Schade – dieser Artikel ist leider ausverkauft. Sobald wir wissen, ob und wann der Artikel wieder verfügbar ist, informieren wir Sie an dieser Stelle.

Mängelexemplar
Lieferung nur solange der Vorrat reicht!
  • Broschiertes Buch

Wegen Vergewaltigung und Mord an einer jungen Frau aus seinem Heimatdorf sitzt Truman Ferris Pinter im Todestrakt eines Gefängnisses und wartet darauf, gehängt zu werden. Die Vergewaltigung gesteht er, nicht aber den Mord. Pinter schwört, das Opfer sei später am Ufer eines Flusses ausgeglitten und dann ertrunken. In den wenigen Stunden, die ihm noch bleiben, doziert der intellektuelle Misanthrop geistreich über sein Leben und die Tat und stellt provozierende Thesen auf. US-Noir-Autor Les Edgerton führt uns auf irreführenden Schleichwegen in das Bewusstsein seines Protagonisten wie einst Camus…mehr

Produktbeschreibung
Wegen Vergewaltigung und Mord an einer jungen Frau aus seinem Heimatdorf sitzt Truman Ferris Pinter im Todestrakt eines Gefängnisses und wartet darauf, gehängt zu werden. Die Vergewaltigung gesteht er, nicht aber den Mord. Pinter schwört, das Opfer sei später am Ufer eines Flusses ausgeglitten und dann ertrunken. In den wenigen Stunden, die ihm noch bleiben, doziert der intellektuelle Misanthrop geistreich über sein Leben und die Tat und stellt provozierende Thesen auf.
US-Noir-Autor Les Edgerton führt uns auf irreführenden Schleichwegen in das Bewusstsein seines Protagonisten wie einst Camus oder Nabokov und lässt uns unbemerkt Teil seines düsteren literarischen Experimentes werden.
Autorenporträt
Les Edgerton hat einen etwas unkonventionellen Hintergrund für einen Literaten. Bevor er seinen Abschluss an der Indiana University in South Bend machte, sich mit creative writing beschäftigte und fünfzehn Bücher veröffentlichte, hatte der in Odessa, Texas, geborene Edgerton über vier Jahre in der Navy zugebracht und wegen Einbruchs, bewaffneten Raubüberfalls und versuchter Hehlerei zwei Jahre im berüchtigten Pendleton Reformatory abgesessen. Mittlerweile lebt der Vater zweier Töchter aus früherer Ehe mit Frau und Sohn in Ft. Wayne.
Rezensionen
Gleichwie ich erkannt bin
Les Edgerton geht in "Der Vergewaltiger" aufs Ganze

Häftling 49028 ist ein vierundvierzig Jahre alter Amerikaner namens Truman Ferris Pinter, und bis zu seiner Hinrichtung werden keine zwölf Stunden mehr vergehen. In seinem Bekenntnisverweigerungs-Monolog tritt er in Ich-Form als belesener Gentleman und Snob mit gewählten Worten vor seine Leser. Er gesteht eine Vergewaltigung, nicht aber den Mord, dem man ihm anlastet. Vergewaltigt hat er eine laszive Dorfschönheit, nachdem sie ihn provozierte, weil er sie dabei beobachtet hatte, wie sie sich mit drei Männern gleichzeitig einließ. Wenn es denn so war. Ermordet hat Truman, wenn es denn so war, als Neunjähriger seinen Vater. Aber das kommt erst heraus, als er im Todestrakt mittels Levitation über den Dingen schwebt und mit einem alten Mann spricht, der eventuell Gott ist.

Der Texaner Les Edgerton, Jahrgang 1943, hat Knast- und Halbwelterfahrungen gesammelt, bevor er Schriftsteller wurde. Sein vor vier Jahren im Original erschienener Hundertfünfzigseiter ist ein literarisches Schurkenstück erster Güte, das mit einem Krimi kaum etwas zu tun hat, vielleicht mit einem Bein gerade noch im Noir-Genre steht. Es ist ein Stück Meta-Literatur, voller Bezüge auf die metaphysical poets, auf Aischylos, Balzac, den englischen Soldaten und Flugzeugkonstrukteur John William Dunne. Edgertons Rollenprosa setzt auf einen komplett unzuverlässigen Erzähler; seine Abrechnung mit sämtlichen Religionen, seine esoterischen Theodizee-Exkurse sind nur dazu da, um am Ende doch wieder dort zu landen, wo der gekreuzigte Christus starb - um dessen Botschaft zu pervertieren: "Nichts ergibt einen Sinn, weil Sinn exakt das ist, wobei sich der Schöpfer aus Spaß gezügelt hat."

Der Roman ist eine kalkulierte Zumutung, funkelnd und bösartig. Er beweist, dass es in der Literatur aufregender zugeht, wenn sich einer überhebt und verrennt, anstatt die immer gleiche fade Tütensuppe der Marke Psychothriller, Serienkiller oder Regionalkrimi aufzutischen.

hhm

Les Edgerton:

"Der Vergewaltiger".

Aus dem Amerikanischen von Ango Laina und Angelika Müller.

Pulp Master Verlag, Berlin 2017. 158 S., br., 12,80 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.04.2017

Gleichwie ich erkannt bin
Les Edgerton geht in "Der Vergewaltiger" aufs Ganze

Häftling 49028 ist ein vierundvierzig Jahre alter Amerikaner namens Truman Ferris Pinter, und bis zu seiner Hinrichtung werden keine zwölf Stunden mehr vergehen. In seinem Bekenntnisverweigerungs-Monolog tritt er in Ich-Form als belesener Gentleman und Snob mit gewählten Worten vor seine Leser. Er gesteht eine Vergewaltigung, nicht aber den Mord, dem man ihm anlastet. Vergewaltigt hat er eine laszive Dorfschönheit, nachdem sie ihn provozierte, weil er sie dabei beobachtet hatte, wie sie sich mit drei Männern gleichzeitig einließ. Wenn es denn so war. Ermordet hat Truman, wenn es denn so war, als Neunjähriger seinen Vater. Aber das kommt erst heraus, als er im Todestrakt mittels Levitation über den Dingen schwebt und mit einem alten Mann spricht, der eventuell Gott ist.

Der Texaner Les Edgerton, Jahrgang 1943, hat Knast- und Halbwelterfahrungen gesammelt, bevor er Schriftsteller wurde. Sein vor vier Jahren im Original erschienener Hundertfünfzigseiter ist ein literarisches Schurkenstück erster Güte, das mit einem Krimi kaum etwas zu tun hat, vielleicht mit einem Bein gerade noch im Noir-Genre steht. Es ist ein Stück Meta-Literatur, voller Bezüge auf die metaphysical poets, auf Aischylos, Balzac, den englischen Soldaten und Flugzeugkonstrukteur John William Dunne. Edgertons Rollenprosa setzt auf einen komplett unzuverlässigen Erzähler; seine Abrechnung mit sämtlichen Religionen, seine esoterischen Theodizee-Exkurse sind nur dazu da, um am Ende doch wieder dort zu landen, wo der gekreuzigte Christus starb - um dessen Botschaft zu pervertieren: "Nichts ergibt einen Sinn, weil Sinn exakt das ist, wobei sich der Schöpfer aus Spaß gezügelt hat."

Der Roman ist eine kalkulierte Zumutung, funkelnd und bösartig. Er beweist, dass es in der Literatur aufregender zugeht, wenn sich einer überhebt und verrennt, anstatt die immer gleiche fade Tütensuppe der Marke Psychothriller, Serienkiller oder Regionalkrimi aufzutischen.

hhm

Les Edgerton:

"Der Vergewaltiger".

Aus dem Amerikanischen von Ango Laina und Angelika Müller.

Pulp Master Verlag, Berlin 2017. 158 S., br., 12,80 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr