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Der freie Markt war einmal ein progressives Projekt, das zur Befreiung der Lohnabhängigen führen sollte - von obrigkeitsstaatlichen Strukturen und von der Gängelung durch die Arbeitgeber. Elizabeth Anderson zeigt, was aus dieser schönen Idee geworden ist: reine Ideologie in den Händen mächtiger ökonomischer Akteure, die sich wenig um die Freiheit und die Rechte von Arbeitnehmern scheren. Sie arbeitet heraus, wie sich der positive Zusammenhang zwischen freiem Markt und freiem Arbeiter aufgelöst hat, und bestimmt die gegenwärtige Beziehung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern neu: als eine…mehr

Produktbeschreibung
Der freie Markt war einmal ein progressives Projekt, das zur Befreiung der Lohnabhängigen führen sollte - von obrigkeitsstaatlichen Strukturen und von der Gängelung durch die Arbeitgeber. Elizabeth Anderson zeigt, was aus dieser schönen Idee geworden ist: reine Ideologie in den Händen mächtiger ökonomischer Akteure, die sich wenig um die Freiheit und die Rechte von Arbeitnehmern scheren. Sie arbeitet heraus, wie sich der positive Zusammenhang zwischen freiem Markt und freiem Arbeiter aufgelöst hat, und bestimmt die gegenwärtige Beziehung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern neu: als eine von quasi autokratisch herrschenden, privaten Regierungen und den von ihnen Regierten, die in vielerlei Hinsicht das Nachsehen haben. Eine beeindruckende Dekonstruktion eines Mythos des Marktdenkens.
Autorenporträt
Elizabeth Anderson, geboren 1959, lehrt und forscht an der Universität von Michigan in Ann Arbor und ist eine der wirkmächtigsten Philosophinnen der Gegenwart. Ihre Schwerpunkte liegen im Bereich der Moraltheorie und Ethik, der Ökonomie, der politischen Philosophie und der feministischen Theorie.
Rezensionen
»Elizabeth Andersons kluge Reflexionen führen uns eindringlich vor Augen, warum wir die Rechte von Arbeitnehmenden nicht als nebensähclich abtun dürfen.« Michael Holmes NZZ am Sonntag 20190331

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.03.2019

Als die Gleichheit aus der Arbeitswelt verschwand
Elizabeth Anderson zeigt, wie der Liberalismus Freiheit auf Freiheit der Märkte reduzierte

Es gab eine Zeit, da stand die Demokratisierung aller Lebensverhältnisse auf dem Programm einer kleinen, aber öffentlich sehr wirksamen Bewegung. Von der Familie über die Schule und Ausbildung bis zu den erwachsenen Arbeitsverhältnissen sollten die Beziehungen zwischen den Menschen demokratisiert, das heißt enthierarchisiert werden. Man nennt diese Zeit und ihre Akteure die "68er", und zumindest die westliche Welt prägen die Bilder von ihren Demonstrationen und Aktionen bis heute. In West-Deutschland war in der Folge von 1968 der Slogan "Mehr Demokratie wagen" eine Zeitlang sogar regierungspolitisch relevant.

Man könnte das Buch "Private Regierung" der amerikanischen Philosophin Elizabeth Anderson auf den ersten Blick in genau dieser Tradition lesen, zumindest wenn man ihrem Begriff des Egalitarismus folgt. Unter Egalitarismus versteht Anderson nicht die gängigen Fragen nach materieller Verteilungsgerechtigkeit, sondern viel grundsätzlicher "den Abbau oder die Abschleifung sozialer Hierarchie". Der Witz ihres Gedankengangs ist aber, dass sie die Quellen ihres Egalitarismus eben nicht in den emanzipatorischen Bewegungen des 20. Jahrhunderts findet.

"Als der Markt noch ,links' war", so lautet eine ihrer Kapitelüberschriften, bei der man genau wie bei vielen anderen Stellen zweimal hinschauen muss, um den Sinn nicht zu überlesen. "Wenn ich von ,Linken' spreche, beziehe ich mich dabei auf egalitäre Denker und Parteigänger egalitärer sozialer Bewegungen, angefangen bei den Levellers in der Mitte des 17. Jahrhunderts über die Aufklärung, die Amerikanische und die Französische Revolution bis hin zu den vormarxistischen Radikalen des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts", schreibt Anderson. In den Vereinigten Staaten, fügt sie hinzu, blieb die Assoziation von Marktgesellschaft mit Egalitarismus auch über den Bürgerkrieg hinaus erhalten, zu einer Zeit, in der in Europa Anarchisten Eigentum bereits als Diebstahl charakterisierten und die organisierte Arbeiterschaft begann, einen Sozialismus ohne "freien" Markt zu denken. Wobei Anderson diese Asymmetrie zwischen europäischer und amerikanischer Wahrnehmung der Marktgesellschaft als Unterdrücker beziehungsweise Beförderer von Gleichheit und Freiheit nicht übersieht. Sie macht sie vielmehr zu ihrem Thema, indem sie etwa die Sklavenbefreiung in der Folge des Sieges der Nordstaaten über die sklavenhaltenden Südstaaten als einen der Momente identifiziert, der die Illusion der Verbindung von Marktgesellschaft mit Idealen wie Gleichheit und Freiheit bis heute wirksam sein lässt. Denn die Euphorie über die Befreiung der Sklaven konnte sehr lange die tatsächlichen Arbeits- und Lebensverhältnisse der "Befreiten" in den Fabriken des Nordens "ideologisch" überstrahlen.

Die Sklaven waren zwar aus der Herrschaft der Plantagenbesitzer befreit, sie wurden aber sofort wieder neuen Herren unterstellt. Und die Fabrikbesitzer und ihre Manager herrschen bis heute über ihre Arbeiter und Angestellten in einer Weise, die Anderson polemisch als die Herrschaft "kommunistischer Diktaturen" bezeichnet. Wobei der Begriff der "kommunistischen Diktatur" als Kennzeichnung der tatsächlichen Macht von CEOs und Managern in heutigen Betrieben auch dann unglücklich bleibt, wenn man versucht, ihn mit den spezifisch amerikanischen Verhältnissen zu erklären. Anderson beschäftigt sich nur in Nebenbemerkungen mit der Situation in den Betrieben des untergegangenen real existierenden Sozialismus.

Vereinfacht gesagt will sie erklären, wie der ursprünglich egalitäre Ansatz, der dem Marktdenken eines Adam Smith inhärent ist, aus der Wirklichkeit des Marktgeschehens total verschwinden konnte, aber immer noch behauptet wird. Anderson geht es dabei nicht um eine Verdammung oder Entlarvung des Neoliberalismus, sondern um eine ideologische Korrektur, um den Nachweis, dass das Denken des frühen Marktliberalismus durch die industrielle Revolution als Beschreibung der tatsächlichen Marktverhältnisse nicht obsolet geworden, sondern verkehrt worden ist.

Die industrielle Revolution hat die egalitären Tendenzen, die der frühen Marktwirtschaft inhärent waren, endgültig getilgt und die freien Arbeiter zu einer Art neuer Sklaven gemacht. Um das zu verdeutlichen, beginnt Anderson mit einer Reihe drastischer Beispiele. Walmart verbietet seinen Beschäftigten, während der Arbeit flüchtige Bemerkungen auszutauschen, und nennt dies "Zeitdiebstahl". Apple inspiziert die persönlichen Gegenstände seiner Angestellten im Einzelhandel, die dadurch jeden Tag bis zu einer halben Stunde unbezahlter Arbeit verlieren, während sie in der Schlange darauf warten, durchsucht zu werden. Tyson hindert die Arbeiter in seinen Geflügelfabriken daran, die Toiletten aufzusuchen. Einige waren gezwungen, sich einzunässen, während sie von den Aufsehern verspottet wurden. Vor allem das letzte Beispiel zeugt von einer Verschärfung der Arbeitsverhältnisse in den Vereinigten Staaten, die man mit den Verhältnissen der frühen Fließbandarbeit vergleichen kann. Nur entleerten sich die Arbeiter damals direkt in die an ihnen am Fließband vorbeiziehenden Rinderhälften, ohne sich dabei noch verspotten lassen zu müssen.

Wegen solcher Verhältnisse in amerikanischen Betrieben und Unternehmen hält Anderson die übliche Gegenüberstellung von freien Märkten und regulierenden Staaten, die nichts anderes bewirken als die Beschränkung freier Entfaltungen, für völlig falsch. Denn die Verhältnisse von Angestellten, die ihren Chefs und anderen Vorgesetzten heute über ihre reine Arbeitszeit hinaus ausgeliefert sind, kommen im Gegensatz von freiem Markt und regulierenden Staaten überhaupt nicht vor. Es brauche daher unbedingt eine Terminologie und Beschreibung dieser dritten täglichen Form der Regierung, die Anderson die "private Regierung" nennt. Privat deshalb, weil die Angestellten einer Herrschaft ausgeliefert sind, die ihnen gegenüber nicht rechenschaftspflichtig ist. Was für Adam Smith völlig undenkbar gewesen wäre.

Für Smith sind die Marktbeziehungen egalitär. Die an einem Handel beteiligten Personen interagieren unter den Gesichtspunkten gleicher Autorität, gleichen Ansehens und gleichen Status. Smith verdeutlicht das, indem er dem Markthandel das Betteln gegenüberstellt, eine Art von Gabentausch, bei dem die unterlegene Partei als Gegengabe für das von ihr Gewünschte die asymmetrische Achtung im Ausdrucksverhalten zu erkennen gibt, durch "liebedienernde und schmeichlerische Aufmerksamkeit" (Smith).

In einer beeindruckenden Interpretation zweier kurzer Passagen von Smith und Marx zeigt Anderson, wie der Markt vor der industriellen Revolution und nach ihr gedacht wurde. Während Smith, der die Arbeitsteilung an einer Nagelfabrik mit zehn Beschäftigten erklärt, noch nicht sehen konnte, welche Dimension von abhängiger Arbeit die Industrialisierung hervorbringen würde, konnte Marx schon klar erkennen, dass die gleiche Freiheit von Arbeiter und Unternehmer nur bis zur Unterzeichnung des Arbeitsvertrags galt. Nach der Unterschrift war das freie Leben vorbei. Von der Abschaffung der sozialen Hierarchien im Arbeitsprozess konnte jedenfalls keine Rede mehr sein. Smith hatte noch davon geträumt, dass immer mehr Menschen gegen die alten Monopole auf dem freien Markt zu Metzgern, Bauern oder Bäckern werden würden.

Anderson gelingt es in ihrem historischen Abriss sehr gut zu zeigen, wie der ursprüngliche Gleichheitsgedanke aus dem liberalen Denken nach der industriellen Revolution verschwindet und nur noch die Freiheit der Märkte zur Maxime des Liberalismus wird. Die Arbeitsverhältnisse spielen im marktliberalen Denken keine Rolle mehr, und die Wirklichkeit der Arbeitswelt wird nicht einmal von den betroffenen Angestellten zu einem öffentlichen Thema gemacht. Anderson liefert für die ihrer Meinung nach unbedingt nötige Diskussion über die Herrschaft der privaten Regierung einen ideologischen Clou. Sie findet nämlich bei Adam Smith eine über Marx hinausgehende These zu gelingenden Marktvorgängen. Während Marx meint, dass es auf dem Markt "jedem nur um sich zu tun" ist, verlangt nach Smith ein erfolgreicher Handel von jedem, zu überlegen, wie man dem anderen einen Vorteil verschaffen könnte. Eigennutz klingt anders.

CORD RIECHELMANN

Elizabeth Anderson: "Private Regierung - Wie Arbeitgeber über unser Leben herrschen (und warum wir nicht darüber reden)". Übersetzt von Karin Wördemann. Suhrkamp, 259 Seiten, 28 Euro

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 19.03.2019

Ware Arbeit
Sind Firmen die Diktaturen unserer Zeit?
In einem Warenlager von Amazon in Pennsylvania wurde es vor einigen Jahren knapp 40 Grad heiß und sehr stickig. Doch die Firma untersagte es den Lagerarbeitern, die Türen zur Laderampe zu öffnen, um für Durchzug zu sorgen. Sonst, so die Begründung, bestehe die Gefahr, dass Waren von den Angestellten gestohlen würden. Stattdessen ließ man für den Fall, dass sie wegen Hitzschlags kollabieren sollten, Rettungswagen vorfahren. Bei einer entsprechenden Unpässlichkeit bekommt man allerdings als Mitarbeiter des Versandkonzerns in den USA Minuspunkte wegen Arbeitsausfalls, die gesammelt zum Rausschmiss führen können.
Bestimmte Geflügelfabriken haben ihrer schlecht bezahlten Belegschaft wiederholt verwehrt, die anstrengende Verarbeitung von rohem Fleisch kurz zu unterbrechen, um zur Toilette gehen. Einige Beschäftigte sind deshalb dazu übergegangen, bei der Arbeit Windeln zu tragen.
Das sind Extremfälle! Und in Deutschland könnte man zweifelsohne arbeitsrechtlich gegen solche Methoden vorgehen. Damit könnten sich dann auch die Mittelschichtsmenschen hierzulande ganz schnell wieder beruhigen, das nächste Amazonpaket bestellen und auf die Menge erfüllender Bürojobs verweisen, denen sie selbst so nachgehen. Herrscht nicht ohnehin ein Mangel an Fachkräften, weswegen diese zunehmend pfleglich behandelt werden?
Die amerikanische Philosophin Elizabeth Anderson lässt solche Ausreden in ihrem Buch „Private Regierung“ nicht gelten. Nicht nur, dass tatsächlich „viele Millionen Arbeitnehmer unter Drangsaliserung, Ausnutzung und Missachtung leiden“, was die höher Qualifizierten, denen jene Leute dienen, gerne verdrängen. Nein, Anderson glaubt, dass wir insgesamt falsch auf die Arbeitswelt blicken. Ihre zentrale These lautet: „Man erzählt uns, dass wir die Wahl haben zwischen freien Märkten und staatlicher Kontrolle, während die meisten Erwachsenen ihr Arbeitsleben gänzlich unter etwas Drittem verbringen: der privaten Regierung.“
Das heißt: Nicht nur aus dem Blickwinkel einer effizienzorientierten Ökonomie sollte man auf den Alltag aller Lohnabhängigen schauen, sondern auch aus dem der politischen Theorie. Unternehmen seien, schreibt Anderson, „Diktaturen in unserer Mitte, die unser Leben allgegenwärtig regieren, und zwar häufig mit einem weit höheren Maß an Kontrolle als der Staat“.
Die gängige, liberale Auffassung der Marktwirtschaft behandelt auch große Firmen mehr oder weniger so, als wären sie individuelle Teilnehmer des Wettbewerbs. Außerdem lobt sie die sogenannte Vertragsfreiheit – eine Anstellung wird als frei gewähltes Verhältnis betrachtet, das man beiderseits ja durch Kündigung beenden könne. Beide Behauptungen verwirft Anderson. Erstens sei die innere Verfasstheit unserer Firmen keineswegs marktwirtschaftlich, sondern – wie seit Max Weber schon häufiger festgestellt wurde – autoritär und bürokratisch. Und was zweitens die Idee der Vertragsfreiheit angeht, welche die Arbeitskraft fast selbst wie eine Ware betrachtet, so stellt Anderson fest: „Das ist so, als sage man, Mussolini sei kein Diktator gewesen, denn die Italiener hätten doch auswandern können.“ Tatsächlich ist ein Arbeitsplatzwechsel, so er denn überhaupt möglich ist, für den Lohnabhängigen mit viel mehr Belastungen verbunden als für den Arbeitgeber.
Der freie Markt, den der schottische Aufklärer Adam Smith und das neue, unabhängige Amerika im 18. Jahrhundert gefeiert hatten, war eigentlich als Befreiung von der „unterwürfigen Abhängigkeit“ (Adam Smith) des Feudalismus gedacht. Smith hatte vor allem an die Konkurrenz wirtschaftlich Selbstständiger und kleinerer Manufakturen gedacht. Doch die Industrialisierung – das ist Andersons historische These – hat aus jenem stärker egalitären Modell des freien Handels etwas anderes gemacht: eine Willkürherrschaft über große Belegschaften.
Die Philosophin behauptet zwar nicht, Firmen könnten ganz ohne Hierarchie und ohne eine gewisse Flexibilität der Arbeitnehmer auskommen; aber sie fordert, dass die Lohnabhängigen viel besser vor der (zunehmend digitalen) Überwachung durch Vorgesetzte geschützt werden, und dass die Gesellschaft insgesamt mehr über einen auffälligen Gegensatz nachdenkt: Der Firma opfern wir in einem Maße Freiheit, welches wir im Bereich der Politik, des öffentlichen und privaten Lebens niemals mehr akzeptieren würden.
Nun kann man entgegnen: Arbeit ist eben nicht nur ein Spaß, sondern schlicht eine Notwendigkeit. Der Chef ist blöd, und ich muss trotzdem Geld verdienen. Dies ist, vereinfacht gesagt, auch eines der Gegenargumente, die in dieses Buch eingebaut sind und die seinen Reiz ausmachen: Auf Elizabeth Andersons Ausführungen folgen nämlich vier kritische Kommentare von renommierten Kollegen verschiedener Fächer, auf die Anderson wiederum antwortet. So schärft das Buch bestens den Blick dafür, dass in einer Zeit, in der Gewerkschaften als unsexy gelten, die Arbeitsbedingungen keineswegs Privatsache der Privatwirtschaft sind, sondern eine öffentliche Angelegenheit.
JOHAN SCHLOEMANN
Elizabeth Anderson: Private Regierung. Wie Arbeitgeber über unser Leben herrschen (und warum wir nicht darüber reden). Aus dem Englischen von Karin Wördemann. Suhrkamp Verlag, Berlin 2019. 259 Seiten, 28 Euro.
Der Firma opfern wir in einem
Maß Freiheit, das wir in der
Politik nie akzeptieren würden
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Perlentaucher-Notiz zur FAS-Rezension

Rezensent Cord Riechelmann hat Elizabeth Andersons Buch sichtlich mit dem größten Interesse gelesen: Es geht um die Frage, wie man heute einen Egalitarismus herstellen kann, der für den Vordenker der freien Marktwirtschaft Adam Smith und überhaupt für die vormarxistischen Denker noch höchstes Gut war. Für Smith war die Beziehung zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber noch eine Beziehung unter Gleichen. Doch laut Anderson hat die industrielle Revolution dieses Denken überholt: In Fabriken sind die Arbeiter nicht gleich, wie die amerikanische Philosophin mit einigen gruseligen Beispielen aus der heutigen Arbeitswelt (mit Sprech- und Pinkelverboten) in den USA belegt. Was also tun? Anderson schlägt vor, zum ursprünglichen Adam Smith zurückzukehren, dessen Maxime für ein erfolgreiches Unternehmen gewesen sei, anderen zu einem Vorteil zu verhelfen. Soziale Marktwirtschaft ohne Eigennutz - Riechelmann scheint's zu gefallen.

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