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In seinem neuen Buch zeigt Axel Honneth, was es aus der philosophischen Tradition über einen vernünftigen Begriff der Freiheit noch zu lernen gibt, was sich heute der Realisierung einer solchen Freiheit in den Weg stellt und woher schließlich die Anregungen für eine weitere Verwirklichung von Freiheit stammen können. In einem ersten Schritt unternimmt er eine zwischen Hegel und Marx vermittelnde Begriffsklärung, während sich der zweite Teil sozialen Problemfeldern zuwendet, in denen die gegenwärtigen Hindernisse einer Realisierung von Freiheit besonders deutlich ins Auge fallen. Abschließend…mehr

Produktbeschreibung
In seinem neuen Buch zeigt Axel Honneth, was es aus der philosophischen Tradition über einen vernünftigen Begriff der Freiheit noch zu lernen gibt, was sich heute der Realisierung einer solchen Freiheit in den Weg stellt und woher schließlich die Anregungen für eine weitere Verwirklichung von Freiheit stammen können. In einem ersten Schritt unternimmt er eine zwischen Hegel und Marx vermittelnde Begriffsklärung, während sich der zweite Teil sozialen Problemfeldern zuwendet, in denen die gegenwärtigen Hindernisse einer Realisierung von Freiheit besonders deutlich ins Auge fallen. Abschließend wird der Versuch unternommen, Triebkräfte zu bestimmen, die dem Kampf für die Freiheit heute neuen Aufschwung verleihen könnten.
Autorenporträt
Axel Honneth, geboren 1949, ist Jack C. Weinstein Professor of the Humanities an der Columbia University in New York. 2015 wurde er mit dem Ernst-Bloch-Preis, 2016 für Die Idee des Sozialismus mit dem Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch ausgezeichnet. 2021 hielt er in Berlin seine vielbeachteten Benjamin-Lectures zum Thema des Buches Der arbeitende Souverän.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Thomas Meyer stellt zunächst einmal fest, wie rar die Beiträge jener Philosophen im Hegel-Jahr gesät sind, die sich der Frankfurter Schule zurechnen. Nun also doch einer, Axel Honneth, wenn auch nur mit gesammelten Aufsätzen. Aber die hat der Kritiker offenbar mit Gewinn gelesen, selbst wenn sie ihn daran erinnerten, dass seit Adorno die Hegelsche Hauptfigur, der "Geist", keine so große Rolle spielt. Dafür aber wird die "Empörung" bei Hegel aufgesucht, die immerhin als "Notrecht für Arme" von ihm ins System aufgenommen wurde. Und mit diesem Fund habe sich Honneth in gewisser Weise aufgemacht, um Hegel unter Umgehung von Marx fortzuschreiben - bis zur EU. Die Legitimationskrise der Demokratien sei nicht nur zu beklagen, scheint Honneth uns Thomas Meyer zufolge sagen zu wollen, sondern jene Bruchstellen seien unter Zuhilfenahme Hegels aufzusuchen, die zur Bekämpfung dieses Notstands taugten.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.10.2020

Denker der
Empörung
Die Hegel-Aufsätze des
Philosophen Axel Honneth
Man könnte die Zusammenstellung von Aufsätzen des nunmehr an der Columbia University in New York lehrenden Philosophen Axel Honneth aus acht Jahren unter dem Titel „Die Armut unserer Freiheit“ als Teil einer akademischen Routine betrachten. Wer so produktiv arbeitet und eigentlich immer etwas zu sagen hat, legt Rechenschaft vor einer Öffentlichkeit ab, um deren Organisation, Verfasstheit und Zukunft es Honneth seit jeher philosophisch geht. Im Hegel-Jahr allerdings darf er mit einer größeren Aufmerksamkeit rechnen, zumal Mitglieder der Frankfurter Schule, der er mit guten Gründen zugerechnet wird, das Jubiläum bislang nicht mit umfassenderen Publikationen bereichert haben.
Will man partout Honneths Hegel an die Herkunft in der besagten Schule zurückbinden, dann fällt zunächst sein Desinteresse am „Geist“- und „Logik“-Hegel auf, die, was Ersteren angeht, sich bis auf Theodor W. Adorno zurückführen lässt. Der hatte nicht nur eine „negative Dialektik“ als einzig mögliche Antwort auf das „beschädigte Leben“ nach 1945 angemahnt, sondern auch der vermeintlichen Macht des alles ordnenden „Geistes“ als gesellschaftlich relevanter Größe eine scharfe Absage erteilt.
Der Hegel Honneths galt schon immer als sozialphilosophisch reduziert, aber gerade dadurch präziser transformierbar in die Gegenwart, wie vor allem sein Hauptwerk von 2011 „Das Recht der Freiheit“eindrücklich belegte. In den nun vereinten Aufsätzen lässt sich nachvollziehen, wie die „Quelle“ Hegel zur Kritik und zugleich Schärfung zentraler philosophischer und soziologischer Begriffe eingesetzt werden kann. Dabei wird, wie sich in den Auseinandersetzungen mit Hegels „Rechtsphilosophie“ zeigt, ein Autor mobilisiert, der scheinbar seine nicht bloß denkrevolutionären Wurzeln vergessen hat und ins stramm-preußische Glied zurückgetreten ist.
Stattdessen verweisen Honneths Rekonstruktionen immer wieder auf den Hegel, der „Empörung“ als Äußerungsform ernst nimmt und sie in einer Systematisierung des „Notrechts“ für Arme zusammenfasst. Dass dies nur in einer Mitschrift der „Rechtsphilosophie“-Vorlesung aus den Jahren 1819 / 20 geschieht, spricht nicht gegen Hegel. Vielmehr sind solche und ähnliche Überlegungen Hegels für seinen Interpreten der Ausgangspunkt, die historische Gestalt abzustreifen und die Arbeit am Begriff selbständig fortzusetzen. Dabei stellt sich heraus, dass auf Hegel eben nicht Marx folgen muss, sondern der Brückenschlag in die Gegenwart gelingen kann.
Insbesondere die Texte zur Frage nach dem Zustandekommen und den Konsequenzen eines an gesellschaftlichen Prozessen und Brüchen entlang entwickelten Konzepts von „Erkenntnisinteresse“ und Honneths Einlassungen zu den Problemen der europäischen Integration dokumentieren mögliche Fortsetzungen von Hegels Denkfiguren.
So skizziert die Beschäftigung mit „Erkenntnisinteresse“ eine konsequente und auch notwendige Fundierung des oft bloß behaupteten, aber selten eingelösten „emanzipatorischen“ Potenzials des Vernunftgebrauchs eine bemerkenswerte Theorie von Krisen und Konflikten.
Die hier angedeutete „Sozialontologie“ könnte von den Einsichten in die europäische Dimension der verhandelten Problemlagen profitieren. Denn dass die gesellschaftlichen Bindekräfte in den liberalen Demokratien nachlassen, muss nicht länger beklagt, sondern kann, wie Honneth es tut, mit Erinnerung an die geschichtlichen Brüche und deren gelungener Überwindung bekämpft werden. Und so ist die konstatierte „Armut der Freiheit“ doch noch zu einem klar vernehmbaren Fanfarenstoß in der Lage, der nicht überhört werden sollte
.
THOMAS MEYER
Axel Honneth: Die Armut unserer Freiheit. Aufsätze 2012-2019. Suhrkamp Verlag, Berlin 2020. 350 Seiten, 22 Euro.
Hier stellt sich heraus,
dass auf Hegel eben
nicht Marx folgen muss
Der Philosoph
Georg Wilhelm Friedrich Hegel.
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»Axel Honneths neue Aufsätze sind eine Klasse für sich. Auf hohem Niveau artikulieren sie ein tiefes Unbehagen am sozialen Strickmuster gesellschaftlichen Lebens.« Wolfgang Hellmich Neue Zürcher Zeitung 20201026