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Der letzte Fall für Wallander
Kurt Wallander sehnt sich nach Ruhe und einem Haus auf dem Land. Vielleicht das alte Bauernhaus in Löderup, das er an einem trübkalten Herbsttag besichtigt? Doch die friedliche Umgebung trügt. Als Wallander im Garten über eine Knochenhand stolpert, lässt ihm der rätselhafte Fund keine Ruhe. Bei seinen Recherchen deckt Wallander einen Mordfall auf, der eigentlich längst verjährt ist ...

Produktbeschreibung
Der letzte Fall für Wallander

Kurt Wallander sehnt sich nach Ruhe und einem Haus auf dem Land. Vielleicht das alte Bauernhaus in Löderup, das er an einem trübkalten Herbsttag besichtigt? Doch die friedliche Umgebung trügt. Als Wallander im Garten über eine Knochenhand stolpert, lässt ihm der rätselhafte Fund keine Ruhe. Bei seinen Recherchen deckt Wallander einen Mordfall auf, der eigentlich längst verjährt ist ...
Autorenporträt
Henning Mankell, geboren 1948 in Härjedalen, war einer der großen schwedischen Gegenwartsautoren, von Lesern rund um die Welt geschätzt. Sein Werk wurde in über vierzig Sprachen übersetzt, es umfasst etwa vierzig Romane und zahlreiche Theaterstücke. Nicht nur sein Werk, sondern auch sein persönliches Engagement stand im Zeichen der Solidarität. Henning Mankell lebte abwechselnd in Schweden und Mosambik, wo er künstlerischer Leiter des Teatro Avenida in Maputo war. Er starb am 5. Oktober 2015 in Göteborg. Seine Taschenbücher erscheinen bei dtv.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Als Übung in literarischer Askese bzw. Beschränkung auf das Krimi-Notwendige findet Kristina Maidt-Zinke diesen nachgeschobenen Wallander okay. Ein ausgebrannter Kommissar, eine Hand im Blumenbeet, keine großen Verschwörungen oder spannenden politischen Verwicklungen, einfach eine Familientragödie, warum nicht, sagt sich die Rezensentin. Als Kur gegen die Entzugserscheinungen der Wallander-Fangemeinde empfiehlt sie allerdings eher das Nachwort. Darin erläutert Henning Mankell die Entstehung der Figur des Wallander, die Notwendigkeit seines Endes - und, last not least, dass es künftig durchaus noch Geschichten um Linda Wallander geben könnte. Was für eine Nachricht!

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.11.2013

DIE KRIMI-KOLUMNE
Ein nachgereichter
Wallander-Fall
Ein neuer Fall für Kurt Wallander? Das wäre eine kleine Sensation. Hat doch Henning Mankell, der Erfinder des traurigsten aller schwedischen Kommissare, mit der Erfolgsserie „aufgehört, als es noch Spaß machte“, wie er im Nachwort zu der mysteriösen Neuerscheinung bekräftigt. Die Entscheidung fiel vor vier Jahren, als in Schweden der zehnte Wallander-Band „Den orolige mannen“ erschien, aus dem auf Deutsch „Der Feind im Schatten“ wurde. Um den Abschied unwiderruflich zu machen, schickte der Autor seinen Ermittler damals ins „Land der Dämmerung“ – eine Metapher für beginnende Demenz. Wie schön ist es für den schwedischen und den deutschen Verlag, dass man nun, da unter den Fans die Entzugssymptome grassieren, noch einen (laut Klappentext) „entsetzlichen Fund“ aus dem Hut ziehen kann, und sogar ohne das Postulat einer Wunderheilung.
  Der „neue“ Mankell heißt bei uns „Mord im Herbst“; die Übersetzung des schwedischen Titels lautet, entschieden gruseliger, „Die Hand“. Das Original wiederum wurde unter dem Arbeitstitel „Händelse om hösten“ (etwa „Zwischenfall im Herbst“) verfertigt und erschien zuerst in niederländischer Übersetzung. Und zwar im Jahr 2004, als Mankell der Bitte nachkam, für einen vom holländischen Buchhandel veranstalteten „Monat des spannenden Buchs“ ein Werk beizusteuern, das gratis an jeden Käufer eines Krimis verteilt wurde. Erst 2012 stimmte er der Veröffentlichung in Schweden und im deutschen Sprachraum zu, angeblich deshalb, weil ihn eine BBC-Verfilmung, deren Drehbuch auf jenem Text basierte, von der Qualität der „verschenkten“ Geschichte überzeugt hatte.
  Dem Film allerdings wurde einiges an Fleisch beigegeben, wo die Vorlage buchstäblich nur Knochen anbietet. Die novellenhafte Kürze und die stoffliche Askese mögen dem Anlass und dem damit verknüpften Prinzip des geringsten Aufwandes geschuldet sein, aber man könnte auch ein stilistisches Experiment darin sehen, den Versuch, eine Krimihandlung auf die notwendigsten Elemente zu reduzieren. Inhaltlich findet das seine schon fast komische Entsprechung im Motiv der skelettierten Hand, die ausgerechnet im Obstgarten eines verlassenen Bauernhofs aus dem Boden ragt, den der müde, ausgebrannte Wallander als ruhigen Alterswohnsitz ins Auge gefasst hat.
  Die Handlung spielt im Jahr 2002. Der Kommissar lebt in problematischer Wohngemeinschaft mit seiner Tochter und Berufskollegin Linda und wünscht sich eine Partnerin, einen Hund und ein Haus auf dem Land. Kollege Martinsson empfiehlt ihm ein Anwesen in Löderup, nahe bei dem Hof, auf dem Wallanders Vater lebte. Die Knochenhand im Garten gehört, wie sich herausstellt, zu einer Frauenleiche, die vor Jahrzehnten dort vergraben wurde; ein weiterer Skelettfund schließt sich an. Wallanders Ermittlungen konzentrieren sich auf die ehemaligen Bewohner; es gibt weder globale Verschwörungen noch brisante politische Hintergründe; das Grundstück in der schonischen Provinz entpuppt sich schlicht als Schauplatz einer Familientragödie. Am Ende ist der trostlose Herbst in den unwirtlichen Winter übergegangen, und Wallander sucht immer noch ein Haus.
  Als Übung in der Kunst der Beschränkung kann die Story bis zur abrupten Auflösung des Falls einigermaßen überzeugen, aber die Spannung hält sich in Grenzen, und in einem genuinen, großformatigen Wallander-Krimi wäre es nun wohl erst richtig losgegangen. Dafür muss das Nachwort entschädigen, in dem Mankell schildert, wie er Krimischriftsteller wurde, wie sein weltberühmter Kommissar das Licht der Welt erblickte und warum er schließlich in der Dämmerung verschwinden musste. Und dann wirft er einen Köder aus: Er wolle nicht ganz ausschließen, dass es noch eine oder mehrere Geschichten um Linda Wallander geben werde. Eine Verheißung, die so mancher Mankell-Leser aufregender finden dürfte als den grausigsten Fund.
KRISTINA MAIDT-ZINKE
Henning Mankell: Mord im Herbst. Ein Fall für Kurt Wallander. Aus dem Schwedischen von Wolfgang Butt. Paul Zsolnay Verlag, Wien 2013. 144 Seiten, 15,90 Euro, E-Book 6,99 Euro.
Das Buch erschien zunächst
als Gratis-Beigabe in Holland
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"Spannend inszeniert und extrem realistisch ist dieses Hörbuch ein Muss für Freunde des schwedischen Ermittlers."
Ermittlerporträt
Kurt Wallander zählt wohl zu den wenigen literarischen Figuren, die auch ungemein viele Nichtleser kennen. Durch diverse Verfilmungen der Bücher läuft fast wöchentlich mindestens ein "Wallander"-Krimi. Fans streiten natürlich darüber, welcher der Darsteller dem "echten" Wallander am nächsten kommt: Ist es Rolf Lassgård, ist es Krister Henriksson oder doch der Engländer Kenneth Branagh?

Auch das Städtchen Ystad in der Region Schonen, in dem der fiktive Kommissar lebt, freut sich über zahlreiche "Wallander"-Touristen und bedient sie gut. Touren auf den Spuren des melancholischen Ermittlers gibt es zuhauf. Ob zu Fridolfs Konditorei, Kurts Lieblingscafé, in dem er auch gerne sein Heringsbrötchen mit Leichtbier hinunterspült, oder natürlich die Mariagatan, in der Wallander im Haus Nummer 10 lange wohnte. Fasziniert uns an Kurt Wallander, dem übergewichtigen und grüblerischen Burschen, dass er sich die Schlechtigkeit der Welt zu sehr zu Herzen nimmt?

Für Henning Mankell, seinen Schöpfer, ist klar, dass er Kurt so normal wie möglich anlegen wollte, ein "Jedermann" sollte er sein. Er gab ihm sein Geburtsjahr (1948) und verpasste ihm irgendwann auch noch die Volkskrankheit schlechthin: Diabetes. Der erste "Wallander"-Roman erschien 1991 und hieß "Mörder ohne Gesicht". Damals, so erzählt Mankell, war ganz und gar nicht klar, dass das eine Reihe werden könnte. Doch Kurt Wallander eignete sich für den Autor Mankell "als Instrument", das er benutzen konnte, um viele Geschichten zu erzählen. Und das tat er. Mit "Der Feind im Schatten" schließt die Reihe um den dickköpfigen Kommissar. Er erkrankt an Alzheimer - ein weiterer Wallander ist so unmöglich...

"In was für einer Welt leben wir eigentlich?", heißt einer der Fragen, die sich Kurt Wallander oft stellt. Er ist eine gebrochene Figur - und geht uns vermutlich genau deshalb so zu Herzen. Wenn er sich hartnäckig, wortkarg und ungemein schwermütig in einen Fall vertieft, scheint es so, als würde die heilere Seite von ihm die Oberhand gewinnen. Schließlich ist er ein brillanter und sensibler Ermittler. Privat aber ist er kein Superheld, sondern ein normaler Mensch mit einem zeitweiligen Alkoholproblem. Seine Ehe hat nicht gehalten und trotz seiner Erfolge als Ermittler hängt die Idee des Scheiterns wie ein Damoklesschwert über ihm.

Zeitweise wohnte der Single Wallander mit seiner Tochter Linda zusammen - sie ist, wir wissen es, auch Polizistin geworden und hatte immer auch ein Auge darauf, dass unter der Woche keine Flasche Wein geöffnet wird. Manchmal tat Kurt das dennoch heimlich - wenn Linda unterwegs war. Irgendwann zog Kurt Wallander aufs Land und unternahm mit seinem Labrador "Jussi" lange Spaziergänge. Wieder zu Hause, liebte er es, auf dem Sofa zu sitzen, Wein zu trinken und italienische Opern zu hören... und man hätte sich fast immer gern zu ihm gesetzt, natürlich schweigend, und mit ihm darüber nachgesonnen, warum die Welt so ist, wie sie ist.