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Jenseits überkommener Deutungsmuster schildert Dominik Geppert in diesem anschaulich geschriebenen Band die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland von den Anfängen bis zur Gegenwart. Er zeichnet den Weg vom Frontstaat im Kalten Krieg bis zur heutigen Macht in der Mitte Europas nach und legt dabei ein besonderes Augenmerk auf die sich seit der Wiedervereinigung verstärkt stellende Frage nach der staatlichen und gesellschaftlichen Identität Deutschlands.

Produktbeschreibung
Jenseits überkommener Deutungsmuster schildert Dominik Geppert in diesem anschaulich geschriebenen Band die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland von den Anfängen bis zur Gegenwart. Er zeichnet den Weg vom Frontstaat im Kalten Krieg bis zur heutigen Macht in der Mitte Europas nach und legt dabei ein besonderes Augenmerk auf die sich seit der Wiedervereinigung verstärkt stellende Frage nach der staatlichen und gesellschaftlichen Identität Deutschlands.
Autorenporträt
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Der rezensierende Zeithistoriker Werner Bührer ist angetan von Dominik Gepperts Geschichte der Bundesrepublik von 1945 bis 2021. Dass der Fokus der Darstellung auf Politik und Wirtschaft liegt, geht für Bührer in Ordnung. Bedeutsam scheint ihm die Entscheidung des Autors, "keine Erfolgsgeschichte" zu erzählen, sondern sachlich gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Lagen aufzuzeigen, seien es der politische Opportunismus der Adenauer-Ära, die Studentenproteste der Sechziger, der Linksterrorismus der Siebziger oder, ganz aktuell, Merkels Regierungskünste in der Corona-Krise. All das vermittelt der Autor laut Bührer kompakt, ausgewogen und klug.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.08.2021

76 Jahre
Deutschland
Dominik Gepperts kompakte Geschichte der BRD
Die Reihe Beck Wissen, in der dieser Band erschienen ist, richtet sich an Leserinnen und Leser, die sich anspruchsvoll, knapp und kompetent informieren möchten. Dominik Geppert, der an der Universität Potsdam Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts lehrt, wird diesem Anspruch voll und ganz gerecht. Gleich zu Beginn verdeutlicht er, worauf es ihm ankommt: Er möchte keine „Erfolgsgeschichte“ erzählen, denn nach der deutschen Vereinigung stelle sich beispielsweise die „Frage nach einer Nationalgeschichte jenseits des postnationalen Selbstverständnisses der alten Bundesrepublik“ mit neuer Dringlichkeit, und unter dem Eindruck von Globalisierung und wachsendem Populismus scheint auch die Stabilität der deutschen Demokratie keineswegs mehr so gefestigt zu sein.
Also kein „Rückgriff auf teleologische Erzählweisen“, sondern eine nüchterne, auf den „Wandel politischer Konstellationen und gesellschaftlicher Spannungslagen, ökonomischer Herausforderungen, intellektueller Strömungen und mentaler Dispositionen“ konzentrierte Darstellung. Die Kapiteleinteilung orientiert sich eher an wirtschaftlichen „Großwetterlagen“, „tektonischen Verschiebungen“ im Parteienspektrum oder Veränderungen des internationalen Systems als an den Amtszeiten der Regierungen. Dies könnte als implizite Kritik an der von Marie-Luise Recker verfassten Geschichte der Bundesrepublik verstanden werden, ebenfalls in der Reihe Beck Wissen (letzte Auflage 2009) erschienen, mittlerweile vergriffen, von Geppert aber mit keinem Wort erwähnt.
Das erste Kapitel umfasst die Jahre 1945 bis 1958, es endet mit einem Blick auf das politische Klima der Adenauerzeit, das Geppert als Mischung aus politischem Opportunismus, Antinazismus und Antikommunismus charakterisiert. Im zweiten Kapitel, „Reform und Revolte“ überschrieben, beschreibt er unter anderem den sozioökonomischen Strukturwandel der 1960er-Jahre, die Parteienkonzentration, den deutschlandpolitischen Kurswechsel und die studentische Protestbewegung. Deren Heftigkeit erklärt er mit der besonderen Intensität des Generationenkonflikts hierzulande.
Die dritte Phase von 1973 bis 1985 reicht von den weltwirtschaftlichen Verwerfungen nach dem Zusammenbruch der Währungsordnung von Bretton Woods über den rechten und linken Terrorismus, die neuen sozialen Bewegungen und den Regierungswechsel 1982 bis zur neuerlichen Verschärfung des Kalten Kriegs nach der sowjetischen Intervention in Afghanistan. Die nächste Zäsur setzt Geppert 1999. Die europäische Integration erlebte einen weiteren Schub in Richtung Vertiefung, gleichzeitig endete der Ost-West-Konflikt, und die Wiedervereinigung glückte – nicht zuletzt dank des „Verhandlungsgeschicks“ des Bundeskanzlers und seines Außenministers. Die verbreitete These, der Euro sei der Preis gewesen, den die Bundesrepublik „für die Wiedervereinigung zu zahlen hatte“, gehöre „ins Reich der Legenden“.
Im nächsten Kapitel erzählt Geppert vom Aufbruch in die Berliner Republik mit dem Höhepunkt der Bildung einer rot-grünen Regierung, die „Aufbruchsstimmung“ verkörperte und einen politischen Stil pflegte, der „spontaner, spritziger und zeitgemäßer“ wirkte. Die „Agenda 2010“ wertet er als Erfolg, der deutsche Sozialstaat sei keineswegs, wie manche Kritiker behaupten, geschleift, sondern „an veränderte Bedingungen angepasst“ worden, um ihn „im Kern zu erhalten“. Das letzte Kapitel handelt von der Globalisierung und ihren Grenzen und erstreckt sich von 2008 bis 2021. Geppert konstatiert ungeachtet eines wirtschaftlichen Aufschwungs nach der Finanzkrise eine „Melange aus gereizter Verdrossenheit, unterdrückter Wut und latenten Verlustängsten“, die aus Krisenphänomenen auf europäischer Ebene und, ab 2015, vor allem aus dem Anstieg der Flüchtlingszahlen gespeist wurde. Die „Methode Merkel“, also „programmatische Ungebundenheit und taktische Beweglichkeit“, mochte lange Zeit geholfen haben, das Land durch die „gewaltigen Turbulenzen“ zu steuern – um die wachsende Frustration im bürgerlich-konservativen Lager zu stoppen, reicht sie nicht mehr aus. Das zeigte sich auch in der Corona-Krise, mit der Geppert seinen Band ausklingen lässt. Der „reaktive Politikstil“ der Kanzlerin war nicht darauf ausgerichtet, „in unübersichtlichen Situationen Kreativität und Führungsstärke zu beweisen“.
Das Buch bietet einen kompakten, um Ausgewogenheit bemühten Überblick zur Geschichte der Bundesrepublik bis in die Gegenwart, die Lektüre bereitet großes Vergnügen. Die großen Debatten – etwa zur „Vergangenheitsbewältigung“, zum Historikerstreit oder zur Rolle der Achtundsechziger – werden ebenso behandelt wie die Besonderheiten einzelner Regierungskonstellationen. Großes Lob verdient auch, dass Geppert seine Erzählung in der unmittelbaren Gegenwart enden lässt und so einige kluge Bemerkungen zur Corona-Krise beisteuern kann, etwa wenn er die Politik als „relativ effizient im Verbieten, aber zögerlich in der Entwicklung und Ermöglichung neuer Ideen“ kritisiert. Der Fokus der Darstellung liegt auf Politik und Wirtschaft, kultur- und mentalitätsgeschichtliche Betrachtungen, wie sie im Kapitel über den Wiederaufbau zu finden sind, werden seltener. Dem sehr positiven Gesamteindruck tut das allerdings keinen Abbruch.
WERNER BÜHRER
Werner Bührer ist Zeithistoriker. Er lebt in München.
Die Betrachtung endet mit
dem „reaktiven Politikstil“ der
Kanzlerin – und der Pandemie
Dominik Geppert:
Geschichte der
Bundesrepublik
Deutschland.
Verlag C.H. Beck,
München 2021.
128 Seiten, 9,95 Euro.
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