Prinzipien des bewussten Lernens
„Stellen Sie sich eine Welt vor, in der es 50 Prozent der Menschen gelingt, in ihrem Beruf das gleiche Leistungsniveau zu erreichen wie gegenwärtig die besten 5 Prozent.“ (348)
Die Autoren K. Anders Ericsson (Psychologe) und Robert Pool (Wissenschaftsredakteur)
machen in diesem Buch deutlich, dass Talent überschätzt wird und besondere Fähigkeiten von…mehrPrinzipien des bewussten Lernens
„Stellen Sie sich eine Welt vor, in der es 50 Prozent der Menschen gelingt, in ihrem Beruf das gleiche Leistungsniveau zu erreichen wie gegenwärtig die besten 5 Prozent.“ (348)
Die Autoren K. Anders Ericsson (Psychologe) und Robert Pool (Wissenschaftsredakteur) machen in diesem Buch deutlich, dass Talent überschätzt wird und besondere Fähigkeiten von jedermann erworben werden können. Notwendige Voraussetzung für Spitzenleistung ist die Bereitschaft für jahrelanges Üben und Lernen. K. Anders Ericsson beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der sog. Expertiseforschung, einem jungen Bereich der Psychologie, und stellt die von ihm erarbeiteten Prinzipien des bewussten Lernens vor.
Ein absolutes Gehör ist erlernbar, ein außergewöhnliches Zahlengedächtnis ist trainierbar, so die Thesen der Autoren, die anhand von Fallbeispielen untermauert werden. Der Einfluss der Gene wird überschätzt, es kommt auf die richtige Art des Übens an. Und von dieser richtigen Art des Übens handelt das Buch.
Lt. einer Studie von Eleanor A. Maguire verändert sich das Gehirn als Reaktion auf intensives Training (66) und das gilt nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene. So wie physisches Training zu einem Aufbau der Muskeln verhilft, führt geistiges Training zu einer Umstrukturierung und Stärkung des Gehirns. Menschen sind homöostatische Wesen, sie bringen sich immer wieder ins Gleichgewicht. Dieses Gleichgewicht kann aber durch entsprechenden Einsatz, vergleichbar einem Quantensprung, auf einen höheren Level gehoben werden.
Die Autoren beschreiben mentale Repräsentationen als Hilfsmittel für das effiziente Lernen. Die Erklärungen dazu erinnern daran, wie kleine Kinder neue Begriffe lernen, indem sie diese mit bekannten Begriffen und Eigenschaften verknüpfen. Schachspieler arbeiten mit mentalen Repräsentationen und auch Eiskunstläufer, wenn sie schwierige Sprünge einstudieren. Schritt für Schritt werden die geistigen Bilder und deren Umsetzung immer perfekter.
Die Aussage auf dem Buchrücken „Es gibt kein Naturtalent, das einen zu Besonderem befähigt“, wird durch die Ausführungen im Buch relativiert. Die Autoren zweifeln nicht an, dass es angeborene Intelligenzunterschiede gibt bzw. dass manche Kinder leichter lernen als andere. Diese genetischen Unterschiede spielen auf dem Weg zur Spitzenleistung aber nur eine untergeordnete Rolle. „Langfristig betrachtet, gewinnen diejenigen, die mehr trainieren, die Oberhand, nicht diejenigen, die anfangs einen Intelligenzvorsprung oder ein anderes „Talent“ besaßen.“ (319) Die grobe Regel sagt, dass 10000 Stunden Übung investiert werden müssen, um auf einem Gebiet Spitzenleistungen erbringen zu können.
Die Autoren erläutern in „Der Königsweg“ die Prinzipien des bewussten Lernens. (148/149) Ohne einen geeigneten Couch, der je nach erreichtem Level ausgetauscht werden muss, wird es nicht gelingen, eine Spitzenposition auf einem Gebiet zu erreichen. Dieser muss insbesondere darauf hinwirken, dass allgemeines Üben ersetzt wird durch zielgerichtete maßgeschneiderte Methoden.
Bewusstes Lernen kann privat und beruflich zu Erfolgen führen, wie die Autoren an zahlreichen Beispielen aufzeigen. Vermisst habe ich Gegenbeispiele, wo die Methode nicht erfolgreich war. Auch ist der Einsatz von 10000 Stunden so hoch, dass Menschen ihr komplettes Leben umstellen müssen, um auf einem Gebiet Spitzenleistungen erbringen zu können. Das erfordert ein Höchstmaß an Wille und Motivation. Dazu ist nicht jeder bereit. Das Beruhigende ist, die Autoren machen deutlich, dass jeder dazu befähigt ist. Aber da kommen mir Zweifel, in Anbetracht der Leistungen von z.B. Mathematikern wie Gauß, Euler, Ramanujan, Galois, …
„Die Botschaft hör' ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.“ (Goethe)