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Eine Geschichte von vertauschter Identität, Liebe und Schuld - in Form eines perfekt konstruierten Thrillers.
Die Welt ist aus den Fugen in diesem historisch-fantastischen Roman: Der Krieg zwischen August dem Starken und Karl XII. von Schweden hat Schlesien um 1700 im Würgegriff. Regimenter durchziehen das Land und üben erbarmungslose Lynchjustiz. Die Bauern, aber auch Banden von Räubern und Vagabunden kämpfen ums nackte Überleben. Ein christlicher Bischof bietet den Verfolgten letzte Zuflucht: In seinen Steinbrüchen und Schmelzöfen »stöhnen an Karren geschmiedet die Lebendig-Toten, die…mehr

Produktbeschreibung
Eine Geschichte von vertauschter Identität, Liebe und Schuld - in Form eines perfekt konstruierten Thrillers.

Die Welt ist aus den Fugen in diesem historisch-fantastischen Roman: Der Krieg zwischen August dem Starken und Karl XII. von Schweden hat Schlesien um 1700 im Würgegriff. Regimenter durchziehen das Land und üben erbarmungslose Lynchjustiz. Die Bauern, aber auch Banden von Räubern und Vagabunden kämpfen ums nackte Überleben. Ein christlicher Bischof bietet den Verfolgten letzte Zuflucht: In seinen Steinbrüchen und Schmelzöfen »stöhnen an Karren geschmiedet die Lebendig-Toten, die sich vor dem Galgen in die Hölle geflüchtet haben«. Zwei Männer, ein adeliger Deserteur und ein namenloser Vagabund, stehen am Scheideweg. Der Weg des ersten führt zur feindlichen schwedischen Armee, zu Kriegsruhm, Reichtum und zur schönen Maria Agneta, seiner Kusine. Der Weg des anderen führt in die Feuerhölle des Bischofs. Doch die Schicksale kreuzen und vertauschen sich.
Der kunstvoll geometrische Aufbau dieses Plots gehört zu den ästhetisch beglückendsten Erfindungen des Mathematikers Perutz. Und in der Figur des namenlosen Vagabunden hat er eine Gestalt erschaffen, die in Charisma und Dämonie den berühmten Helden der schwarzen Romantik gleicht - von Byrons Manfred bis zu Dumas' Grafen von Monte Christo.
Autorenporträt
Leo Perutz wurde am 2. November 1882 in Prag geboren und siedelte 1899 mit seiner Familie nach Wien über. In der Zeit zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg zählte er zu den meistgelesenen Erzählern deutscher Sprache. 1938 emigrierte Perutz nach Tel Aviv. Er starb 1957 während eines Österreichbesuchs in Bad Ischl. Sein Werk umfasst zahlreiche Romane und Erzählungen und wurde in viele Sprachen übersetzt. In seinen Romanen begegnen sich Historisches und Phantastisches, Traum und Wirklichkeit verschmelzen. Sein gesamtes Romanwerk sowie ein Nachlassband sind als Taschenbuch bei dtv in der Leo-Perutz-Edition lieferbar. Allesamt herausgegeben und mit einem neuen Nachwort von Hans-Harald Müller. Im Februar 2008 erscheint der Roman ¿Der Meister des Jüngsten Tages¿ außerdem in der Edition der AutorenBibliothek. 'Leo Perutz ist der größte magische Realist unserer Sprache, ein Virtuose des Rätsels.' Daniel Kehlmann 'Er ist ein Dichter mit der Fähigkeit, ungewöhnlich fesselnde Romane zu schreiben. Ich betone: ein Dichter.' Carl von Ossietzky  
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.03.2008

Das Werkzeug der Erlösung
Leo Perutz: „Der schwedische Reiter”
Landstreicher und Edelmann, was ist schon der Unterschied? Ein Zufall der Geburt, mehr ist da nicht. Dem Zufall kann abgeholfen werden, wenigstens in der Literatur, und dann tauschen der raue Geselle und der affektierte Aristokrat die Rollen. Aus dem Dieb wird ein Gutsbesitzer, aus dem stolzen Offizier ein Sträfling.
Der Wechsel der Identität, der vollständige Tausch der Existenz, des Namens, des Standes, ja des Schicksals, ist das Thema des 1936 erstmals erschienenen Romans „Der Schwedische Reiter” von Leo Perutz. Als sein meisterlicher, zwischen Historiengemälde und Phantastik changierender Roman erschien, war der in Prag geborene Perutz ein erfolgreicher Autor von 54 Jahren. Doch 1936 konnte der Zsolnay-Verlag das Buch des Juden in Deutschland nicht mehr ausliefern. Zwei Jahre später musste Leo Perutz aus Österreich ums Überleben fliehen, und im Exil in Palästina wurde er so gründlich vergessen, dass es ihm nach 1945 nie mehr gelang, im Literaturbetrieb Fuß zu fassen.
Nur wenig ist Perutz an den sozialen und psychologischen Implikationen seiner Personen-Konstellation interessiert. Im Jahr 1701 lässt er im vom Krieg verwüsteten Osten Deutschlands zwei Männer aufeinander treffen, die beide am Ende sind: den abwechselnd als Gottesräuber und Schwedischen Reiter bezeichneten Dieb – und den aus deutschem Fürstenheer desertierten Schweden Christian von Tornefeld. Beide sind sie auf der Flucht, beiden droht der Galgen. Wenig später ist der Aristokrat gefangen und zur Vernichtungsarbeit im Kalksteinwerk eines katholischen Bischofs verdammt, das Züge eines Konzentrationslagers trägt. Der Dieb hingegen ist frei, wird zum großen Räuber und endlich mit dem Wappenring, dem Namen und der Familiengeschichte Christian von Tornefelds zum Gutsherrn, mit dessen liebreizender Braut er eine glückliche Familie gründet.
Das geht so neun Jahre, ehe die beiden durch die eherne Mechanik des Schicksals wieder in ihre alten Rollen zurückgezwungen werden. Sie sterben im selben Augenblick, der Dieb in der Hölle des Kalksteinwerks, der Aristokrat auf dem Schlachtfeld, auf dem er den ersehnten Tod für die schwedische Sache findet.
Es ist eine in grelle Farben gefasste, völlig gottlose Welt, in der die beiden sich behaupten müssen, und am Ende erweist sich der Verrat als Werkzeug der Erlösung, die keine metaphysische ist: dass der eine seinen Tod als Sühne für den Verrat akzeptiert und der andere einzig durch diesen Verrat jenen Tod erleiden kann, den er von Anfang an suchte, ist Erlösung genug und eine eigenwillige Variante auf das Thema Zufall und Notwendigkeit. KARL-MARKUS GAUSS
Leo Perutz Foto: Ullstein Bild
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Rezensent Stefan Berkholz nimmt die Neuauflage von Leo Perutz? Roman "Der schwedische Reiter" zum Anlass, "einen der besten Erzähler seiner Zeit" vorzustellen. Mit seinen historischen Romanen habe Perutz "den Lesern ein Gleichnis schaffen" wollen, "damit sie Orientierung fänden in heilloser Zeit". Doch seien Perutz? historische Romane etwas Besonderes, in der Art wie sie die Welt mit "unwirklichen Gestalten und Visionen" bevölkerten, und in ihrer Sprache, die weit weg von der "Papiersprache" - wie Perutz selbst gesagt habe - sich daran orientiere, wie "die Großmutter Geschichten erzähle". Von dem Roman als solchem zeichnet Berkholz vor allem die Handlung nach - zwei Männer, ein vogelfreier Adliger und ein Landstreicher, die die Rollen tauschen und "hoffen, dadurch ihr Schicksal meistern zu können" - und Perutz? Leben zur Zeit seiner Fertigstellung - die Flucht aus dem nationalsozialistischen Deutschland und die finanzielle Misere. Letztlich wendet sich auch Berkholz? Fazit nur halb dem Buch zu: "Eine Tragödie, wie auf dem Reißbrett entworfen, logisch und streng durchdacht, magisch und spannend und so unerklärlich und fantastisch wie viele Bücher von Leo Perutz."

© Perlentaucher Medien GmbH
"Perutz` Romane sind bis ins Kleinste berechnete Kunstwerke und an Spannung kaum zu überbieten." (F.A.Z.)