond die technischen Spielzeuge sind, das ist im Fall von Helmut Lethen die marxistisch-leninistische und maoistische Partei, der er in den siebziger Jahren an führender Stelle angehörte. Alles scheint so weit in die Ferne gerückt zu sein, dass er reflektierende Anstrengungen unternehmen muss, um sich noch als der gleiche Mensch zu erkennen. Aber ist es wirklich so? Es gibt Passagen, da erkennt man den alten Kader. Die Solidarität mit Hannes Heer aus der weiland gleichen Partei, der die erste Wehrmachtsausstellung kuratierte, die überarbeitet werden musste, ist noch immer so stark, dass Lethen von einem großen Erfolg der Aufklärung spricht - als wäre im gleichen Moment der Umgang mit ihren Kritikern nicht auch ein Debakel gewesen.

Lethen wurde 1939 geboren; er ist ein wenig älter als die Hauptmatadore des Jahres 68 und brauchte nicht erst den 2. Juni zu seiner Politisierung. Es ist kaum ein Zufall, dass unter der ihn prägenden Musik der frühen Jahre Strawinskys "Petruschka" eine besondere Stellung einnimmt, ein Stück von einzigartiger motorischer Intensität, geschrieben für ein Ballett. Denn Lethen rekonstruiert sein Leben aus dem Begriff der Bewegung. Anfang der sechziger Jahre schien ja alles in Bewegung zu sein, es waren "kinetische Jahre", von denen dann etwas plakativ die "bleiernen" nach 1977 abgesetzt werden. "Ich stamme aus einer Leichtathletikfamilie", schreibt Lethen einmal. Er brachte es als Junge zu einem regionalen Titel. "Mag sein, dass daraus die Neigung erwuchs, Schrift auf Bewegungssuggestionen abzutasten."

Und gleich fügt er an, dass er damit als Literaturwissenschaftler den philologischen Nahaufnahmen auswich. Tatsächlich liegt Lethens Ingenium in ungemein ansprechenden Formeln entweder für Bewegungsimpulse oder für ihre Bremsung und Erstarrung. Bewegung war das, was die strenge "Kritische Theorie" in Adornos Version ihren Adepten versagte, "Minima Moralia" konnte Lethen nur enttäuschen. Bewegung versprach die Partei, von der sich allerdings herausstellte, dass auch sie - lang vor der "bleiernen Zeit" - eine Disziplinierungs- und am Ende Stillstellungsmaschine war.

Hochamüsant ist in dieser Hinsicht das erste Kapitel "Dr. van Hüllen und die Historiker", in dem ein Podiumsgespräch mit einem Veteranen des Verfassungsschutzes geschildert wird, lange nach den Schlachten. Da sitzen die beiden besten Kenner der kurzen roten Ära und sind sich bald einig, dass die Partei dem Geheimdienst vor allem den Gefallen tat, alles überschaubar gemacht zu haben. Am Ende weiß aber Dr. van Hüllen doch noch etwas mehr als der Kader. Lethen datiert - wie kürzlich Hans Ulrich Gumbrecht in seiner intellektuellen Autobiographie "Nach 1945" - das Ende der Utopien auf 1973. Danach war die Zukunft nicht mehr dieselbe. Gumbrecht argumentiert mit einer regelrechten Zeittheorie, Lethen hält sich in diesem Punkt zurück.

Bücher und einige besondere, zeitüberdauernde Freundschaften, die sich im Umkreis von Zeitschriften gebildet hatten - in der marxistischen "Alternative" und dann in den "Berliner Heften", wo man den Kater nach dem maoistischen Rausch auskurierte -, ziehen sich durch das Buch. Es mag für einen Literaturwissenschaftler schicklich sein, die Geschichte seines Lebens sich am Leitfaden von Lektüren zu vergegenwärtigen. Aus den Büchern von damals ragen einige heraus; es sind jene, die in die Funktion des "Handorakels" eintreten, des Schlüsselbuches für Wegscheiden der Orientierung. Das geht zurück auf Balthasar Graciáns "Handorakel und Kunst der Weltklugheit", von Schopenhauer übersetzt, das Lethen 1990 für sich entdeckte. Lethen kommt aus einer Familie von kleinen Leuten; die priesterlich zelebrierte Hochkultur war seine Sache nicht, und so wurde Walter Benjamins Kunstwerkaufsatz (gegen Aura, gegen Ferne und Unnahbarkeit in der Kunst, für die Massenkultur) sein erstes Handorakel, dem später andere folgten.

Das Buch ist reich an herrlichen Anekdoten. Als der marxistische Literaturtheoretiker Lucien Goldman zu Gast ist und man ihm die bevorstehende Neuedition von proletarischen Romanen der zwanziger Jahre ankündigt, empfiehlt er stattdessen die Lektüre von Racine. Da kehrte das Problem von Massenkultur und Aura an einer Stelle wieder, an der man es gerade nicht erwartet hatte.

Lethens Dissertation "Weißer Sozialismus" (1970) war eine marxistische Kritik der "Neuen Sachlichkeit". "Verhaltenslehren der Kälte", das Buch, mit dem er 1994 einer weiten Öffentlichkeit bekannt wurde, behandelte nicht eigentlich einen neuen Stoff, sondern der alte wurde nun anders gelesen. Indem die Generationsverwandtschaften zwischen Carl Schmitt und Plessner, Walter Benjamin und Jünger stärker akzentuiert wurden, konnte man zunächst glauben, die Frage von rechts und links sei Lethen gleichgültig geworden. Dem war nicht so. Dafür aber handelte es sich um ein Werk, mit dem Lethen die Verfassung jener Schriftsteller und Intellektuellen vergegenwärtigen konnte, die seine Partei naiv hatte nachspielen wollen. Insofern schildert diese Geschichte ein Leben von außergewöhnlicher Kontinuität.

Man kann einer intellektuellen Autobiographie kaum vorwerfen, dass sie am Leitfaden von Lektüren und Männerfreundschaften erzählt wird. Aber etwas merkwürdig ist es doch, dass die Namen der Ehefrauen zwar fallen, ihre Geschichte jedoch sehr in den Hintergrund tritt. Reflexionen über die Liebe finden sich dagegen in einer glänzenden Analyse von Vignetten der "Minima Moralia". Ein weiterer Ausfall ist die Bundeswehr, die Lethen zum Leutnant machte und damit für spätere Kaderaufgaben bestimmt qualifizierte.

Helmut Lethen: "Suche nach dem Handorakel". Ein Bericht.

Hrsg. von Bernhard Jussen und Susanne Scholz. Wallstein Verlag, Göttingen 2012. 128 S., br., 9,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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