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"Wie gesichert die Ordnung einer Ehe auch sei, sie hat sich, herausgefordert durch Gedanken etwa an Abenteuer, Freiheit und Gefahr, zu erweisen. Der Reiz von etwas ganz anderem, außerhalb ihrer Liegenden, gedanklich Ungetreuen, will, wenn er sich einstellt, erfahren sein: in traumhafter Wirklichkeit, zumindest in -wirklichkeitsnahem Traum. Schnitzler erzählt dies in seiner unvergleichlichen Novelle von Fridolin und Albertine. Faszinierend schildert er in strenger Gliederung das parallele, stark erotisch bestimmte Erleben des Paares in einer Nacht: er ließ sich auf mysteriöse Weise in eine…mehr

Produktbeschreibung
"Wie gesichert die Ordnung einer Ehe auch sei, sie hat sich, herausgefordert durch Gedanken etwa an Abenteuer, Freiheit und Gefahr, zu erweisen. Der Reiz von etwas ganz anderem, außerhalb ihrer Liegenden, gedanklich Ungetreuen, will, wenn er sich einstellt, erfahren sein: in traumhafter Wirklichkeit, zumindest in -wirklichkeitsnahem Traum. Schnitzler erzählt dies in seiner unvergleichlichen Novelle von Fridolin und Albertine. Faszinierend schildert er in strenger Gliederung das parallele, stark erotisch bestimmte Erleben des Paares in einer Nacht: er ließ sich auf mysteriöse Weise in eine orgiastische Gesellschaft führen - sie ist in die Erregung eines unvergleichbaren Traumes geglitten. Die Fremde, die Fridolin in dieser leidenschaftlichen Nacht kennenlernt, opfert sich für ihn, weil in dieser bacchantischen Runde jeder Uneingeweihte, der sich hineinbegibt, zum Tode verurteilt ist; Albertine gibt sich im Traum einem eher zufälligen Bekannten hin und sieht ruhig zu, wie ihr Mann für seine Treue zu ihr sich kreuzigen läßt. Fridolin erkennt, als sie ihm dies erzählt, in der Fremden seine eigene Frau. Der Knoten löst sich:die scheinbar voneinander unabhängige Versuchung des Mannes wie der Frau haben sich in Traumrealität entladen. Der Weg zueinander ist wieder frei durch die Erkenntnis der Gefahr, einander in der Gemeinschaft zu verlieren. Als Fridolin, noch un-sicher, fragt: »Weißt du das auch ganz gewiß?«, spricht Albertine es aus: »So gewiß, als ich ahne, daß die Wirklichkeit einer Nacht, ja daß nicht einmal die eines ganzen Menschenlebens zugleich auch seine innerste Wahrheit bedeutet.«
Autorenporträt
Arthur Schnitzler wurde am 15. Mai 1862 in Wien geboren. Nach dem Abitur studierte er Medizin, wurde Assistenzarzt an der Poliklinik und dann praktischer Arzt, bis er sich mehr und mehr seinen literarischen Arbeiten widmete. 1891 wurde Schnitzlers erstes Theaterstück uraufgeführt, 1895 erschien Schnitzlers erstes Buch bei S. Fischer in Berlin. Schnitzler starb als einer der größten österreichischen Erzähler und Dramatiker am 21. Oktober 1931 in Wien.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 24.03.2003

DAS HÖRBUCH
Inbrünstiges Alter
Peter Eschberg liest
Schnitzlers „Traumnovelle”
Gehen Inbrunst und Distanz zusammen? Ja. Will man darzutun versuchen, wie Peter Eschberg die „Traumnovelle” von Arthur Schnitzler liest, scheint dieses gegensätzliche Begriffspaar eine angemessene Beschreibung zu ermöglichen. Eschberg bringt eine Voraussetzung mit, die sich als äußerst günstig erweist: eine alte Stimme im Vollbesitz ihrer Kraft und Strahlung. Sonor tönend rollt sie durch Schnitzlers berühmte Darstellung der Gefährdung einer Ehe durch wilde erotische Träume der Frau und nicht minder wilde und verzweifelte Abenteuer des Mannes. – Die Geschichte ist durch die Verfilmung „Eyes Wide Shut” von Stanley Kubrick auch fast achtzig Jahre nach ihrer Veröffentlichung in der Berliner Zeitschrift Dame noch heute einem größeren Publikum bekannt. – Ein Begriff wie „großväterlich” passt gar nicht zu diesen erotischen Offenbarungen, deswegen soll Eschbergs Stimme ruhig „alt” genannt und jede unklare Schönung vermieden werden – diese alte Stimme ist nicht brüchig, sie ist weich und dunkel, und die Lesung klingt wie eine klare Erinnerung an lange zurückliegende Irritationen. Aus diesem Eindruck, dass es Eschberg selbst ist, der sich seiner Zeit als junger Ehemann und Vater erinnert, entsteht der Eindruck der Inbrunst.
Und die Distanz? Zugleich handelt die Geschichte von einem Mann von 35 Jahren, der sich so jung fühlt, dass er neben seiner ihn liebenden Frau noch viele andere Schöne haben könnte, wenn er wollte, und so entsteht ein Abstand zwischen den 35 Jahren des Helden und denen von Eschberg, 1936 geboren in Wien; was übrigens bemerkenswert ist, weil Eschberg gelegentlich seine Wiener Sprachkenntnisse einzusetzen vermag und auch deshalb eine gute Besetzung für das in Wien spielende Stück des großen österreichischen Erzählers ist. Zwischen den Kapiteln sehnsüchtelt und jauchzt immer wieder angemessen knapp eine Geige. Matthias Raue hat sie beigefügt und derart in der Regie von Karin Lorenz für die schöne Atmosphäre eines kleinen Salons gesorgt, in welchem man also nun diese seltsame, tiefe, kluge und schöne Geschichte zu Gehör bekommt.
MARTIN Z. SCHRÖDER
ARTHUR SCHNITZLER: Traumnovelle. Gelesen von Peter Eschberg. Regie: Karin Lorenz. Musik: Matthias Raue. Patmos Verlag, 2002. 3 CD, 193 Minuten, 19,95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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