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All she knows is that everyone else seems, somehow, happier. In this magnificent novel, at once bitterly sad and achingly funny, Richard Yates again shows himself to be the supreme chronicler of the American Dream and its casualties.

Produktbeschreibung
All she knows is that everyone else seems, somehow, happier. In this magnificent novel, at once bitterly sad and achingly funny, Richard Yates again shows himself to be the supreme chronicler of the American Dream and its casualties.
Autorenporträt
Richard Yates
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 28.03.2014

Der Geschmack
des Versagens
Richard Yates’ „Eine strahlende Zukunft“
ist ein großer, vergessener Künstlerroman
VON CHRISTOPHER SCHMIDT
Übrigens löst sich der Unterschied zwischen starken und schwachen Menschen bei näherer Betrachtung sowieso immer in Luft auf, das weiß jeder, und deshalb sollte ein guter Autor einem so sentimentalen Gedanken nicht trauen“, sagt ein gewisser George Kelly, nachdem Lucy eine ihrer Erzählungen vorgelesen hat. Beide sind Teilnehmer eines Schreibseminars an der New School for Social Research in New York, einem Institut für Erwachsenenbildung. Im Gegensatz zu Lucy hätte Richard Yates (1926-1992) sich das nicht zweimal sagen lassen. Ja, die handfeste Manöverkritik des Fahrstuhlmechanikers, der in seiner Freizeit an einem großen Werk arbeitet, ist geradezu das poetologische Credo seines vorletzten Romans „Young Hearts Crying“. Im Original 1984 erschienen, liegt er nun, mit einer Verzögerung von dreißig Jahren, unter dem Titel „Eine strahlende Zukunft“ erstmals auf Deutsch vor.
  Nachsichtiger, um nicht zu sagen, gnädiger behandelt der große Fatalist der US-Nachkriegsliteratur hier das Scheitern des Künstlers und dessen schleichende Verbürgerlichung. In seinem literarischen Debüt
„Revolutionary Road“ aus dem Jahr 1961, einer bitteren Abrechnung mit dem amerikanischen Konformismus, hatte Yates sein Lebensthema noch tragisch grundiert. Der Grund für den Wechsel der Tonart dürfte in der Lebenserfahrung aus den zwei Jahrzehnten zu suchen sein, die zwischen beiden Büchern liegen, Jahrzehnten, in denen Yates sich selbst durchschlagen musste mit Jobs als Dozent, Drehbuch- und Redenschreiber.
  „Eine strahlende Zukunft“ ist ein multipler Künstlerroman, der im Milieu von Schriftstellern, Malern und Theaterleuten in den Fünfziger- und Sechzigerjahren spielt. Im Mittelpunkt stehen Lucy und Michael Davenport, die mit heißem Neid auf die Bohème nicht nur im Greenwich Village blicken. Wie Eindringlinge von der Madison Avenue fühlen sie sich in dem Fabrikloft, in dem der Bildhauer Paul Maitland sich als junger Wilder geriert. Und selbst der unscheinbare Tom Nelson, der seine Aquarelle auf einem Stück Zinkblech in der heimischen Küche malt, kommt Michael bei allem Understatement mehr wie ein Künstler vor als er sich selbst mit seinen Gedichten und Theaterstücken.
  Dabei wäre man finanziell unabhängig. Erst auf der Hochzeitsreise hat Lucy ihm freilich eröffnet, dass sie drei bis vier Millionen Dollar schwer ist. Doch Michael will das Geld für seine kleine Familie selbst verdienen – tagsüber Lohnschreiber, abends Dichter, lautet der Kompromiss. Am Widerspruch von Anspruch und Wirklichkeit zerbricht die Ehe, woraufhin der Roman sich in zwei Erzählstränge teilt.
  Zunächst berichtet Yates, wie es mit Lucy weitergeht. Sie hat eine Reihe von Beziehungen: mit einem jungen Regisseur, einem Börsenmakler und schließlich mit ihrem Dozenten an der New School, einem verkrachten Romancier, dessen Selbstmitleid nur die Kehrseite seines Größenwahns ist. Und sie versucht sich auch selbst als Schauspielerin, Autorin und Malerin, um vorerst als einsame VorstadtAlkoholikerin zu enden.
  Michaels Absturz verläuft ungebremster. Nach einem ersten psychotischen Schub landet er in der geschlossenen Abteilung des Bellevue, der New Yorker Psychiatrie. Auch er hat mehrere heftige Affären, „Muschis zum Frühstück, Muschis zum Mittagessen, Muschis zum. . .“ und findet sich irgendwann wieder in der „Mittelmäßigkeit des Mittleren Westens“. Gemeinsam mit seiner zweiten Frau, der fast dreißig Jahre jüngeren Studienberaterin seiner Tochter, geht Michael mit Ende vierzig als Dozent nach Billings, Kansas. Ein ebenso modernes wie steriles „Ranch House“ ist die Endstation Sehnsucht.
  Yates hat seinem Michael viel von sich selbst mitgegeben. Da ist die literarische Erfolglosigkeit, das quälende Image als One-Hit-Wonder – wie Yates für „Revolutionary Road“, so wird Michael immer nur für ein einziges Gedicht aus seinem ersten Lyrik-Band gelobt. Hinzu kommen das Alkoholproblem, die Psychiatrieaufenthalte, die sich einstellenden Potenzstörungen. Und doch ist dieser Michael mit seinen flauen Witzen und seinem zur Schau getragenen Intellektualismus ein Zerrbild des Autors – Yates, aber ohne dessen Talent. Vollzieht sich in „Revolutionary Road“ die Katastrophe so zielstrebig wie im antiken Drama, so nimmt sich Yates hier viel Raum für die retardierenden Momente des Lebens. Das geht auf Kosten der erzählerischen Stringenz, macht aber „Eine strahlende Zukunft“ zum großartig ernüchternden Porträt einer ganzen Generation, die sich selbst als „die zweite Lost Generation“ empfand.
  Minutiös wie in Zeitlupe zeichnet Yates nach, wie sein Michael allmählich aus der Zeit fällt – sein Weg nach unten erinnert an den Vorspann der Serie „Mad Men“, wenn Don Draper in die Straßenschluchten von Manhattan stürzt, vorbei an schönen Models auf Billboards und einem Whisky-Tumbler, um am Ende weich in einem Sessel zu landen, was vielleicht die Höchststrafe ist. „In Amerika sagten inzwischen alle ,Schwarzer‘ statt ,Neger‘; und vielleicht war es nur noch eine Frage der Zeit, bis alle ,Frau‘ statt ,Mädchen“ sagen würden“, konstatiert der verwunderte Michael. Er reklamiert noch den Helden-Bonus für sich, ist er doch im Zweiten Weltkrieg als Rumpfschütze einer B-17 erwachsen geworden. Zu diesem Selbstbewusstsein gehört Großspurigkeit: Schwule sind hier noch „andersrum“, sensible Männer gelten als „tuntig“ oder als „Schwanzlutscher“, und „Mädchen“ erkennt man daran, dass sie „gebumst“ werden wollen.
  Die Zeit allerdings geht über Michael hinweg. Verständnislos muss er registrieren, dass der harte Alkohol aus den Hausbars verschwindet, während die Jugend wie seine Hippie-Tochter Laura andere Drogen vorzieht. Die alleinerziehende Frau steigt auf zu einem neuen „romantischen Ideal“, und überall wird gegen Vietnam demonstriert. Als Michael auf einer Party sagt, die Soldaten seien doch keine Täter, sie „sind die Opfer des Krieges“, gefriert die Stimmung. In seiner Blindheit für die sozialen Umwälzungen und die neue counter culture , wirkt Michael wie ein Fossil. Mit dem „Geschmack des Versagens im Mund“ stellt er fest, dass aus seinen Künstlerfreunden „brave Leute“ geworden sind, „die bereit waren, sich bei afrikanischer Kunst und selbst gebackenem Brot mit wesentlich weniger zufriedenzugeben als dem Stoff, aus dem ihre Träume waren.“ 
  Thomas Gunkels deutsche Übersetzung bringt diese Abendröte der Männlichkeit voll zur Geltung, die im Sprachgestus des Romans aufflackert. Er trifft den Ton der Zeit bis hin zu Michaels klischeehafter Schwärmerei für Frauen, deren Haut „einer makellosen Aprikose“ gleicht. Weit eher als an die Suburbia-Klassiker, wie sie etwa der faunische Brunnenvergifter John Cheever geschrieben hat, erinnert Richard Yates’ Sittenbild in seiner schroffen Illusionslosigkeit an James Salters im vergangenen Jahr erschienenes großes Alterswerk „Alles, was ist“. Auch „Eine strahlende Zukunft“ zieht eine herbe Lebensbilanz, die nicht dem Irrtum verfällt, zu meinen, „dass Unglück einen Nutzen hat“, wie der Fahrstuhlmonteur Kelly einmal im Roman erklärt. Richard Yates ist ein Feinmechaniker, was den Schrecken der Normalität betrifft. Denn in seinen Fahrstühlen geht es immer nur abwärts.
        
Richard Yates: Eine strahlende Zukunft. Roman. Aus dem Englischen von Thomas Gunkel. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2014. 496 Seiten, 22,99 Euro, E-Book 18,99 Euro.
Wie Don Draper aus der Serie
„Mad Men“ stürzt Yates’ Michael
in Zeitlupe durch die Zeit
Dieser Generationsroman
ist ein ernüchterndes Sittenbild
der Fünfziger und Sechziger
„Das Haus, das sie nach ihrer Hochzeit in Billings, Kansas, mieteten, war das erste in Michaels Leben, in dem alles modern und zweckmäßig war.“ Hier eine Musterküche im Geschmack der Siebziger.
Foto: P Hulton Archive/Getty Images
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