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Shortlist des Man Booker Prize - die psychologisch faszinierende Geschichte einer Mutter-Tochter-Beziehung.Eine junge Frau begleitet ihre Mutter nach Spanien, wo diese in einer Spezialklinik behandelt werden soll, da die Beine ihr den Dienst versagen. Doch ist das Leiden der Mutter wirklich physischer Natur, oder versucht sie, ihre Tochter an sich zu binden?
Dr. Gomez gilt als Koryphäe, deshalb reisen die beiden Engländerinnen nach Andalusien, wo sich Rose in Behandlung begibt. Sofia, deren griechischer Vater die Familie vor Jahren verließ, versucht zu ergründen, woran ihre Mutter erkrankt
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Produktbeschreibung
Shortlist des Man Booker Prize - die psychologisch faszinierende Geschichte einer Mutter-Tochter-Beziehung.Eine junge Frau begleitet ihre Mutter nach Spanien, wo diese in einer Spezialklinik behandelt werden soll, da die Beine ihr den Dienst versagen. Doch ist das Leiden der Mutter wirklich physischer Natur, oder versucht sie, ihre Tochter an sich zu binden?

Dr. Gomez gilt als Koryphäe, deshalb reisen die beiden Engländerinnen nach Andalusien, wo sich Rose in Behandlung begibt. Sofia, deren griechischer Vater die Familie vor Jahren verließ, versucht zu ergründen, woran ihre Mutter erkrankt ist und wo sie selbst steht. Beim Schwimmen im Meer, das voller Medusen ist, in Gesprächen mit Dr. Gomez oder dessen Tochter wird ihr immer klarer, dass sie sich von ihrer Mutter befreien muss. Als sie die Deutsche Ingrid kennenlernt, die selbstbewusst und unkonventionell ihr Leben lebt, trifft Sofia Entscheidungen.

Ein Roman über eine allzu enge Mutter-Tochter-Beziehung, überAbhängigkeit und Emanzipation und über die Suche nach Identität, ein Buch, das wie ein Quallenbiss brennt und noch lange nachwirkt. Deborah Levy, die Autorin von »Heim schwimmen«, wurde für diesen Roman mehrfach ausgezeichnet und für den Man Booker Prize nominiert.

»Ein Roman, der in seiner Klarheit an Virginia Woolf erinnert« The Guardian
Autorenporträt
Levy, DeborahDeborah Levy wurde 1959 in Südafrika geboren. 1968 emigrierte die Familie nach Großbritannien. Levy besuchte bis 1981 das Dartington College of Arts und begann, Theaterstücke zu schreiben. In Cardiff leitete sie die Manact Theatre Company. Sie verfasste neben einer großen Anzahl von Theaterstücken und Beiträgen für Radio und Fernsehen Erzählungen und Romane. Die Romane »Heim schwimmen« und »Heiße Milch« kamen auf die Shortlist des Man Booker Prize.
Rezensionen
»eine ungewöhnliche Emanzipationsgeschichte« Carola Ebeling taz am Wochenende 20180721

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.03.2018

Ein schmerzhafter
Medusenbiss
Die britische Autorin Deborah Levy seziert in ihrem
Roman „Heiße Milch“ ein Mutter-Tochter-Drama
VON ULRICH RÜDENAUER
Schon auf der ersten Seite wird dem Leser das ganze Ausmaß einer Ich-Auflösung drastisch vor Augen geführt. Ein Notebook liegt auf dem Boden, das Display zersprungen. Dieser Laptop enthält, so sind die Zeiten, das gesamte Leben. Wo früher splitternde Spiegel die Gebrochenheit literarischer Helden ins Bild setzten, werden nun Flüssigkristallbildschirme zu tausendfach verästelten Rätselbildern. Identität – ein einziges Trümmerfeld.
Die Besitzerin des noch funktionstüchtigen, aber von Rissen gezeichneten Notebooks heißt Sofia. Ihre Doktorarbeit in Anthropologie hat die Mittzwanzigerin mehr oder minder abgebrochen; sie jobbt in einem Café in London, aber die eigentliche Lebensaufgabe wächst ihr durch Mutter Rose zu, die einst von ihrem griechischen Mann verlassen wurde. Sie ist eine Leidende vor dem Herrn, die Beine versagen ihr seit Jahren den Dienst, obwohl die halbe Fachärzteschaft des Königreichs kein körperliches Gebrechen zu diagnostizieren vermag. Sie schluckt täglich eine ganze Batterie Tabletten und klammert sich an ihre undefinierbare Krankheit wie an einen Strohhalm, der sie vorm endgültigen Untergang bewahrt. Rose scheint in ihrem durch ihr Symptom ein geeignetes Instrument gefunden zu haben, die Tochter an sich zu binden. Und Sofia ist es umgekehrt nicht gegeben, sich von der mütterlichen Inbesitznahme zu lösen. Ein klassischer Fall von Co-Abhängigkeit.
Die britische Autorin Deborah Levy hat ein Faible für solche psychologisch verwickelten Beziehungs- und Emanzipationsdilemmata. Ihre Heldinnen sind nicht selten konfrontiert mit Fragen, von denen sie ahnen, dass Antworten größtes Unbehagen auslösen könnten. Die 1959 in Südafrika geborene, seit den späten Sechzigern in England lebende Levy schickt ihre Figuren deshalb gerne auf Reisen, reißt sie aus ihren gewohnten Zusammenhängen, aus ihrer „Komfortzone“, wie sie sagt. In der Fremde kann man sich eben besser auf die Schliche kommen. In dem Roman „Heim schwimmen“ aus dem Jahr 2013 versetzte sie ihre englischen Protagonisten in ein Landhaus in Südfrankreich; die Erzählungen von „Black Vodka“ (2014) fügen sich zu einer Art Roadmovie zusammen, in dem die Figuren oft halt- und rastlos wirken. Und der Essay „Was ich nicht wissen will“ (2015) beginnt mit einer Frau in London, die ihr Ziel aus den Augen verloren hat und nach Mallorca fliegt, um sich über Existenzielles Klarheit zu verschaffen.
Auch in ihrem neuesten, 2016 im Original erschienenen Roman „Heiße Milch“ ist das nicht anders: Das Mutter-Tochter-Pärchen Rose und Sofia unternimmt eine Art „Wallfahrt“ von London nach Andalusien, in eine Spezialklinik – die beiden sehen darin die letzte Chance auf Heilung. Dr. Gómez heißt der vermeintliche Wunderarzt, in den die schwindenden Hoffnungen gesetzt werden. Hier, fern von zu Hause, beginnt die Geschichte. Und hier vollzieht sich auch eine Wandlung. Denn das brüchige Ich Sofias setzt sich auf gewisse Weise unter der Sonne Spaniens neu zusammen; erotische Begegnungen am Strand erwecken in ihr zunehmend renitente Gefühle, während die Mutter mindestens ebenso renitent den weihevollen, wenngleich medizinisch eher bescheidenen Ausführungen von Dr. Goméz folgt.
Die Stimmung des Romans ist flirrend wie in einem Film von François Ozon, die sonnenbeschienene Kulisse wie bei Pedro Almodóvar, und man befürchtet immerzu, dass sich irgendwo ein Buñuelscher Abgrund auftut. Das Licht ist grell. Ein angeketteter Schäferhund bellt unaufhörlich, und Sofia wünscht sich sehnlichst, ihn aus seiner Gefangenschaft zu befreien, wie sie es für sich selbst nur zaghaft vermag. Die Szenerie ist künstlich und von natürlicher Anmut zugleich. Die Zeit steht still, überall lauern Symbole.
Die Marmorkuppel der Gómez-Klinik – – ein „mütterlicher Leuchtturm“ – ähnelt des Nachts einer geisterhaften weiblichen Brust. Sofia wird beim Schwimmen im Meer von Quallen gepeinigt, wie ein Kainsmal trägt sie den „Medusenbiss“ an der Schulter. Die Zufallsbekanntschaft Ingrid, die Sofias Liebhaberin wird, hat etwas Amazonenhaftes, „aufrecht und hochgewachsen wie eine Soldatin“ steht sie plötzlich neben der Erzählerin im Café.
Überhaupt verwandeln sich hier Menschen gerne in mythische Wesen. Doch trotz der aufgeladenen Atmosphäre bleibt die Sprache Deborah Levys ganz einfach und wirkt dadurch umso suggestiver. Sie verbirgt mehr, als sie offenlegt. „Alles Zugedeckte“, heißt es einmal, sei interessant.
So sollten wir uns auch nicht täuschen lassen: Levys lesenswerter Roman handelt nur vordergründig von Krankheit und Tod. Am puren Dasein, und wie es sich trotz aller Widrigkeiten gestalten ließe, entzündet sich das eigentliche Leiden der Figuren. Ihre Mutter, erkennt Dr. Goméz, sei Sofias Schutzschild gegen die Notwendigkeit, ein eigenes Leben zu führen. Umgekehrt freilich gilt das genauso. Und am Ende täuschen allzu offenkundige Symptome über das eigentliche Drama doch immer hinweg. Auch das lässt sich aus diesem klugen Roman lernen.
Gern verwandeln sich in
diesem Roman die Figuren
in mythische Wesen
Deborah Levy: Heiße Milch. Roman. Aus dem Englischen von Barbara Schaden.
Kiepenheuer & Witsch Verlag, Köln 2018.
288 Seiten, 20 Euro.
E-Book 16,99 Euro.
Keine Angst vor Löwenköpfen: Die britische Autorin Deborah Levy, geboren 1959 in Südafrika.
Foto: B. Cannarsa/Opale/laif
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

In Deborah Levys Roman "Heiße Milch" geht es laut Rezensentin Carola Ebeling um eine Mittzwanzigerin, die mit ihrer chronisch kranken Mutter nach Andalusien reist, um dort einen Spezialisten zu konsultieren. Auf dieser Reise entdeckt sie allerdings, dass sie nicht länger mit der Mutter unter dem Schatten der Kränkung leben kann, vom Vater verlassen worden zu sein, und findet, auch mithilfe der erwachenden Liebe zu einer anderen Frau, zu sich, fasst Ebeling zusammen. Besonders gut haben der Rezensentin die "atmosphärisch starken Bilder" gefallen, mit denen Levy die Selbstfindung ihrer Hauptfigur beschreibt: Die flirrende spanische Sommerhitze taucht die psychologischen Verstrickungen von Mutter und Tochter in das ideale Licht, findet Ebeling.

© Perlentaucher Medien GmbH