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A NATIONAL BESTSELLER A NEW YORK TIMES BOOK REVIEW NOTABLE BOOK Six months after losing his wife and two young sons, Vermont Professor David Zimmer spends his waking hours mired in a blur of alcoholic grief and self-pity. One night, he stumbles upon a clip from a lost film by silent comedian Hector Mann. His interest is piqued, and he soon finds himself embarking on a journey around the world to research a book on this mysterious figure, who vanished from sight in 1929. When the book is published the following year, a letter turns up in Zimmer's mailbox bearing a return address from a small…mehr

Produktbeschreibung
A NATIONAL BESTSELLER A NEW YORK TIMES BOOK REVIEW NOTABLE BOOK Six months after losing his wife and two young sons, Vermont Professor David Zimmer spends his waking hours mired in a blur of alcoholic grief and self-pity. One night, he stumbles upon a clip from a lost film by silent comedian Hector Mann. His interest is piqued, and he soon finds himself embarking on a journey around the world to research a book on this mysterious figure, who vanished from sight in 1929. When the book is published the following year, a letter turns up in Zimmer's mailbox bearing a return address from a small town in New Mexico inviting him to meet Hector. Zimmer hesitates, until one night a strange woman appears on his doorstep and makes the decision for him, changing his life forever.
Autorenporträt
Paul Auster
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.07.2002

Wenn Tote über Tote sprechen
Melodramatisch wie ein Stummfilm: Heute erscheint Paul Austers Roman „Das Buch der Illusionen”
Als er seine Frau und seine beiden Söhne durch einen Flugzeugabsturz verliert, zerbricht für David Zimmer eine Welt, in der er als Professor für vergleichende Literaturwissenschaft an einem College in Vermont eine zwar kleine, doch scheinbar sichere Rolle gespielt hat. Aus seiner monatelangen und beinahe tödlichen Apathie reißt ihn eines Abends der Ausschnitt aus einem unbekannten Stummfilm, dessen Held längst vergessen ist. Nach nur wenigen, nur mäßig erfolgreichen Filmen war dieser Hector Mann im Jahre 1929 auf rätselhafte Weise verschwunden, und von den Spuren, die er auf Zelluloid hinterlassen hat, schienen zunächst nur Fragmente erhalten.
Hector Manns so jäh beendete Karriere wird für Zimmer zum rettenden Strohhalm. An verschiedenen Orten der Welt sind überraschend Kopien seiner verloren geglaubten Filme aufgetaucht, die Zimmer genug Stoff für ein Buch liefern: „Die stumme Welt des Hector Mann”. Doch diese stumme Welt lässt ihn nicht wieder los. Eines Tages erhält er einen Brief aus New Mexico, wo der Verschwundene angeblich seit Jahrzehnten lebt und Filme gedreht hat, die nie an die Öffentlichkeit gelangen sollen. Als Zimmer zurückhaltend reagiert, steht eines Abends eine Frau vor seinem Haus, die ihn mit einer Waffe bedroht. Es sei höchste Zeit auf die Blue Stone Ranch aufzubrechen, denn Hector Mann läge im Sterben, und nach seinem Tod sollten alle seine unveröffentlichten Werke binnen vierundzwanzig Stunden vernichtet werden.
Soviel zur Exposition. Aus dem lähmenden Nachhall seiner persönlichen Tragödie gerät Zimmer in eine dramatische Handlung hinein, bei der es in jeder Hinsicht um Leben und Tod geht. Aus der reflexiven Haltung des Wissenschaftlers gerät er in eine Geschichte, deren Aufbau und sprunghafte Entwicklung der Dramaturgie des Stummfilms entsprechen. Was als tragisch überschatteter Roman eines mittelständischen Intellektuellen begann, wechselt unverhofft das Tempo und Genre, ja scheint bisweilen sogar das Medium gewechselt zu haben und versetzt seinen Protagonisten in eine Welt, die er zuvor nur aus dem Kino und aus seinem eigenen Buch kannte.
Mit Alma, der Frau, die ihn mit vorgehaltener Waffe zur Abreise drängen wollte, erlebt Zimmer eine stürmische, doch wahrhaft kurzlebige Liebesaffäre. Kaum sind die beiden auf Manns Ranch eingetroffen, stirbt der alte Schauspieler. Und während sie sich den ersten seiner nachgelassenen Filme ansehen, trifft seine Witwe schon die Vorbereitungen für das große Autodafé, dem nicht nur Hector Manns Werke zum Opfer fallen werden, sondern auch dessen Biographie, an der Alma seit sieben Jahren gearbeitet hat.
Paul Austers „Buch der Illusionen” ist eine der eindruckvollsten Synthesen von literarischem und filmischem Erzählen, von spannungsreicher Handlung und Reflexion. Zu den filmischen Elementen zählt das Spiel mit den Requisiten – mit Almas Revolver etwa, den erst sie auf Zimmer, den dann Zimmer auf sich selbst richtet und der wider Erwarten geladen, aber gesichert ist. Und am Schnittpunkt beider Welten steht eine längere Passage aus Almas Biographie, die die verborgenen Jahre zwischen dem plötzlichen Ende von Manns Leinwandkarriere und den Jahrzehnten der anonymen Rückgezogenheit überbrückt.
Nach einer tödlich endenden Dreiecksaffäre hatte sich der Schauspieler in die Gesichts- und Namenlosigkeit geflüchtet und schließlich einen Job als Ladengehilfe übernommen – ausgerechnet in einem Geschäft, das dem Vater seiner toten Exgeliebten gehörte und in dem sich deren Schwester in ihn verliebte, ohne zu wissen, wen sie vor sich hatte.
Solche melodramatischen Geschichten konnte eigentlich nur der Stummfilm ungeniert erzählen. Doch wenn die Schwester der ermordeten Geliebten dem aus Europa stammenden Stummfilmstar Sprachunterricht erteilt, dann gelingt Auster, was auch dem Stummfilm inmitten seiner hyperkinetischen Quirligkeit bisweilen gelang: Szenen zu schaffen, die gerade deshalb unvergesslich bleiben, weil alles an ihnen schon von Aussichtlosigkeit und Vergänglichkeit spricht.
„Der Tod”, so übersetzt sich Zimmer einmal eine Passage aus Chateaubriands Autobiographie „Mémoires d’outre-tombe”, „offenbart die Geheimnisse des Lebens nicht” – zumal wenn ein Mann wie der von Schuldgefühlen gequälte Hector sich die Vernichtung seines künstlerischen Werks als Bußübung auferlegt hat. Hier stößt „Das Buch der Illusionen” an die Grenzen seiner Darstellungsmöglichkeiten, weil es Manns selbstgewähltes, jahrzehntelanges Inferno nur in den letzten Szenen erfasst, in denen sich die künftigen Leichen bereits an ihre Plätze begeben. Doch diese Beschränkung ist durchaus beabsichtigt, denn Austers Roman zeigt, wie ein einziger Augenblick ein Leben verändern und wie ein ganzes Leben in einigen Szenen und Erinnerungen bewahrt werden kann, wenn man den Illusionen des Films, dem Wahn des Schreibens und Lesens vertraut.
Nur wenige Minuten dauern die alten Hector-Mann-Filme, gut vierzig Minuten der kürzeste seines geheimen Schaffens, den Zimmer noch sehen kann, bevor der Rest in Flammen aufgeht. Doch Filme, so meint Zimmer einmal, „könnten uns dazu bringen allen möglichen Unsinn zu glauben”, und am Ende glaubt er selbst, dass nicht alle Kopien von Manns verborgenem Werk dem Feuer zum Opfer gefallen sind, und dass die Geschichte noch einmal von vorne anfangen könnte.
Aber was geschehen ist, könnte einen gegenüber solchen Hoffnungen kaum skeptischer stimmen, und Paul Auster hat sein Buch mit einer Herausgeberfiktion versehen, nach der David Zimmers Geschichte erst nach dem Tod des inzwischen herzkranken Professors erscheinen soll. Wie Chateaubriand hat also ein Toter über die Toten gesprochen und darüber wie sie – mit wenigen stummen Gesten, auf den Seiten einer Biographie oder eines Romans – noch aus dem Grabe heraus zu uns sprechen. Oder auch nicht.
ULRICH BARON
PAUL AUSTER: Das Buch der Illusionen. Deutsch von Werner Schmitz. Rowohlt, Reinbek 2002. 383 S., 19,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.08.2002

Zeremonienmeister des Zufalls
In seinem neuen Roman lobt Paul Auster das Leben im verborgenen

Nichts ist so, wie es scheint. Schon gar nicht, wenn man es wie im Film oder in der Literatur mit Produkten der Phantasie zu tun hat. Autoren erfinden Figuren und behaupten, sie zeigten uns das Leben selbst. Unablässig verwandeln sie Realität in Fiktion, um die Fiktion dann für Wirklichkeit auszugeben. Sie erlösen Dinge und Menschen aus der Bedeutungslosigkeit, indem sie ihnen eine Geschichte geben.

Keiner versteht sich besser darauf, das Unbedeutende bedeutend erscheinen zu lassen als Paul Auster. Bei ihm wird alles zum Menetekel. Er ist der Zeremonienmeister des Zufalls. "Die Musik des Zufalls" hieß einer seiner früheren Romane, dem nun der nicht weniger programmatische Titel "Das Buch der Illusionen" folgt. Mit großer Sorgfalt inszeniert er das Unwahrscheinliche als das einzig Mögliche. Seine Grundannahme besteht darin, daß man ein Leben nur genau genug betrachten muß, um geheime Muster auch da zu entdecken, wo bloß Chaos zu herrschen scheint. Diese Suche nach Zusammenhängen ist eine religiöse Bemühung um Sinn. Sie ist erzählerisch produktiv, weil sie eine narrative Struktur erzeugt. Sie münzt Zufall in Schicksal um und läßt so etwas wie eine Biographie überhaupt erst entstehen. Das Biographische dient als Faden, um disparates Material miteinander zu verbinden: von Schicksalsschlag zu Schicksalsschlag - oder, wenn man so will, von Zufall zu Zufall. Die Zufälle sind die Weichen der Biographie.

Viele Romane Paul Austers bauen folglich auf einem ähnlichen Schema auf: Ein Mensch ist verschwunden, ein anderer begibt sich auf seine Spuren, um sein Leben zu rekonstruieren. In "Stadt aus Glas", dem ersten Band der New-York-Trilogie, war es der mit einem Detektiv verwechselte Schriftsteller Quinn, der einen mysteriösen Professor überwachen sollte. In "Leviathan" erzählt der Schriftsteller Ben Sachs die Lebensgeschichte seines untergetauchten Freundes, der zum Terroristen geworden war. Im "Buch der Illusionen" beschäftigt sich nun der Literaturprofessor David Zimmer mit Hector Mann, einem verschollenen Stummfilmkomiker, der nach einer Kurzkarriere in den späten Zwanzigern verschwand und nie wieder aufgetaucht ist.

Auster erfindet für Mann ein fiktives Werk, das er Zimmer beschreiben und analysieren läßt. Und selbstverständlich ist dabei alles voller Bedeutungen und Zeichen. Manns Filme mit Titeln wie "Ein Niemand" oder "Doppelt oder nichts" verweisen auf den Fortgang des Romans und auf Austers ewige Themen: Abwesenheit, Ich-Verlust, Untergang. Man gerät in ein Spiegelkabinett der Bedeutungen, wo der Film die Wirklichkeit zeigt und die Realität eine unglaubliche Erfindung zu sein scheint. Das Ich aber zersplittert in eine Vielfalt von Geschichten und Bildern.

Zimmer, der Frau und Kinder bei einem Flugzeugabsturz verlor, ist ein prototypischer Auster-Held. Er hat sich zurückgezogen in die Einsamkeit der Depression. Seine Lehrtätigkeit an der Uni hat er aufgegeben, nun arbeitet er an einer Übersetzung der "Erinnerungen eines Toten" von Chateaubriand. Zimmer, selbst mehr tot als lebendig, fühlt sich zu dem französischen Romantiker hingezogen, der seine Memoiren erst nach seinem Tod veröffentlicht wissen wollte, aber Anteilscheine daran verkaufte, um sich so das Alter zu finanzieren.

Um Zimmer zu Hector Mann gelangen zu lassen, setzt Auster eine Krimihandlung in Gang. Eine junge Frau erscheint in Zimmers Haus in Vermont und bedroht ihn mit einer Pistole. Er solle sofort mit ihr nach New Mexico reisen, wo Hector Mann im Sterben liege. Mann habe im verborgenen Filme gedreht, die am Tag nach seinem Ableben verbrannt werden sollen. Es bleibe also nur wenig Zeit, sie anzusehen. Was folgt, ist ein heftige, nur wenige Tage dauernde Liebesgeschichte zwischen dem Professor und seiner Entführerin, einer Frau mit zwei Gesichtern und dem sprechenden Namen Alma Grund. Von rechts ist sie eine Schönheit, links wird sie durch ein großes Muttermal entstellt. Im Spiegelkabinett gilt der Satz "Doppelt oder nichts", und in Auster-Romanen gibt es nichts, was nicht als Zeichen auszulegen wäre.

Auf der Reise nach New Mexico erzählt Alma die Lebensgeschichte Hector Manns, über die sie ein umfangreiches Buch verfaßt. Diese Geschichte nimmt den größten Teil des Romans ein. Sie handelt von Liebe, Eifersucht und Mord und einem Leben im verborgenen, das Hector Mann als Händler, Pornodarsteller, Lebensretter und schließlich als Rancher bestreitet. Auf seiner Farm baut er sich ein Filmstudio, doch die Filme, die dort gedreht werden, darf niemand sehen. So entsteht ein Werk, das doch nicht existiert, ein Werk, dessen wichtigstes Ziel die Vernichtung ist. Auch David Zimmer kann nur noch einen der zwölf Filme sehen; er ist der letzte Zeuge. "Das Innenleben des Martin Frost" ist, wie könnte es anders sein, ein "Meisterwerk". Es handelt von einem Schriftsteller, der in seinem Bett eines Morgens neben einer schönen Frau erwacht, die sich als seine Romanfigur herausstellt. Je weiter er mit seiner Geschichte kommt, um so mehr kränkelt die Frau, und sie würde sterben, wenn er seinen Roman abschlösse. Also wirft er das Manuskript kurz vor der Vollendung ins Feuer, um das Leben seiner Figur zu retten.

Auster erzählt den Film als Geschichte in der Geschichte, die eine weitere Perspektive auf das Thema des negativen Werkes öffnet. Detailliert beschreibt er Kameraeinstellungen, Beleuchtung und Bewegungswege, als gehe es wirklich darum, einen verlorenen Film im Gedächtnis der Nachwelt zu bewahren. Tatsächlich ist diese Parabel das Zentrum des Romans, denn was auf der fiktiven Leinwand geschieht, ereignet sich auch in der Erzählwirklichkeit: Alma Grunds Biographie über Hector Mann wird mit den Filmen verbrannt. Die Erinnerungen David Zimmers sind alles, was von Manns Werk und Leben bleibt. Sie erscheinen schließlich nach dem Muster Chateaubriands postum nach Zimmers Tod; Auster hat seinem "Buch der Illusionen" noch einen fiktiven Herausgeber erfunden.

Mit diesem Roman über den Film kehrt er nach seinen eigenen Filmarbeiten ("Smoke", "Blue in the face" und "Lulu on the bridge") zum epischen Erzählen zurück. Einige Techniken des Films hat er gewinnbringend ins Schreiben übernommen. Er weiß Rückblenden einzusetzen, arbeitet wechselweise mit harten Schnitten und weichen Überblendungen und scheut sich nicht vor melodramatischen Handlungsverläufen. Um ein großes Publikum zu erreichen, spart er nicht an großen Emotionen und atemberaubenden Wendungen. Leichte Lektüre ist sein "Buch der Illusionen" trotz der erzeugten Spannung nicht. Dazu ist es zu überladen mit Zeichen und Querverweisen. Im Spiegelkabinett kann man leicht die Orientierung verlieren. Doch wer Spaß an der Vervielfältigung der Perspektiven hat, kann sich auf hohem Niveau unterhalten und immer wieder neue Zusammenhänge entdecken.

JÖRG MAGENAU

Paul Auster: "Das Buch der Illusionen". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Werner Schmitz. Rowohlt Verlag, Reinbek 2002. 384 S., geb., 19,90 [Euro].

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"A nearly flawless work . . . Auster will be remembered as one of the great writers of our time." -San Francisco Chronicle "Mr. Auster's elegant, finely calibrated Book of Illusions is a haunting feat of intellectual gamesmanship." -The New York Times "This noirish, layered tale will keep you guessing to the very end." -Time Out New York