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Demenz-WG: Klingt schräg - ist aber eine prima Sache
Ein charmantes Plädoyer für eine Wohnform, die Menschen mit Demenz gerecht wird und ihnen ein maximal selbstbestimmtes Leben ermöglicht. Und ein kleines Denkmal für Omma, deren Erlebnisse in ihrer WG immer auch eine hochkomische und rührende Seite haben.»Wenn man Omma erzählt hätte, dass sie eines Tages in einer WG leben würde, hätte sie mit großer Wahrscheinlichkeit Zeter und Mordio respektive Sodom und Gomorrha geschrien. Wir, meine Mutter und ich, konnten sie nicht mehr fragen. Wir haben es für sie entschieden. Und ich bin ziemlich…mehr

Produktbeschreibung
Demenz-WG: Klingt schräg - ist aber eine prima Sache

Ein charmantes Plädoyer für eine Wohnform, die Menschen mit Demenz gerecht wird und ihnen ein maximal selbstbestimmtes Leben ermöglicht. Und ein kleines Denkmal für Omma, deren Erlebnisse in ihrer WG immer auch eine hochkomische und rührende Seite haben.»Wenn man Omma erzählt hätte, dass sie eines Tages in einer WG leben würde, hätte sie mit großer Wahrscheinlichkeit Zeter und Mordio respektive Sodom und Gomorrha geschrien. Wir, meine Mutter und ich, konnten sie nicht mehr fragen. Wir haben es für sie entschieden. Und ich bin ziemlich sicher, dass es eine gute Entscheidung war. Eigentlich sogar eine ausgesprochen gute.« Nach einer bedrückenden Episode im Altersheim zieht Edeltraut Karczewski mit 83 in ihre erste Wohngemeinschaft. Ihre sechs MitbewohnerInnen sind, wie sie, dement. Kann das funktionieren? Oh ja. Ihre Enkelin, die Journalistin Chantal Louis, erzählt aus dem Leben ihrer Großmutter, sprich: Omma, in der Wanne-Eickeler Demenz-WG. Von Walzern im Wohnzimmer und immer neuem Kennenlernen am Küchentisch. Von einfühlsamen BetreuerInnen und dem erstaunlichen Personalschlüssel von eins zu drei. Von Angehörigen, die tags beim Kochen helfen und am Wochenende die WG-Wände streichen. Und von der Entstehung der Demenz-Wohngemeinschaften generell, von denen es in Deutschland inzwischen einige Hundert gibt - und von deren Existenz trotzdem die wenigsten wissen. Das sollte sich ändern.
Autorenporträt
Louis, ChantalChantal Louis, geboren 1969 in Gelsenkirchen, hat an der Universität Dortmund Journalistik und Politikwissenschaften studiert. Nach einem Volontariat bei den Ruhr-Nachrichten arbeitete sie als freie Mitarbeiterin des WDR-Landesstudio Dortmund. Seit 1994 ist sie Redakteurin bei der Zeitschrift Emma in Köln. Nach einem Auslandsstipendium im westafrikanischen Benin arbeitet Chantal Louis außerdem als freie Journalistin für Print und Hörfunk, u. a. für WDR und Deutschlandfunk. 2010 erhielt sie für eine Reportage über die Bergmannsiedlung, in der sie aufgewachsen ist, den Internationalen Journalistenpreis der Ruhr 2010. Buchveröffentlichungen u. a.: »Damenwahl: Vom Kampf um das Frauenwahlrecht bis zur ersten Kanzlerin«, zusammen mit Tissy Bruns, hg. von Alice Schwarzer (2008); »Monika Hauser: Eine Ärztin im Einsatz für kriegstraumatisierte Frauen« (2010). 2015 erschien »Ommas Glück/Das Leben meiner Großmutter in einer Demenz-WG«.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.04.2015

Hommage an Omma
Chantal Louis lobt eine Demenz-Wohngemeinschaft

Edeltraut Karczewski ist sechsundachtzig Jahre alt und wohnt zum ersten Mal in ihrem Leben in einer Wohngemeinschaft. Ihre Mitbewohner sind wie sie dement. Karczewskis Enkelin, die Journalistin Chantal Louis, fasst die Erlebnisse mit ihrer "Omma", wie Großmütter liebevoll-herb im Ruhrpott genannt werden, in den Jahren ihrer Demenzerkrankung in einer Reportage zusammen. Herausgekommen ist dabei ein Buch, das sich zunächst in extremer Schwarzweißmalerei verliert: Alten- und Pflegeheim pfui, Demenz-WG hui.

Es ist kein leichtes Thema, das sich die Autorin da ausgesucht hat. Trotzdem erzählt sie mit erstaunlicher Leichtigkeit von Handicaps und Defiziten, verpackt in schrulligen Situationen. Louis macht die Mitbewohner niemals lächerlich, selbst wenn diese Gespräche mit Koteletts führen; oder wenn eine Seniorin überzeugt ist, sie sei sechzehn Jahre jung und habe bei ihrem bubenhaften Pfleger noch Aussichten auf Erfolg. Zumal Else beim Kartoffelschälen einen ziemlich großen Output fabriziert - eine nette Umschreibung für die Tatsache, dass von der Kartoffel selbst zum Zweck der Weiterverarbeitung nicht viel übrig bleibt.

Die eingestreuten Dialoge der Dementen tragen zur Charmeoffensive bei, die nebenbei auch eine "(H)ommage" an den Ruhrpottdialekt ist. Einblicke in die Familiengeschichte der Autorin verbinden sich mit Anekdoten über dusselige Mülltonnen oder auch Kriegserinnerungen. Nach dem Tod ihres Mannes hat Louis' Großmutter alles an "Wohnmöglichkeiten" ausgeschöpft, eine regelrechte Odyssee, die sie von ihrem eigenen Heim, in dem sie nicht mehr allein bleiben konnte, wegführte, über Seniorenzentren zum gängigen Alten- und Pflegeheim, unterbrochen von kurzen Aufenthalten in Krankenhäusern und in der Gerontopsychiatrie. Wo Chantal Louis auch hinsieht, überall stößt sie nur auf Missstände.

Das desaströse Bild, das die Autorin von deutschen Pflegeeinrichtungen zeichnet, reicht von der Ruhigstellung durch Psychopharmaka, begleitet von Stürzen, Infektionen, Vereinsamung, bis zu inakzeptablen Verhaltensweisen des überforderten Pflegepersonals - inklusive Diskussionen der Enkelin über den Belag des abendlichen Wurstbrotes. Angehörigen von Pflegebedürftigen dürften diese Erfahrungen hinlänglich vertraut sein. Ganz anders hingegen schildert Louis die Betreuungssituation in der WG: pädagogische Pflegeperfektionisten, stets mit Spaß und guten Nerven bei der Arbeit, einfühlsam, kreativ und herzlich im Umgang. Eine Oase in einer Wüste von Pflegeeinrichtungen, aber wo bitte findet man eigentlich derart motiviertes Betreuungspersonal?

Wohngemeinschaften könnten sich keine bessere Werbung wünschen als dieses Buch. Auch wenn sich am Ende die bedrückenden Momente in der WG häufen, die Krankheit der Großmutter fortschreitet und die Glorifizierung der Demenz-WG einen Dämpfer erhält. Ein Informationsteil zu rechtlichen Fragen, Beratungsstellen und jeweils vom Bundesland abhängigen Regelungen für diese spezielle Wohnform für Menschen mit Demenz rundet das Buch ab.

KAROLIN BERG

Chantal Louis: "Ommas Glück". Das Leben

meiner Großmutter in

ihrer Demenz-WG. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2015. 207 S., br., 14,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensentin Karolin Berg nimmt Chantal Louis' Buch als Reportage über Demenzkranke und Werbung für Alten-WGs. Derart schwarzweiß malt die Autorin die Gegensätze zwischen privaten und staatlichen Einrichtungen. Liebevoll-herb erscheint Berg das Buch immer dann, wenn die Autorin ihre Omma und ihre Leidensgenossinnen beim Smalltalk, beim Kartoffelschälen oder beim Flirt mit dem jugendlichen Pfleger beobachtet. Die von Louis verhandelten Missstände im Pflegeheim sind der Rezensentin im übrigen gut bekannt.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Mit viel Humor, Empathie und Gelassenheit schildert die Enkeltochter, wie es zu dem ungewöhnlichen neuen Zuhause für die geliebte Großmutter kam." -- Badische Zeitung, 02.03.2015
»Ein einfühlsames Buch, das der Krankheit ein wenig von ihrem Schrecken nimmt.« https://www.igp-magazin.de/ 20150714