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Deutsche und polnische Forscher unternehmen den Versuch, die deutsch-polnischen Beziehungen auf den wichtigsten Gebieten zu analysieren und zu bewerten. Den zeitlichen Rahmen bilden der Regierungswechsel in Berlin 1998 und der Beitritt Polens zur Europäischen Union. Die letzten sechs Jahre stellen in den deutsch-polnischen Beziehungen eine Zäsur von epochaler Bedeutung dar - und das nicht nur für diese beiden Staaten. Die Mitgliedschaft Polens in der NATO und in der Europäischen Union bedeutet u.a., dass erstmalig in der Geschichte der Neuzeit beide Staaten in denselben Bündnisstrukturen…mehr

Produktbeschreibung
Deutsche und polnische Forscher unternehmen den Versuch, die deutsch-polnischen Beziehungen auf den wichtigsten Gebieten zu analysieren und zu bewerten. Den zeitlichen Rahmen bilden der Regierungswechsel in Berlin 1998 und der Beitritt Polens zur Europäischen Union. Die letzten sechs Jahre stellen in den deutsch-polnischen Beziehungen eine Zäsur von epochaler Bedeutung dar - und das nicht nur für diese beiden Staaten. Die Mitgliedschaft Polens in der NATO und in der Europäischen Union bedeutet u.a., dass erstmalig in der Geschichte der Neuzeit beide Staaten in denselben Bündnisstrukturen verankert sind und auf die gleichen Werte und Ziele setzen. Andererseits haben die dramatischen Ereignisse auf internationaler Ebene Unterschiede in den Prioritäten der Außen- und Sicherheitspolitik Polens und Deutschlands herauskristallisiert. Gleichzeitig führt die Anhäufung innerer Probleme in beiden Ländern dazu, dass nach einer Anfangsphase des Aufbaus von Grundlagen "der guten Nachbarschaftund freundschaftlichen Zusammenarbeit" in den deutsch-polnischen Beziehungen nun die schwierigere Etappe der Verwirklichung der "Interessengemeinschaft" begonnen hat. Unterschiedliche Sichtweisen der aktuellen Realität verdecken allerdings nicht die gemeinsame grundlegende Sorge der Autoren darum, dass gegenseitige Loyalität und eine auf Vertrauen beruhende deutsch-polnische Zusammenarbeit die Basis für die bilateralen Beziehungen im europäischen Kontext sein müssen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.01.2006

Zur Nachbarschaft verurteilt
Einseitige Bilanz der deutsch-polnischen Beziehungen seit 1998

Dem jetzt in Deutschland und bereits vor mehr als einem Jahr in Polen erschienenen Band des West-Instituts in Posen war 2000 das Buch "Polen und Deutsche auf dem Weg zu einer partnerschaftlichen Beziehung" als Bilanz für das Jahrzehnt zwischen 1989 und 1998 vorausgegangen. Nun sollen nur sechs Jahre "präsentistisch analysiert" werden; im Grunde handelt es sich, wie Dieter Bingen im Vorwort schreibt, um ein Jahrfünft. Die Erklärung liefert das polnische Vorwort von Anna Wolff-Poweska: "Den zeitlichen Rahmen schaffen der Machtwechsel in der Bundesrepublik Deutschland durch die Koalition aus Sozialdemokraten und Bündnis 90/Die Grünen nach 16 Jahren der christlich-liberalen Regierung und der Beitritt Polens zur Europäischen Union." Die polnische Herausgeberin will das Buch verstanden wissen als "das Resultat der Arbeiten deutscher und polnischer Forscher". Aber diese Behauptung stimmt nicht, weil unter den zwanzig Beiträgen achtzehn polnische Autoren und lediglich zwei deutsche zu finden sind. Keine Stimme ist unter den Zeitgenossen so häufig zitiert wie der frühere Bundeskanzler Schröder und die Präsidentin des Bundes der Vertriebenen, Erika Steinbach. In vielen Aufsätzen ist das "Zentrum gegen Vertreibungen" mit Standort Berlin ein gern aufgegriffenes, breit und auch polemisch behandeltes Thema.

Die Fakten während dieses Jahrfünfts sind bekannt: Mitgliedschaft Polens in der Nato, Kosovo-Krieg, Polen als Bundesgenosse der Vereinigten Staaten im Irak, Mitgliedschaft in der EU. Zu den einzelnen Vorgängen und Ereignissen gibt es eine Fülle von Leitartikeln und Kommentaren in Rundfunk und Fernsehen, die Meinungen vortragen und Urteile bilden helfen. Darüber hinaus erhalten in dem dickleibigen Band diejenigen das Wort, die den Ablauf der jüngsten Geschichte analysieren, in größeren Zusammenhängen sehen, tiefer schürfen, kritisch bilanzieren. Die Folge ist jedoch, daß der Leser nichts umwerfend Neues erfährt. Um den ausgebreiteten Stoff interessant zu machen, werden häufig bis zum Überdruß Umfrageergebnisse eingeblendet, obwohl man sich dann wieder vom Wert solcher Umfragen distanziert. Das Vorhaben der Autoren ist ehrenwert: Man sieht Spannungen im deutsch-polnischen Verhältnis, möchte die Nachbarschaft, zu der man aus polnischer Sicht "verurteilt" ist, neu beleben und will dazu aufklärende Hilfe leisten.

Ein Beitrag sei herausgehoben: Die polnische Politikwissenschaftlerin Beata Ociepka beschreibt "Das Bild der Deutschen und der Polen in den Medien". Sie schildert, wie plötzlich in den polnischen Medien das "Zentrum gegen Vertreibungen" hochgespielt worden ist. Es war - journalistisch ausgedrückt - "Sauregurkenzeit". Wojziech Pieclak hingegen schießt in seinem Beitrag aus allen Rohren gegen dieses Zentrum und fragt, wo Polen in der Berliner "Erinnerungslandschaft" mit Holocaust-Gedenken und Vertriebenenmahnmal bleibe. Altera pars audiatur. Leider fehlen Berichte über das Jahrfünft aus deutscher Sicht. Ohnehin stellt sich die Frage, ob es dringend geboten sei, Texte zu publizieren, die nur Bekanntes anmaßend gewichtig und bedeutsam neu formulieren.

HERBERT HUPKA

Anna Wolff-Poweska/Dieter Bingen (Herausgeber): Nachbarn auf Distanz. Polen und Deutsche 1998-2004. Veröffentlichungen des Deutschen Polen-Instituts Darmstadt. Harassowitz Verlag, Wiesbaden 2005. 496 S., 29,80 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

" Kein Geringerer als Ex-Schlesier-Chef Herbert Hupka rezensiert diesen Band über die deutsch-polnischen Beziehungen zwischen 1998 und 2004. Hupka hat zunächst zu bemängeln, dass unter den zwanzig Beiträgen des Bandes "lediglich zwei deutsche Stimmen" zu finden sind. Deshalb findet er auch die Etikettierung des Buches als "Resultat der Arbeiten deutscher und polnischer Forscher" nicht angemessen. Im Übrigen hat er "nichts umwerfend Neues" erfahren, empfindet Überdruss wegen allzu häufiger Einblendung von Umfrageergebnissen in die Beiträge, oder moniert zu polemische Behandlung des geplanten "Zentrums gegen Vertreibungen". Lediglich den Beitrag der polnischen Politikwissenschaftlerin Beata Ociepka über die Gründe, weshalb die polnischen Medien die Planung dieses Zentrums so hochspielten, findet er heraushebenswert.

© Perlentaucher Medien GmbH"