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"Als mir Jürgen Kassel die Fotos zum vorliegenden Band zeigte, fiel mir spontan eine Zeile von Rio Reiser ein: "Zauberland ist abgebrannt." Da waren sie wieder, die Straßen und Häuserschluchten meiner Kindheit, die Frauen im Fenster, der Platz draußen, das Grau über der Region. Da waren sie wieder, die Menschen von Computer und facebook, von Burn-out und Freizeitstress, von Energiekrise und Atomausstieg keine Ahnung. Zufrieden mit dem Gedeck am Wochenende und trotz der ganzen Arbeit nie überdreht. Ein Karussell gab es auf der Kirmes zu bestaunen, eine Seifenkiste auf dem Stümpenberg, den neuen…mehr

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Produktbeschreibung
"Als mir Jürgen Kassel die Fotos zum vorliegenden Band zeigte, fiel mir spontan eine Zeile von Rio Reiser ein: "Zauberland ist abgebrannt." Da waren sie wieder, die Straßen und Häuserschluchten meiner Kindheit, die Frauen im Fenster, der Platz draußen, das Grau über der Region. Da waren sie wieder, die Menschen von Computer und facebook, von Burn-out und Freizeitstress, von Energiekrise und Atomausstieg keine Ahnung. Zufrieden mit dem Gedeck am Wochenende und trotz der ganzen Arbeit nie überdreht. Ein Karussell gab es auf der Kirmes zu bestaunen, eine Seifenkiste auf dem Stümpenberg, den neuen Opel zwei Straßen weiter. Es gab zwar keinen Platz in den engen Werksbuden der Bahn oder von MannesMann und Hände rutschten schneller aus, aber es gab Zeit. Und davon jede Menge. Zeit, um am Rhein, an der Ruhr, an der Emscher zu stromern, wie unser Omma immer sagte. "Na, wart ihr wieder stromern? Ihr seid'se." Was immer das auch hieß - hinterfragt wurde nicht, eine Antwort hätte es eh nicht gegeben. Und irgendwann wurde aus schwarz-weiß Farbe, aus analog digital, aus zeitlos rastlos. Diese Bilder möchten nichts verklären. Diese Bilder möchten keine Heimeligkeit vorgaukeln, wo keine war. Aber diese Bilder sind ernst zu nehmen, als Dokumente einer Zeit, die ewig her scheint. Als Zeitzeugen eines Ruhrgebietes, das es so längst nicht mehr gibt. Wenn Schimanski zur besten Sendezeit über den Innenhafen schaut und sagt "Das ist nicht mehr mein Duisburg", dann hat er verdammt noch mal Recht. Und das versetzt mir einen Stich. Und das meine ich jetzt "ohne Wertung". Nein, früher war nicht alles besser - aber heute ist es das auch nicht.
Die jeweiligen Texte habe ich zu den einzelnen Bildern geschrieben, also nicht irgendwelche Texte aus der Schatulle gekramt und sie lediglich Bildern zugeordnet. Mit einem Foto vor Augen lauschte ich den Stimmen in meinem Kopf, holte Verschüttetes zu Tage, assoziierte frei, spann rum, um der Momentaufnahme von damals eine Geschichte zu geben. Und heute? Zauberland ist abgebrannt? Vielleicht müsste man treffender sagen, ihm ging das Feuer aus. Von einem, dessen Heart-Land es war." Zepp Oberpichler
Autorenporträt
Zepp Oberpichler: Autor, Musiker, Duisburger. Jahrgang 1967. 2002 erscheint der erste Roman "Die Stones sind wir selber" - eine Zusammenarbeit mit Tom Tonk. 2009 erscheint der Rock 'n' Roll Roman "Gitarrenblut". Werbeagentur in Duisburg. Diverse Plattenveröffentlichungen. Jürgen Kassel: 1944 geboren. Aufgewachsen im Ruhrgebiet und lebt jetzt in Duisburg. Studium der Fotografie an der Kunsthochschule für Medien Köln ehemals "Werkkunstschule Köln" bei Arno Jansen. Mitarbeiter des Jazzmusikfördervereins JAM (heute Traumzeitfestival). Selbstständig als Grafiker. Jetzt Rentner und Fotograf.