Im ganzen Land schön
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Jeden schönen Tag sind Tausende unterwegs: Sie lösen mit ihrem Halbtaxabo eine Tageskarte und sind dann von früh morgens bis zur späten Heimkehr auf Achse. Sie verwandeln die Schweiz in Bahnkilometer, loten sie aus nach den schönsten Zügen, den längsten Strecken, auf Aussichten und Entdeckungen scharf, auf ihr ganz besonderes Erlebnis der Schweiz. Vor dem Zugfenster lassen sie ihr Land antreten, stolz, gerührt oder gleichmütig, laute Gruppen, die morgens um Zehn den ersten Dezaley zischen, in sich gekehrte Einzelgänger, das faltige Rucksäcklein auf den Knien, den Blick aus dem Fenster.
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Produktbeschreibung
Jeden schönen Tag sind Tausende unterwegs: Sie lösen mit ihrem Halbtaxabo eine Tageskarte und sind dann von früh morgens bis zur späten Heimkehr auf Achse. Sie verwandeln die Schweiz in Bahnkilometer, loten sie aus nach den schönsten Zügen, den längsten Strecken, auf Aussichten und Entdeckungen scharf, auf ihr ganz besonderes Erlebnis der Schweiz. Vor dem Zugfenster lassen sie ihr Land antreten, stolz, gerührt oder gleichmütig, laute Gruppen, die morgens um Zehn den ersten Dezaley zischen, in sich gekehrte Einzelgänger, das faltige Rucksäcklein auf den Knien, den Blick aus dem Fenster.

Die Eintagesschweizumreisungen, nur in diesem kleinen Land überhaupt möglich, sind auch ein kulturpolitisches Phänomen: Vielleicht ist hier mehr"Austausch der Landesteile"als in manchem künstlerischen Förderprogramm. Dieter Bachmann hat eine Reihe von Kolleginnen und Kollegen gebeten, in erzählerischer oder essayistischer Form von ihren Ganztages-Halbtax-Erfahrungen zu berichten.
Autorenporträt
Dieter Bachmann, 1940 in Basel geboren, lebt als Autor in Umbrien und Zürich. 1988-1998 war er Chefredaktor der Zeitschrift 'du'
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.11.2006

Mit der Tageskarte durchs ganze Land

Weil nicht alle Schweizer mehrsprachig sind, wechselt die Bahn sofort ihre Ansage, wenn der Zug zwischen Bern und Fribourg die Sprachgrenze überquert. Dann wird der Passagier erst auf französisch und dann auf deutsch informiert. Bis in die sprachlichen Details hinein sind die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) ein Spiegelbild dieses multikulturellen Landes, sind sie eine rollende Heimat auf Schienen. Wer mit dem Auto die Schweiz bereist, erfährt zwar auch etwas über Land und Leute, doch das vollständigere Bild liefert die Bahn. Sie bietet die schönsten Inszenierungen, wenn Berge, Seen und Städte am Zugfenster vorbeiziehen. Daß die Schweiz ein Volk von Bahnfahrern ist, liegt wohl auch daran, daß dieses Land die optimale Größe hat, um eine Tageskarte von Nord nach Süd oder von Ost nach West ausfahren zu können. Man schafft es etwa von Basel bis Lugano hin und zurück oder von St. Gallen bis Genf. Solche Tagestouren sind wie kleine Fluchten aus der Enge des Lands, weil es Bahn-Strecken gibt, auf denen die Schweiz eine grandiose Weite gewinnt, so zum Beispiel zwischen Lausanne und Chexbres, wenn der Zug sich am Genfer See langsam in die Höhe schraubt und das Panorama sich bis nach Frankreich weitet. Fünfzehn Autoren haben in diesem Buch solche Fluchten mit der Tageskarte beschrieben. Es sind sehr vielfältige Exkursionsberichte. Einige folgen brav den Schienen und beschreiben eher gradlinig, was sie sehen und erleben. Andere lieben es kurvenreicher, machen aus der Tour eine bizarre Fahrt in ihr Inneres. Die besten Texte sind die, in denen Stationsnamen oder Landschaften Erinnerungen wecken oder die Bahnfahrt zur Parabel wird. Dazu zählt eine Friedhofstagesfahrt, zu der sich zwei Männer verabreden, von denen einer "Begräbnisrezensent" ist, für eine Zeitung also Kritiken über Trauerfeiern schreibt. Nicht nur die Lebenden, auch die Toten in der Schweiz profitieren vom Schienennetz.

km.

"Im ganzen Land schön. Die Schweiz mit der Tageskarte - Ein Reisenbuch von fünfzehn Autoren" herausgegeben von Dieter Bachmann. Limmat Verlag, Zürich 2006. 208 Seiten. Gebunden, 22,80 Euro. ISBN 3-85791-499-8.

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