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Wir könnten jetzt auch den Bus nehmen, die Bahn oder ein Flugzeug. Stattdessen ziehen wir einfach die Tür hinter uns zu und laufen los. Das leichte Gefälle hinunter bis zur Hauptstraße, nach links durch das kleine Waldstück. Danach soll der Zufall entscheiden wie es weitergeht, mit wem wir fahren, wo wir schlafen. Der Sand und die Blitze am Abend, das Segelschiff, das Konzert auf dem Berg, die Fische und Trolle, all die Menschen und ihre Geschichten, die Dankbarkeit, die fröhlichen Begegnungen und schmerzlichen Abschiede, der Polarkreis, Tromsø, das ganze wunderbare Abenteuer - von all dem ahnen wir noch nichts. …mehr

Produktbeschreibung
Wir könnten jetzt auch den Bus nehmen, die Bahn oder ein Flugzeug. Stattdessen ziehen wir einfach die Tür hinter uns zu und laufen los. Das leichte Gefälle hinunter bis zur Hauptstraße, nach links durch das kleine Waldstück. Danach soll der Zufall entscheiden wie es weitergeht, mit wem wir fahren, wo wir schlafen. Der Sand und die Blitze am Abend, das Segelschiff, das Konzert auf dem Berg, die Fische und Trolle, all die Menschen und ihre Geschichten, die Dankbarkeit, die fröhlichen Begegnungen und schmerzlichen Abschiede, der Polarkreis, Tromsø, das ganze wunderbare Abenteuer - von all dem ahnen wir noch nichts.
Autorenporträt
Svenja Beller, geb. 1987, arbeitet als freie Journalistin u.a. für das Greenpeace Magazin, den Freitag, Neon und DIE ZEIT. Schwerpunkte: Umwelt, Gesellschaft, Klimapolitik, Reise. Roman Pawlowski, geb. 1988, Fotograf, arbeitet vor allem für Magazine (Greenpeace, GEO, Nido, Neon, ZEIT), Schwerpunkt: Porträts, Reportagen
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.01.2018

NEUE REISEBÜCHER

Für den Tisch "Der Zufall soll entscheiden, wie es weitergeht, mit wem wir fahren und wo wir schlafen", auch so kann man reisen. Während viel von "Entschleunigung" geredet wird und manch einer sich temporär vom digitalen Leben abwenden möchte, haben Svenja Beller und Roman Pawlowski auf ihre Art damit Ernst gemacht. Sie gehen zu Fuß. In Hamburg, wo sie wohnen, treten die Autorin und der Fotograf aus ihrer Haustür und machen sich auf bis nach Tromsø, der nördlichsten Stadt der Welt. Zwei Monate wird es dauern, auf diese Art die rund 2500 Kilometer zurückzulegen (einen Schlenker um die ziemlich verlassenen Orte Gäddede und Lit nicht mitgerechnet). Das Buch "Einfach loslaufen" ist eine Art Protokoll dieser Reise, ein Tagebuch, und nicht nur über die Orte, durch die es getragen wird. Sondern auch über die Gedanken, die diesen langen Gang begleiten, über das Reisen schlechthin, über das Gefühl von Heimat (das den beiden Hamburgern in Hamburg offenbar abhandengekommen war). Einige dieser üblichen Klischees, die man im Computerzeitalter nun einmal so denkt, reisen auch mit: Sie wolle "das Echte" kennenlernen, erklärt Beller, und lässt deswegen Smartphone, Laptop und Reiseführer zu Hause.

Die beiden trampen. Sie fragen nicht Google Maps, sondern Menschen, die sie treffen, nach dem Weg. Und zwischen den Mini-Porträts der Orte auf ihrem Weg (als Erstes: Föhr) porträtiert das Buch die Menschen, mit denen die Reisenden plaudern. Auch in den Bildern des Fotografen Pawlowski. Da ist Pit, der seine Eltern drei Jahre gepflegt hat und nun, nach deren Tod, im Wohnmobil auf Tour ist. Und da ist Micha, der immer barfuß geht und alte Kampfausrüstungen nachbaut. Früher hat man das wohl Aussteiger genannt, heute scheint jeder unterwegs das ganz Andere zu suchen. Allerdings zeigt dieses Reiseprotokoll dann auch den offen rassistischen Barmann in Husum. Man ist froh, wenn der Bericht Deutschland verlässt und es über Dänemark nach Schweden und Norwegen weitergeht. Dort wirken manche Themen gleich viel freundlicher: Um ein Konzert des norwegischen Popstars Sondre Justad zu hören, steigen die Reisenden auf den Festvågtinden, der Gig findet auf der Bergspitze statt. Steiler Aufstieg, anderthalb Stunden, oben liegt die Bühne direkt am Abgrund, die Lautsprecher sind mit Gurten festgezurrt. Ein Adler kreist zum Indie-Pop über dem Publikum.

So sehr das Buch sich von moderner Internettechnologie distanziert und den Verzicht lobt - es wäre ohne das Internet nicht denkbar. Denn sein Tonfall ist der eines Reiseblogs, hoch subjektiv und einfach nacheinander berichtend, was passiert ist. Keine rauschhaften Abwege wie bei Hunter S. Thompson und keine intellektuellen Exkurse wie bei Bruce Chatwin. Aber der Text wirkt sehr nah und privat, strahlt dabei eine besondere Ruhe aus. Die oft melancholischen Bilder passen dazu. Am Ende geht "alles ganz schnell", wie bei jeder Reise ist plötzlich Schluss, und mit diesem Buch ist es auch so - man hatte sich gerade an seinen leichten, manchmal auch nachdenklichen Tonfall gewöhnt.

Svenja Beller, Roman Pawlowski: "Einfach loslaufen - Eine Reise in fremde Leben. Von der Haustür in den hohen Norden". Dumont, 200 Seiten, 22,90 Euro

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