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Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.01.2018

Die Quelle des Mutes
Robert M. Zoske hat Hans Scholl aus dem Schatten seiner Schwester geholt und zeigt dessen Weg in den Widerstand
Was kann es noch zu wissen geben über das kurze Leben des Widerstandskämpfers Hans Scholl, der vor 75 Jahren von der NS-Justiz ermordet wurde? In der detailreichen Darstellung des Theologen Robert M. Zoske über den mit 24 Jahren zum Tod verurteilten Medizinstudenten wird deutlich, dass das Bild, das die Deutschen von einem der berühmtesten Gegner der Nationalsozialisten haben, unvollständig ist. Hans Scholl war ungewöhnlich mutig, das wusste man; weniger bekannt war, aus welch unterschiedlichen Quellen sein Mut sich speiste. Scholl, das zeigt diese Biografie, war eigenwillig und unangepasst, er war elitär und kompromisslos. Der Anführer der „Weißen Rose“, eine Art säkularer Heiliger, aus dessen Handeln mehrere Generationen von Nachkriegsdeutschen einen gewissen Trost angesichts der Untaten ihrer Väter und Großväter schöpften, wird, so betrachtet, erst recht zur interessanten Gestalt.
Hans Scholl hatte sich in den anonymen „Flugblättern der Weißen Rose“ gemeinsam mit seiner Schwester Sophie gegen die nationalsozialistische Diktatur gewandt. Die Geschwister wurden gefasst und büßten mit ihrem Leben, am 22. Februar 1943 wurden sie im Gefängnis München-Stadelheim hingerichtet. Die Nachwelt machte die beiden und ihre wenigen, ebenso tapferen Mitstreiter zum „Widerstandskreis Weiße Rose“ – den es unter diesem Namen so gar nicht gab. Denn die Studenten Hans und Sophie Scholl, Alexander Schmorell, Christoph Probst, Willi Graf, der Schüler Hans Hirzel, der Münchner Universitätsprofessor Kurt Huber und noch einige andere hatten sich nicht etwa ein zugkräftiges Etikett für ihren kleinen Kreis überlegt, bevor sie todesmutig in den Kampf gegen das Dritte Reich zogen. „So bildhaft schön die Überschrift ‚Flugblätter der Weißen Rose‘ auch war – der widerständige Freundeskreis hat sich niemals unter diesem Namen konstituiert“, schreibt Robert Zoske.
Bedeutsamer ist, dass Hans Scholl durch Zoskes Buch aus dem Schatten seiner jüngeren, dennoch berühmteren Schwester Sophie heraustritt. Sophie Scholl ist im Laufe der Jahrzehnte vor allem durch Verfilmungen mit Recht als Seele des Widerstands und Vorbild unangepassten weiblichen Mutes dargestellt worden. Ihren Bruder schildert Zoske als die treibende Kraft und den intellektuellen Kopf der jungen Hitlergegner. Und sowohl Hans Scholl als auch seine Schwester waren, wie Zoske zeigt, bis zu ihrem Lebensende überzeugte Protestanten.
Noch in der Schulzeit der Geschwister war nicht zu ahnen gewesen, dass sie wenige Jahre später den „Führer“ und sein Regime unnachsichtig angreifen würden. Bruder und Schwester waren, wie auch die älteste Schwester Inge, die nach dem Krieg den Widerstand ihrer Geschwister bekannt machte, begeisterte Mitglieder der Ulmer Hitlerjugend. Hans Scholl nahm 1935 als 15-Jähriger am Reichsparteitag in Nürnberg als Fahnenträger teil – und das, obwohl die Eltern, der Wirtschaftsprüfer Robert Scholl und seine stark pietistisch beeinflusste Frau Lina, zu liberal, zu pazifistisch und zu individualistisch waren, um dem Nationalsozialismus zu folgen. Ihre ältesten Kinder aber waren eine Zeit lang so, wie das Regime es sich wünschte. Gleichzeitig hing Hans jedoch den Ideen der verbotenen Bündischen Jugend an.
„Wir wollen doch Flamme sein, unsere Kraft muss federnder Stahl sein, unsere Seele trockene Weißglut“ schrieb der Fähnleinführer Scholl an einen der Jungen aus seiner Ulmer Gruppe, in der er verbotenerweise die Weltanschauung der „deutschen autonomen Jungenschaft“ mit jener der Hitlerjugend zu vereinen suchte. Die Wortwahl zeigt, wie sehr Hans Scholl Kind seiner Zeit war – als Anhänger des Dichters Stefan George und romantischer Schwärmer, den es nach heroischer Tat und Weltveränderung drängte.
Dies blieb so, bis Hans Scholl – mittlerweile Soldat – 1937 wegen illegaler bündischer Jugendarbeit und wegen Verstoßes gegen den Homosexuellenparagrafen 175 von den nationalsozialistischen Behörden verfolgt und schließlich angeklagt wurde. Anhand bisher unbekannter Briefe zeigt Zoske, dass Scholl seinen Weg zwischen Nichtanpassung, Heroismus, Kontemplation, Elitedenken, deutschnationalen Gesellschaftsvisionen und Frömmigkeit suchte. Der junge Mann, der sich zu Männern und Frauen gleichermaßen hingezogen fühlte, war ohnehin wohl ein zu vielschichtiger und zu feinsinniger Charakter, als dass er mit der zwar Elite und Charisma propagierenden, aber ansonsten so schlichten wie brutalen Ideologie des Nationalsozialismus noch lange etwas hätte anfangen können.
Die Anklage vor einem „Sondergericht“, das in der innigen Beziehung des 16-jährigen Hans mit einem Freund jedoch nur eine „jugendliche Verirrung“ sah und das Verfahren 1938 einstellte, belastete Hans Scholl und seine Familie monatelang. Und es „verschob die Gewichte“, wie Robert Zoske schreibt. Hans Scholl war erschüttert und öffentlich gedemütigt durch die Untersuchungshaft und Anklage wegen „widernatürlicher Unzucht“. In dieser Zeit der Krise begann er, Gedichte zu schreiben, die sich im Nachlass von Inge Aicher-Scholl fanden und im Buch abgedruckt sind; sie thematisieren intensiv Gott und Glauben, Natur und Schöpfung, die eigenen Sehnsüchte. Die Schwester erwähnt die Gedichte in ihrer erstmals 1952 erschienenen Geschichte der „Weißen Rose“ nicht, vermutlich, weil sie deren Entstehung dann hätte erklären müssen und damit das Tabu der Homosexualität ihres Bruders.
Es liegt nahe, diese Krise als Wendepunkt zu sehen, wie Zoske es tut. Er zeichnet Scholls Weg vom tief verunsicherten Angeklagten, der sich dem Nationalsozialismus entfremdet, zum aktiven Widerständler nach: ein junger Mann mit nun rasch wechselnden Freundinnen, der mit höchster Energie philosophische und theologische Studien betreibt, dessen im Elternhaus angelegte Frömmigkeit neu entflammt, der aber auch eine gewisse elitäre Unnahbarkeit pflegt. Eine prägende Gestalt für den Medizinstudenten mit philosophischen Neigungen wird der Schriftsteller Thomas Mann, dessen Aufforderung aus dem amerikanischen Exil an die „deutschen Hörer“, sich des Regimes zu entledigen, ihren Niederschlag in den Flugblättern findet.
Robert Zoske hat die geistigen Wurzeln und die Prägung Hans Scholls in seinem anregenden und kenntnisreichen Buch präzise offengelegt. Ohne seine „christlich-politische Zielstrebigkeit“, wie Zoske schreibt, sind Scholls Widerstand und sein Freiheitsbegriff kaum denkbar.
CORD ASCHENBRENNER
Die Anklage wegen
„widernatürlicher Unzucht“
stellte einen Wendepunkt dar
Robert M. Zoske:
Flamme sein! Hans Scholl und die Weiße Rose.
Verlag C. H. Beck München 2018, 368 Seiten, 26,95 Euro. E-Book: 21,99 Euro.
Hingerichtet am 22. Februar 1943 in München: Hans und Sophie Scholl auf undatierten Fotoaufnahmen.
Foto: dpa
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.09.2018

Der große Bruder

Vor hundert Jahren wurde Hans Scholl geboren. Eine neue Biographie wirft einen überraschenden Blick auf die Zeit vor der Weißen Rose

Es gibt dieses Foto von Hans und Sophie Scholl, an das man sofort denken muss, wenn von den Geschwistern Scholl die Rede ist. Es ist eine Aufnahme von Jürgen Wittenstein bei der Militärsammelstelle am Ostbahnhof München zur Abkommandierung an die Ostfront. Zu sehen sind in der Mitte Sophie Scholl in Strickjacke, eine weiße Blume im Knopfloch und die streng gescheitelten Haare an der Seite mit einer Haarspange zusammengehalten; links davon ihr Bruder Hans Scholl in Uniform und rechts, in zivil, Christoph Probst, der gerade etwas auf einen Block schreibt, auf den auch der Blick von Hans Scholl gerichtet ist.

Das Foto ist ikonisch für die Widerstandsgruppe Weiße Rose, ein Bild, das tief im kollektiven Gedächtnis verankert ist. Dass Sophie Scholl den Mittelpunkt der Aufnahme bildet, mag an der Zufälligkeit des fotografischen Moments liegen. Aber es entspricht auch der Perspektive, die wir heute meist einnehmen: Wenn nicht von der "Weißen Rose" allgemein oder von den "Geschwistern Scholl" die Rede ist, steht die am 9. Mai 1921 geborene und am 22. Februar 1943 hingerichtete Sophie Scholl immer im Zentrum, immer die junge Frau, selten ihr Bruder Hans. Warum eigentlich? Warum haben wir uns so selbstverständlich an diese Perspektive gewöhnt?

Hans Scholl wurde vor hundert Jahren, am 22. September 1918 geboren. Und wenn Robert M. Zoske im Verlag C. H. Beck zu diesem Geburtstag eine Biographie veröffentlicht, "Flamme sein! Hans Scholl und die Weiße Rose", dann ist an diesem Leben, das der Autor rekonstruiert, so weit es die ihm zugänglichen Quellen erlauben, so vieles neu, unbekannt oder bisher vielleicht auch absichtsvoll verschwiegen worden, dass man es beim Lesen kaum glauben kann.

Das betrifft nicht die Zeit der Weißen Rose. Nicht die Formierung des Widerstands im Frühjahr 1942, als die Medizinstudenten Alexander Schmorell und Hans Scholl beschlossen, politisch tätig zu werden, was zur Entstehung der ersten Flugblattaktionen gegen das NS-Regime Ende Juni 1942 führte: Innerhalb von sechzehn Tagen, zwischen dem 27. Juni und dem 12. Juli 1942, wurden die Flugblätter in einer Auflage von jeweils hundert Exemplaren an ausgewählte Personen versandt, deren Anschriften die Studenten größtenteils aus Telefon- und Adressbüchern hatten. Und es betrifft auch nicht die Schilderung der Verhaftung am Morgen des 18. Februar 1943, als Hans und Sophie Scholl mit 1500 bis 1800 Exemplaren ihres sechsten Flugblatts, die sie in einem Koffer und einer Aktentasche verstaut hatten, ins Hauptgebäude der Münchner Uni an der Ludwigstraße gingen.

Neu ist: der Weg Hans Scholls in den Widerstand, die Schilderung seiner Zeit in der Hitlerjugend, die Jugendbundzeit, sein leidenschaftliches Interesse für die Gedichte Stefan Georges und seine Bisexualität. Neu ist, dass Hans Scholl wegen des Verstoßes gegen den Homosexuellenparagraphen 175 und "bündischer Betätigung" von der Gestapo verhört wurde und im Dezember 1937 das Weihnachtsfest deswegen im Gefängnis verbringen musste. Wieso hat das in der Geschichte der Weißen Rose und der der Geschwister Scholl bisher keine Rolle gespielt?

Hans Scholl, so erzählt es sein Biograph Zoske, war zu Beginn des Jahres 1931 Mitglied im Christlichen Verein Junger Männer (CVJM). Da war er zwölf Jahre alt. Zwei Jahre später, am 15. April 1933, trat er in das Deutsche Jungvolk in der Hitlerjugend / Jungbann Donauland ein. Inge Scholl, die ältere Schwester, hat ihren und Hans' Weg in die HJ begeistert in ihrem Tagebuch festgehalten. Im März 1933 notiert sie, während eines gemeinsamen Weges, um Eier zu holen, hätten Hans und sie eine Vorstellung von der nationalsozialistischen Zukunft Deutschlands entwickelt: "Die Idee, die uns kam u. die wir gerne machen möchten: Ein Trupp Kommunisten u. Marxisten trabt über die deutsche Scholle u. verwüstet sie. Plötzlich steht Hitler, riesenhaft, hinter ihm Hindenburg, u. hinter den beiden eine ganze braune Armee, u. ruft ihnen ein gebieterisches ,Halt' zu."

Hans stieg in der Hitlerjugend allmählich auf. Als "Fähnleinführer nahm er als einer von drei Fahnenträgern aus Ulm im September 1935 sogar am Reichsparteitag in Nürnberg teil. Was ihn interessierte, war seit 1933 eine Mischung aus "Abenteuerromantik und Männerbündelei". Dabei stand er zunächst unter dem Einfluss Max von Neubecks, des Ulmer Leiters der Deutschen Jugend und Hitlerjugend, und seit November 1935 von Ernst Reden, einem Jungenschaftsführer aus Köln, der in Ulm seinen Wehrdienst ableistete. In seiner Jungengruppe "Trabanten" versuchte er, die Weltanschauungen der HJ und die der "deutschen autonomen jungenschaft" miteinander zu vereinen. Da nur noch NS-Organisationen erlaubt waren, musste er seine Bildungsideale im Verborgenen weitergeben.

Die Mitglieder der "deutschen autonome jungenschaft" verstanden sich als Revolutionäre, die "mit geistiger Sprengkraft ein vitales neues ästhetisches Gesamtkunstwerk" erschaffen wollten. Sie wollten Elite sein: "Wir wollen alles besser lernen und besser können: besser singen und hemmungslos faulenzen." Sie lasen "verpönte" Schriftsteller wie Trakl, Rilke, George, Stefan Zweig, komponierten, sangen und benutzten, wie schon zuvor George, die "kleinschrift", übernachteten in schwarzen Zelten, den finnischen "Kohten", und reisten per Autostopp durch Land.

Bei einer Schwedenfahrt im Sommer 1936 besuchte Scholl mit den Jungen der "Trabanten" den Major Max Schürer von Waldheim, einen Homosexuellen und Intellektuellen, zu dem er ein Lehrer-Schüler-Verhältnis einging. Und das, dem Modell des "pädagogischen Eros" folgend, auch eine erotische, wahrscheinlich sexuelle Beziehung miteinschloss. Als Scholl im Dezember 1937 von der Gestapo wegen des Verstoßes gegen Paragraph 175 und wegen "bündiger Betätigung" verhört wurde, ging es um dieses Verhältnis.

Und es ging um die Beziehung Hans Scholls zu seinem Freund Rolf Futterknecht, der bei einer Vernehmung zu Protokoll gegeben hatte, Hans habe während eines Osterlagers 1936 "wiederholt wüste Sachen" mit ihm gemacht: "Zum Schlafen hatten wir den Trainingsanzug an. Er streifte mir einfach den Trainingsanzug hinunter und griff mir unter den Gummizug mit der Hand an meinen bloßen Geschlechtsteil [sic]. Sodann spielte er mir daran wie früher, wobei mein Glied jeweils steif wurde." Aufgrund dieser Aussage erfolgte am Donnerstag, den 25. November 1937, die Strafanzeige gegen Scholl wegen "Verbrechen i. S. d. § 175a, Ziff. 2 des StGB". Hans Scholl plante gerade eine Karriere in der Wehrmacht. Einen Tag vor seiner Festnahme bereitete er sich darauf vor, Offizier zu werden. Dafür ließ er sich eine Hose schneidern.

Was "Flamme sein!" auf diese Weise deutlich macht, ist, dass es bis zum Herbst 1937 unentschieden war, ob sich Scholl einer nationalsozialistischen Karriere zuwenden oder gegen den Nationalsozialismus stellen würde. Die monatelange Strafverfolgung durch die NS-Behörden aber, die öffentliche Schmach, ein "175er" zu sein, und die Demütigung vor der eigenen Familie verschoben die Gewichte. Hans Scholl musste seine persönliche Werteskala neu ausrichten: "Danach", schreibt Zoske, "führte sein Weg nicht mehr zu einem gehorsamen, todesbereiten und todbringenden SS-Mann, sondern zu einem unangepassten, widerständigen und opferbereiten Freiheitskämpfer."

Warum ist von Hans Scholls Nähe zum nationalkonservativen, revolutionären, tendenziell völkischen Gedankengut bisher so nicht die Rede gewesen? Es ist diese Frage, die Robert M. Zoske in seinem Buch leider nicht stellt und demnach auch nicht beantwortet. Eine Frage, die den Mythos der Geschwister Scholl berührt und möglicherweise auch einen der Gründe dafür liefert, warum wir, wenn wir an die Geschwister Scholl denken, zuerst das Bild von Sophie Scholl im Kopf haben und erst im nächsten Moment das von Hans.

In ihren "Unvollständigen Erinnerungen" erzählt Inge Jens, die Anfang der achtziger Jahre im Verlag S. Fischer Briefe und Aufzeichnungen von Hans und Sophie Scholl herausgegeben hat, von einem Streit mit Inge Aicher-Scholl. Sie erzählt, wie sie alles über jene Menschen las, die - ein paar Jahre eher geboren als sie selbst - für sie "Helden" waren: Studenten, die der Jugendbewegung angehört hatten, durch ein ausgesprochenes Elitebewusstsein geprägt worden waren. Sie schreibt, wie ihre Lebensgeschichten, "trotz der Besonderheit, Tapferkeit und Widerständigkeit, von denen sie Zeugnis ablegten, sich im Bereich des Unheldisch-Humanen, des Menschlich-Verstehbaren abspielten und sich nicht ins Übermenschliche verflüchtigten". Und dass genau an diesem Punkt Inge Aicher-Scholl mit ihr nicht einverstanden war. Sie stimmte dem Vorwort, das Inge Jens einem Briefband voranstellen wollte, nicht zu. Und drohte damit, die Druckgenehmigung für die Dokumente zurückzuziehen, wenn sie dennoch auf die Publikation ihres Einleitungstextes bestünde.

Dies sei ein Schlag gewesen, von dem sie sich nur langsam erholte, so Inge Jens, die anfügt, dass sie so aber immerhin gelernt habe, "das Schicksal von Überlebenden und ihre Form des Umgangs mit der Vergangenheit" zu respektieren. Liest man Robert M. Zoskes Hans-Scholl-Biographie, stellt sich die Frage, wie diese "Form des Umgangs mit der Vergangenheit" die Geschichte der Scholls insgesamt geprägt und beeinflusst hat. Und inwiefern die ultrakonservative, völkische, elitistische und männerbündische Prägung (von der Hans Scholls Schwester frei war) womöglich auch deshalb lange keine große Rolle spielen sollte, weil sie in einer neuen bundesrepublikanischen Öffentlichkeit nicht gut angekommen wäre. Und die Geschichte der Geschwister Scholl nur gestört, ein "unheldisch-humanes" Licht auf sie geworfen hätte. Dabei ist, das zeigt das neue Buch, gerade die Sozialisation in der Hitlerjugend und der Jugendbewegung, die Demütigung und der Umschlag zum widerständigen Freiheitskämpfer so wichtig für den Lebensweg von Hans Scholl.

JULIA ENCKE

Robert M. Zoske: "Flamme sein! Hans Scholl und die Weiße Rose. Eine Biografie". Verlag C. H. Beck, 368 Seiten, 26,95 Euro

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"An diesem Leben, das der Autor rekonstruiert, (ist) so vieles neu, unbekannt oder bisher vielleicht auch absichtsvoll verschwiegen worden, dass man es beim Lesen kaum glauben kann."
FAS, Julia Encke

"Robert Zoske ist eine eindrucksvolle Studie gelungen, die ein differenziertes Bild von Hans Scholl entwirft."
Sybille Steinbacher, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2018

"Die exakt recherchierte Scholl-Biografie von Robert M. Zoske setzt Maßstäbe und zeigt bisher unbeachtete Zusammenhänge auf."
Stefan Hartmann, Stimmen der Zeit, Juni 2018

"Eine umfassende (...), detaillierte, spannende Biografie, (...) die tiefgehende Einblicke in die Entwicklung, in das Denken und Fühlen eines außergewöhnlichen jungen Mannes gibt."
Annalia Machuy, Die Tagespost, Katholische Zeitung für Politik, Gesellschaft und Kultur, 8. März 2018

"Ontroerend maar ook inspirerend." (Bewegend aber auch inspirierend.)
Prof. Dr. Herman Johan Selderhuis, Theologische Universität Appeldorn, Reformatorisch Dagblad, 11. März 2018

"Ein neues faszinierendes Bild."
WELT am Sonntag, 28. Januar 2018

"Anregend und kenntnisreich."
Cord Aschenbrenner, Süddeutsche Zeitung, 29. Januar 2018

"Robert Zoske ist eine eindrucksvolle Studie gelungen, die ein differenziertes Bild von Hans Scholl entwirft."
Sybille Steinbacher, Frankfurter Allgemeine Zeitung

"An diesem Leben, das der Autor rekonstruiert, [ist] so vieles neu, unbekannt oder bisher vielleicht auch absichtsvoll verschwiegen worden, dass man es beim Lesen kaum glauben kann."
Julia Encke, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

"Ein sehr lesenswertes, ein wunderbares, wichtiges Buch."
Heribert Prantl, Süddeutsche Zeitung

"Das lebendige Bild eines Charakters voller Selbstzweifel - Jenseits des Heldenmythos."
Edelgard Abenstein, Deutschlandfunk