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Der hoch gelobte Roman »Berta Isla« (2019) von Javier Marías wird nun durch den abschließenden zweiten Teil der Geschichte ergänzt: »Tomás Nevinson«.
Eigentlich hat Tomás Nevinson mit dem Geheimdienst abgeschlossen. Doch sein ehemaliger Chef verführt ihn mit einem neuen Auftrag: Nevinson soll in einer spanischen Kleinstadt eine Terroristin, die sich an früheren Anschlägen der ETA und der IRA beteiligt hat, aufspüren und beseitigen. Als er mit einer Frau, die als Zielperson in Frage kommt, eine Beziehung eingeht, gerät er in Gewissenskonflikte. Lassen sich Schuld und Unschuld zweifelsfrei…mehr

Produktbeschreibung
Der hoch gelobte Roman »Berta Isla« (2019) von Javier Marías wird nun durch den abschließenden zweiten Teil der Geschichte ergänzt: »Tomás Nevinson«.

Eigentlich hat Tomás Nevinson mit dem Geheimdienst abgeschlossen. Doch sein ehemaliger Chef verführt ihn mit einem neuen Auftrag: Nevinson soll in einer spanischen Kleinstadt eine Terroristin, die sich an früheren Anschlägen der ETA und der IRA beteiligt hat, aufspüren und beseitigen. Als er mit einer Frau, die als Zielperson in Frage kommt, eine Beziehung eingeht, gerät er in Gewissenskonflikte.
Lassen sich Schuld und Unschuld zweifelsfrei erkennen? Und darf man einen Menschen töten, um ein größeres Verbrechen zu verhindern?
»Tomás Nevinson« ist eine meisterhafte Mischung von Spionageroman, erotischem Abenteuer und moralischer Reflexion. »Vermutlich der beste Roman, den Javier Marías bisher geschrieben hat.« El País
Autorenporträt
Javier Marías, 1951 als Sohn einer Lehrerin und eines vom Franco-Regime verfolgten Philosophen geboren, veröffentlichte seinen ersten Roman mit neunzehn Jahren. Seit seinem Bestseller ¿Mein Herz so weiß¿ gilt er weltweit als beachtenswertester Erzähler Spaniens. Zuletzt erschien sein Roman 'Berta Isla'; im Oktober 2022 erscheint sein letzter Roman 'Tomás Nevinson'. Sein umfangreiches Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Nelly-Sachs-Preis sowie dem Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur. Seine Bücher wurden in über vierzig Sprachen übersetzt. Am 11. September 2022 ist Javier Marías in Madrid verstorben.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension

Zwei Monate nach dem Tod von Javier Marías liegt sein letztes Buch auf Deutsch vor. Mit "Tomás Nevinson", findet Dirk Fuhrig, habe der spanische Schriftsteller noch einmal "eine radikal pessimistische" Studie des menschlichen Wesens vorgelegt. Wer Marías' Roman "Berta Isla" kennt, ist klar im Vorteil. Denn, so Fuhrig, zusammen bildeten die Bücher ein Paar. Angeworben vom britischen Geheimdienst soll der in England und Spanien aufgewachsene Nevinson den Terrororganisationen IRA und ETA auf die Spur kommen. Drei Frauen sind ihm verdächtig. Für Fuhrig ist die Geschichte viel mehr als ein spannender Geheimdienst-Thriller. Denn in seinem unvergleichlichen Stil habe Marías - im ständigen Perspektivwechsel der Figuren - über Schuld, Sühne und Scheinheiligkeit einen "meisterhaft" letzten Roman geschrieben.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.09.2022

Der unbekannte Mann
Javier Marías’ jüngster Roman ist durch den unerwarteten Tod des Autors auch sein letzter.
„Tomás Nevinson“ ist ein würdiger Abschluss eines großen Lebenswerks
VON SIGRID LÖFFLER
Da ist er wieder, Bertram Tupra, der böse Geist vom Londoner Secret Service, der Mann vieler Decknamen, dubioser Umtriebe und schmutziger Tricks – so undurchsichtig, faszinierend, charmant und ruchlos, wie wir ihn aus den früheren Geheimdienst-Romanen von Javier Marías kennen. In der Roman-Trilogie „Dein Gesicht morgen“, dem Opus Magnum dieses Autors, sind wir Tupra zuerst begegnet und wurden Zeugen der Vielfalt seiner manipulativen Talente, von subtiler Verführung bei der Anwerbung von Agenten über Seelenfolter seiner Unterworfenen bis hin zu archaischer Gewalt. In der aberwitzigen Schlüsselszene des Romans drohte Tupra einem Mann den Kopf abzuschlagen, mit einem „Katzbalger“, einem antiken Landsknecht-Schwert.
Und vor fünf Jahren, in dem Roman „Berta Isla“, geriet erstmals der Anglo-Spanier Tomás Nevinson, Bertas Ehemann, in Tupras Fänge. Als Student in Oxford wurde er von Tupra als Undercover-Agent für den britischen Auslandsgeheimdienst MI6 rekrutiert, vielmehr: zur Mitarbeit erpresst. Mit einer aufwendigen Mordinszenierung hatte Tupra den arglosen Studenten in eine Falle gelockt und durch Täuschung gefügig gemacht. Seither sieht sich Nevinson zu einem quälenden Doppelleben gezwungen, das er vor seiner Frau im Madrid geheim halten muss, während er auf jahrelangen Undercover-Einsätzen im Ausland unterwegs ist und zuletzt für zwölf Jahre in der englischen Provinz untertauchen musste. Der Quälgeist Tupra lässt es sich nicht nehmen, Berta persönlich die falsche Nachricht vom Tod ihres Mannes zu überbringen.
Jetzt also „Tomás Nevinson“, das Gegenstück und eine Art Fortsetzung zu „Berta Isla“, dem vornehmlich aus der Perspektive der Ehefrau erzählten Roman über Betrug, Täuschung und einen großen Liebesverrat. Hier nun wird der Titelheld abermals von Bertram Tupra heimgesucht und arglistig zu einem Spionage-Einsatz genötigt. Diesmal wird er für längere Zeit in ein nordspanisches Provinzstädtchen beordert. Getarnt als Englischlehrer soll er unter drei namentlich bekannten Frauen, die dort ganz biederbürgerlich leben, als Lehrerin, als Gastwirtin, als Politikergattin, diejenige identifizieren und womöglich ermorden, hinter der sich angeblich eine gefährliche Terroristin der baskischen Untergrundbewegung Eta verbirgt.
Javier Marías präsentiert hier die komplementäre Variante zu Bertas Eheerzählung, jetzt aus der Sicht ihres streunenden, heimlichtuerischen Ehemannes. Dass dieser jüngste Marías-Roman durch den unzeitigen Corona-Tod des Autors nun auch sein letzter geworden ist, erhöht noch die Bedeutung des Buches. Es liegt nahe, den Roman als eine Art Schlussstein eines großen Erzählgebäudes zu betrachten.
Überblickt man die sechzehn Romane von Marías’ Gesamtwerk, so fällt auf: Für den bilingualen, zwischen der spanischen und der englischen Sprachwelt pendelnden Autor gibt es zwei geistige Brennpunkte – die Pole Spanien und England, Madrid und Oxford/London – und zwei literarische Genres, den bürgerlichen Eheroman und den Geheimdienst-Thriller. Der Eheroman (von „Mein Herz so weiß“ bis zu „Die sterblich Verliebten“ und „So fängt das Schlimme an“) gravitiert bei ihm stets zum Schauplatz Madrid, der Geheimdienstroman hat als Setting meist die Schauplätze Oxford und London.
Seine Eheromane sind weltläufige Metropolengeschichten von heute, elegante Erzählungen aus dem gebildeten, gut situierten, lebens- und redegewandten spanischen Bürgertum. Marías beschreibt dessen Mentalitäten, Verhaltenscodes, Lebens- und Denkweisen und spielt seine charakteristischen Themen und Motive durch: die endlosen Missverständnisse zwischen Mann und Frau; die Fragwürdigkeiten, Täuschungen und Selbsttäuschungen in der Liebe; die Mühsal, Ungewissheiten und Waghalsigkeiten beim Versuch, heute eine Ehe zu führen.
Gerne rüttelt er seine wohlerzogenen Figuren gleich eingangs gründlich durch, indem er sie sofort und unvermittelt mit dem Tod konfrontiert. Auf den ersten Romanseiten liegt bei Marías zumeist ein Toter oder eine Tote herum. Gewaltsamer Tod, Suizid oder Mord, ist das Leitmotiv, das seinen Ehe- und Spionageromanen gemeinsam ist. Auch im Eingangssatz von „Tomás Nevinson“ geht es unverzüglich um Mord: „Ich wurde nach alter Schule erzogen und hätte nie gedacht, dass man mir eines Tages auftragen würde, eine Frau umzubringen.“
Doch egal, ob Eheroman oder Spionage-Geschichte: Stets erweist sich Marías als Meister des literarischen Framing. Er bedient sich dieser herkömmlichen Erzählformate, um sie zu sprengen und spielerisch miteinander zu vertauschen, besonders deutlich im Roman-Diptychon über die Eheleute Berta Isla und Tomás Nevinson. Im Erzählmuster des Spionage-Thrillers wird hier eine Ehe erzählt, die von Anfang an auf Lüge, Täuschung, Betrug und Selbstbetrug beruht und nur auf Entfremdung hinauslaufen kann.
Es geht um die Unmöglichkeit, den anderen wirklich zu kennen – bei Tomás das Gefühl zunehmender Entwirklichung der Realität und des Selbstverlusts hinter all den Rollen und falschen Identitäten, die er beruflich annehmen muss; und bei Berta das Gefühl der zunehmend gespenstischen Schattenhaftigkeit ihres Mannes, der für sie immer unkenntlicher wird, bis sie sich fragt, welcher Unbekannte neben ihr im Bett liegt. Toms Doppelleben und Bertas Argwohn vergiften und zerfressen diese Ehe. Das Äußerste, das diesem Paar am Ende noch möglich ist, ist ein freundlicher Umgang in vorsichtiger Distanz, mit zwei Wohnungen in fußläufiger Entfernung.
Immerhin bricht Tomás erstmals die Verschwiegenheitspflicht und weiht Berta ein in das, was sein Agentenführer Tupra ihm alles zumutet. Und zum ersten Mal seit seiner verhängnisvollen Anwerbung damals in Oxford lehnt er sich gegen seinen Dämon Tupra auf, leistet Widerstand, verweigert sich und scheut vor seinem Auftrag zurück. Vielleicht hat er durch seine eingestandene Schwäche und sein Versagen den bösen Geist endlich ausgetrieben. Wie es scheint, wird er mit Tupras Verachtung künftig ganz gut leben können.
Aber sind die Geheimdienstgeschichten dieses Autors überhaupt zünftige Spionage-Thriller? Marías hat für seine Thriller eine eigentümliche und persönliche Erzählform entwickelt. Er hebt die Spannungsdramaturgie auf, indem er die Erzählzeit extremen Zeitdehnungen unterwirft, das Erzähltempo radikal verlangsamt und die Handlung immer wieder fast zum Stillstand bringt, ohne jedoch – und das ist kein geringes Kunststück – Suspense und Spannkraft zu beeinträchtigen und sein Hauptgeschäft aus den Augen zu verlieren.
Immer wieder wird die Handlung durch allerhand Abschweifungen, Rückblenden, Exkurse und Einschübe unterbrochen, die erzählte Zeit wird gestreckt durch Überlegungen, Erinnerungen und Reflexionen des Erzählers (oft ist es die eigene Stimme des Autors, die dahinter grübelnd hörbar wird). Doch allen Abschweifungen zum Trotz bleibt die ganze Erzählmaschine immer in Schwung, arbeitet gleichzeitig digressiv und progressiv. Diese Poetik der Abschweifung verdankt Marías natürlich einem ganz anderen Meister, nämlich Laurence Sterne, dessen „Tristram Shandy“, eines seiner Lebensbücher, er ins Spanische übersetzt hat.
Gewiss: „Tomás Nevinson“ ist nichts für ungeduldige Leser. Man muss sich einlassen wollen auf das rhizomartige Verweissystem dieses emblematischen Erzähluniversums, auf den Reichtum an Beziehungen, Anspielungen, Motivspiegelungen und versteckten Zitaten, von Shakespeare bis T. S. Eliot, von John Milton bis Hölderlin. Die Romane dieses großen europäischen Autors sind hybride Gebilde – zugleich metaphysische Epen und moralische Tiefenbohrungen über das Böse, über die Grausamkeit des Menschen und seine Freiheit.
Reflexionen über die abgründige Menschennatur verbinden sich mit dem Nachdenken über Moral, Geschichte und Politik. Im Ganzen gesehen, bündeln sich die Werke zu einer Jahrhunderterzählung über Macht, Gewalt und Schuld, Spionage und Verrat, Lüge und Manipulation, Gewissen und Reue, immer vor dem Hintergrund der Nachwirkungen der lange verdrängten und nicht aufgearbeiteten Franco-Diktatur. Und „Tomás Nevinson“ erscheint als die Krönung dieses Œuvres.
Sein Leitmotiv war die Unmöglichkeit, den anderen wirklich zu kennen: der spanische Schriftsteller Javier Marías.
Foto: J. P. GANDUL
Javier Marías: Tomás Nevinson. Roman. Aus dem Spanischen von Susanne Lange.
S. Fischer Verlag, Frankfurt/Main 2022.
736 Seiten, 32 Euro
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Tomás Nevinson und somit auch das literarische Werk des Schriftstellers Javier Marías enden mit einer Liebeserklärung Carmen Eller Zeit Online 20230120
[...] grandios komponiert, die Sprache klingt rhythmisch, ja musikalisch. Das ist ein Sog, der immer tiefer hineinzieht in Nevinsons Gedankenwelt, seine Zweifel, sein Zaudern. Simone Hamm WDR 20221128