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"Der beste Beitrag zur Bewusstseinsdebatte. Ein gewaltiges Buch." Eric Kandel
Wie entstehen bewusste Gedanken? Welches Bewusstsein haben Koma-Patienten? Oder Säuglinge? Haben wir einen freien Willen? Wie weit sind wir von künstlichen Intelligenzen entfernt, die sich ihres eigenen Wissens bewusst sind? Stanislas Dehaenes Theorie des Bewusstseins ist ein Meilenstein der Gehirnforschung.
Noch immer müssen viele Einzelheiten endgültig bewiesen werden, aber die Wissenschaft vom Bewusstsein liefert inzwischen mehr als bloße Hypothesen. Stanislas Dehaene gibt einen aufregenden Überblick über
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Produktbeschreibung
"Der beste Beitrag zur Bewusstseinsdebatte. Ein gewaltiges Buch." Eric Kandel

Wie entstehen bewusste Gedanken? Welches Bewusstsein haben Koma-Patienten? Oder Säuglinge? Haben wir einen freien Willen? Wie weit sind wir von künstlichen Intelligenzen entfernt, die sich ihres eigenen Wissens bewusst sind?
Stanislas Dehaenes Theorie des Bewusstseins ist ein Meilenstein der Gehirnforschung.

Noch immer müssen viele Einzelheiten endgültig bewiesen werden, aber die Wissenschaft vom Bewusstsein liefert inzwischen mehr als bloße Hypothesen. Stanislas Dehaene gibt einen aufregenden Überblick über die Fortschritte der Gehirnforschung und entwickelt eine neue, empirische Theorie wie wir wahrnehmen, fühlen, denken. Ein Schlüsselwerk über die vielfältigen Prozesse der Informationsverarbeitung, die unser Gehirn, ein in der Evolution entstandenes Netzwerk aus Milliarden Neuronen, vollbringt.
Obwohl wir alle den gleichen Gesamtbestand an Neuronen haben, ist ihre jeweilige Organisation das Ergebnis einer andauernden Entwicklung, die jedes Gehirn anders formt, woraus schließlich unsere jeweils einzigartige Persönlichkeit hervorgeht.

Ausstattung: schwarz-weiß-Abb.
Autorenporträt
Stanislas Dehaene, 1965 geboren, Mathematiker und Psychologe, ist einer der weltweit führenden Kognitionswissenschaftler. 2005 wurde er Mitglied der Académie des Sciences und Professor am Collège de France, wo ein neuer Lehrstuhl für Experimentelle Wahrnehmungspsychologie eingerichtet wurde. Zuletzt erschien: Lesen. Die größte Erfindung der Menschheit und was dabei in unseren Köpfen passiert.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Aufmerksame, also bewusste Lektüre führt bei diesem Buch des Psychologen Stanislas Dehaene zu starken Erkentnissen, verspricht Rezensent Helmut Mayer uns. Bewusstseinsliteratur der bunten, heißt popularisierenden Sorte können wir getrost beiseite legen, meint er, und empfiehlt stattdessen Dehaenes Versuch, die neuronalen Mechanismen an der Basis unseres Denkens festzustellen, sowie seine These, wonach die spontane Interaktion kortikaler Netzwerke am Anfang bewusster Verarbeitung steht. Klingt für Mayer zwar vertraut, steht bei Dehaene jedoch auf einer den Rezensenten überzeugenden soliden empirischen Basis mit allen Vorzügen praktischer klinischer Anwendbarkeit.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.10.2014

Das Unbewusste stabilisiert unsere Wahrnehmung

Aufmerksamkeit lässt sich nicht teilen: Der französische Psychologe Stanislas Dehaene untersucht die neuronalen Mechanismen, die Bewusstsein entstehen lassen. Ohne spontane Zusammenrottung von Netzwerken geht dabei gar nichts.

Von Helmut Mayer

Bewusstsein ist ein großes Wort. Zwar kann man es auf unauffällige Weise verwenden: Etwa wenn wir davon sprechen, dass jemand nach einer Ohnmacht wieder zu Bewusstsein kommt, oder davon, dass uns ein bestimmter Sachverhalt nicht bewusst war. Kaum entfernt man sich von solchem bodenständigen Gebrauch, zeigt der Begriff allerdings die deutliche Neigung, seine Umrisse zu verlieren. Er umflort sich dann philosophisch, wobei insbesondere der Übergang von Bewusstsein zum Selbstbewusstsein lockt - und die Beziehung eines denkenden Ich auf sich selbst und die Inhalte seines Denkens und Fühlens schnell zu einer tiefen Angelegenheit werden.

Jedenfalls aber zu einem Gegenstand, bei dem sich nicht mehr auf Anhieb sagen lässt, was wir von seiner empirisch-neurowissenschaftlichen Erklärung eigentlich erwarten sollen. Oder ob wir überhaupt eine solche Erklärung erwarten dürfen, wenn es nicht um das Rot da draußen, sondern um das von mir bewusst empfundene Rot - die berüchtigten "Qualia" der einschlägigen Debatten - geht. Aus Bewusstsein wird dann ein eher unübersichtliches Problem, das groß zugeschnittene Hypothesen und für sie eintretende Bilder hervortreibt, oder sogar ein Phänomen, das zuletzt gar nicht in der Reichweite der Neurowissenschaft liegt.

Bei Stanislas Dehaene, Inhaber eines Lehrstuhls für experimentelle kognitive Psychologie am Collège de France, kann man ausgezeichnet lernen, wie sich solche Überforderungen vermeiden lassen. Der erste Schritt besteht darin, Bewusstsein in einer fraglosen Kernbedeutung zu nehmen, nämlich als bewusste Zugänglichkeit von mentalen Phänomen, will heißen: Die Versuchspersonen können von diesen mentalen Phänomenen - ihren eigenen Wahrnehmungen und Gedanken - berichten. Im Unterschied zu unbewusst bei ihnen ablaufenden mentalen Prozessen, die ihnen vorenthalten bleiben.

Wovon die Versuchspersonen nichts wissen, davon können sich Kognitionsund Neurowissenschaftler allerdings ein recht gutes Bild machen. Zum einen, weil sie überaus gewitzte experimentelle Versuchsanordnungen entwickelt haben, mit denen sich manipulieren lässt, ob Phänomene von den Versuchspersonen bewusst erlebt werden oder unbewusst bleiben. Zum anderen, weil ihnen überdies ein Ensemble bildgebender Verfahren zur Verfügung steht, dank dem sich immer besser verfolgen lässt, was sich sowohl bei den unbewusst bleibenden wie bei den bewusst erlebten Phänomenen im Gehirn der Versuchspersonen abspielt.

Diese drei Komponenten - das Konzept von Bewusstsein als abfragbare Zugänglichkeit von mentalen Phänomenen, die experimentell feingeschliffene Manipulation dieser Zugänglichkeit und die bildgebenden Verfahren - sind es, mit denen Dehaene operiert. Zusammen ergeben sie, wie sein Buch zeigt, ein gutes Instrumentarium, um sich an die Frage heranzutasten, welchen neuronalen Mechanismen sich die Bewusstheit mentaler Ereignisse verdanke; und dann sogar auch zu überlegen, wie es mit nichtmenschlichem Bewusstsein bestellt sein könnte.

Zuerst aber bekommt der Leser eindrucksvoll vorgeführt, wie groß die Domäne des Unbewussten ist. Unterhalb der kleinen Insel bewusster Wahrnehmungen und Entscheidungen wird dort laufend dafür gesorgt, dass unsere Welt- und Eigenwahrnehmung stabil bleibt und aus rohen Daten eine bewältigbare Wirklichkeit wird. Ein Heer von spezialisierten, parallel arbeitenden neuronalen Modulen ist dafür ohne Unterlass geschäftig und in beständigem Austausch. Es wird gefiltert, verglichen, kombiniert und konstruiert; viel Kärrnerarbeit an der Basis ist natürlich dabei, aber auch Leistungen, die weit in höhere Bearbeitungsstufen hineinragen. Größenvergleiche von kleinen ganzen Zahlen gelingen genauso wie die begriffliche Kategorisierung von Wörtern ohne unsere bewusste Einmischung.

Die Experimente, die solche Leistungen zutage fördern, arbeiten oft mit raffinierten Anwendungen einer bekannten Methode: Reize werden so kurz und überdies eingeklemmt zwischen anderen, "maskierenden" Reizen präsentiert, dass bis zu bestimmen zeitlichen Schwellenwerten nur die unbewussten Verarbeitungsmechanismen zum Zuge kommen - die sich ihrerseits durch ihren Einfluss ("Bahnung") auf nachfolgende Reizverarbeitungen verraten. Mit solchen Versuchen lässt sich dann auch erschließen, wo die Grenzen der unserer Aufmerksamkeit entzogenen, automatisierten Mechanismen liegen: Wenn Prozesse ins Spiel kommen, die ein längeres Präsenthalten von Zwischenergebnissen erfordern, scheint das bewusste Prozedieren unumgehbar. Von der schnellen parallelen Verarbeitung wird dann auf langsames serielles Prozedieren gewechselt: Aufmerksamkeit ist nicht teilbar.

Auf der Spur solcher Versuche und der mitlaufenden Visualisierungen der Hirntätigkeit gelangt Dehaene zu seiner zentralen Behauptung: Bewusste Verarbeitung tritt nur dann ein, wenn bei der Reizverarbeitung weit ausgedehnte kortikale Netzwerke, in denen über weite Strecken hinweg Informationen getauscht werden, in spontane gemeinsame Aktion treten.

Ihrem Grundtypus nach klingt dieses Ergebnis nicht ganz unvertraut: Der kürzlich verstorbene Nobelpreisträger Gerald Edelman hatte schon vor Jahren die These aufgestellt, dass Bewusstsein dann auftritt, wenn funktional hochdifferenzierte, weitläufig verteilte Neuronengruppen einen "Cluster" bilden, in dem Signale parallel und rekursiv ausgetauscht werden. Aber abgesehen davon, dass Dehaene einige Annahmen Edelmans korrigiert: Der Unterschied ums Ganze ist, dass er diese neuronale Signatur von Bewusstsein auf soliden empirischen Wegen erreicht, wo Edelman und seine Koautoren noch gewagt spekulieren mussten, um Grundzüge ihres Modells plausibel zu machen.

Ein Modell, das den großen Vorzug klarer Mathematisierbarkeit hatte, die natürlich auch für den ausgebildeten Mathematiker Dehaene ein Pfund ist. Zumal dann, wenn es an das reverse engineering geht, also die Überprüfung seiner These durch den bescheidenen Nachbau neuronaler Netzwerke - mit vielversprechenden Ergebnissen. Unmittelbar zur Anwendung kommt sie bereits im klinischem Einsatz: wenn es zu diagnostizieren gilt, ob bei Patienten mit den Symptomen eines Komas nicht doch bestimmte Bewusstseinsleistungen erhalten geblieben sind oder sogar ein absoluter Locked-in-Zustand bei gänzlich erhaltenem Bewusstsein vorliegt.

Auch hier, im praktischen klinischen Test, scheint die beschriebene neuronale Signatur prinzipiell die richtigen Winke zu geben - vielleicht auch für die Entwicklung neuronaler Stimulationsverfahren, die Patienten wieder zur Ansprechbarkeit verhelfen.

Die Frage, wie es mit nichtmenschlichem Bewusstsein stehe, wie also das Vorliegen der neuronalen Signatur bei Tieren oder zukünftigen Maschinen zu verstehen sei, liegt auf der Hand. Im einen wie im anderen Fall sticht hier freilich immer noch das Verhalten - und zu erinnern ist daran, dass menschliches Bewusstsein, bei dem der Weg zur Aufdeckung einer neuronalen Signatur begann, eng mit sprachlichen Leistungen verknüpft ist. Wie sich Bewusstsein ohne die prinzipielle Möglichkeit sprachlicher Verlautbarung eigentlich ausnehmen soll, das auszumalen reicht unsere Intuition nicht.

Dehaene entscheidet sich übrigens für eine repräsentationalistische Auffassung von Sprache auf Noam Chomskys Spuren. Das hat dann aber wohl doch mehr mit den methodischen Grundentscheidungen eines Neurowissenschaftlers zu tun, der eingestandenermaßen mit dem berühmten "Hirn im Tank" für seine Zwecke gut zurechtkommt und deshalb die sozial-kommunikative Funktion, die verkörperten Hirne im Plural, in die zweite Reihe verbannen kann. Die Leistungsfähigkeit seines Ansatzes hat er freilich mit diesem Buch beeindruckend vorgeführt.

Vor allem auch, so wie schon in seinen vorangehenden Büchern über die neuronalen Mechanismen des Rechnens und Lesens, auf methodisch durchsichtige Weise, ohne forcierte Popularisierung und doch so gut wie voraussetzungslos verständlich. Aufmerksam, also bewusst lesen muss man es natürlich schon - dann ersetzt es eine ganze Menge phantasievoller Bewusstseinsliteratur.

Stanislas Dehaene: "Denken". Wie das Gehirn Bewusstsein schafft.

Aus dem Amerikanischen von Helmut Reuter. Knaus Verlag, München 2014. 476 S., Abb., geb., 24,99 [Euro].

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"Brillant. Dehaenes Bericht ist die differenzierteste Darstellung der neuronalen Grundlagen des Bewusstseins. Pflichtlektüre für alle, die teilhaben wollen an der aufregenden Enträtselung des Geistes." Nature