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Wie konnte ein Mensch Kinder lieben und Kinder überfallen? Wie konnte ein schüchterner Gelegenheitsarbeiter 65 fürchterliche Verbrechen begehen und
zum Alptraum eines ganzen Landes werden? Wie konnte ein Mensch jede Nacht Jagd auf Frauen machen und dann aber jeden Tag für seine Opfer beten? Wie konnte solch ein Mensch hinter Gittern denn vergessen werden? Oder wie und warum können Menschen Heinrich Pommerenke, dem Mörder, der zu insgesamt 156 Jahren Haft verurteilt wurde, auf einer Feier allen Ernstes
und guten Gewissens das Geburtstagsliedchen singen: "Wie schön, dass Du geboren bist"?
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Produktbeschreibung
Wie konnte ein Mensch Kinder lieben und Kinder überfallen? Wie konnte ein schüchterner Gelegenheitsarbeiter 65 fürchterliche Verbrechen begehen und

zum Alptraum eines ganzen Landes werden? Wie konnte ein Mensch jede Nacht Jagd auf Frauen machen und dann aber jeden Tag für seine Opfer beten? Wie konnte solch ein Mensch hinter Gittern denn vergessen werden? Oder wie und warum können Menschen Heinrich Pommerenke, dem Mörder, der zu insgesamt 156 Jahren Haft verurteilt wurde, auf einer Feier allen Ernstes

und guten Gewissens das Geburtstagsliedchen singen: "Wie schön, dass Du geboren bist"? Und ja: Wie überhaupt konnte ein Mensch 50 Jahre Gefängnis überleben?

In vielerlei Hinsicht eine aufwühlende, intensive, einem schier den Atem

verschlagende Lektüre.
Autorenporträt
Staisch, Thomas Alexander
1971 in Karlsruhe geboren, studierte Germanistik, Politische Wissenschaft und Online-Journalismus in Heidelberg, Darmstadt und Wien. Seit 1997 als Redakteur und Auslandskorrespondent für regionale und überregionale Tageszeitungen und Magazine wie "Focus" und "Münchner Abendzeitung" in Deutschland, Österreich und den USA tätig. Aktuell ist er Korrespondent und Ressortleiter einer Wiener Tageszeitung. 2006 erschien von ihm der Kriminalroman "Schweinesonne".
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.03.2011

Der Mörder, der nicht im Gefängnis sterben wollte
Bewährungsprobe für die Justiz: Thomas Alexander Staisch erzählt, wie Heinrich Pommerenke das Recht beim Wort nahm
Im großen Meer des medialen Erinnerns gibt es eine Sparte, die gleichermaßen beliebt wie unnütz zu sein scheint; nämlich jene Sende- oder Buchreihen über die schlimmsten Mörder oder grausamsten Verbrechen der vergangenen Jahrzehnte. Gewiss, sie erzeugen aufgewärmte Gruselgefühle, doch fügen sie der kollektiven Erinnerung nicht mehr hinzu als die Erkenntnis, dass es sie gegeben hat. Die Morde, die Vergewaltigungen, die Massaker wirken auch nach Jahrzehnten noch so sinnlos, wie sie schon damals waren. Also gehört ihre Nacherzählung eher ins Krimi-Genre – wenngleich mit dem zusätzlichen Thrill des Authentischen.
Das Buch von Thomas Alexander Staisch über den Frauenmörder Heinrich Pommerenke will vermutlich nicht zu diesem Genre gezählt werden. Mit großem Fleiß hat Staisch versucht, das „verschüttete Leben“ des Heinrich Pommerenke freizulegen. Also das Leben eines Menschen, der eine furchtbare Reihe von Morden, Vergewaltigungen, Raubüberfällen und Körperverletzungen zu verantworten hatte und gegen Ende noch einmal die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit erregte – weil er länger als jeder andere Häftling hinter Gittern verbrachte. Fast 50 Jahre lagen zwischen seiner Festnahme am 19. Juni 1959 und seinem Tod am 27. Dezember 2008.
Doch was gibt es zu erzählen über einen toten Mörder, wenn es nicht dem nachträglichen Schauder dienen soll? Lohnt seine Persönlichkeit eine tiefergehende Beschäftigung, die über das Interessengebiet eines forensischen Psychologen hinausreicht? Als der Autor dieser Rezension Heinrich Pommerenke im Oktober 2006 in der Justizvollzugsanstalt im badischen Bruchsal besuchte, lebte der Häftling längst eingesponnen in eine Gedankenwelt aus kindlicher Religiosität und naiver Naturliebe. Manchmal formte er kryptische Sätze („Ich erarbeite den großen Sold zum Tode“). Und als er von der fortwährenden Hoffnung auf Entlassung sprach, war er skeptisch gegenüber sich selbst: „Die Ellenbogenfreiheit müsste wieder eingeschränkt werden durch die Erarbeitung von Gewissensbissen.“
Weit mehr als der Blick in die Psyche des Mörders lohnt freilich die Beschäftigung mit der Causa Pommerenke. Mitte der neunziger Jahre litt er an Krebs und war bereits totgesagt. Doch Pommerenke weigerte sich zu sterben. Und wurde damit zur Bewährungsprobe für die Justiz.
Denn Pommerenke – bis zuletzt von einer merkwürdigen Energie getrieben – nahm das Recht beim Wort. 1977 hatte das Bundesverfassungsgericht entschieden, jeder Häftling müsse wenigstens die Chance auf eine Rückkehr in die Freiheit haben. Ein Versprechen, dessen Einlösung der Serienmörder einforderte – und es 1995 selbst bis vors Bundesverfassungsgericht schaffte: Die Chance auf Freiheit auf einen „von Siechtum und Todesnähe gekennzeichneten Lebensrest zu reduzieren“, wäre mit der Würde des Menschen unvereinbar, urteilte Karlsruhe.
Trotzdem sollte er es, bis auf einige begleitete Tagesausflüge, nicht mehr zurück in die Freiheit schaffen. Mag sein, dass er bis zuletzt gefährlich war, wie ihm Gutachter attestierten, nur: Man hat es nie ernsthaft versucht mit ihm, weil man ihn, das „Monster“, aufgegeben hatte. Womit der Fall zur Parabel auf Sicherheitshysterie des vergangenen Jahrzehnts wird, die mit der unablässigen Ausweitung der Sicherungsverwahrung eine Unkultur des Wegschließens gefördert hat: Wenn der Schlüssel erst einmal umgedreht ist, verdrängt die Gesellschaft, dass sie qua Grundgesetz verpflichtet wäre, an einer Rückkehr des Straftäters in ihre Mitte zu arbeiten. Resozialisierung heißt der Fachbegriff, der vielen längst zum Unwort aus einer liberalen Ära geworden ist, auf einer Stufe mit „Multi-Kulti“.
Schade, dass Staisch diese Geschichte nicht erzählt hat. Wenigstens geht sie unter im Wust des Materials, das der Autor nicht wirklich zu einer kohärenten Geschichte bündeln konnte. Allzu sehr kämpft er mit seinem literarischen Stil, der dem Leben des Heinrich Pommerenke offenkundig etwas Schillerndes verleihen soll. Gern lässt er das mystische Raunen des Häftlings durch den Text wabern, oder er bringt schräge Assoziationen zum Einsatz, die fast zwangsläufig in mancher Stilblüte enden. Einen Mord beschreibt er so: „Dann die gemeinsamen Sekunden im Klee, seine ersten, ihre ersten, ihre Letzten. Am so genannten Autobahnkleeblatt Karlsruhe. Ein vierblättriges Kleeblatt, das zwei Menschen in dieser Nacht kein Glück brachte.“ Mag sein, dass der Autor doch ein wenig den Verlockungen des Grusel-Genres erlegen ist. WOLFGANG JANISCH
THOMAS A. STAISCH: Heinrich Pommerenke, Frauenmörder. Ein verschüttetes Leben. Klöpfer und Meyer Verlag, Tübingen 2010. 343 S eiten, 22 Euro.
Der Fall ist eine Parabel auf die
Sicherheitshysterie dieser Zeit.
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"Das ist großer Journalismus und große Literatur - ein Tatsachenroman in der Tradition von Truman Capote, der uns die Geschichte eines Verbrechens und die Tragödie eines Mörders nacherleben lässt. Präzise recherchiert, glänzend geschrieben, verstörend und berührend zugleich." -- Prof. Dr. Bernhard Pörksen, Medienwissenschaftler

Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Einen etwas zwiespältigen Eindruck hat Thomas Alexander Staischs Porträt des Frauenmörders Heinrich Pommerenke bei Rezensentin Ulrike Winkelmann hinterlassen. Den Ansatz des Autors, Pommerenkes grausame Taten schonungslos zu schildern und sich zugleich dem Gefangenen, der bis zu seinem Tod fast 50 Jahre im Gefängnis verbrachte, anzunähern, weiß sie durchaus zu schätzen, ebenso seine gründlichen Recherchen. Das Problem des Buchs, das eine Art "Doku-Roman" ist, liegt für die Rezensentin woanders. Darin nämlich, dass es nur so wimmelt von "verschwörerischen Querverweisen", Anspielungen und Metaphern und Gedichten. Das Ganze wirkt auf sie immer wieder "geschwollen", bisweilen unverständlich und chaotisch. Andererseits bescheinigt sie Staisch, ein "überzeugendes Porträt einer fast unwirklichen Existenz" geschaffen zu haben.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Staischs Rekonstruktion liest sich wie ein brisanter und auch verstörender Tatsachenroman, indem er nicht zuletzt begreifbar macht, dass sich die Humanität einer Gesellschaft immer auch in ihrem Umgang mit dem Bösen erweist."
MDR figaro

"Bewährungsprobe für die Justiz: Thomas Alexander Staisch erzählt, wie Heinrich Pommerenke das Recht beim Wort nahm. Mag sein, dass Pommerenke bis zuletzt gefährlich war, wie ihm Gutachter attestierten, nur: Man hat es nie ernsthaft versucht mit ihm, weil man ihn, das 'Monster', aufgegeben hatte. Womit der Fall zur Parabel auf die Sicherheitshysterie des vergangenen Jahrzehnts wird, die mit der unablässigen Ausweitung der Sicherungsverwahrung eine Unkultur des Wegschließens gefördert hat: Wenn der Schlüssel erst einmal umgedreht ist, verdrängt die Gesellschaft, dass sie qua Grundgesetz verpflichtet wäre, an einer Rückkehr des Straftäters in ihre Mitte zu arbeiten."
Wolfgang Janisch, Süddeutsche Zeitung

"Staisch gelingt das faszinierende Psychogramm eines Manns, von dem fast ein Jahrhundert lang nicht einmal ein Bild existierte. Staisch hat sich mit Akribie als Erster überhaupt in die Akten zum Fall Pommerenke eingearbeitet. Er will vor allem den Menschen hinter dem im Jahr seiner schlimmsten Untaten, 1959, gerade mal 22 Jahren alten Frauenmörder zeigen (oder - wie Gefängnispfarrer Ergenzinger sagt: 'Verständnis zeigen, heißt doch nicht einverstanden zu sein')."
Peter-Philipp Schmitt, FAZ

"Wie Staisch sich heranzoomt in die für den Leser so ferne Adenauer-Zeit, die Taten aus ihrem sozialen Kontext heraus erklärt, wie er das unmenschliche Wegsperren und die Bestrafungsaktionen im Gefängnis als solche auch wirklich benennt: Das ist beeindruckend."
Heilbronner Stimme

"An diesem Leben stellen sich die Fragen nach Schuld und Vergebung, Menschenwürde und Menschen(ver)achtung in aller Schärfe. Ein furchtbar gutes Buch!"
allmende

"Ein vielschichtiges Buch. Staisch gibt dem Leser einen Begriff davon, was es bedeutet, weggesperrt zu sein, abhängig von Wärtern, seelisch krank, ohne professionelle Hilfe. Er beschreibt die Wandlung des Häftlings Pommerenke von einer rebellierenden, unberechenbaren Schreckensfigur zu einem bigotten, friedlichen, naiven Menschen, der mit Insbrunst Kirchenlieder singt."
Sabine Rahner, Badisches Tagblatt

"Fesselnd, erschütternd, hochaktuell: Staischs 'Pommerenke' ist ein wichtiges Buch für alle, die sich für die - im positiven wie im negativen Sinne - weitreichenden Möglichkeiten des Menschen interessieren und ebenso für die, die sich innerhalb der Gesellschaft mitverantwortlich fühlen."
Reinhard Lempp, Reutlinger Generalanzeiger

"Der Journalist Thomas Alexander Staisch hat ein Buch über Pommerenke geschrieben, das beides versucht: die Grausamkeit der Taten schonungslos zu schildern, das Entsetzen vor dem Täter zuzulassen - und doch dem eigenwilligen Gefangenen Pommerenke näherzukommen.
Das Ergebnis ist ein überzeugendes Porträt einer fast unwirklichen Existenz. Gründlicher als irgendwer zuvor hat Staisch die Akten studiert, bislang unter Verschluss gehaltenes Material verwendet, mit bislang unbefragten Zeugen geredet. Auch mit Pommerenke selbst hat er sprechen dürfen. Die Fülle von Fakten und Zitaten, unterfüttert mit Pommerenkes eigenen Schilderungen, montiert Staisch nicht chronologisch, sondern breitet sie als gigantisches Puzzle aus."
Ulrike Winkelmann, taz

"Es ist ein Verdienst des Buchs, dass es einen Menschen beschreibt, der gemordet, vergewaltigt, geschändet hat - und der dennoch ein Mensch blieb. Staisch löst die Zeitenfolge der von ihm bis ins Details recherchierten Taten und Lebensdaten Heinrich Pommerenkes auf. Der Erzählfluss wechselt beständig zwischen nüchternen Faktenreihen, meist ausgewiesenen literarischen und selten markierten Zeitungszitaten. Damit nähert er sich schon in der Form dem schleifenhaften Denken und der bruchstüchhaften Wahrnehmung eines Menschen, der Jahrzehnt
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